Ziffer III mid IV der AusfLhrungsbeftimmuugeu des Kricgserunhruugsamtes laute»:

III.

Bei Behandlung, Aufbewahrung und Sammlung der abzulieferndeii Labmägen ist die größte Sorgfalt anzuwenden.

Die Behandlung hat in folgender Weise zu geschehen: Sofort nach der Schlachtung sind die Labmägen mit mög­lichstlangem Hals" abzuschneiden und trocken zu reinigen. Wasser darf bei der Reinigung nicht verwendet werden. Die gereinigte» Labmägen sind aufzublasen und zum Trocknen an luftiger Stelle aufzuhängen. Nach beendeter Trocknung sind die Labmägen zum Zwecke des Versandes anzustechen und glatt zu streichen.

Der Lieferungspflichtige kann die Behandlung der Lab­magen den dem Kriegsausschuß angeschlosienen Feintalg- schmelzcn überlassen, welche die Rohfettabteilung des Kriegs­ausschusses allgemein oder im Einzclfalle bezeichnet.. In die­sen! Falle hat der Lieferungspflichtige bei der Lostrennung und Reinigung nach den in Abs. 3 gegebenen Vorschriften zu verfahren und dafür Sorge zu tragen, das; die Labmägen un­verzüglich und ohne Beschädigung an die Feintalgschmelze gelangen.

IV.

Der Preis für gut aufgeblasene, fehlerfreie Labmägen darf 60 Pfg. für das Stück, der Preis für schadhafte Lab- »nügen (Stangenmägen) darf IO Pfg. für das Stück nicht übersteigen. Die Zahlung erfolgt binnen 2 Wochen nach dem Tage, an dem die Labmägen an den Kriegsausschnß oder die von ihin bezeichneten Stellen abgeliefert worden sind. Einigen sich die Beteiligten nicht über den Preis, so erfolgt die Zahlung binnen 2 Wochen nach der endgültigen Fest­setzung des Preises durch den Kriegsausschuß.

Für Labmägen, die von dem Besitzer zu einem höheren als dem in Abs. 1 bezeichneten Preise erworben worden sind, können bis zum 1. April 1917 Zuschläge zu den in Abs. 1 bezeichneten Preise mit der Maßgabe bewilligt werden, daß der Preis für den Labmagen zwei Mark nicht übersteigen darf.

Für Labmägen, die bei Hausschlachtungen anfallen, kann der Kriegsausschuß besondere Zuschläge bewilligen.

Ueberläßt der Lieferungspflichtige die Behandlung der Labmägen einer Feintalgschmclze (vergl. III Abs. 3), so ist

von dem Preise die den Feintalgschmelzen für die Behand­lung zustehende Gebühr in Abzug zu bringen.

Der Kriegsausschuß setzt die den Feintalgschmelzen zu­stehende Gebühr für die Behandlung und Aufbewahrung frrischer Labmägen sowie für die Sammlung und Aufbewah­rung bereits behandelter Labmägen fest.

Anträge, welche die Festsetzung von Preisen für Lab- mägen betreffen, sind an die Rohfett-Abteilung des Kriegs­ausschusses für pflanzliche und tierische Oele und Fette, G. m. b. Hs in Berlin SVV., Friedrichstraße 79 g, zu richten.

Den vollen Höchstpreis (60 und 10 Pfg.) erhalten nur die fertig behandelten (d. h. trocken gereinigte) in aufgeblasenem Zustand getrockneten und nach der Trocknung zum Versand glattgestrichene Labmägen (zu diesem Zweck Labmägen an­stechen!).

Calw, den 21. April 1917.

K. Oberamt: Binder.

Die den Schultheißenämtern mit heutiger Post zu­gehenden Vordrucke zur

Anzeige über die im Monat April 1917 erteilten Kleiderbezugsscheine

sind umgehend auszufiillen und bis spätestens 5. Mai 1917 wieder hierher vorzulegen.

Calw, den 30. April 1917.

K. Oberamt: Binder.

Stammwiirzegchalt und Höchstpreis des Bieres.

Die Verfügung des Ministeriums des Innern über Stammwürzcgehalt und Höchstpreis des Biers vom 1. März 1917 (Staatsanzeiger Nr. 52) ist wie folgt geändert worden:

I. Z 1 erhält folgende Fassung:

(1) Untergäriges Bier darf nur mit einem Stamm- würzegeMlt von wenigstens 5 vom Hundert oder mit einem olchen von wenigstens 3 bis 3,5 vom Hundert hergestcllt werden.

(2) Zur Herstellung von Bier init einem Stammwürze­gehalt von 3 bis 3,5 vom Hundert dürfen die Brauereien bis zu ihres Malzvorrats verwenden.

(3) Untergäriges Vier mit einem Dtammwürzegehalt von 3 bis 3,5 vom Hundert darf nur unter der ausdrücklichen BezeichnungDünnbier" abgegeben werden.

