auf der ganzen K'a'mpszoffe tlegen. Auch diesek Ee Großkampf englischer und französischer Massen endigte mit einem völligen Mißerfolg und bewies wiederum, wie in den vorhergehenden 9 Großkampftagen an der Flandernfront, daß auch der stärkste Einsatz und die größte Ueberlegenheit an Menschen und Material nichts gegen die Widerstandskraft der heldenhaften deutschen Flandernarmee vermögen. Allen 10 Angriffen an der Flandernfront ist jeder strategische Erfolg versagt geblieben und die Zermiirbungstaktik der Entente trifft Engländer und Franzosen schwerer am eigenen Leibe, als die Deutschen.
Der französische Bericht über di« Ppernschlacht.
(WTV.) Paris, 10. Okt. Heeresbericht von gestern Abend: In Belgien verlief der heute morgen von UNL unternommene Angriff unter besonders glänzenden Umständen. Nachdem unsere Truppen den sumpfigen Bach Prombeck überschritten hatten, nahmen sie mit bewundernswürdigem Schwung auf einer Front von
Kilometer die vom Feinde angehäuften Verteidigungsanlagen trotz der Geländeschwierigkeiten und der schlechten Witterung. Die Dörfer Jean, Mangelaare, Veldhoek. sowie viele zu Blockhäusern eingerichtete Gehöfte fielen in unsere Gewalt. Unser Vordringen, das eine mittlere Tiefe von 2 Kilometern erreicht hat, führte uns bis zum Südrande des Houthoulsterwaldes. Unsere Flieger haben trotz des stürmischen Wetters bei den Angriffen mitgewirkt, indem sie die feindliche Infanterie aus geringer Höhe mit Maschinengewehren beschossen und die Verbindung mit den anderen Waffengattungen sicherten. Die Zahl der bisher gezählten Gefangenen übersteigt 300, darunter 12 Offiziere.
Neue U-Bootserfolge im Mittelmeer.
(WTB.) Berlin. 10. Okt. (Amtlich.) J>> allen Teilen des Mkttelmeers wurden dem fei. Glichen Schiffsverkehr durch unsere U-Boote wieder schwere Verluste zugefügt. 12 Dampfer und 33 Segler mit zusammen über 46 000 Bruttoregistertonnen sind trotz des bereits stark verminderten Seeverkehrs versenkt worden. Darunter waren zwei Transporter, beide wahrscheinlich mit Truppen an Bord, ferner der englische Dampfer „Gibraltar" (3803 Tonnen) mit 5000 Tonnen Getreide nach Südfrankreich und der griechische Dampfer „Alkyon" (2460 Tonnen) mit 3500 Tonnen Kohlen für Italien.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
Die Schlacht in Flandern. — Die auswärtige Politik im Reichstag.
Am Dienstag haben die Engländer mit Unterstützung» der Franzosen im Raum östlich und nordöstlich von Ppern wieder einen Hauptsturm zur Durchbrechung der flandrischen Front durchgeführt, mit 6 Armeekorps auf einem Frontabschnitt von nur etwa 18 Km- Der Hauptdruck scheint gegen Poelcapelle (10 km nordöstlich von Ppern) und den dicht nördlich anschließenden Houthoulsterwald ausgeübt worden zu sein. Dort haben die Feinde auch infolge ihres Masseneinsatzes örtliche Erfolge zu erringen vermocht, während sie von Paschendaele bis Eheluvelt, also direkt östlich von Ppern, nicht vorwärts gekommen find. Das zähe Festhalten Englands an dem Plane, die flandrisch« Küste zurückzugewinnen, beweist uns klar, welche strategische und politische Bedeutung die Engländer dem Besitz Flanderns beimessen. Man kann
eS deshalb verstehen, daß die belgische Frag« für England zum Angelpunkt der Friedensfrage überhaupt gemacht wurde, denn ein an der flandrischen Küste fitzendes Deutschland mit einer starken Flotte würde in der Lage sein, den Seeherrschaftsdünkel Englands auf absehbare Zeit gebührend einzuschränken. I» seiner vorgestrigen Rede hat der deutsche Staatssekretär des Auswärtigen. Dr. Kühlmann, zwar indirekt darauf hingewiesen, daß die deutsche Regierung bezüglich Bel ens mit sich sprechen lassen werde, selbstverständlich, wenn England auf anderen Gebieten, namentlich aber in Bezug auf die Freiheit der Meere, wo wir tatsächliche Sicherheiten verlangen, entsprechende Zusagen macht, aber man wird sich auch mit den Erklärungen des ba > Ministerpräsidenten in der Abgeordnetenkammer i erklären
muffen, daß es nötig ist, unter allen Umstüiid '.irische und
wird in dieser Gegenwart erobert. Llm Großes geht's, um altes! Lind wenn Ou den letzten Groschen dem Vaters lande leihst, armselig und klein bleibt's immer noch gegenüber dem^ was Draußen im Feld jeder einzelne leistet. Also
fort mit törichter Aengstlichkeit, fort mit „Wenn" und ^Aber", fort mit Klagen und Zaudern:
> ^
Rede nicht! Frage nicht! Ä Zeichne! !
