1WLB.) Berlin, 16. April. Die von den VerUncr Me- »nlla,beiter» sür heute beschlossene Arbeitsniederlegung in Eros,-Berlin ist nur zum Teil zur Durchführung gekommen nd wohl erheblich hinter de» Erwartungen der Veranstalter zurückgeblieben. Es haben an ihr nur ungejähr 125 666 Ar­beiter teilgenommen, viele von ihnen sogar erst nach Ab­leistung der Frühschicht. Die im Lause des Vormittags ab­gehaltenen Merlstattoersammlungen zeigten eine im Ver­hältnis zur Zahl ter Ausständigen recht geringe Beteiligung. Dasselbe gilt im allgemeinen auch von den Straßenumziigen, die sich im Anschlag daran bildeten und durchweg bald zur Auslosung kamen, so dag das Straßenbild namentlich im In­nern der Stadt >ast gar keine Veränderung erlitt. Die bei solchen Anlässe» sich immerradikal" gebärdenden jugend­liche» Arbeiter und Arbeiterinnen versuchten vergeblich, durch a» sich unbedeutende Ausschreitungen die öffentliche Ord­nung und Sicherheit zu stören. Trotz dieses harmlosen Verlaufs der Kundgebung bleibi immerhin zu bedauern, dag sie überhaupt siallgesuuden hat Schon die Rücksicht auf ric zu erwartenden übertreibenden Darstellungen der aus­ländischen Presse und die Tatsache, dag zurzeit jede verlorene Arbeitsstunde nur unseren Gegner» zugute kommt, hätte die Veranstalter bestimme» sollen, von ihr sreiwillig zuriickzu- treten, zumal ja über den mit den Arbeitsverhältnijjen selbst «licht in Verbindung stehenden Beschwerdegrund, die Ver­kürzung der Brotnienge, van den zuständigen Behörden unter Betonung der unbedingte» Notwendigkeit rechtzeitig össenl- lich und in erschöpfender Weise Auskunft gegeben worden war.

Der Plan einer internationalen Arbritertouserenz.

Berlin, 17. April. Am >5. April tagten lautVor­wärts" in Haag die holländischen Mitglieder des Cxe- tutivkomitees des Internationalen sozialistischen Bu­reau. Sie nahmen einerseits den Standpunkt Kerenskis an. andererseits das allgemeine Friedcnsprograinn«, das Wilson s. Zt. in seiner Botschaft an den Senat auf- stellte. Sie begrüßten die Versuche der dem Inter­nationalen sozialistischen Bureau angcschlossenen Par­teien, für eine gemeinsame Aktion der Arbeiterparteien, sür eine» dauerhafte» Friede» mit de» russische» Ar­beitern in Berbindung zu treten. Die holländische De­legation beschloß, baldigst nach. Stockholm zu reisen, um -eine internationale Sczialisteiikoi«fer«p.f zustande zu bringen, zu der auch die Minderheiten eingeladen werden solle««.

Weizenmangtl in London.

(WTB.) Amsterdam, 17. April. Nach hier vor­liegenden Meldungen aus London erinahnen die Blät­ter nachdrücklich zur Sparsamkeit beim Brotvcrbrauch. ..Daili» Mail" schreibt, der Mangel an Weizen sei eine «licht wegzuleugnende und schreckliche Tatsache, die zum Teil darauf zurückzuführen sei. daß der Schiffsraum infolge der Requirierung van Schiffen für Armee und Flotte und infolge des UNterseebootskrieges abgenom­men habe. Nur wenn man sich streng an die vorgeschrie- leuen Rationen halte, könne man hoffen, den Feind zu besiegen.

, Spanien und der deutsche U-Bootkrieg.

tWTB.) Bern, 16. April.Petit Parisicii" meldet ans Madrid: Eine amtliche Rote an die Presse besagt, daß die an die Presse gegebene Interpretation des letz­ten Ministerrat und des Inhalts der Note an Deutsch­land der Wirklichkeit vollkommen zuwiderlausen und grundlose Zweifel und Befürchtungen in der Oeffent- lichkeit erregten. Die Negierung habe die inter­nationale Politik in nichts geändert. Zur Beruhigung der Oeffentliclffeit gibt die Regierung die von Deutsch­land hinsichtlich der Handelsbeziehungen zwischen Spa­nien und den Vereinigten Staaten angebotenen Be­dingungen bekannt, wonach die amerikanische Aussnhr nach Spanien gestattet wird, selbst wenn es sich um Bannware handelt, die jedoch von Spanien nicht wieder ausgeführt werden darf, die spanische Ausfuhr nach bei« Vereinigten Staaten aber dem Prisengcsetz unter­worfen werde.

