Nr. 94. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 92. Jahrgang.

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Dienstag, den 24. April 1917.

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Die Lage auf den KrlegsschMiijM.

Die deutsche amtliche Meldung. Wiederbeginn der englischen Angrisse im Raum von Arras.

Vorbereitende Feuertätigkeit für neue Kämpfe an der Aisne und in der Champagne.

(MTB.) Grosses Hauptquartier, 29. April. (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Front des Eensralfeldmarfchalls Kronprinz Rupprecht von Bayern: Zwischen Loos und der Bah» Arras Cambrai dauerte gestern der Artilleriekamps au. Nord­westlich von Lens drangen englische Stoßtrupps in 589 Meter Breite in unser» vordersten Gaben, sie wurden durch Gegenstoß zurüikgeisorsen. Auch, nachts blieb das Feuer stark. Heute früh haben «ach Trommelfeuer in breiter Front die Insanteriekämpfö begonnen.

Font des deutsche» Kronprinzen: Vor­mittags war nur nordöstlich von Soissons die Fener- tätigkcit gesteigert, von nackmfttazs an beli'mvsien sich längs der Aisne und in der Champagne die Artille­rien wieder mit zunehmender .Heftigkeit. Handgranaten- kämpfe spielten sich auf dem Chemin des Damcs-Nücksn ab. Ei» starker französischer Angriff nordwestlich von La Bille au Bois brach verlustreich zusammen. Zwischen Prosnes- und Suippeinederung brachten Vorstöße dem Feind keinerlei Vorteile. Wir machte« am Höchberg südwestlich von Moronvillers und durch Eindringen in die französische Stellung südlich von St. Marie ä Pr­üder 5V Gefangene.

Front des Gencralscldmarschalls Herzog Al- brecht von Württemberg: Nichts Neues.

Unsere Flieger schossen 4 feindliche Fesselballone in Brand und brachten in Lustkämpfen 11 Flugzeuge zum Absturz. Rittmeister Freiherr von Nichthofeu blieb zum 48. Mal. Leutnant Wolfs zum 2V. Mal Sieger. Die Jagdstaffel des Rittmeisters Freiherr von Richthosen hat bis gestern 180 Flugzeuge abgefchossen.

Oeftlicher Kricgsschaup latz. Mehrfach lebhaftes Fruer der russischen Artillerie aus unsere Linie, es wurde kräftig erwidert. Bombenabwurf russischer Flieger bei Lidä wurde durch Luftangriff auf Molo- detschno und Torcz (nordwestlich bezw. südwestlich Minsk) vergolten.

Mazedonische Front. Am Ostufer des War- dar und südwestlich des Doirausees heftiges Artillerie­feuer, dem nur am Doiransee ein englischer Angriff folgte, er wurde von den bulgarische» Truppen abge­wiesen. Eines unserer Fliegergeschwader griff aus der Luft in den Kamps ein.

Der erste Eeneralquartiermeister: Ludendorff.

Die gestrige Abendmeldung.

(MTV.) Berlin. 23. April. Abends. Amtlich wird mitgeteilt: Auf dem Schlachtfeld von Arras ist heute der neue englische Ansturm unter schwersten V asten ergebnislos zufanrmengebrochen. An der Aisne und in der Champagne zeitweilig starker Artilleriekampf. Im Osten nichts Wesentliches.

Die neue Schlacht im Raum von ArrasLocs.

(MTV.) Berlin, 23. April. Während im Abschnitt AisneChampagne sich das Bild einer in heftige Ein- zelkämpfe und teilweise starke Kanonaden zerfallenen Schlacht auch am gestrigen Tage nicht änderte, flammte die durch mehrtägige gesteigerte Feuervorbereitnng angekündigte Schlacht im Raume ArrasLoos erneut auf. Der erste englische Anprall, der am 22. April, vor­mittags 8 Uhr in der Gegend von Loos erfolgte, brach «ach einem mit seltener Crbitternng gcsiihrten Kamps