wirtschaftliche Sicherung«! -alten. Wir haben für Belgien im Kriege ungeher., Ei nwendungen gemacht, .die wir nicht ohne weiteres in den Kamin schreiben können, wir haben den vor dem Krieg in ihrer kulturellen Entwicklung von den Wallonen unterdrückten, uns stammesverwandten Manien zur Wiederherstellung ihrer sprachlichen Gleichberechtigung verholfen, wir werden diese Errungenschaft im Sinne des Nationalitätenprinzips unbedingt zu erhalten trachten
muffen. Für eine solche Behandlung der helgische,i Frag, wird die Negierung, wie Dr. Kühlmann es für die Frie densfrage wünscht, den großen Teil des deutschen Volkes hin ter sich haben, ebenso wie bei Betonung des festen Willens daß Verhandlungen über die Zurückgabe Elsaß Lothringens, oder auch »ur Abtretung kleinerer Teile ausgeschlossen sind. In neutralen Kreisen hatte inan anscheinend die Hoffnung gehegt, Deutschland werde auf die Aufmunterung des Vati kans hin in dieser Frage Zusagen machen, nur um den Her ren Franzosen, die nicht geruht haben, bis sie den „Revanche" krieg hatten, die Genugtuung eines Triumphes zu gebe». Dr. Kühlemann hat am Dienstag unter dem Beifall der gesamten deutschen Volksvertretung ganz energisch abgewinkt, so- daß im neutralen Ausland jetzt die bewegliche Klage aufgetaucht ist. der Frieden werde unter diesen Umständen nichl näherrücken. Engalnd hat sich gegenüber Frankreich auf El saß-Lothringen verpflichtet, solange Frankreich selbst an dieser Forderung festhält. Die Franzosen werden sich also jetzt zu überlegen haben, ob sie noch weiter Tausende ihrer Söhn, für dieses unerreichbare Ziel opfern wollen. Das kam i, allen Reden der Reichstagsabgeordneten vorgestern zkini Ausdruck, wir setzen dem Vernkchtungswilleu unserer Feinde, namentlich Englands, den unbeugsamen Willen zum Widerstand bis zum Ende entgegen. Was unsere Interessen im Osten anbelangt, so kam auch der berechtigte Wunsch zum Ausdruck, die Deutschen in Kurland and Livland nicht mehr in russischen Händen zu lassen. So beginnt sich nach und nach auch innerhalb der deutschen Volksvertretung' eine Klärung über die deutschen Friedensbedingungen anzubahnen, die unserer Regiemng ihre Aufgabe, die deutschen Interessen bei den Friedensverhandlungen mit der nötigen Festigkeit zv oertreten, wesentlich erleichtern würde. o. L.
Von unfern Feinden.
Die Zustände in Italien.-
(WTB.) Berlin. 11. Okt. lieber die Zustände' uc Italien entnehmen wir einem Privatbrief aus Zürich vom 29. September 1917 das folgnede: In Italien steht inan, gelinde gesagt, vor" einem Systemwechsel s la Russe. Zur Einleitung haben sie den Turin«» Hauptbahnhof in die Luft gesprengt und die umliegende« Hotels angezündet mit Ausnahme eines einzigen, i« dem Giolitti wohnte, im Hafen von Genua Schiffe angezündet usw. Die Desertionen find überhaupt nicht mehr zu zählen. Zum Teil mit Maschinengewehren usm. im Gebirge verschanzt sind, wie es heißt, etwa 100 Mt! Mann. Die Truppen werden waffenlos an die transportiert. Für den Herbst steht woh, nr...) alleri. - zu erwarten, das ich nicht schreiben mag.