<WTB.s Berlin, 17. April. Wie demBerliner Tage­blatt" ans Stockholm mitgeteill wird, wurde gestern zwischen England und Spanien ei» Abkommen getroffen, demzufolge England Spanien mit Kohlen, Spanien hingegen England mit Stroh versorgt.

Ans Stadt und Land.

Calw, den 17. April 1917.

Das Ergebnis der Kriegsanleihe in Calw.

Nach den uns vorliegenden Zeichnungssuinmen bei den hiesigen Zcichnungsstellcn hat die Bevölkerung der Stadt Ealw auch bei der 6. Kriegsanleihe ihre Pflicht gegenüber dem Vaterland voll erfüllt. Entsprechend den gesteigerten 'Anforderungen ist auch bei uns «»ehr gezeichnet worden als bei alle» andern vorausgeheiiden Anleihen, trotzdem die Be­völkerung sich schon bei den andern Anleihen rege beteilig! hatte. 1 86t 466 Mart sind bei den hiesigen Zeichnuiigsstellen zusammen cingcgangen. Das gute Zeichuungsergebiiis bei der Lreditbank für Landwirtschaft und der Oberamtsspar­kasse laut darauf schließen, daß auch vom Lande gut gezeich-

Arutliche BekanntnrachunLen.

Die Erteilung von Mehlanweijnuge» durch die Geschäftsstelle des Koinmiiiialverlaiides wird künftighin für die Bäcker und Händler der Stadt Calw nur noch am 6. und 20. jeden Monats und für die­jenigen Irr übrigen Bezirksgemeiudr» am 7. und 21. jede» Monats erfolgen. Außerhalb dieser Termine be­antragte Mehlauweisungen werden bis zum näcWe» Anweisungsterinin zurückgestelkt.

Calw, den 1l. April 1617.

K. Oberamt: Regieki«»« gsrgt Bruder.

Waldarbeiter «ud Holzhauer.

Die Herren Ortsvorfteher werden beauftragt, bis 26. ds. Mis. dem Oberamt die durchschnittliche Zahl der ständigen Waldarbeiter und Holzhauer, die nicht in Staatsrvalduiigen bescl-cistigt sind, mitzntcilen.

Diese sollen in die Sonderversorguiig mit Nähr­mitteln der i» der Rüstungsindustrie beschäftigten Be­völkerung einbezegen werden.

Als Schwerstarbeiter sind die Waldarbeiter und Holzhauer jedoch «licht anertaunl.

Calw, den 1.T April 1617.

K. Obrraint: Binder.

Kgl. Oberamt Calw.

Ans die in« Gewerdeblatt Rr. 11 erschienenen Be­kanntmachungen der K. Zentralstelle sür Ce »«erbe »nd Handel vom !>. und 1. d. Mts., betreffend

Mnschinenknrsr für dir Holzindvstrie, und

Kurse im autogenen Schweißen und Schneiden, werde» die beteiligten Kreise hiemit hingewiesen.

Das Gewerbebatt kann n. a. bei den Herren Oris- vorsteher.« eingesehe» werden.

Den 8. April 1617. Regier«« ngsral Bind e r.

Petroleum für die Behörden.

Der Bedarf der den« K. Ministerin,» des Innern unterstellten Behörden an Petroke»»« sür 2 Monate (Mai und Juni 1917) wolle bis zum 20. April d. Z. beim Oberamt anzemeldet werden.

Das Oberamt nimmt auch die Anmeldungen des Bedarfs an Petroleum von de» übrigen in« Bezirk an­gesessenen nicht dem Departement des Innern ange- hörigen staatlichen Behörde» cntgegei«. , '

Ausdrücklich bemerkt wird, daß ei» Verbrauch von Petroleum in den Familien der Beamtei« oder in ihren Dienstwohnungen nicht als behördlicher Bedarf be­trachtet «verden kann. Auch bei behördliche»« Bedarf ist ans äußerste Sparsamkeit inr Verbrauch zu halten.

Calw, den 10. April 1n17.

