Nr. 91.

Amts- und Anzeigeblatt für den OberamtsbezirL Calw.

92. Jahrgang.

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Freitag, den 2V. April 1917.

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Iie sMzsjUche» Aigrisse im der Aisne iaS As>kc» gckmmes.

Austzeüuug des Jtsuilengesetzes und des SMchenpamgraphelr.

(WTB.) Berlin, 19. April. Der Bundesrat ist in seiner Sitzung vom 19. April 1917 dem Beschluß des Reichstages, das Gesetz betreffend den Orden der Ge­sellschaft Jesu vom 4. Juli 1872 aufzuheben. Leigetreten. In der gleichen Sitzung hat der Bundesrat dem Be­schluß des Reichstags, den tz 12 des Neichsoerc-insgesetzes vom 19. April 1808 (Sprachenparagraph) zu beseitigen, sein Zustimmung erteilt.

* Das am 4. Juli 1872 geschossene Gesetz Letressend den Orden der Gesellschaft Jesu verbot die Lehrtätigkeit der Je­suiten in den Schulen und die Ausübung des geistlichen Amtes in Deutschland. Der Grund zu dieser Maßnahme lag in der Agitation der, Jesuiten gegen das protestantische Preußen. Schon gegen den norddeutschen Bund hatte der Orden tu Frankreich und Oesterreich zum Kriege geschürt und seit Gründung des deutschen Reiches wurden die Hetze reicn in den katholischen Kreisen fortgesetzt.' Dagegen griff nun Bismarck ein, indem er das Jestiitcngcsctz im Reichstag einbrachte. Del damalige politisch-konfessionelle Kampf ist ja unter dem irreführenden NamenKulturkampf" bekannt. Durch das Gesetz wurden natürlich auch Jesuiten deutscher Abstammung betroffen,' man muß aber dabei bedenken, daß durch das Ordensgesctz der Jesuiten jeder Ordensangehörige seine Nationalität aufgegeben hat, und nur den Gesetzen des Ordens zu gehorchen hat, der 'sich die Ausbreitung des katholischen Glaubens zur obersten Aufgabe gemacht hat. Damals erschien also zur Aufrechtcrhaltung des Friedens unter den Konfessionen die Ausweisung der Jesuiten berech­tigt, heute haben sich jedoch die Verhältnisse wesentlich ge­lindert. Die katholische Kirche hat gesehen, daß ihr keinerlei Gefahr von Seiten des Protestantismus in Deutschland droht, sic sieht vollständig gleichberechtigt neben der evange­lischen Kirche da. die Regierungen der Bundesstaate» haben auch heute keinerlei Grund, an der Loyalität der katholischen Staatsangehörige!» zu zweifeln, ja dieser Gedanke erschiene ns geradezu absurd, es bestand demnach auch kein Grund mehr, das Jesuitcngesetz aufrcchtzuerhaltcn. UebMens find schon in den letzten Jahren vor dem Krieg in verschiedenen Bundesstaaten die Bestimmungen des Gesetzes sehr lax be­handelt worden.

Der Sprachenparagraph stammt aus der Zeit des sog. >,Block"-Neichstags, in dem Konservative. Natioiialliberale önd Volkspartciler ihr unnatürliches Bündnis gegen die ebenso unnatürliche Kombination zwischen Zentrum und So­zialdemokratie , Damals machte das bekannte

Vereiusgcsctz so viel voir sich reden, nach welchem politische Versaimnlungen vorher onzumeldcu sind. In diesem heute noch bestehenden Gesetz ist auch der Sprachenparagraph ent­halten. der cs verbietet, politische Versammlungen in an- ' derer als deutscher Sprache abzuhalten. Diese Bestimmung ist jetzt aufgehoben worden, sodaß nun die Pole» und Loth­ringer, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, sich ihrer Muttersprache bedienen könne».

Die l'M ii»! dm KrWWli-Wcff.

Die deutsche amtliche Meldung.

Fortgang der feindlichen Angriffe nordwestlich und östlich von Reims.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 19. April. (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Front des Gencralfeldmarschalls Kronprinz Ru pp recht von Bayern: An der flandrischen und Arroisfront war bei Regen und Sturm die Gefechtstätigkeit nur in we­nigen Abschnitten lebhaft.

