i

Aiutttche Beranntmachungen.

Abgabe von Teigware» und sonstigen Nährmitteln.

In letzter Zeit ist verschiedentlich darüber ge­klagt worden, vast einzelne Verbraucher die ihnen An­gehenden Nährmittel deshalb nicht bekamen, weil sie keine Kenntnis davon erhielten, dast solche in der (Ge­meinde zur Verteilung gelangten.

Die Herren Ortsoorsteher werden deshalb ange­wiesen, jeweils durch Anschlag am Nathans bekannt zu geben, wann, zu welchem Preis und bei welchen Klein­händlern Nährmittel zur Ausgabe gelangen und wie viel hievon auf eine Familie oder einen Kopf der Ein­wohner oder nur der Versorgnnasberechiigten entfallen.

Die Bezirksbevöllerung

wolle sich diese Einrichtung allgemein zu Nutze machen.

Talw, den 17. April l!!l7.

K. Oberamt: Binder.

Austerordentliihe Fleischzulage und Geldznschüjs«.

In Ausführung der Anordnungen des Kommunal­verbands in obigem Betreff vom 7. ds. Mts., Calwer Tagblatt Nr. 83. hat die Fleischversorgungsstelle bezüg­lich der Behandlung der Selbstversorger, der Urlauber und der Pendelarbeiter folgendes mitgeteili:

l. Die Wschrnfleischmenge der Selbstversorger und der Teilselbstversorger ans Hausschlucht« »ge hat eine Erhöhung nicht erfahre«. Eine Verkürzung der Selvst- versorgungsfrist kommt daher nicht in Betracht. An der Zulage und dem Zuschuss können Selbstversorger, auch neu hinzukommende, nur insoweit teilnehme», als der Bezug von Fleischkarten durch sie üblich ist oder als sic seither Fleischkarten bezogen haben. Die Zuschutzge­währung darf also grundsätzlich nicht dazu führen, datz

die Selbstversorger ln stärkerem llmsang nls seither i vom Fleischkartenbezug Gebrauch machen.

2. Auch die Urlauber erhalten nur die verlärzte Vrotmengc. Die Billigkeit verlangt, daher, datz ihnen auch die Fleischzulage gewährt wird. Nun wird aber der Berechnung des Reichszuschnsses zur Verbilligung der Fleischzulage nur die Zahl der Fleischversorgungs- berechtigteu ohne Berücksichtigung der Urlauber zu Grunde gelegt. Zuschüsse an Urlauber wird der Kom­munalverband in der Negel Lurch Einsparungen infolge Verzichts einzelner Berechtigter auf den Zuschuss und dergl. decken können.

3. Die Zulage- und Zuschutzknrten gelten nur im Kommunalverband des Ausgabeorts. Dies erschwert die Fleischvcrsorgung solcher Pendelarbeiter, die ihren Wohnort in einem anderen .Kommunalverband, als demjenigen des Arbeitsorts haben. Um hierin Abhilfe zu schaffen,'wird zugelasscn, datz derartige Arbeiter, die Zulagekarte» des Kommunalverbandes ihres Wohn­ortes bei der Gemeindebehörde des Arbeitsorts in Zn- lagekarten des Kommunaloerbauds des Arbeitsorts »in­tauschen können. Die Gemeindebehörde des Arbeitsorts kamt Vorlage einer Bescheinigung des Arbeitgebers über die Beschäftigung des Antragstellers verlangen.

Calw, den 17. April 19l7.

K. Oderamt: Bind e r.

Ausschau!,seiten für Bier.

Dis Bekanntmachung des Stv. Generalkommandos vom 27. Februar 1917 Calwer Tagblatt Nr. 52 hat durch dir weitere Bekanntmachung des Sto. Generalkommandos vom 7. ds. Mts. folgende Fassung erhalten:

8 1-

Vom 1. März 1917 ab darf in Gasthösen, Fremdenpensio neu, Schank- u. Speisewirtschasten, Kaffees. Konditoreien, Bars,

Bierb.'lleni. Vic.gnrlen, BccZus- und Cluisckmitzst-riuMKch Automaten und aiten Si.äte». wo GeiNnle «sstnIUck, und ge­werbsmässig verabreicht werden, Äi.r an Dritte nur mehr in der Zeit von >2 Uhr mittags bis 2 Uhr »achmituigs und zwar nur bei gleichzeitiger Verabfolgung von Speisen, die lucht ausschlichlich in Brot oder anderem Gebäck bestehen, sowie unbeschränkt in der Zeit zwischen abends 6 tthr bis zuiii Eintritt der Polizeistunde verabreicht werden

Ausserhalb dieser Zeit darf nur Bier abgegeben werden:

1. an törperlich arbeitende Personen in den Arbeitspausen.