K. Obera«»t: Binder.

nei worden «st, wen» auch die eigentlichen Zeichnungen im Bezirk wohl meistens bei den örtlichen Darlebensiassen ge­mach« worden sein dürften. Wie richtig unser Hinweis da­rauf war, daß auch die kleinen und kleinsten Zeichnungen beachtenswerte Ergebnisse zeitige««, geht aus der Tatsache hervor, daß die bei der Oberamtssparkasse ousgelegten Sam- melzeichnnngr» unter ttM Mark 66 Ml Mark ergeben haben, «voran IM» Zeichner beteiligt waren. Bon bei« Schülern der Volks «nd Mittelschule wurden M>l» Mark gezeichnet. Nach den Meldungen aus den meisten wittttembergischen Städten zu schließen sind diesmal überall größere Zeichnungen ge­macht «vardeii als bei den letzten Anleihen, und auch im Reich dürfte diese Steigerung der Zeichnu.igssummen zu- trcffen. Wir dürfen also wohl aiinehnieii, daß das vielleicht schon heute mittag bekannt wcrdende Gesamtergebnis den Erwartungen entspricht.

Ieichnungstkllck ^ V!. V. E IV

«I.

Kreditbank s. Land- ) . l .

Wirtschaft ««.Gewerbe l! OvOOOO, oOOOOO- 525000

Spar- u. Vorschuß- ^

650000

Bank

5.10000 ^ 528000 386 000 901 500

Obcramtssparkasse > 525000' 400000^ 535000 ^ 040000

Postamt Caliv i»i! - ^

zugehör. Agenturen ^^00- v400 47 000- 80800

Zulage- und Zuschußkarttu für de«« Fleischverbrauch von« 16. April an.

Jeder Verbraucher erhält bis auf weiteres eine außer- erdentliche Fleischzulage von wöchenllich 250 Gramm für Er­wachsene und 125 Gramm für Kinder bis zum 6. Lebensjahr. Zum Bezug der Zulagen «vird ein wöchentlicher Zuschuß von 70 Pfg. für Erwachsene und 35 Psg. sür Kinder bis zu 6 Jahren gewährt. Dabei wird davon ausgegangen, daß Be­mittelte von de» Zuschußkaricn leinen Gebrauch machen. Es wird nun äußerst schwierig sein zu bestimmen, wer unter die Berechtigten sür die Zuschußkarten fällt. Der Koinmunalver- band Nagold sucht diese Frage zu lösen und bestimmt als zu­schußberechtigt 1 Person mit einem Gesamteinkommen bis zu 2000 2 Personen bis zu 2800 Ol, 3 und 4 Personen bis

zu 3600 ckl. 5 und 6 Personen bis zu 4400 und 7 und mehr

Personen bis zu 5000 II. Es erscheiut zweiselhasi, ob diese Sätze namentlich in ihrer Endziffer aenügend sind. Alle Fest­angestellten, die nur ans ihren Gehalt angewiesen sind, habe«: unter der Steigerung aller Bedarfsartikel für das Lebe«, äußerst schwer zu leiden und können ans keine Weise ihr Ein kommen erhöhen und den hohen Einkaufspreisen anpassen Durch den täglichen Wegfall von 3N Gramm Brot ist die Ec nührung beeinträchtigt und soll durch größeren Fle'.schver- brauch ausgeglichen «verden. Eine größere Zulage von Fleisch bedeutet aber einen stärkeren Aufwand an llnterhal- tnngskosten. Die Ausbringung dieser Kosten fällt aber l-e- svnders den« Mittelstand schwer und es dürste angezeigt sein, die Grenze der Zuschußberechtiqten nicht zu niedrr zu nehme,«, sondern bei einer großen Familienzahl erheblich höher zu stellen.

Objtavssichten.

Der langandanernde Winter Hai di- Entwicklung se« Obstbaumbliite» weit hinausgerückt. Die Blütenkiiospen sind in ihrer Entfaltung stark zuriickgehaltcn worden und erst seit 8 Tagen sieht man die Knospen schiebe». Bei den Birn­bäumen springen die äußeren Hütten der Blüten aus und laue,« die Kelchblätter i» ihren zarten Umrissen zum Vor­schein kommen Der Ansatz der Blutenknospen bei de» Birn­bäumen ist außerordentlich reich und vielversprechend, ebenso bei den Pslnumenbüuine»: dei de» Zwetschgenbünmen läßt sich noch wenig Voraussagen, da d«e Blutenknospen von den Laubknoipe» sich kau»« unterscheiden lassen und di« Entwick­lung der erster««« «roch nicht eingesetzt hat. Dagegen steht es jetzt schon feit, daß die Apfelbäume znn« Teil einen schönen Blütenanjatz tragen, besonders solche Bäume, die inr letzte«« Jahre nicht getragen haben. Die Goldparmänen, welche im vergangenen Jahr vom Frisikladium befallen waren und fast ganz versagten, scheinen sich wieder erholt und volle Blüten angesetzt z» habe». Die Obstbauniblüte wird vor 3t Wo­che». nicht zur Eutfaltung kommen, was für unsern Bezirk vorteilhaft sein «vird, da eine späte Blütezeit eher eine gute Obsternte mit sich bringt als eine Blüte in« März und April. Bei den« heutigen Stand der Obstbäum« besteht Hoffnung aus ein gutes Obstjahr. Eine Düngung der Obstbau»«« mit Jauche oder Latrine kann jetzt noch vokgeno.nmen werden, bei entfalteter Blicke aber »icht mehr, da flüssiger Dünger dann ein zu starkes Reizmittel aus Wurzel und Blüten auriibt.

