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Nr. 237. Amis- und Anzeigeblatl für den OberamlsbezirL Calw. 92. Jahrgang.

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Neue schwere Kämpfe bei Wern.

Die 2a§e ans den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

Neue englische Angriffe bei Ypern.

(WTB.) Großes Hauptquartier, S. Oktober. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kron­prinz Rn pp recht: Der Artilleriekampf in Flandern war trotz des Sturmes und regnerischen Wetters stark zwi­schen dem Houthoulsterwalde und Zonnebeke. Abend» raffte der Feind seine Wirkung zu heftigen Feuerstößen gegen ein­zelne Abschnitte zusammen. Nach unruhiger Nacht steigerte pch aus der ganzen Front die Feuertätigkeit zum Trommel­feuer. Zwischen der Bahn StadenBoesinghe und nördlich der Strohe MeninYpern brach englisch« Infanterie zum Angriff vor. Der Kampf ist im Gange.

Bei dni übrigen Armeen kam es abgesehen von tags­über andauerndem Feuer nordöstlich von Soissons nicht zu größeren Eefcchtshandlungen.

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz nichts von Betritt.!«».

Mazedonische Front: Lebhafte Feuertätigkclt nordwestlich des Dojransees, km Wardartale, am Dovropoljs und im Ternabogen.

Der erste Eeneralquartiermeister: Ludendorff.

Die neu« Schlacht kn Flandern.

(MTV.) Berlin. 9. Okt. Abends. Amtlich wird mitge- teitt: In Flandern entwickelte sich aus den Frühkämpsen eine neue Schlacht, die zwischen Draaibank (nordöstlich von Bix- schoote) und Gheluvelt (18 Kilometer) noch andauert. Trotz mehrmaligen Ansturms beschränkt sich der Eeländegewinn des Feindes nach den bisherigen Meldungen auf einen schmalen Streifen zwischen Draalbank und Poelcapelle, km übrigen wurden die Angriffe abgeschlagen. Sonst nichts von Bedeutung.

Der Kronprinz über die Württemberg«».

(STB.) Stuttgart, 9. Okt. An den König ist folgendes Telegramm des deutschen Kronprinzen vom 5. Oktober ein­gegangen:Zu meiner besonderen Freude kann ich Dir mel­den, daß die württembergischen Truppen sich in den schweren Kämpfen bei Verdun, wie überall bisher, hervorragend ge­schlagen und ganz Vorzügliches geleistet haben. Besondere Anerkennung verdienen diejenigen Truppen, die in zähem Ringen in schwerstem Feuer ausharrend, ihre Stellung rest­los gehalten und dem Feinde in Abwehr und Angriff schwere Verluste beigebracht haben. So haben wiirttembergische Re­gimenter in 3 Tagen allein 12 starke Angriffe gegen die von ihnen gestürmten Stellungen restlos und blutig abgewiesen; mein festes Vertrauen und das Gefühl enger Zusammenge­hörigkeit mit den tapferen Württembergern meines Befehls­bereichs ist durch die jüngsten Taten Deiner Truppen aufs neue vertieft und gefestigt." (gez.) Wilhelm Kronprinz.

Zur Wirkung des U-Bootkrieg».

(WTB.) Berlin, 9. Okt. Das Bureau Reuter ver­breitete am 5. Oktober in der Schweiz eine Aussage eines höheren Boomten der englischen Admiralität, wo­nach die Zerstörung deutscher Unterseeboote in, lebten Vierteljahr umfangreicher als im vorhergehenden, »röh­rend die Echiffsvcrluste der Entente im letzten Viertel­jahr geringer gewesen wären als im vorhergehenden seit Eröffnung des uneingeschränkten U-Bootkricges. Hierzu erfahren wir an zuständiger Stelle folgendes: Es gehört zu den Gepflogenheiten der Entente, die Wir­kungen des U-Dootkrieges künstlich hcrabzusetzen. Der hiermit verfolgte Zweck besteht darin, dem eigenen Volk i inwcgzuhelfen über die mannigfachen Enttäuschungen l>^sichtlich der in Aussicht gestellten wirksamen Be- t ssnng der U-Bootsgefahr, andererseits die neutrale

Der bayerische Krkegsmiulster über die Lage Deutschlands.

