RegsMW Ws es»M soMU Fall es«? Waffe sA"^RsiW Kampf gemacht habe. Da der Reichsanwalt keine Foreerung an den Reichstag gestellt habe, die Strafverfolgung zu ermöglichen, so folge daraus mit Sicherheit, das; in den Akten nichts sei, was in den Ausführungen des Staatssekretärs als vorhanden vorausgesetzt sei. Man wird nun wohl abwarten müssen, was sich als tatsächliches Material gegen die unabhängigen Sozialisten herausstellt. Wenn die Beschuldigungen der Regierung zutreffen, so wird der Reichstag zweifellos die Genehmigung zur Strafverfolgung geben. Ts heißt, daß der Reichstag in der Angelegenheit noch besonders Stellung nehmen wird.
Uebrigens versuchte der Reichskanzler gestern nochmals die Parteien kn der Friedensfrage zu einer gewissen Geschlossenheit zu bringen, indem er über die Friedensentschließung der Mehrheitsparteien sagte, wir würden sehr viel weiter kommen, wenn diejenigen, welche die Friedensentschließung des Reichstags bekämpfen, und von einem Hungerfrieden reden, l« der Behandlung dieser Dinge gerechter würden. Wir müssen die Ziele der Entschließung in ihrem positiven Sinne ausarbeiten und nach ihrer kraftvollen Seite. Wir wollen auf der Grundlage dieser Entschließung einen Frieden erreichen, der dem Bauer den Segen seiner Scholle sichert, den Arbeitern befriedigende Beschäftigung verbürgt, der Industrie ihre Absatzmärkte sichert, und unfern Schiffen auf ihrer Fahrt durch die freien Meere gestattet, überall Kohlen einzunehmen, einen Frieden freiester wirtschaftlicher und kultureller Entwicklung.
Zum S.hiuß gab noch der Staatssekretär des Auswärtigen v. Kühlemann Erklärungen über die auswärtige Lage Er meinte, eg seien für den Frieden nicht gerade günstige Aussichten vorhanden, weit unsere Feinde immer noch mit dem inneren Zusammenbruch Deutschlands rechnen. England habe Frankreich versprochen, solange an der Rückgabe Elsaß-Lothringens festzuhalten, bis Frankreich dieses Ziel selbst aufgebe. Aber Elsaß-Lothringen sei Deutschlands Schild, das Symbol der deutschen Einheit. Wir kämpfen für die deutsch« Unversehrtheit. Außer dem französischen Wunsch nach Elsaß-Lothringen gebe es kein absolutes Hindernis für den Frieden^ keine Frage, di« nicht durch Beratung gelöst werden könne. Unsere Feinde wissen jetzt also, woran sie sind. Hoffentlich aber machen sich auch unsere Parteien die Bitte Kühlemanns zu eigen, zusammenzuhalten, denn der Erfolg der auswärtigen Politik sei abhängig von der Geschlossenheit der großen Menge des deutschen Volkes. 0.8.
D!e Vorgänge in Rußland.
Das neu« russisch« Ministerium.
(WTB.) Petersburg» S. Okt. (Pet. Tel.-Ag.) Amtliche Liste des von Kerenski auf der Grundlage des Ueber- «inkommens mit den demokratischen und bürgerlichen Parteien neugebildeten Ministeriums. Sozialistische Minister sind: Kerenski, Ministerpräsident und Oberbefehlshaber; Ni-
Die Geschichte
de-; Diethelm von Buchenberg
»s. von Berthold Auerbach.
