Nr. l76.

Amis- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezrrk Calw.

92. Jahrgang.

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Die»»tag, de« S1. Juli 1S17.

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Auf dem Vormarsch in der Bukowina.

D!c Lage Ms den ÄriegsschauMHeu.

' Die amtliche« deutschen Meldungen.

Heftige französisch« Angriff« a« Damenweg blutig abgewiesen.

Gesteigerter rusfischer Widerstand an der galizischen Ostgrenze. Weitere Fortschritt« in der Westbnlowina. .aM, Erfolgreiche Vorstöße in de« Südkarpathen.

MTB.) Große« Hauptquartier, so. Juli. Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe Kron­prinz Skupprecht: Unter dem lähmenden Einfluß unserer, auch die Nacht hindurch gesteigerte« »«rnichtende« Abwehr- «irlung blied die KampftStigl«it der feindlichen Artillerie an der flandrischen Schlacht front gestern L's zu« Mittag ge» ring» erst dann «ahm sie wieder zu, ohne aber die Stärke und Ausdehnung der Vortag« zu erreichen. An der Küste und i« Abschnitt von Hetsas bis Wieltje blieb der Feuerkampf auch » nachts heftig. Mehrere gegen unsere Trichterliuke« ver­stoßenden Erkuadungsabteilungen der Engländer wurde« z«rückgeworf«n.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: Am Themin des Damrs »ersuchte gestern die französische Führung in g Kilometer breiter Front mit mindestens drei neu eingesetz­te« Dioifione« wieder eine« großen Angriff. Rach Trommel­feuer brach morgens der Feind von Cerny bis zum Winter­berg bei Craonne mehrmals zum Sturm vor. Unser« kampf­erprobten Divisionen wiesen ihn durch Feuer und im Gegen­stoß überall ab. Ei« »st bewährtes rheinisch-westfälisches Infanterieregiment schlug allein vier Angriffe zurück. Abends erneuert« der Gegner südlich von Ailles nach tags­über andauerndem Borbereitnngsseuer seine Angriffe noch zweimal, auch diese Stöße scheiterten. Schwere Verluste ohne jede» Erfolg find die Kennzeichen des Kampftages für die Franzosen.

In Luftkämpsen verlor der Feind 1» Flugzeuge. Ober­leutnant Ritter von Tutschek schoß seinen LI. Gegner ab.

Oestlicher Kriegsschauplatz: Front des General­feldmarschalls Prinz Leopold: Heeresgruppe de» General­obersten von Böhm-Ermolli: Russische Kräfte hielten die Höhen östlich des Grenzflusses Zbrucz, der an mehrere« Stellen trotz heftigen Widerstandes überschritte» und von unfern Divisionen auch südlich von Skala erreicht wurde. Auf dem Rordufer des Dnjestr gewannen wir über Koro- lowka hinaus Gelände. Zwischen Dnjestr und Pruth leistete der Feind von neuem erbitterte Gegenwehr, wurde jedoch südwestlich von Zaleszczyki durch Angriff weiter zuruckge- drängt.

Front des Generalobersten Erzherzog Josef: Längs des Czeremosz verteidigte sich der Gegner auf dem östlichen Höhenuser. Unser Angriff ist zwischen Salutsche und Wiznitz im Fortschreiten. Im Suczawatale drangen unsere Truppen auf Seletiu vor. Auch östlich des oberen Moldawatales ka­men wir kämpfend vorwärts.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschall von Macken­sen: Erfolgreiche Vorstöße brachten uns nördlich von Foc- fani und der Rimnicnlmündnng mehrere Hundert Gefangene rin.

Mazedonische Front: Nichts Wesentliches.

Der erste Generalquartiermcister Ludendorff.

Die gestrige Abendmeldung.

(WTB.) Berlin. 3V. Juli. Abends. Amtlich wird mitgeteilt: In Flandern auch heute geringere Kampf- tätigkeit der feindlichen Artillerie als in letzter Zeit. Beträchtliche Teile unserer Korps stehen nach Kampf östlich des Zbrucz aus russischem Boden. Beiderseits vom Dnjestr und Pruth wurden Nachhuten des Fein­des nach Osten geworfen. Im Mestecanesti-Abschnitt gehen die Russen nordostroärts zurück.

Ei« großer englischer Kreuzer vernichtet.

