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Nr. 239.
Amis- und Anzeigeblati für den Oberamisbezirk Calw.
92. Jahrgang.
GrichetNungOnrelle: Smai wöchentlich. Anzeigenpreis: Hm Oberamt-- bezirk Lalrv mr die einspaltige Heile 10 Vfg.» außerhalb desselben 13 Psg. Reklamen 35 Psg Schluß kür Anzeigenannahme g Uhr vormittag-. Fernspr. S
Freitag, den 12. Oktober 1917.
Vc''.rg«p ret-r. In der Stadt mit Trügerlohn Mk. 1HS vierteljährlich, o.l-e-ug-pret- Un OrtS- und R^chbarort-ver kehr Mk. 1.88. im Fernverkehr 1.68 Bestellgeld in Dürr emberg SO P g.
D!e ^age auf den Knegsschauplätzea.
Die deutsche amtlich« Meldung.
Französische Angriffe nordöstlich Apern abgemiesei».
Eine Luftschlacht bei Ypern.
(WTB) Großes Hauptquartier, 11. Oktober. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprrcht: Im flandrischen Küstenabschnitt und zwischen Blankartsee und Poehl-Lapclle steigerte sich der Artil- leriekampf nachmittags zu großer Stärke. Bei Draaibank griffen die Franzosen erneut an, ohne einen Erfolg zu erziele». Bus dem Kampffeld« östlich von Ypern war daS Feuer wechselnd stark. Die Engländer griffen nicht an. Bei einer abends biS über Zonnebcke und Zandfoda sich entwickelnden Luftschlacht, an der rund 80 Flieger beteiligt waren, wurden drei feindliche Flieger «-geschossen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: dem
Ostufer der MaaS entrissen niederrheinifche und westfälische Bataillone nach wirkungsvoller Feuervorbcreitung den Franzosen durch kraftvollen Ansturm wichtige- Gelände im Ehaumewald. Der Feind führte vier kräftige Gegenangriffe, die sämtlich verlustreich scheiterten. Mehr als 100 Gefangen« und einige Maschinengewehre fielen in unsere Hand. Auch südöstlich von Beaumont und Bezonvaux hatten einige Vorstöße in die sranzöfischen Linien vollen Erfolg.
Oestlicher Kriegsschauplatz. LaS an mehreren Stellen der Front lebhafte Störnngsfencr verstärkte sich zeitweilig In der rumänischen Ebene und bei Brala, daS von den Russen beschossen wurde. Zur Vergeltung nahmen unsere Batterien Galatz unter Feuer, wo Brände auSbrache».
Mazedonisch« Front: Lebhafte Artlllerictätigkeit in der Enge zwischen Ochrida- und Prespasee. Im Cernabogen nnd zwischen Wardar- und Dojransee mehrfach vorstoßcnde Er- knndnngSabteilungcn der Gegner wurden vertrieben.
Im September beträgt der Verlust der feindlichen Lnft- streitkräste an den deutschen Fronten 22 Fesselballone und 374 Flugzeuge, von denen 167 hinter unserer Linie, die übrigen jenseits der gegnerischen Stellungen erkennbar abgestürzt sind. Wir haben im ganzen 82 Flugzeuge nnd 5 Fesselballone verloren.
Der erste Generalquarticrmeister: Ludendorff.
Die englischen Berichte von der Westfront.
(WTB.) London, 11. Okt. Amtlicher Bericht vom 10. Okt. morgens: Der Feind lieferte gestern abend einige Gegenangriffe in der Nachbarschaft der Eisenbahn Ypern— Städten. Diese wurden alle zurückgewiesen bis auf südlich der Bahn, wo unsere vorgeschobenen Truppen an einer Front von 2000 Yards auf eine kurze Strecke zurückzugehen gezwungen waren. Andere Gegenangriffe des Feindes nordöstlich Broodseinde wurden im Laufe des gestrigen Eefechies unternommen. Sie wurden mlt Verlust zurvckgeschlagen. Wir führten einige erfolgreiche Ucberfcllle südlich des Scarpe- stuffes aus. Heftiger Regen fiel heute wieder. — Heeresbericht vom 10. Okt., abends. Im Laufe des Tages führten feindliche Angriffe gegen unsere neuen Stellungen in der Nähe der Eisenbahn Ypern—Staden zu einem örtlichen Kampf, ohne eine wesentliche Aenderung in der Lage herbeizuführen. Weitere Gegenangriffe wurden vom Feind nicht gemacht. Die Zahl der von uns gestern gemeldeten Gefangenen beträgt 2038, darunter 29 Offiziers. Diese Zahl schließt die 400 von den Franzosen gemachten Gefangenen ein. Wir erbeuteten auch einige Feldgeschütze und eine Anzahl Maschinengewehre »nd Grabenmörser. — Flugwesen: Am 0. Okt. wurden nur wenige Flüge ausgeführt, außer a» der Schlqcht- front, wo ci» großer Teil Arbeit trotz starken Sturmes «nd dicken Dunstes verrichtet winde. I» Lnftkänipsen wurden vier deutsche Flugzeuge abgeschosseu und zwei andere steuerlos zum Niedergehen gezwungen. Zwei unserer Fiiegcr wer den vermißt.
