radeso, wie dke amecilunischkn Vecsinhsdampfer, die eine» Grmcd zur tatsächlichen KriegserNürnng zu erhalten siichten, indem sie demonstrativ das Specrgeüiet aufjuchie». Mit dein Abbruch der Beziehungen Brasiliens zu Deutschland hat Wilson nun vorläufig hier sein Werk r>a» Erfolg gekrönt gesehen: es ist aber nicht zu zweiseln. das; er auch noch Argentinien zu gewinne» suchen wird, und aus den Aeusjeruugen argentinischer Staatsmänner könnte mau entnehmen, daß auch dieser Staat darauf wartet, bis ein Schiss seiner Nationalität oder ein Staatsangehöriger zu Schaden durch den U-Bootkrieg kommt, um ebenfalls dem Beispiel Brasiliens zu folgen. Mit Recht stellt das deutsche Regierungsorgan, die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" fest, das; der wirkliche Grund des Abbruchs der Beziehungen kaum in der Torpedierung der „Parana" zu suchen sein wird, sondern vielmehr in dein Druck der Bereinigte» Staaten und der Entente. Brasilien stand schon vor dein Krieg mehr als die übrigen süd- amerikanischen Staaten unter dem Einflug der Union, und zwar weil es für seinen Kuffeeabsatz zum größten Teil aus den »ordamerikauischen Staat angewiesen ist. Dafür mußte cs schon früher erhebliche Konzessionen auf wirtschaftlichem Gebiet machen. Run haben sich im Krieg die Finanzen Brasiliens noch weiter verschlimmert, und cs sieht anscheinend eine Rettung aus dieser Lage nur von den mit Ententegold gesättigte» Vereinigten Staaten. Ueber die Tragweite ihrer Handlungsweise scheint sich aber die brasilianische Regierung keinerlei Sorgen zu machen. Abgesehen davon, dag ihr jedes Gefühl für Gerechtigkeit bei diesem Schritt abgesprochen werde» muß. und dag sie es vergessen hat, dag Brasiliens Wirt jchaftliche Entwicklung zu einem großen Teil der Mitarbeit tüchtiger und fleißiger deutscher Kaufleute zu verdanken ist, sie treibt auch eine sehr kurzsichtige Politik, indem sie sich den Bereinigte» Staaten au den Hals wirft, und damit deren Pläne auch in Bezug aus die Beherrschung des ganzen amerikanische» Kontinents fördert, inan wird aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht bald den unheilvollen Fehler einseheu, der sich aus der Beeinträchtigung des blühenden Ausfuhr- uud Eiufuhrhandels Brasiliens mit den grogen europäischen Ländern zugunsten Nordamerikas bald ergeben wird Die deutsche Regierung aber hat den Brasilianern durch ihr Sprachorgan recht deutlich zu verstehen gegeben, dag sie für den etwaigen Raub deutscher Schiffe in de» brasilianischen Häfen oder die Schädigung deutscher Kaufleutc früher rder später das Land verantwortlich mache» werde. Was die Teilnahme Brasiliens am Krieg anüelaugt, so sind sei» Heer und seine Flotte nicht in solcher Verfassung, dag ihr Auftreten ans dem europäischen Kriegsschauplatz Eindruck machen könnte.
Wilson hat nun ein gewaltiges Kriegsprogramm ent wickelt, das er dem amerikanischen Volk vorgesetzt hat. Darin betont er die Pflicht des Eintritts Amerikas in den grausamen schrecklichen Krieg für „Demokratie und Menschenrechte". Amerika müsse in aller Eile di« Flotte auf Kriegsstärke bringen, und es sei im Begriff, eine große Armee aufzustellvn und auszurüsten. Weiter müssten Lebensmittel im Ucbeesluß beschafft werden, die Schiffswerfteil müßten Schiffe zu Hunderte» Herstellen, die trotz der U-Boote den täglichen Bedais nach der andern Küste des Ozeans bringen und die Felder, Bergwerke und Fabriken müßten Material in Hülle und Fülle beschaffen, um die eigeneil Land und Seestreitkräfte zum Krieg auszurüsteu, und die Armeen der Verbündeten. Die ausreichende Lebeusmilteloersorgung stehe au erster Stelle, das Schicksal des Krieges und der Völker hänge von den Farmern Amerikas ab. Lebensmittel und Kriegsmaterial müßten über die See gebracht werden ohne Rücksicht darauf, wie viele Schiffe versenkt werde«. Wilson ruft also die Amerikaner zur Mobilisierung aller wirtschaftlichen und militärischen Kräfte für den Krieg auf. Unsere U-Boole werden demnach tüchtig zu tun haben. Ali der ganzen Entwicklung der politischen Haltung Amerikas sieht mail aber, daß die Regierung in Washington von Anfang an bemüht war, England in seinem Kampf gegen Deutschland zu unterstützen, und auch Maßnahinen zu treffen, die ganze Welt »ach dem Krieg in einen Wirtschaftskrieg gegen Deutschland zu verwickeln. (>. 8.