II. § 2 Absatz 1, Satz 1 erhält folgende Fassung:

Beim Verkauf durch den Hersteller darf der Preis für gewöhnliches untergäriges Bier in Fässern 20 s- : Dünn­bier 25 für je 100 Liter nicht übersteigen (S. Staatsanzeiger Rr. 95)

Calw, den 27. April 1917.

K. Oberamt: Binder.

Erlaß des Ministeriums des Innern an die Gemeinde­behörden, betreffend die Beglaubigung von Anträgen der Sattler und Brunnenbauer auf Lederbezug.

Nach einem von der Riemen-Freigabe-Stelle Ber­lin VV 33, Potsdamerstraße 122 a/d, herausgegcbencu Merkblatt erteilt diese Stelle Sattlern und Brunnen­bauern auf entsprechenden Antrag eine besondere Be zugskarte, nach der sie für eine bestimmte Zeit berechtigt sind, Leder oder anderen Stoff zu kleineren Aus­besserungen von Treibriemen sowie Leder für die Neu­anfertigung nnd die Ausbesserung vonMHcrnen Pum- penbestandteilen aus den lagern zu entnehmen.

In die zu benutzenden Antragsvcrdrucke hat die Nicmen-Freigabe-Stelle einen Veolaubigungsaermc ausgenommen. Sie hat vorgesehen, daß die Anträge de" Sattler gleichgültig, ob sie der Innung angchörcu oder nicht von dem Obermeister der betreffenden Sattlerinnnng oder, wo eine solche Innung nicht be­steht, von der Ortsbehörde zu beglaubigen sind, wäh­rend Anträge der Brunnenbauer allgemein von der be­treffenden Ortsbehörde beglaubigt werden sollen.

Auf Ersuchen des Reichsamts des Innern werden die Gemeindebehörden veranlaßt, gegebenenfalls dis Beglaubigung vorzunehmen.

Stuttgart, den 20. April 1917

Fleischhauer.

Die Herren Ortsvorsteher

werden auf vorstehenden Erlaß besonders hingewiesen. Calw, den 23. April 1917.

K. OLeramL: Binder.

D^e 2tige aus den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

Starke örtliche Vorstöße nordöstlich von Nrras gescheitert.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 30. April. (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Front des iZeneralfeldmarschalls Kronprinz Rupprecht von Bayern: Nach dem Scheitern des großen Angriffs am 28. April unternahmen gestern die Engländer nur einzelne Angriffe gegen Oppy, nördlich der Straße von Donai nach Arras. Zn viermaligem Ansturm gegen den heiß umstrittenen Ort erschöpften sie ihre Kräfte. Das Dorf blieb in unserer Hand. Auf beiden Scarpenfcr» hielt die starke Feuertätigkeit der Artillerie an. Vor­sichtige Schätzungen beziffern den Verlust der Englän­der am 28. April auf über 6009 Mann, die in und vor unfern Stellungen gefallen sind, außerdem sind über 1099 Gefangene und 49 Maschinengewehre durch un­sere Truppen eingebracht, 19 Panzerkraftwagen zerstört worden.

Front des Deutschen Kronprinzen: Ge­waltsame Erkundungen der Franzosen suchten gestern morgen den Erfolg des französischen Zerstör«ngsfeuers gegen unsere Stellungen bei Barry au Bac, am Bri- mont und nördlich von Reims festzustellen. Unsere Grabenbesatzuna wies die Vorstöße ab. Seit Mittag hat sich mit wenigen Pausen der Feuerknmpf von Soissons bis zur Suippe wieder gesteigert und erreichte in den Abendstunden größte Heftigkeit, hielt in wechselnder Kraft während der Nacht an und wurde bei Tagrs- granen zur stärksten Wirkung.

Front des Eeneralseldmarschalls Herzog Albrecht von Württemberg: Nichts Wesentliches.

Am 28. April haben unsere'westlichen Gegner 11, am 29. April 23 Flugieuoe verloren, außerdem 3 Fessel­ballone. Flieger und Flugzeugabwehrkanousn teilten sich in das Ergebnis. Rittmeister Freiherr von Nicht­hofen blieb zum 48., 49., 39., 51. und 52. Mal Sieger im Luftkampf, der seiner Jagdstaffel anzchörige Leutnant Wolfs schoß feinen 22. bis 26. Gegner ab. Aufklärutigs- streifen und Flüge zum Bombenabwurf führten unsere Flieger tief in das englische Frankreich zwischen Somme und Meer, von der Äisne bis über die Marne nach Süden.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert.

- Oppy liegt 10 Kilometer nordöstlich von Arras.

Neuerdings 11200V Tonnen versenkt WTB. Berlin, 30. April. Außer den im April bisher bclranirtgegebenen U-Bootserfolgen sind neu­erdings im Kanal, im Atlantischen Ozean und in der Nordsee 112000 VrnttoregifterLonnen als Schiffs­raum durch unsere N-Boote versenkt worden.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Der Wert der englischen Flotte gegenüber dem Ä-Boottrieg.