Front desDcutschen Kronprinzen: Ausge-, fundene Befehle zeigen, wie weit die Angriffsziele den am 1K. April in Le« Kampf geworfenen französischen Divisionen gesteckt waren. An keiner Stelle sah die fran­zösische Führung ihre Hoffnungen erfüllt, an keiner Stelle haben die Truppen auch nnr annähernd ihre tak­tischen, geschweige den« ihre strategischen Ziele erreicht. In der Nacht vom 17. zum 18. April gelang den Fran­zosen ein örtlicher Angriff bei Vraye. Im Laufe des Tages an mehreren Stellen der Höhensront des Chemin des Dames, mit besonderer Erbitterung bei Lraonne geführte wiederholte Angriffe des Feindes schlugen un­ter blutigen Opfern fehl. Bei La Ville au Bois, dessen Waldstellungsn für uns ungeeignet worden waren, rich­teten wir uns in einer Hinteren Befcstigungsliuie ein. In Vrimsnt setzte der Gegner die in Frankreich fechten­den Ruffs» zu vergeblichem verlustreichem Ansturm ins Feuer. In der Chamzmgne entwickelten sich gestern mit­tag nordwestlich von Anbürive neue Kämpfe, die auch in der Nacht andauerten und heute morgen uater wei­terem Krüsteeinsatz wieder an Hcftstfteir zugsnomme« haben.

Front des Generalfeldmsrschalls Herzog Albrecht von Württemberg: Keine wichtigen Ereignisse.

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz war nach einigen ziemlich ruhig verlaufenen Tagen die russi­sche Feuertcitigkcit zwischen Pripjet und dem Dnjestr wieder lebhafter geworden.

Mazedonische Front: Nichts Neues.

Der erste Eeneralqnartiermeister: Ludendorff.

Die gestrige Abendmrldung.

(MTB.) Berlin, 19. April. Abends. Amtlich wird mitgeteili: Südöstlich von Arras lebhaftes Feuer. Bei­derseits von Craonn« starker Artillcrickampf. Längs des Nisue-Marnekanals französische Angriffe, deren stärkster auf den Brimont bereits gescheitert ist. Ja der Champagne glich ei» Gegenstoß Eeländegewinn des Feindes nordwestlich von Aubci-rive ans.

In Mazedonien regerer Artillerickampf an der Cer- vcna Stena. Eilte Karwlleric-Offizierspatrouille setzte in der Nacht zum 18. April über den Ochrida-See, landete zwischen den feindlichen Linien nnd zerstörte die dortigen Fernsprechleitnngen. Nach zweistündigem Aufenthalt und Handgranatenkampf kehrte die Pa­trouille ohne Verluste zurück.

Der jcali'ösische Bericht.

tWTB.) Paris, 18. April. Amtliche Bericht vom 18. April, abends: Südlich von St. Quentin griffen die Deut­sche» nach sehr lebhafter Beschießung unsere Stellungen öst­lich von Eouchy an. Dcur ersten, durch unser Feuer glatt air­gehaltene» Versuch folgte ein zweiter, heftigerer,, in dessen Verlaus cs- feindlichen Abteilungen gelang, in vorgeschobene Grabenstücke einzudringen. Durch einen sofort einsetzenden Gegenangriff wurde die ganze Besatzung getötet oder ge­fangen genommen. Nufere Linie ist vollkommen wieder her- gestellt. Zwischen Soissons »nd AubLrive setzte» wir trotz anhaltenden schlechten Wetters unsere Unternehmungen an verschiedenen Stellen kräftig fort. Im Westen der Angriffs- front erzielten die Operationen einen glänzenden Erfolg. Nördlich von Charonne haben unsere Truppen das Dorf Ostel genommen und den Feind einen Kilometer nordwärts zurückgeworfcn. Braie-en-Laonnois wurde ebenfalls erobert, sowie das ganze Gelände östlich bis in die Nachbarschaft von Lourteron. Unter dem kräftigen Druck der Infanterie und mörderischen, Geschützscuer zog sich der Feind in Unordnung zurück, gab bcirächtlichcs Kricgsgcrüt auf und ließ Lebens- mittellagcr in unserer Hand zurück. Ein einziges unserer