(WTB.) Berlin. 30. Juli. (Amtlich.) Am 26. Jvli hat eine« unserer U-Boote, Kommarchant KapitLn- leutnant Steinbrinck, im englische« Kanal eine« große« von Zerstörern gesicherten englische« Krenzer mit »ier Schornsteinen, der Diadem-Klasse (11150 Tonne«) angehörend, durch Torpedoschutz versenkt.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

* Mit der Versenkung dieses feindlichen Kreuzers belaufen sich die Verluste der Entente an Kriegsschif­fen im dritten Kriegsjahre auf 19 größere Schiffe, und zwar auf 8 Flaggschiffe, 2 Panzerkreuzer, einen geschützten Kreuzer und 8 kleine Kreuzer. Die gesamten Kriegsschiffverluste der Entente betragen bis heute 265 Einheiten mit einem Gesamttonnengehalt von 938 015, wovon aus England allein 669 290 Tonnen fallen. Deutschland hat in diesem dritten Kriegsjahr nicht ein einziges gröberes Kriegsschiff verloren.

Der Kaiser vor Riga.

(WTB.) Berlin, 30. Juli. Der Kaiser fuhr heute von Mitau aus im Motorboot auf dem Aaflutz zur Front und begrüßte die Truppen vor Riga. Das Wetter war sehr heiß.

Zur Lage im Westen «ud Osten.

(MTV.) Berlin, 30. Juli. (Drahtber.) Die Artilleric- schlacht in Flandern, in der die beiderseitigen Artillerien um die Oberhand ringen, ehe die Infanterie in Aktion tritt, tobte auch am 29. Juli mit größter Heftigkeit. Die vorderen Stellungen sind zum Teil in Trichterfelder verwandelt. Die Batteriestellungen sind von Einschlägen umsäumt und auf den Straßen, Zufahrtswegen und llnterkimstsorten liegt bis weit in das Hintergelände hinein Tag und Nacht schweres Feuer. Die deutsche Gegenwirkung hat jedoch trotz der Ueber- schüttung mit Granaten aller Kaliber bis zu 38 Zentimeter und trotz reichlichster Verwendung von Eas bisher keinen Augenblick an Stärke nachgelassen und ist in der Bekämpfung des Gegners erfolgreich. Am 29. Juli war die englische Ar­tillerie gezwungen, bis gegen Mittag eine Erschöpfungspause eintrcten zu lassen. Die englischen Batterien versuchen häu­fig, sich durch Einnebeln der Wirkung der deutschen Batte­rien zu entziehen. Ein Versuch, die deutschen Küstenbatte­rien von der Landfeite her zu fasten und zum Schweigen zu bringen, mißlang. Die englischen Monitor« und Torpedo­boote, die sich der Küste zu nähern versuchten, wurden nach kurzem Feuerkampf vertrieben. An der langen Front von der Küste bis Lille beginnen sich langsam die Brennpunkte des für die nächste Zeit zu erwartenden Jnfanteriekampfes zu zeigen. Die Engländer trommelten besonders heftig zwi­schen Het Sas und Wieltje. Alle örtlichen Angriffe, die die Engländer jedoch am Abend des 29. Juli und am 30. Juli hier vortrugen, scheiterten verlustreich. Ebenso war an der Küste der Artillerlekampf besonders heftig. Die Engländer versuchten hier täglich von Neuem, die Brücken über die Pser und den Nieuport-Kanal wieder herzustellen, die das deutsche Feuer immer wieder zerstörte. Der französische Versuch, den sich vorbereitenden englischen Angriff in Flandern durch einen starken Borstoß an der Aisneftont zu unterstützen, ist kläglich zusammengebrochen. Im Laufe des 29. Juli rannten die Franzosen auf der ganzen Front vom Eerny bis zum Winter­berge den ganzen Tag über immer wieder vergeblich an. Die ersten Angriffe brachen um 6 Uhr morgens im Abwehrfeuer und im Gegenstoß zusammen. Den Vormittag über schickten die Franzosen noch mehrmals dichte Sturmwellen vor, die größtenteils bereits durch das ausgezeichnel liegende .Sperr­

