Amtliche Bekamitmachii«gen.

Die Bezugsscheinausgabestellen

Werden darauf aufmerksam gemacht, daß Bezugsscheine zum Einkauf von dichten Stoffen zur Anfertigung von Stoffvor­hängen, Markisen, Wetterrullos u. dergl., wie zum Einkauf von fertigen Vorhängen» Markisen, Wetterrullos u. dergl. nicht erteilt werden dürfen.

Die Verdunkelung muß durch Fensterläden, Brett und Holzdrahtjalousieen, Papier- und Papiergeweberullos, dunk­len Scheibenanstrich erfolgen.

Calw, den 12. Nov. 1917.

K. Oberamt: Amtmann Stroppel.

Schweinefett.

Gemäß Ziffer 5 der oberamtlichen Anordnungen vom 13. April 1917, betreffend Schweinefettverbrauchs- regelung, Calwer Tagblatt Nr. 86, wird für den Monat November die abzugebende Fettmenge für jeden Versorgungsberechtigten auf 50 Gramm, für Kinder bis zum Beginn des Kalenderjahres, in dem sic das 6. Le­bensjahr vollenden, auf die Hälfte festgesetzt.

Der Einlösungswert der ganzen Schweinefett­marke O sür den Monat November beträgt somit 5V Gramm und derjenige einer halben Fettmarke 25 Gramm.

Calw, den 11. November 1917.

K. Oberamt: Amtmann Stroppel, A.-V.

ob die Alliierten soviel Hilfstruppen zu schicken in der Lage sind, daß ihr Eingreifen Aussicht auf Erfolg verspricht.

Daß man in Frankreich sowohl wie in England mit den letzten Reden der beiden Ministerpräsidenten über die nnlitü-- riiche und politische Laue nicht sonderlich zufrieden ist, sieht man einmal aus dem Rücktritt des französischen Kabinetts, zi.m andern aus der scharfen Stellungnahme der englischen Presse und Volksvertretung gegen Lloyd George's Rede in Paris. Das Kabinet Painlevä mußte zurücktreten, weil es nach Beantwortung der Interpellationen über die militärische und diplomatische Lage bei Stellung der Vertrauensfrage in der Kammer nur 250 Stimmen für sich erzielen konnte gegen­über 192 Ovpositionssiimmen und jedenfalls nicht wenig Sttmmentbaltunqen. Der Gnind für das indirekte Miß­trauensvotum isi teilweise in den inneren, und teilweise in äußeren Verhältnissen zu suchen. Painlevä war der Rechten nnbeanem, und hatte sich auch noch durch sein Vorgehen gegen die Royalisten, denen er angebliche Verschwörung nachsagte, blamiert, weil die Untersuchungen nicht genügend Material zu Taae gefördert hatten, die vollständige Ausschiffung der Sozialisten aus der Regierung aber hatte diese scharf ge­macht, und so fübrte der Angriff von beiden Seilen zum Sturz des Kabinetts. Beschleunigt wurde die Sache noch durch die Katastrophe in Italien. Painlevö stellte fest, daß man französische Truppen nach Italien geschickt habe, und das war schon Grund genug, die Linke in Aufruhr zu brinaen, die doch eine Entlastung der Franzosen fordert. Ge­genüber dieser Tatsache balf auch der Hinweis PainleväS nichts, daß sichgroße Massen van Enaländern an die ita­lienische Froni ergießen", und daß die Verlängerung der eng­lischen Front in Frankreich bald eintreten werde, Es be­ruhigte die Kammermitglieder auch nicht, als er sagte, man wüste jetzt auf allen Gebieten sparen, um Schiffsraum für die Heberst",hrnng amerikanischer Truppen freizumachen, und eS würden alle Maßregeln getroffen, um die Alliierten einheit­lich zu verborgen. Aber die Franzosen glauben nicht mehr an die einheitliche Front. Dazu haben sie anscheinend schon zu bittere Erfahrungen gemacht. Man hielt PainlevS entgegen, wozu die einbeitliche Front bestehe, wenn bei dm Alliierten die alten Jahrgänge nickt aufgerufen würden, wogegen die alten Ia^rgän"? in Frankreich nicht entlasten werden könnten.