Berlin, 11. Okt. Dem „Berliner Lokalanzeiger" zu' folge verurteilte das römische Militärgericht zwei Italiener und einen Trientiner wegen Hochverrats und Beihilfe an den Brandstiftungen im Hafen von Genua und an der Explosion in dem Dynamitwerk Cengio zum, Tode durch Erschießen.
Zum Fall Türmet.
(WTB.) Paris. 10. Okt (Reuter.) Fpau Turmei ist verhaftet worden. — Der Fall Tunnel soll also zur. Staatsaktion gemacht wecken. Wie wir seinerzeit meldeten, wird der Abgeordnete Turmel beschuldigt, gegen große Summen Deutschland den Jnhait der dieses Frühjahr in der französischen Kammer geführten Ge-
23.
Die Geschichte
des Diethelm von Büchenberg
von Berthold Auerbach.
Elftes Kapitel.
Der Schnee wirbelte um ihn her, und Diethelm fuhr durch die Nacht dahin heimwärts, seine Wangen glühten, und die Schneeflocken, die darauf fielen, konnten die Glut nicht löschen. Am ersten Berg hielt er an, öffnete den Kutschensitz, aber nicht um seinen Inhalt, verborgen vor jedem Späherauge, zu zerstreuen; er legte drei der geweihten Kerzen noch zu d. »! Kienholz. Er fühlte einen Stich durchs Herz, und doch bewegte ihn ein freudiger, erfindungsreicher Gedanke- diese Kerzen brennen eine volle Tag- und Nachtlänge. mit ihnen läßt sich verdachtlos etwas bewirken. ,
Im Schritt den Berg hinanfahrend, überdachte Diethelm > fein ganzes vergangenes Leben. Er spürte ein Jucken in den Augen, als er der unsäglich vielen Freuden gedacht die er > feinen Eltern und allen seinen Angehörigen bereitet hatte; und plötzlich stand es vor ihm, daß sein Bruders!,nd in Elend verkomme, wenn er nicht dem Kübler zur Ansasiigmachung verhelfe. Alles, was er tue. sei ja zum Guten. Und letzt war es, als sähe er seine Fränz, wie sie unter den Menscheu herumgestoßen würde, die lein Erbarmen haben, und sich selber sah er sterbenskrank und in Not und verlassen. Es
*"^Heute kehrte Diethelm freiwillig auf der kalten Herberge ein. Es war ihm hier nicht mehr wie einem verzauberten Hause zu Mutei alles hatte einen freundlichen Anschein, und das behäbige und wohlgemute Wesen des Wirtes sprach es deutlich aus, daß man nach einer solchen Tat wieder frischauf leben kann. Diethelm suchte sich immer mehr ein- »ureden. daß der böse Leumund die Wahrheit verkünde und dieser Wirt ein Brandstifter sei. So saß Diethelm in sich gekehrt und mit glänzenden Augen umschauend, als em alter Bekannter, der Reppenberger, eintrat und seinen Glücksstern pries, daß er ihm einen Weg erspare, den er eben zu D,et- helm machen wollte. Er berichtete, wie er endllch ernen willigen Käufer gefunden, der den gesamten Wollvarrat zu uiuem Preise übernehme, bei dein für Diethelm noch ein
mäßiger Gewinn sich ergab. Reppenberger hatte mir so le
bendiges Mundstück und wußte es durch Weinzufuhr immer neu zu beleben, daß er gar nicht merkte, wie zerstreut und stotternd Diethelm stets antwortete;, wenn er nicht lautlos darein starrte, als hätte er gar nichts gehört. Denn Dret- helnffwar es in der Tat, als treib« der Teufel sein Spiel mit ihm. Kaum gibt er ihm die Kerzen in die Hand und erregt in ihm die erfindungsreichen Gedanken: da kommt die Versuchung und will alles zum leeren Possenspiel und zu Nichte machen. Ist darum alles Bedenken und alles innere Zagen überwunden, damit alles ein eitles Spiel um nichts sei? Das Herz, das einmal den festen Willen zur bösen Tat gefaßt, sieht leicht diese schon als in sich vollbracht an, und wie mit dämonischer Gewalt wird es immer wieder dazu ge- drängt, und alle Ablenkungen erscheinen nicht als das was sie find, sondern als Hindernisse, die übersprungen und besiegt werden müssen. Denn das ist das unergründliche Dunkel, daß das innere Sinnen, sei es gut oder böse, alle Vorkommnisse wie eine leibliche Speise verwandelt und sich gleich macht. Was vor kurzem noch in Kämpfen und Bedenken ais freier Entschluß sich darstellte, verkehrt sich ,n unabänderliche Notwendigkeit, und wie in einen Zauberkrers gebannt, aus dem nichts mehr zu wecken vermag, erfüllt sich das Geschick.