2. auf den Bahnsteigen und in Ve.hnhostvirtschasien an

Reisende, welche im Besitz von Fahrkarten sind.

.">. in Flaschettbicrgcschäsien.

8 2.

Die Stadidi rektion Stuttgart und die K. Obe ruinier Gauen im Fall besonderer Bedürfnisse für den ganzen Ober­amtsbezirk oder für einzelne Gemeinden und Teilgemeinden die vorstehenden Ansschankzeitcn allgemein oder für be­stimmte Wirtschastsgaitnngrn, ans unbestimmte Dauer oder für bestimmte Zeiten anderweitig regeln, sofern die Aus­schankzeiten hierbei au Werktagen insgesamt 7 Standen, an Sonn- u. Festtagen insgesamt 8 Stunden nicht überschreiten."

Abgeber und Verbraucher, die den ^esiimmmrgcn in § 1, sowie den Anordnungen der Lrtspolizribehörde» nach 8 2 zuwiderhandeln, werde» mit Gefängnis bis zu ciirenr Jahr, beim Borliegen mildernder Umstände mit Haft oder Geld­strafe bis zu 1609 Mark bestraft.

Dies wird veröffentlicht mit dein. Anfügen, dost die ober- amtliche Betannimachnng vom 16. 1917, Nr. 6! ds. Bl.,

und 11. 1. 1917, Nr. 86 ds. Blattes. Letr. Ausschank von Bier air Sonntagen i» Ausflugsorten bis ans weiteres »och Gel­tung hat.

Calw, den 17. April 19l7.

K. Obeeamt: Binder.

Erbiete» fremder Böller, sowie Attentate auf die kln- Abhängigkeit der Völker der Zentralmächte.

Gegen das Programm Miljukows.

(WTB.) Kopenhagen. 19. April. Die ruisisih« Z«l- tuilgDjeu" vom 8, April polemisiert in ungemein scharfer Form gegen MUjukows inzwischen von der Re­gierung desavouiertes auswärtiges Programm.Djen" sagt: Konstaniinopel und die Merer.'.ge» gehören dem türkische« Bolle, das ei» gleiches Recht auf Selbstbe­stimmung besitzt, wie das russische Volk. Deshalb sollen die russischen Soldaten und Bürger ihr Blut opfern, weil Mitjnkorv, der mit seiner Ansicht vollkommen allein steht, Konstaniinopel haben will? Die Zeitung tadelt die Unduldsamkeit Miljnkows. der, um gegen­teilige Meinungen zu unterdrücke», nicht Mittel ver­schmähe, die einem Minister der früheren Regierung alle Ehre machen würden. DieDjen" vertritt die Interessen der gemätzigten Liberalen.

Gold gegen Mensche«.

(WTB.) Washington. 18. April. Reuter meldet; Dem Vernehme» nach wartet die Negierung nur auf das entscheidende Wort seitens Rußlands bezüglich seiner Bedürfnisse, um Schritte zur Stärkung der neuen Regierung und zur Erhöhung ihrer Widerstandsfähig­keit gegen Deutschland zu tu». Es ist noch kein bestimm­tes Verlange» nach Unterstützung eingegangen, aber da die Regierung die Gewitzeit hat, datz sie ermächtigt wird, den Ententemächten Geld zu leihen, wird es für ausgemacht angesehen, datz Nutzland auf seinen Wunsch eine bedeutende Summe geliehen wird, weil man dar­über einig ist, datz die Vereinigten Staaten der neuen Demokratie Hilfe in jedem Umfange gewähren solle. (Dieseunbedingte" Hilfsbereitschaft Wilsons ist darauf zurückzufübren, datz man eben die russischen Heere für Amerikas Zwecke opfern möchte.)

Mmkll.

Der Streit um die Wehrpflicht.