Auch Lloyd George hat mit seiner Rede Pech gehabt. Er war anscheinend den englischen Politikern zu freimütig, als er die schweren Niederlagen der Alliierten eingestand, und demgegenüber die englischen Erfolge zu wenig hervorgehoben hatte. Und dasi Enaland noch mehr herangezogen werden soll, das Paß! d a Herren auch nicht. Deswegen wird jetzt in der ganzen Presse Sturm gegen ihn gelaufen, und sein Vorgänger Asguith will ihn darüber interpellieren, wieso er dazu komme, eine so kleinmütige Rede zu halten. Es wird interessant sein zu hören, wie sich die beiden Herren Kollegen auseinandersetzen. O. 8.

D e '>'omilü .e in Rnßl nd.

Kerenskis Truppe« geschlagen?

(WTB.) London, 14. Nov. Reuter meldet: Folgendes ist der vollständige Bericht über die angebliche Niederlage Ke­renskis, wie er in einem drahtlosen Telegramm gemeldet wurde: Gestern hat die revolutionäre Armee nach einem er­bitterten Kampfe bei Zarskoje Selo vollständig gesiegt. Im Namen der revolutionären Negierung befehle ich allen Fein­den der revolutionären Demokratie Widerstand zu leisten, und alle für die Verhaftung Kerenskis notwendigen Maßnahmen zu treffen. Auch verbiete ich alle abenteuerlichen Unterneh­mungen, die das Gelingen der Revolution und dm Triumph der Revolutionäre in Gefahr bringen. Gez.: Murawjew, Oberbefehlshaber der gegen Kornilow kämpfenden Truppen.

Höchstpreise für Zucker.

Der Höchstpreis für Zucker wird hiemit bis zur endgültigen Festsetzung nach Anhörung des Vezirksrats mit Wirkung vom heutigen Tag ab auf

41 «Z für das Pfund Hutzucker und gewöhnlichen Kristallzucker,

43 ^ für das Pfund Würfelzucker und feinem ge­mahlenem Zucker «

festgesetzt.

Calw, den 14. November 1917.

K. Oberamt: Amtmann Stroppel, A.-V.

Runkelrüben

dürfen nach der Verfügung der Landesversorgungsstelle vom 7. November 1917 nur mit Genehmigung der Kaufstelle des Verbands landwirtschaftlicher Genossenschaften in Württem­berg e. V. in Stuttgart, Johaimesstraße 86 abgesetzt, erwor­ben und befördert werden. Ausnahmen: stehe Staatsanzeiger Nr. 263, der auf dm Rathäusern eingesehen werden kann.

Die Kausstclle ist berechtigt, die käufliche Ueberlassung von Runkelrüben zu verlangen.

Gemeinden, die Bedarf an Runkelrüben haben, können solche bei der Kausstclle bestellen; der Höchstpreis beträgt 1 ^ 80 H für den Zentner frei Eisenbahnwagen des Ver­ladeorts.

Calw, dm 14. Nov. 1917.

K. Oberamt: Amlmann Stroppel, A.-V.

Die Nacht vom 12. November wird in der Geschichte fort­leben. Auf Kerenskls Versuch» gegcnrevolutionäre Truppen gegen die Hauptstadt vorrücken zu lasten, ist eine entscheidende Antwort gegeben. KerenSki zieht sich znrück und wir ergreifen die Offensive. Die Soldaten, Matronen, Arbeiter von Pe­tersburg wissen, daß sie mit dm Waffen in der Hand ihren Willen und der Demokratie zum Siege verhelfen müssen, und sie werden das tun. Die Bourgeoisie hat versucht, sie durch die Macht des KosakeninmZ zu vernichten. Die Versuche sind mißglückt. Arbeiter und Bauern! Der große Gedanke der ^berherrichast der Demokratie hat alle Ränge in der Armee bereinigt und ibrm Willen gestärkt. Das ganze Land wird sagen, daß die Herrschaft der Sovjets nicht nur vorübergehen­der Natur ist. sondern eine unabänderliche Tatsache, und daß sie die Ucbermacht der Arbeiter, Soldaten und Bauern be­deutet. Kerenski Widerstand leisten heißt den Grundbesitzern, der Bourgeoisie und Kornilow Widerstand leisten; Kerenski bekämpfen bedeutet auch die Befestigung des Rechtes des Volkes auf Frieden, Freiheit, Land, Brot und Macht. Die Palkow-Abteilung hat durch einen tapferen Schlag die Sache der Revolution der Arbeiter und Bauern gestärkt. Es wird keine Rückkehr zur Vergangenheit mehr geben. Wir muffen noch kämpfen und uns anfopfern, um die Hindernisse aus dem Wege zu räumen; aber der Weg ist jetzt frei und der Sieg sicher. Das revolutionäre Rußland und die Sovjels haben ein Recht darauf, auf ihre Polkow-Abteilung, die un­ter dem Befehl des Obersten Waiden stand, stolz zu sein. Hasset uns allezeit der Gefallenen gedenken und die Kämpfen­den verherrlichen. Lange lebe das revolutionäre, demokratische und sozialistische Rußland. Im Namen der Volkskommissare, gez. Trotzky.