(MTV.) München, 10. Ott. (Telephon.) In der gestri. gen Sitzung des Finanzausschusses der Abgeordnetenkammer machte der Krirgsminlfter von Hellingwarth eingehende Mitteilungen über die militärische Lage auf allen Kriegsschauplätzen. Unser Feldheer biete volle Gewahr, daß wir die Wirkungen des A-Boot- krieges abwarten könnte». Auch die Rohstoff. Wirtschaft könne durchhalten, wenn auch mit Ersatzstoffen. Auf eine Anfrage sagte der Kriegsmiuister, «ine Erhöhung der militärischen Dienstpflicht üb«, IS Jahre fei nicht beab­sichtigt. Die Rohstoffe zu« Mnnitionsherftel» luag reichen auf längere Zeit hinaus. Die Ver­luste des bayerische« Heeres seien nicht gröber als di« von anderen Bundesksntingetnen.

Welt von dem Fehlschlagen des U-Bootskrieges zu über­zeugen. Wenn das Septemberresultat in dein letzten Quartal mitgerechnet wird, so ist die Angabe des eng­lischen Admiralitätsbeamten sachlich insofern richtig, als die Versenkungszisfer im Juli, August und Septem­ber diejenige von April, Mai und Juni nicht erreicht, weil in dem letzteren Verteljahr allein zwei Monats­ziffern von über 1 Million Tonnen figurieren. Es ist aber bereits wiederholt d-"-anf hingewiesen worden, daß bei dem schnelle« Sinken der Welthandelsschiffston­nage die monatlichen Bersenknngsziffern naturgemäß eine allgemein finkende Wendung haben müssen. Was die Zerstörung deutscher Unterseeboote anbetrifft, so entbehrt das Gerücht, dass die Verluste >"im letzten Vier­teljahr umfangreicher gewesen seien als im vorher­gehendest, jeglicher Begründung.

Vom deutsche« HilfskreuzerSeeadler".

Köln, 9. Okt. DieKölnische Zeitung" meldet aus Am­sterdam: Aus Sidney berichtet Reuter: Eine mit einem Ge­schütz und einigen Maschinengewehren bewaffnete Barkasse mit deutscher Besatzung wurde bei den Fidschi-Inseln von einen, Dampfer angehalten, der sich ihrer bemächtigte. Die Deutschen gaben zu, daß derSeeadler" in diesen Gewässern iich aufgehalten habe. Sie erzählten Einzelheiten von der Tätigkeit des deutschen Hilfskreuzers.

Ein ernster Tag im Rc'chstag.

Schwere Anklagen der Regierung gegen die unabhängigen Sozialisten. Dr. Kühlemann über die auswärtige Politik.

Die Interpellation der Sozialisten über Unterstützung der Vaterlandspartei und der Alldeutschen durch die Zivil­behörden und über die Agitation im Heer gegen die Frie­denskundgebung der Reichstagemehrheit hat die Regierung zum Anlas, genommen, einen scharfen Angriff gegen die Fraktion der Unabhängigen Sozialisten zu machen. Nach­dem der unabhängige Sozialist Dittmaun den Antrag seiner sraküon, dem Reichskanzler ein DNßirarrcnsvoium auszustel- lcn, mit politischen Schlagworten begründet halte, das, näm­lich die Politik des Reichskanzlers unaufrichtig sei. daß man für einen Eroberungssricden ciatretc, während man den Vitrstündigungsfrieden predige, das, die oberen Kom­mandostelle» jede andere als eine alldeutsche Propaganda unterdrücken, und nachdem er sich beklagt hatte, datz die Presse der unabhängigen Snzialisien in, Heer und der Marine ver­böte» sei, crgrifs der Reichskanzler das Mort, nm sich gegen die Vorwürfe des Vorredners durch einen Gegenangrijs zu