In Büchenberg ging es nun gar still her, wenn nicht oann und wann Fuhren mit Heu ankamen, Son dem immer neue Vorräte zur Ueberwinterung der Schafe gekauft werden mußten. Diethelm hatte eine wahre Kaufwut; wo nur irgend etwas zu haben war, eignete er sich's an, bezahlte anfangs bar, geriet aber auch nach und nach ins Borgen und behaftete sich mit einer Unzahl sogenannter kleiner Klettenschulden, so daß das einsame Haus von Drängern aller Art überlaufen wurde, die besonders die bekümmerte Frau peinigten; denn Diethelm blieb jetzt mehr als je und ganz ohne Grund tagelang aus dem Hause, nur um der Anschauung des auf ihn hereinbrechenden großen Unglücks und den kleinen Bedrängnissen zu entgehen. Er ärgerte sich jetzt über viele Menschen und sah erst jetzt, wie er es hatte geschehen lassen, daß er von jedem ausgeraübt wurde, der etwas an ihn zu fordern hatte. Menschen, die ihm sonst brav und rechtschaffen erschienen waren, erkannte er nun in ihrer offenkundigen Schlechtigkeit und hatte vielerlei Streit und Gerichtsgänge. Roch böser hatte es Martha daheim. Leute, die sie sonst nicht lang bei sich geduldet hätte, saßen jetzt oft tagelang auf der Ofenbank, denn sie ließen sich nicht damit abweisen, daß Diethelm nicht zu Hause sei; sie wollten seine Rückkunft abwarten, und Martha, die vor Zorn und Kummer fast vergehen wollte, mußte noch freundlich tun, mußte diesen Leuten zu essen und zu trinken geben und sich fast entschuldigen, wenn sie etwas für sich bereitete, denn sie sah nicht undeutlich die höhnischfrechen Blicke, als ob sie vom Eigentum fremder Menschen lebte. Sie flirchtete sich, die Stube zu verlassen, denn sie wußte, wie hinter ihrem Rücken über den Verfall dieses Hauses aesprochen wurde und wie bald die Kunde hiervon landauf und landab sich ausbreiten würde. Oft war es Martha, als sollte sie das ganze Haus mit allem, was darin ist, verlassen und davonrennen: es war ja himmelschreiend, wie ihr einziges Kind sie so heimtückisch verlassen hatte und wie ihr Mann sie dem Elende und der Schande preisgab. während er lustig lebte. Dennoch war sie wie festgebannt an das Haus, und endlich griff sie ihren letzten Hor^an: cs war dies eins nicht unbeträchtliche Summe, die sie verborgen hatte und die man erst nach ihrem Tode hatte finden sollen. Mit dieser entledigte sie sich nun der Klettenschulden, und Diethelm war bei seiner Heimkehr überaus wohlgemut, als er solches vernahm. Als sie ihm den Rest übergab, sagte sie:
„Nur um Gottes willen keine Schulden. Schau, wenn so Gläubiger über einen kommen, ist's grad wie Leim Dreschen. Anfangs, wenn die Dreschflegel aus die volle Spreite fallen, da geht's langsam, und man hört's nur wenig, je leerer aber das Korn wird, da geht's immer lauter und schneller. Verstehst mich?"
„Wohl, du bist gescheit. Aber hast mcht noch mehr so geheime Bündel?"
kiMl Fnlleres, Posten und TeleMphen; Malkantowftsch: Justiz: Prokopowitjch: Nahrungsmittelversorgung: Awksen- tiew: Landwirtschaft; Gwoödew: öffentliche Arbeiten. Nicht sozialistische Minister sind: Terestschenko: Auswärtige Angelegenheiten; Konowalow: Handel und Industrie; Dernatzky: Finanzen; Salatzkin: öffentlicher Unterricht; Kartaschew: Kultus; Kischkin: öffentliche Unterstützung; Smirnow: Staatskontrolleur: Eretiekow: Präsident des Wirtschaftsrats bet der vorläufigen Regierung: Ltverowsky: Verkehrs-
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Llnsre Feinde wollen den Frieden nicht. Damm bleibt uns leine Wahl. Wir müffenweiteraushalten/ weiter durch- halten. Keiner darf jetzt müde, keiner mürbe werden, keiner auf halbem Wege stehenbleiben. Letzt heißt es:
„Durch!" Draußen mit den Waffen, -rinnen mit dem Gelde, die Zungen mit ihren Leibern, die Alten, die Frauen, die Kinder mit Hab und Gut. Alles für alle! Go bereiten, fo erwarten, so verdieyZn wir den Sieg.
Darum zeichne!
'mkmstet; Ge,letal Werschowsky: Krieg; Admirai Werde- rcsky: Marine.
Die Zustände in Finnland.
(WTB.) Helsingfors, 9. Okt. (Pet. Tel.-Ag.) Der allgemeine Ausschuß der Land- und Seestreitkräste Finnlands hatte seinen Entschluß angekündigt, eine Kontrolle Uber di« Tätigkeit aller Regierungsbehörden des Landes auszuüben und sogar dem Senat diesen Entschluß öffentlich bekannt gegeben. Der Senat hat das Ansuchen aufs entschiedenste abgelehnt und dem Senatsprokuralor befohlen, eine Untersuchung anzustellen und Maßnahmen zu treffen, die einer Wiederholung derartiger ungesetzlicher Handlungen vorbeugten.
Die Ukrainer regieren sich selbst.