Die französischen Hoffnungen ans Amerika-
Genf, 11. Okt. Die Pariser „Humanitc!!" enthält einen Bericht über die Gehcimberatung des sozialistischen Kongresses In Bordeaux am letzten Montag. Boa
Interesse ist die Mitteilung des früheren Ministers Thomas, daß die im kommenden Frühjahr einsetzende amerikanische Hilfe eine Million Mann neue Truppen an die französische Front und die Verdoppelung der französischen Artillerie bringen würde. Die Erklärungen Thomas' sollen nach der „Humanitö" einen großen Eindruck auf die anwesenden Deputierten gemacht haben.
Neue ll-Bootserfolge.
(WTB.) Berlin, 11. Okt. (Amtlich.) Die Tätigkeit unserer U-Boote im Atlantischen Ozean hat wiederum zur Vernichtung einer Reihe von Dampfern und Seglern mit besonders wertvollen Ladungen geführt. Unter den versenkten Schiffen befinden sich der bewaffnete französische Dampfer „Dinorah" mit 6750 Tonnen K"h len, der aus Geleitzug herausgeschoffen wurde, der französische Dampfer „Italia" mit Lebensmitteln und Wein nach Bordeaux, sowie der französische-Segler „Europe" mit 4600 Tonnen Weizen nach Bordeaux und die bewaffnete französische Viermastbark „Perseverance" mit 4000 Tonnen Salpeter nach St. Nazaire. Außerdem wurde ein englisches bewaffnetes Fahrzeug vernichtet.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
Ein amerikanisch-italienisches Seegefecht.
Berlin, 12. Okt. Aus Basel wird dem „Berliner Lokalanzeiger" mitgeteilt: Nach einer Havas-Meldung aus Washington meldet der Staatssekretär der Marine, Daniels, die Beschießung eines italienischen Unterseebootes durch ein amerikanisches Patrouillenschisf. Infolge eines Irrtums antwortete das Unterseeboot nickt auf die Signale. Ein Offizier und ein Mann wurden getötet. Daniels drückte dem italienischen Marineminister sein tiefstes Bedauern und seine Sympathie für die Opfer dieses bedauerlichen Zwischenfalls aus.
Unerquickliches in der inneren Politik. Das Echo im Ausland.
Der Reichstag war nach seinen Sommerferien schon in sehr gereizter Stimmung zusammengetreten. Der Grund für diese Nervosität lag keineswegs in etwaigen Befürchtungen über die auswärtige Lage, das muß klar herausgehoben werden, denn wir haben einmal im Westen den ungeheuren Ansturm der Engländer, Franzosen und. Italiener glänzend abgewiesen, und wir haben im Osten so hervorragende Wasfen- taten zu verzeichnen, wie die Wiedereroberung säst ganz Galiziens und der Bukowina und den Vormarsch in Livland, daß wir wirklich keine Angst vor der Zukunft zu haben brauchen. Der Anlaß zu dem häßlichen Streit war auch nicht die militärische Sette unserer Kriegslage, sondern die politische. Die Mehrheitsparteien des Reichstags, Zentrum, Volkspartei und Sozialdemokratie, waren ob ihrer Friedenskundgebung vom 19. Juli, in der sie ähnlich der Kundgebung der Regierungen der Mittelmächte die Bereitschaft des deutschen Bolkcs zu einem Verständigungsflieden aussprachen, der na- iirlich aber Deutschland und seinen Verblindelen die nötige politische und wirtschastllchenLreihett gewährleistet, durch ein Trommelfeuer von Angriffen überschüttet worden. Man warf ihnen vor, sie wollen dem deutschen Volk einen Hungerfrieden bringen, sie würden durch diese Kundgebung lediglich den Eindruck der Schwäche bei unsern Feinde» erwecken, und dadurch den Krieg verlängern, ja man warf den Vertretern dieser Parteien die gerade nicht als Auszeichnung wirkende Charakterisierung: Bäterlandsventster an den Kopf. Dazu l.im, daß im Heer anläßlich des durchaus angebrachten Aus- kläriingsdicnstes übe «^Deutschlands Lage, über die Ziele seiner Feinde und über die schreckliche Zukunft, der wir im Falle einer Niederlage cntgegengingen, manche dafür verwendeten Redner ihre» Auftrag überschritte», indem sie ihre „Aufklärung" auch aus das politische Gebiet übertrugen, und weidlich auf die Reichsiagsmeyrheit losschimpsten. Im Schützengraben aber stehe» mcht»la„1er junge Leute, die ge- ae» politische „Spitzen" nicht reagieren, da sind eben jetzt