Ein Aufruf des allg. russischen Armeekomitees.

(WTB.) Wien, 14. Nov. Aus dem Kriegspressequartier wird folgender Aufruf mitgeteilt: Russisches Hauptquartier, 14. November, 8.30 Uhr vormittags. An Me! .Im Namen der sofortigen Liquidierung der Krise, des erfolgreichen Kam­pfes gegen die Anarchie, des. Zusammenschlusses aller demo­kratischen Kräfte gegen das Anwachsen der Gefahr von rechts und der Erhaltung der Ruhe und der Einigkeit an der Front unterstützt das Allgemeine Armeekomitee die Bildung einer einheitlichen Regierung in der Zusammensetzung von Anti- national-Sozialisten bis einschließlich der Bolschewikt, aber auf der Gmndlage der unverzüglichen Einberufung der ver­fassunggebenden Versammlung, des sofortige« Vorschlags eines allgemeinen Friedens und der Uebergabe des Bodens an das Bodenkomitee. Der Vorsitzende des Allgemeinen Armeekomitees: Peretrestow, Hauptquartier.

Kerenski Sieger?

(WTB.) Kopenhagen, 14. Nov. Die Nachrichten aus Petersburg lauten immer widerspruchsvoller, jedoch verstärkt sich der Eindruck immer mehr, daß die Meldungen, die gestern von Ententeseite in Stockholm über angebliche Siege Ke­renskis und Kornilows in Petersburg verbreitet wurden, zum mindesten stark übertrieben sind. Die letzten Nachrichten, die über Haparanda und Rußland eingegangen sind, besagen vielmehr, daß Lenin noch Herr in Petersburg ist nnd daß die Kämpfe um die Hauptstadt noch andanern. Aus Bolschewiki- blättern geht hervor, daß in der Nähe von Zarskoje Selo am letzten Samstag ein heftiger Kampf zwischen Truppen der früheren Regierung und den Bolschewik! begann. Der Kampf sei blutig gewesen, und es habe über 1000 Tote und Ver­wundete gegeben. Die Truppen KerenSkis hätten gesiegt, und die Bolschewikt hätten sich in Richtung Petersburg zurück­ziehen müssen, von wo ihnen bewaffnete Arbeiter zu Hilfe gekommen seien. Das BlattKalewa" vom Montag meldet, daß Kerenskis Truppen am Sonntag in Petersburg einge­rückt seien, wo sich Teile der Garnison ihnen cmgejchlosien

Verarbeitung von Kartoffeln auf Brannkweln.

Durch die Verfügung des Staatssekretärs des KriegS- ernährungsamts vom 11. Oktober 1917 RGBl. S. 898, ist bestimmt worden, daß Unternehmer landwirtschaftlicher B» triebe, sowie Genossenschaften die schon vor dem 1,5. Sep­tember 1917 errichtet worden sind, selbstgezogene Kartoffel» in der eigenen Brennerei mit der Maßgabe verbrennen dür­fen, daß nur soviel Kartoffeln verbrannt werden dürfen, als dem für das Betriebsjahr 1917/18 festgesetzten Durchschnitts- brande bei einem Verbrauch von achtzehn Zentnern Kartof­feln für den Hektoliter reinen Alkohols entspricht.Im üb­rigen dürfen Kartoffeln in Brennereien nur verarbeitet wer­den wenn sie von der Reichskartosfelstelle oder einer von dieser beauftragten Stelle oder von einem Kommunalverband mit Zustimmung einer dieser Stellen zur Verarbeitung zuge­wiesen sind." Durch Verfügung der Reichskartosfelstelle vom 2. November 1917 N. «. 21 946 ist der Landeskartoffelstelle Verwaltungsabteilung eine allgemeine Befugnis, Kartoffeln zur Verarbeitung auf Branntwein freizugcben, zugestanden worden. Auf Grund dieser Einräumung hat die LandeS- kartoffelstelle den Komiminalvcrbänden die Ermächtigung er­teilt, Kartoffelcrzeugern die Veräußerung von Kartoffeln zum Verbrennen in Mengen bis zu höchstens 20 Zentner unter der Voraussetzung zu gestatte», daß zuvor der Nachweis er­bracht wird, daß die Ware sich zur menschlichen Ernährung nicht eignet.