G
Angriff auf di« deutsche Gesandtschaft in Buenos Aires.
Berlin, 17. April. Dem „Berliner Lokalanzeiger" zufolge meldet das holländische Nieuwe Bureau aus Buenos Aires, die deutsche Gesandtschaft und das Konsulat seien von dem Straßenpöbel gestürmt und in Brand gesteckt worden, der jedoch bald gelöscht worden sei. Unter dem Rufe: „Tötet die Deutschen!" sei der Pöbel durch die Straßen gezogen. Es sei zu heftigen Kämpfen mit der Polizei gekommen, wobei eine große Anzahl von Personen verwundet worden sei. — Das „Berliner Tageblatt" meldet hierzu noch aus Haag, die „United Preß" berichtet aus Bueuos Aires- beim Angriff des Pöbels auf die deutsche Gesandtschaft hätten die Deutschen aus den Dächern gestanden und zur Verteidigung mit Revolvern und Gewehren durch die Fenster auf die Masten gefeuert.
Die deutschen Schiss« in Brasilien.
Haag, 16. April. Reuter meldet laut „Franks. Zeitg." aus Rio de Janeiro: Die brasilianische Regierung befahl, die deutsche» Schisse zu beschlagnahmen. Es ist dies eine Verfügung, die lediglich aus Vorsicht getroffen worden ist.
Die deutschen Mannschaften werden durch brasilianische Mannschaften ersetz! werden Jur Augenblick liegen in i.en brasilianischen Häfen 15 deutsche Schisse, die .inen größeren Wert haben, mit einem Gesamtinhalt von 2-15 501 Tonnen. Von diesen Schiffen sind 15 Passagierschiffe, die vor den« Krieg den Verkehr ans der Hamburg südamerrtantschen Linie versahen. 6 Schisse gehören dem Norddeutschen Lloyd. Außerdem liegen in den brasilianischen Hafen 1 österreich- ungarische Passagierschifse von zusammen 18 601 Tonnen.
Basel, 16. April. Havas berichtet laut „Franks. Zeitg." unter dem 15. April aus Rio de Janeiro: Eine amtliche Inspektion der deutsche» Schiss« zeigte, daß die Maschinen mit Hilfe von Schwefelsäure beschädigt wurde»: besonders der deutsche Dampfer „Blücher" wurde unbrauchbar gemacht.
Argentinien.
(WTB.) Berlin, 17. April. Laut „Berliner Lokalanz." berichtet der „Lyoner Progräs", der argentinische Botschafter Naon habe erklärt, daß Argentinien nicht oha« zwingende Gründe die Neutralität verlassen werde.
Genf, 16. April. Die Agence Havas meldet aus Buenos'- Aires: In der Antwortnote des Ministers des Auswärtige» auf die Benachrichtigung Brasiliens, daß es die diplomati scheu Beziehungen zu Deutschland abgebrochen habe, heüzr es: Die argentinische Regierung, die die Grundsätze des Völkerrechts verficht, hat bereits ihr Urteil ausgesprochen. Sie würdigt gebührend die Haltung Brasiliens, sowie die Erklärung, daß diese Haltung durch die oben erwähnten Grundsätze bewirkt wird und drückt Brasilien seine ausrichtigsten Grsühle der Brüderlichkeit aus.
Mexico erklärt seine strenge Neutralität.
(WTB.) Mexiko. Ist. April. Reuter meldet: Carranza erklärte im neue» Kongreß, daß Mexiko im Weltkriege eine strikte Neutralität eint,alte« rverde.
Das Problem der militärisch-» Mitwirkung Amerikas.
(WTB.j Berlin, 17 April. Zur Verfrachtung von eincr Million nordainerikunischec Söldner nach Europa heisst es in der „Kren^eilnugMan nimmt in Nordamerika den Mund bekanntlich gern voll, macht große Worte und spricht von Miltioncnheeren und Mtütardenanleihen. Milliarden lassen sich allenfalls durch Schecks oder Kabel nach Europa überweise», um aber l Million Soldaten »ach Europa zu verfrachte», dazu gehören nach der englischen Erfahrung 12 Registertonnen Raum für den Kopf, also 1L Millionen Tonnen für 1 Million Mann. Die Unionflotte zählt nur etwa 1 Million Tonnen und würde selbst bei jchnelisiem Schiffs bau nicht genügen, um 1 Million amerikanischer Helden ans den europäischen Kriegsschauplatz zu bringen. Die „Vosjtsche Zeitung" mein!,' zwischen den Absichten Amerikas und ihrer Verwirklichung liege ein sehr weiter Weg
Die NMviilMg in Rnßlaud.