(TdA.) Berlin, 30. April.Morning Post" vom 23. April schreibt: Deutschland ist, obgleich die englische Flotte nicht geschlagen ist, mit Hilfe seiner Minen und Untcrsee-Boote in Stand gesetzt, auf großen Teilen des Weltmeeres die Schiffahrt unmöglich zu machen, oder ihr doch die schwersten Gefahren zu bereiten. In einer solchen Lage sind wir noch nie gewesen. Unser Land hat die Gefahr, in der es sich befindet, noch immer nicht er­kannt. Seit Ccnerationcnen an blindes Vertrauen zu unserer Flotte gewöhnt, denkt es, die Lage sei nicht so schlimm, wie es scheine. Es begreift nicht, daß die briti­sche Flotte zwar stärker als je ist, aber gleichwchl der Untersee-Booträuberci gegenüber überhaupt keinen Wert hat. Inzwischen wird Carson und die Admiralität von unverantwortlichen Kritikern in törichter Weise angegriffen. Alle diese Leute sind niemals im Stande, Abwehrmittel vorzuschlagen, die von der Admiralität nicht schon längst verlacht worden sind. Das Land muß einsehen, daß die britische Seemacht in dem Sinne, wie man sie vor dem Kriege verstand, nicht mehr existiert. Mit unserem früheren Wirtschaftssystem, das aus völ­liger Sicherheit der Seetransporte beruhte, ist es jetzt vorbei. Wir haben vollauf damit zu tun, uns der neuen Lage anzupassen und sollten nicht Männer belästigen, die unser Land vor dem unheilbaren Ruin schützen.

Mazedonische Front: Zwischen Prespasee und Lerna lebhaftes Artillerieseuer. Zwei englische Flieger wurden bei der Rückkehr eines unserer Kamps­geschwader von erfolgreichen Luftangriffen gegen Lager und Bahnstrecken im Cernabogen zum Absturz gebracht.

Ter erste Generalqnartiermeister: Ludendorff.

Die gestrige Nbendmeldung.

(WTB.) Berlin. 30. April. Abends. Amtlich wird mitgcteilt:' Bei Arras Feuerkamps wechselnder Stärke. An der Aisnc- und Champagnefront dauert die Artil­lerieschlacht an. Im Osten nichts Wesentliches.

Zur Schlacht bei Arras.

(WTB.) Berlin, 30. April. Infolge der schweren Verluste, die die Engländer in der Schlacht vom 28. April erlitten, machte sich in ihrer gestrigen Kamps- tätigkeit im Raume von Arras eine starke Ermattung geltend. Das planmätzge, äußerst heftige Artlleriefeuer hielt jedoch den ganzen Tag über an. Besonders auf dem Nordflügel der Schlachtfront in der Gegend von Acheville und Oppy war der Artilleriekampf außeror­dentlich stark. Auch südlich der Scarpe, wo das feindliche Feuer am Vormittag nachgelassen hatte, belebte es sich wiederum im Laufs des Tages. Der Brennpunkt der Insanteriekämpfe war das SWrschen Oppy, in der Mitte zwischen den an den Vortagen heiß umstrittenen Dörfern Arleux und Eavrelle gelegen. Viermal sandle der Engländer seine Sturmhanfen gegen Oppy vor, viermal wurden sie von den Verteidigern zum Teil in heftigen Nahkämpfen unter schwere» und schwersten Verlusten zuriickgeworfe». Ein Teilangriff der Eng­länder nördlich des Bahnhofs von Roeux wurde eben­falls in kräftigem Gegenstoß abgewiesen, wobei eine Anzahl von Gefangenen in unserer Hand blieb. Zn weiteren Jnfanterieangrssen konnte sich der Feind am 29. April nicht aufraffen. Nur westlich Bulleoourt ver­suchte eine größere englische Patrouille vorzudringeu. Sie wurde verjagt. Im Laufe der Nacht wurden vor- fühlende feindliche Patrouillen an mehreren Stellen der Arrasfront zuriiügewiesen und mehrere Gefangene eingebracht. Das starke Artillerieseuer steigerte sich im Verlaufe der Nacht und gegen Morgen in der Gegend von Loos bis südlich der Scarpe zu besonderer Heftig­keit. Feststellungen und Beobachtungen bestätigen, daß die Schlacht am 28. April zu den heftigsten und für den Gegner verlustreichsten der letzten Wochen gezählt wer­den muß. Auf den Schlachtfeldern im Artois, an der Nisne und in der Champagne spielen sich in diesen Wochen Vorgänge von welthistorischer Bedeutung ab. Die großen Kampftage des 16., 17., 23., 24. und insbe­sondere 28. April sind bedeutsame Marksteine in dem gigantischen Ringen um Deutschlands Dasein. Das deutsche Volk darf dem Endausgang des riesigen Kam­pfes mit froher Zuversicht und dankbarem Vertrauen auf seiue unbezwingbaren Söhne entgegensetzen.

Die schwere Niederlage der Franzosen an der Nisne.

(WTB.) Berlin, 1. Mai. Die Stimmung'im franzö­sischen -Heer war vor dem großen Angriff am 16. April durch systematische Bearbeitung der Mannschaften mit allen Mit­teln aufgepeitscht worden, vor allem durch den immer er-