Regimenter machte 300 Gefangene, die sieben verschied-.,... Regimentern angchörten. Wir erbeuteten 10 Geschütze, da­runter 6 schwere. Südlich von Lasfaux gelang cs unseren durch die Kavallerie einer Division gedeckten Truppen, den Feind über den Haufen zu werfen und sich des Ortes Nan teuil zu bemächtigen. Schließlich brachte ein auf dem Se ufrr der Risne lebhaft geführter Angriff uns in den Besitz des voin Feind eingerichteten Brückenkopfs zwischen Lande und Vailly, sowie der ganzen letzten Ortschaft. Im Wolde von Ville-sur-Bois mußte eine von uns eingekreiste beträcht­liche Kampfeinheit die Waffen strecken. 1300 Gefangene wurden gemacht, 180 Maschinengewehre, die zur Verstärkung des Waldes dienten, erbeutet. Um zez Uhr nachmittags rüsteten die Deutschen einen sehr kräftigen Gegenangr f in Stärke von 2 Divisionen gegen unsere Stellungen zwischen Juvicourt und der Aisne. Sperrfeuer und Mafchinengewehr- feuer brach Len Angriff und fügte dem Feinde blutige Ver­luste zu, der an keiner Stelle an unsere Linien herankommen lonnte. Oestlich voll Courcy hat eine russische Bcizab« tbren Erfolg vervollständigt, indem sie sich eines befestigten Wer­tes vemächtigte und Gelangene machte. Im Laufe der Un­ternehmungen erbeuteten wir in dieser Gegend 24 schwere und Feldgeschütze, sowie 3 unbeschädigte 15 Zentimeter-Ge­schütze, deren jedes mit 1000 Schuß versehen war, die von unserer Artillerie gegen den Feind verwendet wurden. In der Champagne bezwangen wir vereinzelten Widerstand und nahmen feindliche Stützpunkte. 20 Geschütze, darunter acht schwere, und 500 neue Gefangene fielen in unsere Gewalt Die Zahl der unverwundctcu, seit Beginn der Schlacht von uns zuriickgeführtcn Gefangenen übersteigt jetzt 17 000. 75 Gcschütze sind bisher gezählt.

Die schweren Verluste unserer Feinde an der Aisne.

(WTV.) Berlin, 19. April. Rioellc erweist sich noch rücksichtsloser in schonnngslosem Einsatz und Opfern von Menschenleben als Joffre. Aus allen Berichten unserer Kampftruppen geht hervor, daß die Verlnste der Franzosen an einzelnen Stellen der Schlacht alles bisher Dagewesene iibcrtresfen. Unsere Führer und Truppen sind mit jedem Quadratmeter des Geländes völlig vertraut und nehmen den Gegner, der vielfach aus der Verbindung mit seiner Artillerie gekommen ist, unter mörderisches Feuer. Besonders schwer waren die Verluste der Russen, denen Frankreich die Ehre ein­räumte, an einem der schwersten Abschnitte der ganze, Kampffront, am Brimont, sich Lorbeeren zu holen. Am' der gestrige Kampftag hat den Franzosen keine größc rcn Erfolge eingebracht. Das Resultat dieses Tages steht in schreiendem Mißverständnis zu den gebrachter Opfern. Den Fehlschlag der großangeleoten französischen Operation an der Aisne und in der Champagne such! der sranzösische Heeresbericht durch wortreiche Auf­bauschung der errungenen Eiuzelcrfolge zu verschleiern. An keiner einzigen Stelle vermag er einen bedeiitimgs vollen Fortschritt der Franzosen zu melden. Selbst dem Laien wird ein Blick auf die Karte deutlich machen, Last cs sich an keiner Stelle um mehr als rein örtliche Er­folge handelt, die die Franzosen, teils in schwerem, ver lustrcichem Kampf, teils durch ein elastisches Ansbiege - der deutschen Truppen zu erringen vermochte. Die von den Franzosen gemeldeten Eefangrnenzahlen müsst angezweifclt werden. Nördlich der Aisne und nordwef- lich von Reims war das Artillcriefener äußerst heftig. Im übrigen fanden nur Teilkämpfo statt. Kräftige An­griffe nördlich Beaulne, östlich Crcwnnc nnd westlich Brimont wurden unter schweren Verlusten für den Geg­ner abgeschlagen. Bei der freiwilligen Aufgabe des vor unserer Stellung liegenden Waldes von Mlle-au-Bois überließen wir dem Gegner gesprengte Geschütze.