Angeblicher Druck der Sozialisten ans di« provisorische Regierung.
Berlin, Ist. April. Der „Berliner Lotulanzciger" meldet aus Stockholm: Die Führer der äußerste» Linken erließen einen Ausrnf gegen die derzeitige provisorische Regierung, in dem der Sturz Leo Ministeriums gefordert wird. Auch die gemäßigten Sozialisten fordern den Sturz des Ministeriums. Es wurde Lei den gemüßigten Sozialisten eine Stelle angenommen, die besagt, daß die provisorische Regierung, wenn sie die Einleitung von Friedensunter Handlungen unter Ausgabe aller Annektionsn verweigere, ebenso gefangen zu setze» sei wie das zarische Ministerium. — Londoner Meldungen zufolge drahtet „Daily Telegraph" aus Petersburg: Ein neuer Schritt des revolutionären Ar- beiterausschnßes bei der provisorischen Negierung ver langt Len Rücktritt des Ministers des Äenßera Milju- kow. — Zürcher Blättern zufolge meldet „Petit Journal" aus Petersburg: Der revolutionäre Arbeiter rat forderte in einer neuen Denkschrift an die provisorische Regierung, daß die wegen Forderung des Friedens in Hast befindlichen Minister Stürmer und Treporv in Freiheit gesetzt werden. Auch über diesen neuen Macht- schritt des Arbeiterrats herrscht noch Uneinigkeit in der Negierung. Dagegen verlangt der Arbeiterrat die sofortige Aburteilung Protopopows und des Zarenpaares.
Die Stellung des Arbeiter- und Soldajenratcs gegenüber der provisorischen Regierung.
(WTB.) Petersburg, 16. April. Der allgemeine Kon greß des Arbeiter- und Soldatenratrs aus ganz Rußland hat gestern abeich die Beratung über seine Haltung gegenüber der provisorischen Regierung beendigt und sorgende Entschließungen angenommen: 1. Die provisorische Regierung, die sich während der Revolution in tlebereinstimmnng mit dem Arbeiter- und Soldatenrat von Petersburg bildete, hat eine Erklärung veröffentlicht, die ihr Programm angibt. Der Kongreß stellt fest, daß diese im Prinzip die politischen Ansprüche der russischen Demokratie enthält und das; die provisorische Regierung bisher di« eingegangenen Verpflichtungen treulich erfüllt hat. 2. Der Kongreß fordert die gesamte revolutionäre Demokratie auf, sich um den Arbeiter- nnd Soldatenrat zu scharen, der den Mittelpunkt der organisierte» demokratischen Kräfte ist, die zusammen mit an
deren fortschrittlichen Kräften in der Lage sind, jeglichen Versuch einrc Gegenrrvolniivn abzuwendcn und ift Errungenschaften der Revolution zu beiräfttgen. n. Der Kon greß ist überzeugt von der Notwe.rLigteii eincr Lauernden poliiftchen Kontrolle und von der Notwendigkeit eines Einflußes auf die provisorische Regierung, um diese znm tat kräftigen Kampf gegen die anlirevotulivnären Kräfte an« zuireiben, ferner von der Notwendigkeit eincr Einflußnahme, um sie zu verpflichten, das gesamte Leben Rußlands zu demokratisieren und einen gemeinsamen Friede» vorzubcreiteu ohne Annexionen und Kriegsentschädigungen, aber aus de, Grundlage einer freien nationalen Entwicklung atlcr Böller. -I. Der Kongreß lehnt zwar die Verantwortung für dir gesamte Tätigkeit der provisorischen Regierung ab, sorderi aber die Demokratie aus, sie zu unterstütze», insoweit sie die Errungenschaften der Revolution zu befestigen sucht und ihre Politik nach außen sich nicht aus Bestrebungen von Gebiets ausdehnnng gründet. 5. Der Kongreß fordert die revolutionäre Demokratie Rußlands ans, sich um den Arbeiter- nnd Soldatenrat zu scharen und sich bereit zu halten, kräftig jeden Versuch der Regierung zurückzuweisen, sich mir der De molratie in Widerspruch zu setzen oder auf die Ausführung der eingegangrnen Verpflichtungen zu verzichten. — Die Entschließung wurde unter allgemeinem Beifall einßimmia angenommen.