(WTB.) Kiew, S. Okt. (Pet. Tel.-Ag.) Das Geueral- srkretariat der Ukraine bezw. die autonome Regierung richtete einen Aufruf an die Bevölkerung, in dem erklärt wird, daß das Sekretariat, nachdem seine innere Ausgestaltung vollendet sei, das Land zu regieren beginne und alle Regierungsbehörden und alle Einwohner von dieser Tatsache in Kenntnis setze. — Die Ukrainer sind ein Volksstamm von etwa 30 bis 35 Millionen, der beiderseits des Dnjepr wohnt. Die russische Regierung vermochte gegen die Unabhängig- keitsbestrebunegn der Ukrainer bis heute nichts zu unternehmen. Sie haben ein eigenes Heer und wollen ihre Selbstständigkeit schlimmsten Falls mit dem Schwert verteidigen. Die Schrift!.
Die unbequemen Zeugenaussagen des ehemalige» russischen Kriegsministers.
Basel, 9. Okt. Die Londoner „Moruingpost" schreibt, daß die vorzeitige Veröffentlichung der Petersburger Agentur über den Suchomlinow-Prozeß ohne Wissen und ohne Billigung der provisorischen Regierung erfolgt seien. Eine Untersuchung gegen die schuldigen Beamten der Petersburger Agentur sei eingeleilet, die Veröffentlichungen hätten jedenfalls keinen Anspruch auf Authentizität, und eine amtliche Richtigstellung würde ihnen folgen. (Die unbequemen Feststellungen werden also einfach amtlich gefälscht.)
Vou rmsern Feinden.
England und die Friedenssroge.
(WTB.) Berlin, 9. Okt. Lloyd George sagte seine für letzten Sonntag in den Gewerkschaften in Manchester ange- sagte große politische Rede telegraphisch ab. Das englische Blatt, das diese Mitteilung bringt, spricht die Erwartung aus, daß Lloyd George auch weiterhin schweigen wolle und daß die Antwort Englands auf die Rote des Papste» immerhin Aussicht auf einig« Besprechungen mit dem Feinde lasse» werde.
Basel, 9. Okt. Laut dem „Manchester Guardian" haben am Sonntag in Birmingham, Glasgow und 13 anderen englischen Städten Versammlungen stattgeftmden gegen die Fortsetzung des Krieges, auf denen Resolutionen anoc- 7 "v-
Martha verneinte, Diethelm aber glaubte es ihr nicht und war wieder voll Liebe gegen sie, wie in der ersten Zeit ihrer Ehe, so daß sie gar nicht dazu kam, gegen ihn den Gram und Zorn über seine Fahrlässigkeit auszulassen. Er vertröstete sie auf den großen Schick, der unfehlbar nächstens eintreffe, und half nun selber für die laufenden Ausgaben Leinwandballen verkaufen, von denen Martha aus Zorn gegen Franz schon mehrere versilbert hatte.
Eines Tages kehrte Diethelm nach einer vergeblichen Umfahrt von mehreren Tagen wieder heimwärts, da sah er am Wege im Wald an einem ausgehauenen Baumstumpf eine große Schichte von Kienholz. Rasch, ohne sich klar zu machen, was er wollte, hielt er an, sprang ab, raffte einen Arm voll auf, riß den Sitz ab, öffnete das Kutschentruckle, verschloß das Kienholz in dasselbe und fuhr rasch davon; bald aber stieg er wieder ab und wusch sich die harzigen Hände im Schnee.
Seltsam! Als er heute heimkam. fragte ihn Martha:
„Hast nichts im Kutschentruckle?"
„Warum fragst?" erwiderte Diethelm erschreckt.
„Ich weiß nicht, warum, ich mein' nur so."
„Es ist nichts darin," schloß Diethelm fest.
Spät in der Nacht, als alles ftn Hause schlief, schlich Diethelm noch einmal hinab, lauschte, ob Medard in seiner Stallkammer schlief, ging dann nach der Scheune, öffnete den Kutschensitz, nahm das Kienholz heraus, trug es die Leiter hinauf nach dem Heuboden und versteckte es unter einem Dachstuhlbalken. Aber kaum war er wieder die Hälfte der Leiter herab, als ihm gerade dieses Versteck besonders gefährlich erschien: er kehrte wieder um und fand am Ende nichts Besseres, als das Kienholz wieder in den Kutschensitz zu verschließen, er faßte dabei den Vorsatz: bei der nächsten Ausfahrt dieses willfährige Brennmaterial wieder auf die Straße zu schleudern. Er schauderte vor sich selber, indem er dachte, was ihm durch den Sinn gegangen war, und die Hand auf das Kienholz legend, schwur er vor sich hin, in stiller verborgener Nacht, jede Versuchung von sich abzutun, und wie aus einem wüsten Traume erwacht, froh, daß es nur ein Traum war, schlief er ruhig und fest.