großenteils politisch unterrichtete Leute, die von heute auf morgen ihre Parteianfchauung nicht wechseln, und von denen viele deshalb mit dieser Art von Aufklärungsdienst nicht einverstanden waren. Auch die Zioilbehörden haben nach d ->^ Eingeständnis der Regierungsvertreter in dieser Richlu g hier und dort „gesündigt". Wie wir die Sache ansehen, dürfen die Beschuldigten zweifellos den Schutzparagraphen der Wahrung berechtigter Interessen (des Vaterlandes) für sich in Anspruch nehmest, wenn man andererseits auch nicht in Abrede stellen kann, daß die Erregung der Mehrheitsparteien Uber die Auslegung ihrer Friedenskundgebung durchaus gerechtfertigt war. Die Mehrheitsparteien, insbesondere aber das Zentrum und die Volkspartei, wehren sich entschieden gegen den Anwurf, sie wollten einen faulen Hungerfrieden, und nach den verschiedentlich von deren Vertretern gegebenen Kommentaren zur Friedenskundgebung liegt diesen Parteien nichts ferner als der Gedanke, der Reichsregierung etwa ganz bestimmte Friedensbedingungen vorzuschlagen, die unsere Interessen schädigen könnten. Auch in der Haltung der Mehrheitssozialisten ist zu erkennen, daß sie unsere Regierung nicht so binden wollen, wie man es ihnen oorwirst, wenn hier auch gesagt werden mutz, daß ihre ideologischen Eedankengänge auch heute noch nicht, nach so schlimmen Erfahrung»-» mit der sozialistischen Internationalen, eine de« realen Tatsack-en entsprechende Haltung aufkommen lassen. Man hätte bei Beurteilung der ganzen Sachlage alle diese Momente in Rechnung stellen sollen, dann hätte manches von der Schärfe der Auseinandersetzungen in der deutschen Presse und im Reichstag zum Nutzen unseres Vaterlandes genommen werden können. So aber entstand entsprechend der Schärfe des Angriffs gegen die Mehrheitsparteien naturgemäß eine ebenso scharfe Abwehr, «nd der Zweikampf wurde dann im Reichstag „bis zur Abfuhr" fortgesetzt. Noch um einen Grad erhöht wurde die jedem Deutschen geradezu peinliche Situation durch die Haltung der Negierungsvertreter, die am ersten Tag der Interpellation die politische Stimmung nicht recht trafen, weil, was ihnen zugute gehalten werden muß, die Erregung des Reichstags auf sie eingewirkt hatte. Auch bezüglich der Behandlung des Marineskandals hatte man keine glückliche Hand. Man hätte diese Angelegenheit sofort noch vor dem Zusammentreten des Reichstags in die Oeffentlichkett bringen sollen, dann hätte die Regierung zweifellos die große Mehrheit des Reichstags auf ihrer Seite gehabt, und die Herren Haase, Dittmann und Vogtherr, die wirklich keinen Anspruch mehr darauf erheben können, Deutsche genannt zu werden, hätten nicht noch die Pose der gekränkten Unschuld aunehmen können. Auch im Ausland haben die „Enthüllungen" des Staatssekretärs des Reichsmarineamts sehr schlecht gewirkt. Man schreibt diesen Vorgängen jetzt womöglich eine ganz andere Bedeutung zu, als sie tatsächlich haben. Denn das weiß natürlich jedermann im deutschen Volk, daß eine Meuterei in Flotte ausgeschlossen ist. Und wenn unsere Feinde daraus ihre Rechnung einstellen wollen, dann könnten sie nocheinmal 3 Jahre Krieg führen. Aber man steht aus diesen unerquicklichen Geschichten, daß unsere innere Politik andere Richtlinien erhalten mutz, wir müssen in unserer Kritik mehr Rücksicht auf das Endziel nehmen, wenn wir nicht unheilbaren Schaden anrichten wollen. 0. 8.
Di« französische Presse ,u de« letzte« Reichsiags- verhandlvngen.
(WTB.) Ber«, 12. Ott. Die Verhandlungen des Reichs- tags und die Aeußeruugen des Reichskanzlers und des Staatssekretärs v. Capelle werden von den vorgestrigen fron- zösischc» Abendblättern in ihren Auslandsausgaben eingehend in der Wölfischen Auslandsjassung abgedruckt, ebenso die Aeußerungen des des Staatssckrciärs v. Kühlmann über Elsaß Lothringen. Kommentare liegen nur wenige vor, jedoch werden vor allem die Aeußerungen Capelles besprochen. „Petit Parisien" erklärt, die Verwirrung in Deutschland nach dem Sturze Bethmanns nehme täglich zu. Die Ausführungen Capelles seien wohl absichtlich übertrieben gewesen, um wie früher einen Mehrheitsblock «m die Regierung zu bilden. Kühlmann scheine der kommende Mann zu sein. Die Aus-