Die Augst vor Nilolajewitfch.
Berlin, 17. April. Zur Untersuchung geaeu den Großfürsten Nikolaus wegen seiner Niederlage an der masurischen Seenplatte im September tritt beißt es in der „Bojsischen Zeitung": Man Lars darin wohl den Versuch erblicken, Leu »och immer gefürchteten Einfluß des Großfürsten ans die Truppen nnsclfüdtich zu machen. Ein naiver dänischer Münster.
lWTB ) Koepnhagcn, 16. April. J.i . ner jonaustiichen Frauenoerjammtung hielt heute der der jozialcprjchen Parier nngehörende Minister Stannin» eilte Rede, in der ec aus- fiihrte, daß man de» Anschein erweckt habe, als ob die deutsche Sozialdemokratie mit Kopenhagen uls Hrvijchengürd sich bemühe, einen Sonderftieden zwischen Rußland und Deutschland herbrizusiihrcn. Solche Bestrebungen beständen aoec nicht und würden auch wenig verständlich sein. WK wünschen, so legte der Minister weiter dar, nicht zu einem Sonder seiede» zwischen Rußland und Deutschland beizutragen, woraus der Krieg »och furchtbarer an anderer Steile ans- lodern würde, aber wir wünschen zu einem allgemeinen Weltfrieden beizutragen und behalten uns das Recht vor, jegliche Tätigkeit zu entfalten, die nach unserer Ansicht uns diesem Ziele näher bringen kann. Ich weiß, daß die deutsche Sozialdemokratie die 'Wünsche bezüglich eines alkgemeinen Friedens teilt. Man ist sich ganz klar darüber, daß ein Son- derfciede von geringem Wert ist. Man wünscht deshalb, eine Verständigung zwischen den Völkern herzustellen, die den Weg zum Frieden anbahnen kann, so wie alle Völker ihn wünschen. Herr Stauning spricht wie ein Professor. Es ist doch klar, daß in dein Augenblick, in dem Rußland Neigung zum Frieden zeigt, auch die andern Staaten ihre Er- oterungsplüne werde» aufgeben müssen, Uebrigens hat man doch gesehen, daß die Alliierten keine» Friede» vor der völli- grn Niederwerfung der Mittelmächte wollen. Wenn man also besonders nach dem Eintritt Amerikas in den Krieg seinen Friedenswillen in der Richtung der Bestärkung eines maßgebende» Staates in der Friedensneignng betätigen würde, so erschiene uns das doch als die aussichtsoollere Möglichkeit zu einem allgemeinen Frieden zu komme», als sich in iheorvtischcn Anschauungen Zu bewegen. Die Schriftl.
Vermischte Nachrichten.
Arbeiterprotcst in Berlin gegen die Verkürzung der Mehlrntio».
(WTB.) Berlin. 16. April. In einem Teil der Metall-, Holz- und Transportbetriebe Groß-Berlins ist heute die Arbeit eingestellt worden. In anderen Betrieben dieser Art und insbesondere in den großen Munitionsfabriken wird ohne Störung vollzählig weiter- gearbeitet. Der geschäftliche Verkehr Groß-Berlins wird durch diese vereinzelten Abeitseinstellungen in keiner Weise berührt. Auch Hochbahn und Straßenbahn verkehren völlig fahrplanmäßig, so daß das Berliner Straßenbild keinerlei Aenderung ausweist.
Berlin, Ist. April. Wie die Abendblätter melden, fanden im Laufe des Vormittags mehrfach Arbeiter- Versammlungen statt, in denen die Lebeusmittclfrage und -Politik besprochen wurde. Unter den Teilnehmern waren überall die Frauen sehr zahlreich. Nach Schluß der Versammlungen, die hauptsächlich ans Burschen und Mädchen bestanden, bildeten sich Züge, die sich nach der inneren Stadt bewegten. Unter anderem zag ein Zug am Schloß vorbei und durch die Straße Unter den Linden. Auf dem Schlotzplatz wurde die mittags aufziehende Wache mit Hurrarufen begrüßt. Die Demonstranten zeigten überall sehr ruhige Haltung, so daß auch die Polizei nicht einschreiten brauchte. Die bei weitem überwiegende Mehrheit der Breliner Arbeiterschaft hatte eine Beteiligung an der Demonstration überhaupt abgelehnt, da sie sich überzeugt hatte, daß dafür gesorgt ist. daß an Stelle der erforderlichen Brotmenge di« verstärkte Fleisch- unnd Kartoffellieferung erfolgt.