Am andern Tag, es lag ein leichter Schnee auf dem Felde, fuhr Diethelm in Angelegenheit seines Waisenpflegeramtes wieder nach der Stadt. Er wollte unterwegs das Kienholz wieder wegwerfen, und zweimal hielt er an und öffnete den Kutschensitz, als iedesmal Leute daherkamen, so daß er in seinem seltsamen Tun gestört wurde und wieder davonfuhr. Es war'ihm, als ob er auf lauter Feuer sitze, aber bald lachte er über die alberne Furcht und wollte sich nun gerade zwingen, sie zu überwinden, und heitern Blickes fuhr er in dis Stadt ein. Am Stern wußte er nicht, sollte er besondere Achtsamkeit empfehlen, da er etwas im Kutschensitz habe; aber das konnte aufmerksam machen, er müßte Red' und Antwort darüber geben, darum war's besser, er schwieg ganz, und s" blieb's dabei. Als er auf dem Waisen- amte war, fühlte er mitten in den Verhandlungen plötzlich. einen jäüen heißen Schreck; er glaubte, er habe den Kutslb-n-
sitz nicht recht verschlossen, es war ihm fast sicher, daß er offen war: wenn nun jemand darüber kam und den wunderlichen Schatz fand, was konnte das für Gerede geben, welche Ahnungen mußten in den Menschen aussteigen. Ohne nachzusehen, unterschrieb Diethelm alles, was man ihm vorlegte, und eilte nach dem Wirtshaus; seine Vermutung hatte ihn betrogen, der Kutschensitz war wohl verschlossen, aber er wagte es nicht, ihn jetzt zu öffnen und nach dem verräterischen Inhalt zu schaueil.
Als Diethelm hierauf an dem Kaufladen Gablers vorüberkam, rief ihm dieser zu und übergab ihm mit einigen halb höflichen Worten die Rechnung für die eigenen Einkäufe und für die des Zeugwebers Kübler. Diethelm versprach, zu Neujahr zu bezahlen, und Gäbler sagte, er verlasse sich daraus. Ueberhaupt schien es Diethelm, als ob alle Menschen ein verändertes Benehmen gegen ihn hätten, selbst der Ster- nenwirt war wortkarg und ging seinem^ Geschäfte nach, während er sonst unzertrennlich bei Diethelm faß und mit ihm über allerlei aus Gegenwart und Zukunft plauderte. Was hatten denn die Menschen, daß sie auf einmal so ganz anders waren? War denn Diethelm nicht noch immer derselbe, der er von fe gewesen? Damals am Markttag erglänzte ihm jedes Angesicht und streckte sich ihm jede Hand entgegen. Was ging denn jetzt vor? Der Zeugweber Kübler, der „den Herrn Vetter und Familienfürsten" aufsuchte und sich ihm zu Besorgungen erbot, konnte nicht begreifen, warum Diethelm über die ganze Welt fluchte und immer sagte, der sei ein Narr, der nur eine Stunde einem Menschen glaube. Woher es kam, das wußte Diethelm nicht, aber offenbar schien es ihm, daß man Schlimmes von ihm dachte und seine Ehre angegriffen sei, daß etwas wie eine Verschwörung aller Menschen gegen ihn in der Luft schwebe. Das von Zweifel und Bangen gepeinigte Herz verlangt besonders huldreiche Zuneigung der Welt, und gerade da bleibt sie aus, und das düster'blickende Auge des Bedrängten sah Unfreundlichkeit der Menschen, wo sonst gar nichts gesehen Mirde.
Diethelm beauftragte Kübler, eine geweihte Kerze, ein vierundzwanzig Stunden haltiges sogenanntes Taglicht, zu kaufen für den verstorbenen Vater des Waisenkindes, in dessen Angelegenheiten er eben in der Stadt war. Kaum war Kübler weggegangen, als ein Briefchen vom Kastenvcrwalter kam, der Diethelm daran erinnerte, daß er das Geld, das in sechs Wochen fällig war. bereits anderweit versagt hätte . Der hat auch was." knirschte Diethelm. den Brief in die Tasche steckend, und hätte er in diesem Augenblicke ein Verbrechen an der ganzen Welt begehen können — es wäre ihm eine Lust gewesen. Er hielt noch die Hand auf dem Briefe des Kastenverwalters, als Kübler kam, aber er brachte statt einer Kerze ein Eebund, das vier solcher enthielt.
„Ich Hab nur eine gewollt, aber es ist so auch recht." sagte Diethelm und hielt in zitternder Ha- llcrzei,. Es war chm, als müßte er damit sengen und l
Fortsetzung folgt.