feuer oder im Rahkampf abgemiese» wurden. Ein neuer zu- sammensefaßter starker Angriff «folgte »m bLV Uhr nach­mittags ohne besseren Erfolg. Roch einmal fingen di« Kran-. zosen an zu trommeln und steigerten ihre Arttüeriervirkung bis 11 Uhr abends zu größter Heftigkeit. Die Angrisfskraft der französischen Divisionen war jedoch gebrochen. I« deut­schen Vernichtungsfeuer kam der französische Angriff nicht mehr zur vollen Durchführung. An zahlreichen Stellen war die französische Infanterie nicht mehr -nm Angriff vorzu­bringen. Wo sie zum Sturm antrat, begann der Angriff alsbald zu stocken. In de« »leihagel der dentsche« Maschi­nengewehre und Schropnellsalven flutete» di« Angriffswellen» ausgelöst in die Ansgaugsgröben znrück.

Ostgalizien ist so gut wie befreit. Die Rüsten haben sich östlich des Grenzflusses Zbrucz gestellt, der von den Verfolgers in breiter Front erreicht und an mehreren Stellen überschrit­ten wnrde. Bei Tnrqlcze biegt die längs des Flusses von Norden nach Süden laufende Front nach Südwesten ab und läuft etwa KowlorkaGrodelKißleuStecewa und denr Czeremosz, das Gebiet der Stadt Lzernowitz in weiten» umfassend. In diesem Raum setzte« die Russen alles daran, «m der drohende« Umfassung zn entkommen. Jhrtz besten Truppen, Todesbataillone und die neugebildeten re­volutionären Bataillone für Freiheit, Gleichheit und Brüder­lichkeit werden den vordringenden Kolonnen der Verbünde­ten rücksichtslos entgegengeworfen. Um die Waldhügel zwi­schen Zbrucz und Dnjestr, zwischen Dnjestr und Pruth, sowie beiderseits des Ezeremosz wird erbittert gekämpft. Aller Widerstand jedoch vermag den Vormarsch nicht zu hemmen, und erhöht lediglich die russischen Verluste. Die Feldartil­lerie und sogar die schweren Batterien bleiben auf den schlech­testen Wegen der unaufhaltsam nordringenden Infanterie auf den Fersen und greifen mit stärksten Feuerüberfällen ein, sobald der Russe sich setzt. Die von der russischen Heereslei-, tung befohlenen Gegenangriffe aber scheitern im rasenden Maschinengewehrfeuer der keinen Zoll weichenden Jnfante- rielinie der Verbündeten. An verschiedenen Stellen, wo der russische Widerstand besonders heftig war, wnrdrn bei de« Bormarsch wahre Totenfelder gefallener Russen passiert. In den Karpathen geht der Vormarsch in den nach Osten und Südosten streichenden Tälern des oberen Sereth, der Suczawa und der Moldawa ohne Störungen voran. Die Höhen bei Delnita, westlich Fundul-Moldovi, find erreicht.

Die Kultur des russischen Revolutionsheeres.

(WTB.) Lemberg, 30. Juli. Wie dieEazetta Zwowska' von zuständiger Seite erfährt, ist die derzeitige Rückkehr vost Flüchtlingen nach Tarnopol noch unmöglich. Aeberhaupt ist die Reise nach östlich von Zloczow gelegenen Ortschaften, di» das Operationsgebiet bilden, gegenwärtig wegen Verkehrs­und Berpflegungsfchwierigkeiten unstatthaft. Demselben Blatt zufolge haben die Russen in Tarnopol bei ihrem Rück­zug, wie sestgestellt wurde, 250 Personen erschossen. Während die Stadt in Flammen stand, erpreßten bewaffnete Kofakrn- banden von wehrlosen Einwohnern Geld und Kostbarkeiten^ Auch Kleider und Lebensmittel wurden geraubt. Die Ban­den drangen in Gebäude und Eemeindeanstalten ein, erbra­chen die Kassen und vernichteten amtliche Schriftstück«. Die Bevölkerung steht noch immer unter dem Eindruck der Vor­gänge in den Schreckenstagen. Die Militärbehörden haben die Einfuhr von Lebensmitteln in die jüngst befreiten Ort- schäften verfugt.

Das zaristisch« System in der Armee.

Berlin. 31. Juli. LautBerliner Tageblatt" be­richtet der Korrespondent derTimes" im russischen Hauptquartier, Kornilows strenge Maßnahmen gegen die Zuchtlosigkeit fänden in der Armee allgemeinen Beifall, Kr lasse dir.Ausreißer in Massen hinrichten.