(WTB.) Washington, 18. April. Reuter meldet? Der Senatsausschutz hat das Heeresgesetz mit Einschluß der Aushebung angenommen. Der Ausschuß des Re­präsentantenhauses hat das Gesetz dahin abgeändert, datz zuerst der Versuch gemacht wird, die neue Armee iu der Form eines Freiwilligenheeres zu bilden. Präsi­dent Wilson begab sich daraufhin auf das Kapitol und erklärte, ei» Kompromiß fei nicht möglich, da die mili­tärische» Sachverständigen sich dahin entschieden hätten, datz Aushebung mit Auswahl' das einzige wirksame Mittel bilde, eine starke Armee anfzustcllen.

Die Begründung der Notwendigkeit der amerikanische» Armee.

Tda. Belli», 19. April. Der Washingtoner Berichter­statter desDaily Chronicle" schreibt: Vielleicht ist es nicht nötig, daß Amerika je wirklich grroste bewaffnete Strrit- kräft« nach Europa schickt, den» der Krieg lann sehr wohl vorüber sei», ehe Amerikas erste Million fertig ist. Aber in den Augen amerikanischer Regieruugsmänner muß Amerika für den Fried»» sowohl wie für den Krieg rin« große Armee

KtzvvS« Mann für de» französische» Durchbruchsversuch.

Berlin, 20. April. DerLokalanzeiaer" meldet aus Zürich: Wie hier iu bestuntecrichteten Kreise» behaup­tet wird, hätten die Franzosen den Durchbruchsversuch mit 899069 Mann uilteruonttuen. Der Versuch sei ge­scheitert.

Neuerdings 83 980 Tonne» versenkt.

(WTB.) Berlin, 19. April. (Amtlich.) Nach Mel­dungen in der Zeit vom 13. bis 18. April znrückge- kehrter Unterseeboote sind im Kanal, im Atlantischen Ozean und in der Nordsee neuerdings feindliche nud neutrale Handelsschiffe von insgesamt 83VV8 Brutto- registertonne» versenkt worden.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Zur Laste.

Troß der rosig gefärbten Berichte der französischen Hee- reslciiung wird der nüchterne Kritiker nichts finden können, was dem französischen Eeneralstab dar Recht geben könnte, die Hoffnungen des Volkes »och zu erhöhen, denn durch die Bekanntgabe der genommenen Frontpnnkte gesteht der feind­liche Bericht doch die winzigen Erfolge zu. die von de» fran- zösischen Truppen, man spricht von ^ der ganze» französi­schen Armee», die an dem Kainpf beteiligt sein soll, trotz größter Anstrengung erzielt werden konnte». Einen tatsäch­lich erkennbaren Ecländegewinn haben die Feinde zwischen Vailly, 16 Kilometer östlich Soissons und Craonue, 39 Kilo­meter östlich Soissous, errungen, indem sie auf dieser etwa 16 Kilometer langen Strecke nördlich der Aisne Gelände in einer Tiefe von 1 Kiloin. uns zu cutreiße» vermochten, an der Linie Berry an Bac -Reims und ReimsAubörive sind sie über örtliche kleine Erfolge nicht hiiiaiisgekomiiien. Das ist das Ergebnis der Durchbruchsschlacht bis heute, das mit den schwersten blutigen Opfern errungen werden mußte. Kein Wunder, hat ob solcherErfolge" die französisch« Presse ihren Jubel eingestellt, und machen sich schon nachdenkliche i Stimmen bemerkbar. Zu diesem Mißerfolg gesellt sich noch die Sorge um den russische» Ärrbündeten, den mau jetzt so noiwendig gebraucht Hütte. Es scheinen in Rußland wieder Vorgänge sich abzuspielcn .über bereit Tragweite und Rich­tung im Augenblick nichts zu erfahren ist. die aber allem nach die Frage über Krieg und Frieden zum Gegenstand haben. Es sieht so aus. wie wen,, die Sozialisten in der Ne­gierung und die draußen im Volk »nt aller Kraft für einen ehrenvollen Friede» eintrete» würde», die Vertreter des Kriegsgcdankens unter Mithilfe Englands, Frankreichs nud Amerikas aber ebenso rührig bestrebt sind, neue Kriegsstim- iiiung ins Volk zu tragen. Wie sehr Rußland unter eng­lischer Kontrolle steht, das geht aus einer Meldung der Pe tersburger Telegraphenagentur hervor, die die im Volk um laufenden Gerüchte widerlegen sollte, daß die Alliierten ge­wisse russische Auswanderer in ihren Ländern zurückhalten, und die dabei gerade diese Gerüchte bestätigt, indem sie zu­gesteht, daß zwischen den alliierte» Regierungen Kontroll­liste« bestehen, die die Namen von solchen Auswanderern enthalten, deren Heimkehr in ihr Land von einer der krieg­führenden Mächte oder von alle« alliierten Negierungen für nicht wünschenswert angesehen wird. Zur Beruhigung der Sozialisten wird aber mitgeteili, daß die russischen Konsul,,