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unter schweren englischen Verluste» ergebnislos zusam­men. Die Engländer konnten nicht einen Meter unserer Stellung behaupten. Nordwestlich von Fampoux in der Ccarpebach-Niederung wurden am 22. April feindliche Truppenansammlungen, Kavallerie und ein Tankge­schwader unter konzentrisches Vernichtungsfeuer genom­men. Am Vormittag des 23. April entbrannte die Zn- santcrieschlacht nach dem sechstögigen Artillcrirkamps aus breiter Front von neuem. Vorsekdkämpse im Ab- n-:t zwischen Scarpe und Somme verliefen siir uns günstig. Englische Patrouillen, die sich in Trescault und Honnecourt festgesetzt hatten, wurden unter em­pfindlichen Verlusten für den Feind verjagt, des­gleichen gegen Osfus vorsühlende Patrouillen. Die Stadt St. Quentin lag abermals unter Artillerreseuer. In der Gegend von Vauxaillon und Lcuilly wurden erkannte feindliche Truppcnansammlnngen durch ver­nichtendes Granat- und Schrappncll.scuer dezimiert. Cm feindlicher Angriff kam infolgedessen nicht zustande. Im Raume AisneChampagne war lwsonders der nachls lt Uhr südlich Graonne voegeiragenc erbitterte feindliche Angriff für die Franzosen außergewöhnlich verlustreich. Nachträglich wird gemeldet, daß allein im Raume Berry-au-BacAubcrive in der Zeit vom 16. April 30 Offiziere, 1472 Mann und 01 Maschinen­gewehr eingebracht wurden. Nördlich Saint Hikaire holten unsere Stoßtrupps 15 Franzosen aus dem feind­lichen Graben. Patrouillen des Gegners wurden im Handgranatenkamps abgewicsen.

Ein englisches Luftschiff abgrfchosien.

Berli». 23. April. Die beiden deutschen Kampf­einheiten, die am 21. April 20 Seemeilen nördlich von Zeebriiggc ein englisches Luftschiff angrisse» und zum Absturz brachten, standen unter Führung des Flug- meistcrs Meyer und Marineslugmeister Kestner. In der Gondel des feindlichen Luftschiffes befanden sich 8 Mann. Das Luftschiff hatte zwei Motoren, war mit zwei Maschinengewehren ausgerüstet und trug die! Nummer L 17.

4 englische Zerstörer vermißt.

Berlin, 24. April. Einer Meldung der ..Vossischen Zeitung" zufolge herrscht in London seit einigen Tagen große Sorge über das Schicksal von 4 Zerstörern, die im Kanal vor der Themsemündnng Dienst tüten und von denen man seit 14 Tagen nichts mehr hörte. In­zwischen hat die Admiralität die Torpedierung des einen Zerstörers bekannt gegeben. Man glaubt jedoch allgemein, daß auch die anderen verloren sind.

Die WcdeuscrörtcrlliMl ind -Gerüchte.

Wenn wir die übermenschlichen Anstrengungen der Alliierten an der Westfront betrachten, und das ameri­kanische Kriegsgeschrci in Rechnung stellen, so will es einem beinahe als Hohn erscheinen, wenn in letzter Zeit wieder mehr als je vom Frieden geschrieben wird. Die Vierbnndmächte haben ja ihre Neigung zur Herbei­führung eines ehrenvollen Friedens schon verschiedent­lich kundgegeben, und erst vor einigen Tagen hat auch als letzte der Vierbundregicrungcn die bulgarische Re giernng erklärt, daß sie auf den Ausruf der provisori­schen Regierung in Rußland geneigt sei, einen für beide Teile annehmbaren Frieden zn schließen. Aber was die Friedensbereitschaft der Entente anbclangt, so erscheint uns diese heute problematischer als je. Wir konnten in den letzten Wochen die Bemühungen der Alliierten ver­folgen, Rußland wieder mit voller Kraft siir die Fort­führung des Krieges zu gewinnen, und man bekommt