Darum mutete diese sonst frohe Kunde Diethelm jetzt mit Betrübnis an, und er knirschte innerlich vor Zorn, wre ihm die Rechtfertigung vor sich genommen war da sonst kem andrer Ausweg blieb. Wie zum Hohn öffnete ihm letzt die schlechte Welt einen Ausweg, den er doch Nicht mehr einschia- gen konnte. Einen großen Schick wollte er machen, und was soll jetzt ein kleiner Gewinn? Der spreite chm die Möglichkeit einer völligen Rettung aus der Hand und überließ ihn fort und fort den tausend kleinen Plackereien deren Ende gar nicht abzusehen war. Darum muß geschehen, was be-
schlossen er Diethelms Gedanken, sagte der Reppen-
''^^.Guck Einmal den Wirt an Sitzt er nicht da so unschuldig und fromm wie der heilig Feierabend, und doch weiß er, was er getan hat. und hat sein Haus angezundet und beim Brandlöschen sich einen nassen Finger gemacht und alles abgewischt, was angekreidet gewesen »st. Jetzt hat er em neues
Haus und bar Geld statt Schulden.
„Wer weiß, wie es ihm zu Mut ist," sagte Diethelm; sich: mit der Hand hin und her durch das Halstuch streifend; alt wollten die Worte nicht heraus.
Der Reppenberger lachte laut und sagte:
„Hab' schon gehört, daß: du fromm geworden seist, abn glaub mir, wenn alle Leute, die was Ungrades getan haben, krumm gingen, da könnt' sich ein Aufrechter ums Geld sehen
^^"zch will nichts mehr davon hören," sagte Diethelm treng" verweisend und sprach nun von dem Verkauf, zu dem er sich willfährig zeigte. Er wußte nicht recht, warum er das tat aber so viel war ihm klar, er mußte scheinbar darau, einaehen, um nicht Verdacht auf sich zu lenken Auf diese Rücksicht wollte er fortan alle Klugheit verwenden, uns er war im Innern stolz darauf, wie weit er es bereits in der Verstellungslunst gebracht hatte. Diethelm nahm den Rep penberger mit nach Büchenberg, und da der abgehauste Mann keinen Mantel hatte, gab er ihm eine Pferdedecke, in die sich derselbe behaglich wickelte. Diethelm aber fröstelte es be- dem Gedanken, daß auch er einst wie dieser emer geliehene, Pferdedecke sich freuen könne, und wie er Peitsche und >e>. seil in die Hand nahm, sprach es in ihm: darum mug ge
Holsen werden, so lang ich das noch festhalte .
Der Reppenberger entschlief bald, aber Diethelm wu.de von mühsamen Gedanken wach gehalten. Zum Scheine Erkaufen und vor den Leuten sich höchlich darob freuen, aber vor der Ablieferung noch alles in die Lust sprengen und mit der hohen Versicherungssumme sich wieder s^sch statt machen — daZ war die Bestimmung, die endlich so stststand. als wäre sie aär nicht die Geburt eines eigenen Entschlusses, und so rÄ ward er dabei, daß er die Peitsche neben sich steckte und die des Weges gewohnten Pferde lausen Ueß und in Schlaf versank wie ein K,nd nach dem Nachtgebet. In Untetthailfingen vor dem Wirtshaus hielten die Pferde an. und Diethelm erwachte; taumelnd schaute er auf und mußt« sich besinnen, wo er war. und im ersten Augenblick esschien die weißverhüllte Gestalt neben ihm wie ein Eeipeiist. ^m Dorfe schlief alles, und niemand wachte, als Diethelm m,i einem plötzlichen Ruck im gestreckten Trab davonfuhr.
Fortsetzung folgt.