angewiesen worden seien, die Heimkehr aller Auswanderer nach Rußland ohne Unterschied ihrer Ansicht über den Krieg zu gestalten. Daß die russische Negierung tatsächlich nicht mehr Herr in ihrem eigenen Haus« ist, geht auch aus einer Schilderung von ausländischen Sozialisten hervor, die zweck« Rücksprache mit ihren russischen Genossen nach Petersburg gereist sind. Sie dursten auf Befehl der sie begleitenden eng­lische» Offiziere nicht einmal ihre Gesinnungsgenossen in Finnland begrüßen und wurden von diesen Ossizieren pein­lichen Verhören über ihre Anschauung bezüglich des Krieges unterzogen. Ein Teilnehmer drückte sich aus, man Hab« das Gefühl gehabt, in einem englischen Arrestantenwagen zu sitze». Man sieht also, die Alliierten setzen alles daran. Ruß­land in ihrer Gewalt zu bebakten, und es wird sich über kurz oder lang zeigen müssen, welche Kräfte die Oberhand behalte» werden. Auch sonst ist die Entente am Werk, alle noch neutralen Staaten ihrer Gefolgschaft zuzusiihre». In Griechenland wird mit erneuter Heftigkeit daran gearbeitet, de» König zn stürze», und Venizelos ans Wider zu bringen, in Spanien scheinen dieselben Machenschaften jetzt zu einer Kabinettskrisis geführt zu haben. Nun, die kleinen europä­ische« Neutralen werden sich wohl angesichts der jetzt gerade Im Westen bewiesenen militärischen Stärke Deutschlands nicht noch im letzten Abschnitt des Krieges aus ihrer Re­serve Hervorlücken lassen. O. 8.

Die Lage in Nichlmid.

Keinen Waffenstillstand mit Rußland.

Berlin, 19. April. Die Gerüchte über eine» sechs- tägigen Waffenstillstand mit Rußland entbehren der Grundlage.

Neue Unruhen in Petersburg? ^

(WTB.) Köln, 19. April. DerKölnischen Zei­tung" wird aus Stockholm berichtet, aus Haparauda verlaute vom Ansbrnch neuer schwerer Unruhe» in Petersburg gegen die provisorische Regierung, die schwe- rcr seien, als die März-Unrnhrn. Die Reisenden wurden in Haparanda zuriickgehalten, weil der Zugsverkehr stockt. Alle Posten und Eisenbahnen sind seit vier Tagen ausgebliebeii.

Kerenski wider Miljnkow.

(WTB.) Kopenhagen, 19. April. Die soeben eiuge- troffene» russische» Zeitungen vom 7. April enthalten folgende offiziöse Notiz: Anläßlich des Interviews mit Miljukow, das am !>. April in de» Petersburger Zei­tungen erschien und nach dein Ausland gedrahtet wurde, beauftragte der Justizminister Kerenski das Presse- bureau des Jnftizininisteriums, zu erklären, datz Mil- jukows Aenßerungen über die Aufgabe der Auswärti­gen Polit^ Rußlands in diesem Kriege nur seine pri­vate Meinung und keinesfalls dis Anschauung der pro­visorischen Negierung wiederspiegele. Kersnskis eigener Standpunkt in de» Fragen des Krieges, heißt es iu der Erklärung, entspricht dem Standpunkt jener politischen Kreise, zu denen er seit vielen Jahren gehört. Sein Standpunkt beruht auf der Notwendigkeit, das Land vor Eroberungen und Invasionen des Feindes zu schützen r»,d verneint entschiede» jede Eroberung vor.