auch den Eindruck, als sei cs namentlich den Eutente- soziälisten unter Beihilfe neutraler Genossen gelungen, die extremen russischen Sozialisten von ihrer Agitation für einen baldigen Frieden abznbringen. Es macht sich, selbstverständlich die Zuverlässigkeit des russischen Nach­richtendienstes vorausgesetzt, der Eindruck bemerkbar, als gewinne die kriegslustige Partei in Nwstand zu­sehends an Boden, die fricdcnsfreundlichen Elemente haben sich anscheinend von den Schlagwerten über die Notwendigkeit der Verteidigung der erkämpften Frei­heit gegenüber dem reaktionären deutschen Militär ft- mus" betäuben lassen, und sind dadurch den Begründun­gen der Fortführung des Krieges und der ..schweren Schäden" eines Sonderfriedens natürlich zugänglicher geworden. Einen Sonderfrieden, der die Mittelmächte in den Stand setzen würde, die Weltmächte ent'-ch.^end zn schlagen, wollen die russischen Friedens'reunde ill- --- baupt nicht, sondern einen allgemeinen Frieden ohne Eroberungen.

Ob nun aber trotz aller kriegerischen und siemes- zuversichtlichen Redensarten die Entente nickst doch Friedcusneigung besitzt, allerdings wenmer aus Ge- sühlsoründen als vielmehr aus reckt realen Erwägun­gen heraus, dafür könnte man vielleicht beachtenswerte Anhaltspunkte nennen. Einmal ist der militärische Wert des russischen Bundesgenossen selbst bei redlichem Willen der derzeitigen Regierung ganz erheblich ge­sunken, zweitens hat sich die englisch-französische Offen­sive schon in ihren Anfängen als nickst ausschlas"ebLnd für die Aendernnq der militärischen Lage gezeigt und wohl als wichtigster Faktor scheint uns drittens die wirtschaftliche Lage der alliierten Wcstmächte England, Frankreich und Italien für eine mögliche Friedensbc- reitschaft der Entente, in Betracht zu komme». Bei nn- serm hartnäckigsten Gegner, England, dürften mancher­lei Friedensgründe vorhanden sein. Einmal wird den Zeitungsnachrichten zufolge die Erniihruugsfraae täg­lich schwieriger, zweitens wird es kaum möglich sein, die nötige Nahrungsmittelzufuhr sicher zu stellen, weil, der deutsche kl-Boctkrieg sehr wirksam ist, so daß selbst von der englischen Presse zugegeben wird, daß der Tauchbootkrieg keineswegs gedankenlos drauslosschlage, sondern mit voller Absicht auf die Lebensader des eng­lischen Reiches hinzieke. und drittens wird England darauf bedacht sein müssen, seine Bundesgenossen, sei es nun Rußland. Frankreich oder Italien nickt schach­matt setzen zu lassen, weil nur die Engländer Interests an einem gemeinsamen Friedensschluss haben, in dem sie die Interessen ihrer Alliierten gegeneinander aus­spielen können. Nun scheinen aber Italien und Frank­reich noch schwerer unter der Einschränkung der nötigen Lebensmittel- und Krieasmatcrialzufnbr zn'ftciden als England und deshalb scheinen auch zwiscken diesen drei Staaten Verhandlungen an der ilalienisch-ftastzösisck'-": Grenze stattgefvnden zu haben, lieber di-'^' Best'- lnngen wird zwar berichtet, sie hätten sich um ist- Kriegsziele der Alliierten gedreht, die m-men ja au ' dabei behandelt worden sein, ober uns will es deck scheinen, als wenn die wirtschaftlichen Fragen aller­dings im Zusammenhang mit der Frage der Fort­führung des Krieges den Hauptpunkt gebildet bürst-. Französische Blätter wollen wissen, daß der Ent'ckst-.st den Krieg bis zum Siege fortzusühren, als uuerschüi-sr. lich feststehend bezeichnet worden sei, und daß man na­mentlich Italien Zugeständnisse aus Kesten Serbien- und Griechenlands gemacht habe, wofür sich die Itaii cner zu einer baldigen Offensive entschließen mußten. Daß man bezüglich der Haltung gegenüber Griechen­land Beschlüsse gefaßt hat. ist glaubwürdig. Vielleicht