IV. Die Revolutionslriege. Der Einfall 1736.

Von 1696,1815 hatte unser Bezirk eine fast un­unterbrochene Leidenszeit durchzu «nache >i. 1766 ver­

brannten die Franzosen die Kniebisschauzei«, schlugen die Oesterreicher bei Herrenalb (Rotensol) und brand­schatzten Laimbach, das nur durch Las beherzte Vor­gehen der Rötzleswirtiii, welche die Braudschatzuugs- suiume im Schurz eiitsammelte, vor der Eiiräscherung bewahrt blieb. Von Neuenbürg zogen sie nach Lieben- zell. Der dortige Amtmann zog ihnen nach Schömberg eutgegc» und verhinderte durch 1715 Gulden Brand­schatzung die Plünderung. 10000 Mann marschierte» durch die Stadt, ein Teil der Mannschaft blieb 5 Tage im Quartier. Nun gings nach Calw, das welliger glimpflich davoükam. Die Stadt mußte fürVer­ehrungen".Ducenrs" undPräsente", kurzweg Er- pressungs- und Schmiergelder, 16 710 Gulden bezahlen. Von Calw aus wollten die Franzosen i«ach Stuttgart. Altheugstett. Simmozheiii« und Ostelsheim wurden auf dem Durchmarsch ausgeplündert. Die besten Pferde wurden mit Gewalt weggeuoiilmen, beinahe alle Wein­fässer geleert, die Leute oft bis auss Hemd ausgeplün dert und mißhandelt (in Ostelsheim wurde ein Bauernknecht erschlagen). Die Soldaten warfen die Bauern, die gutes Schuhzeug harten, zu Boden und zogen ihnen unsanft die Stiefel aus. Auch schnitten sis sämtliche silberne Rockknöpfe an den Kamisols ab. Die Leute brachten es infolge der ewigen Erpressungen und furchtbaren Steuerlast nimmer zu silbernen und so schmücken heute noch gegen 35 eiserne, vernickelte Knöpfe de» stattlichen Sonnlagsrock des Schwarzwälder Bauer». Ostelsheim wurdeauf die grausamste Weise vier Stunden lang geplündert". Kisten und Kasten wurden erbrochen und geraubt, was brauchbar schien. Die Kornfelder wurden verheert und das Getreide ver­füttert,kurz, solche Unordnung verübt, daß die Leute in die traurigste Lage gerieten." Die Simmozheinler, welche das Gerauble selbst in das französische Lager bei Weilderstadt führen mußten, schätzten ihren Schade» aus 7766 Gulden, die Althrugstetter auf 2608 Gulden, (der ausgeplünderte Pfarrer gab 500 Gulden an), der Gesamtfchadei« betrug im Calrver Amt gegen 19 000 Gulden, im Liebenzeller Amt 13 600 Gulden, im Kloster­amt Hirsau fast 5000 Gulden. Dazu kamen «loch die Vrandschatzungsgelder, die Frankreich nach dein Waf­fenstillstand von« schlväbischcn Kreis verlangte. Dieser sollte liefern 8 700 000 Gulden, 8400 Pferde, sM>0 Ochsen, 150 000 Zentner Brotfrüchte, 108 000 Sack- Haber. 150 000 Zentner Heu und 100 000 Paar Schuhe, Der Feldzug 1766 kostete das Amt Calw mit Zavel- äei» gegen 50 000 Gulden, auch waren die Straßen zu Grunde gerichtet und mußten später init großen Opfer» wieder hcrgestellt «verden.

Für die Schristl. veranttvortl. Otto Seit mann, Calw Druck u. Verlag der A. Oelschlägcr'schen Vnchdruckerei. Calw.