verteidigen. Tr erklärte, Dittmann habe am wenigsten das Recht über Agitation im Heer und in der Flotte zu sprechen. Wenn er (der Reichskanzler) erklärt habe, daß er allen Par­teien Objektivität zugesagt habe, so habe er auch htnzngefügt, nur denjenigen, die keine das Bestehen des Reiches und Staates gefährdenden Ziele verfolgen. Die Partei der un­abhängigen Sozialisten stehe für ihn außerhalb dieser Gernze. Der Reichskanzler behauptete also damit, daß die unabhängi­gen Sozialisten den Bestand des Reiches gefährden. Man kann sich denken, welchen ungeheuren Eindruck diese Erklä­rung im Reichstag gemacht hat. Den Aufschluß über diese Haltung der Regierung gab dann der Etaatsselr. der Marin« v. Capelle der aussührte: Tatsache sei, datz die russi­sche Revolution in einigen Leuten an Bord revolutionäre Idee« grotzgezogen und bei ihnen wahnwitzige Pläne erzeugt habe. Sie hätten den Plan gehabt, auf allen Schisse« Ver­trauensmänner zu werben, und die ganze Mannschaft der Flotte zur Gehorsamsverweigerung zu bringen, um auf diese Weise, eventuell unter Anwendung von Gewalt, die Flotte lahmzulegen und den Frieden zu erzwingen. Es sei Tatsache, dah diese Leute Beziehungen zur unabhängigen sozialisti­schen Partei hatten. Es stehe aktenmätzig fest, datz der Haupt- agitator im Reichstage im Fraktionszimmer der unabhängi- gen Sozialisten, den Abgeordneten Haase, Dittmann und Bogtherr seine Pläne vorgetragen und deren Billigung ge­funden habe, datz er auf die Gefahren des Unternehmen» hingewiesen und zur größten Vorsicht ermahnt worden sei, daß er aber ihre volle Unterstützung zur Uebermittlung von Agitationsmaterial zugesagt erhalten habe. Es sei deshalb die ganze Agitation mit allen Mitteln verhindert ir en. Einige ehr- und pflichtvergessene Leute hätten sich schwer ver­gangen und seien der verdienten Strafe zugeführt worden. Aber die umlausenden Gerüchte über die Sache seien maßlos übertrieben, die Schlagsertigkeit der Flotte sei auch nicht einen Augenblick in Frag« gestellt worden. Die in der Sitz­ung anwesenden Abgeordneten, die einer solchen ungeheur- lichen Tat angeschuldigt wurden, erklärten, daß sie zwar mit dem betreffenden Matrosen, der wegen seiner politischen Ide­ale habe den Tod erleiden müssen, sich besprochen hätten, das sei aber nichts Besonderes, das komme im Krieg häufig vor, daß Soldaten sich mit Beschwerden an die Abgeordneten wen- 1 den. Der Abg. Haas sagte aus, da die Matrosen über Mangel an geistiger Nahrung klagten, so'hätten sie die For­derung ausgesprochen, Zusammenkünfte an Land Hallen zu dürfen, um politische Unterhaltung zu pflegen. Hier und an­derwärts habe man vielfach Sympathie und Begeisterung für die russische Revolution gezeigt, dieses größte Ereignis des Jahrhunderts. Die beschuldigten Abgeordneten wiesen es zurück, daß der Plan zur Agitation von ihnen ausge­gangen sei. Das ganze Vorgehen der Regierung gegen die unabhängigen Sozialisten sei nur Stimmungsmache gegen diese, um die andern Parteien zusammenzuschweißen. Staats­sekretär v. Capelle fügte seinen Ausführungen noch Auszüge ans den Akten des Kriegsgerichts bei. nach denen der später zum Tode verurteilte Matrose ausgesagt hatte, es habe eine Art Parteikonferenz stattgefunden, bei der Haase, Dittmann und Bogtherr anwesend gewesen seien, und in der die Abge­ordneten sich dahin ausgesprochen hätten, dah er bei seinem Vorgehen eine verbotene und strafbare Handlung begehe, und ihm geraten bätten, sich sehr vorzuschen. Sie würden ihn ferner in jeder Weise durch Broschüren und sonstige Lektüren unterstützen.

Die Parteien des Reichstags hielten sich vorerst etwas in der Angelegenheit zurück, weil die Sache doch zu plötzlich hereingsbroche» war. Die Redner der Konservativen und Nationalliberalen forderten das Eingreifen des Staatsan walts gegen die beschuldigten Abgeordneten, damit es klar- gestellt werde, ob sie sich des Hochverrats schuldig gewacht hätten. Der volksvarteiliche Abg Naumann beklagte, daß die