Calw, den 9. Nov. 1917.

K. Oberamt: Amtmann Stroppel, A.-V.

hätten. Es seien außerordentlich heftige Straßenkämpfe vor­gekommen, aber am Montag hätte sich die Lage gewendet. Die Truppen KerenSkis seien von Bolschcwiki-Trnvvcn a»8 Reval im Rücken angegriffen worden, wobei 6000 Mann zu den letztere» übergingen. ES verlautet, daß Kerenski im Hauptquartier in Gatschina gefangen genommen gewesen sei, daß es ihm jedoch gelungen sei, wieder zu entkommen.Sa- downa Schisn" meldet, daß Kaledin mit seinen Truppen in der Nähe von Jarkow stehe. Es heißt, daß er zum Diktator Rußlands ernannt sei. Kornilow.befinde sich in Moskau, wo blutige Kämpfe zwischen den Regierungs- und Volschewiki- Trupven stattgefunden bätten. Es sei ibm gelungen, die Bol­schewik! zu besiegen» so daß die Anhänger der vorläufigen Regierung Herr der Stadt seien. Die Anzahl der Toten und Verwundeten sei groß.

Angebliche Maßnahmen der Marimalisten.

(WTB.) Berlin» 16. Nov. LautBerliner Lökalanz." bringt derCorriere della Sera" ein Telegramm von der russischen Grenze ohne Ortsangabe, wonach die Marimalisten in die Petersburger Staatsgeväude, Banken und Kirchen Sprengmittel legten für den Fall eines Angriffs KerenskiS auf Petersburg.

Von unfern Feinden.

Cadorna dankt für die Ehre.

(WTB.) Paris, 14. Nov. (Havas.) DerTemps" teilt mit, daß General Cadorna das Anerbieten, Italien in dem gemeinsamen Generalstab der Alliier­ten zu vertreten, abgekehnt habe, Der militärische Ver­treter Italiens sei noch nicht offiziell bestimmt. Da man Cadorna als Oberbefehlshaber in Italien absetzen wollte, so sollte er wenigstens einungefährliches" Ehrenamt erhalten. Das scheint dem We^erstrat-' aber doch nicht genügt zu haben. Die Schrift!.

Italien von Senegalnegeru bewacht!

Berlin, 14. Nov. Wie bist du ach so tief gesunken! Daß sich die stolzen Italiener bereits unter die Poli­zeigewalt schwarzer Senegalneger beugen, ist ein neuer Beweis der Umwertung aller Werte in diesem Welt­krieg. Wie Flüchtlinge, die aus den italienischen Erenz- orten in der Schweiz eintreffen, übereinstimmend be­richten, wurden in Mailand am 29. Oktober alle Straßen und Plätze von französischen Ncgertruppen be­setzt, welche die Ordnung in der über die italienischen Niederlage in Freudentaumel geratenen Stadt Mai­land wiederherzustellen hatten. Edler d'Annuncio wird Dich dieser neueste Triumph Deines glorreichen Vater­landes zu Heldengesängen begeistern?

Die Angst der englischen Machthaber vor der Revolution.

(WTB.) Bern, 14. i^ov.-Daß es Furcht vor der Re­volution ist, was die Machthaber Englands abhält, einen Verständigungsfrieden anzunehmen, ergibt eine in Manchester am 7. November gehaltene Rede des Parlamentsmitglieds Oberstleutnant Sir Hamar Greenwood, der als Schatzmeister des von Lloyd George gegründeten nationalen Kriegszielaus- -schusses einer in der Manchester Townhall abgehaltenen Kriegszielkonferenz beiwohnte. Er führte aus, die Nation stehe jetzt inmitten der schwersten Krisis des Krieges. Er teile nicht den Optimismus weiter Kreise, zu glauben, daß die Militärmacht Deutschlands gebrochen oder auch nur geschwächt sei. Man könne diese Macht nur durch größere Machtvermeh- mng des Heeres und der Flotte überwinden. Ein Hosfnungs- schein sei die Tatsache, daß die Alliierten mehr Hilfsquellen i Menschen, Material, Munition und Geld befassen, als die Mittelmächte. Auch sei durch den Eintritt Amerikas in den