zuerst 8en Anschein, als wolle sie Nikolajewitsch wieder zum Oberbefehlshaber über die Wirze Armee machen. Er wurde vorsichtigerweise zuerst seines Amtes als Oberbefehlshaber der Kaukasusarmee enthoben, dainit er nicht etwa auf den Einfall kommen könnte, seine Armee zu andern Zrveckei» zu be nützen, und dann lud man ihn nach Petersburg. Der schlaue Fuchs aber roch Lunte, und ging nicht in die Falle, die man ihm gestellt hatte. Genau so liegt der Fall Alexandrowitfch, der als Stellvertreter des abgesetzten Monarchen ausgestellt wurde, bis die Revolutionäre die eigene Macht so weit befestigt hatten, daß sie auch diesen „Formfehler" ohne Gefahr zu beseitigen vermochten. Man hört heute nichts mehr von dem Zarenstellvertreter. Dafür aber wird jetzt gemeldet, das; eine republikanisch-demokratische Partei in der Bildung begriffen sei. Der Zentralausschuß. aus dem die neue Regierung geboren worden ist, und mit ihm die Mehrheit der Linken in der Duma, sollen sich schon zugunsten der demokratischen Republik ausgesprochen haben. Die Entwicklung der Revolution im republikanischen Sinne »nutz zwar aruh zum grossen Teil dem kl instand zugeschrieben werden, dag die Liberalen mit diesem Schachzug den radikalen Sozialisten den Wind aus den Segeln nehmen wollen. Die Agitation der Extremen unter der Arbeiterschaft und den Soldaten hat, wie offen zugegeben wird, schon solche Ergebnisse gezeitigt, das; die Liberalen direkt für ihre Herrschaft fürchten mutzten und vor allein für die Fortsetzung des Krieges. die ihnen so sehr am Herzen zu liegen scheint. Die extrenren Sozialisten, deren Anhang im Volk und auch in der Armee sehr gross zu sein scheint, wollen nämlich in erster Linie mit den Frieden. Es besteht nun die Gefahr, dass sich eine Gegenrevolution der Zarenpartei gerade auf diese Stimmung in den unteren Schichten stützen, und dadurch Aussicht auf Erfolg gewinnen könnte. Deshalb mutzte man den Extremen auf andere Weise entgegenkommen. Man bekennt sich zu republikanischen Grundsätzen, lützt den Führer der gemäßigten Sozialisten. Kerenskq, an dem ungefährlichen Platz des Justizministers gegen den kaisertreuen Adel muffige Prozesse au- streirgen, die wahrscheinlich denselben Ausgang nehmen werden wie das Hornberger Schietzen. aber man kommt dadurch doch dem Instinkt der Massen nach Rache am Zarismus entgegen. Und damit die Massen von ihrem den neuen Machthabern unangenehmen Wunsch nach Frieden «blassen, wird den Arbeitern in den Fabriken für Kriegsbedarf und Ljen Soldaten in der Heimat und an der Front die Furchtbarkeit des deutschen Militarismus vor Augen gehalten, der nach dem Siege über Rußland die Willkiirherrschaft des Zaren wieder errichten würde. Ob diese Drohungen mit dem schwarzen Mann aber noch geeignet sind, die Kriegsfreudigkeit des russischen Volkes wieder zu entflammen, das wird sich bald zeigen müssen. Man nreitz im russischen Volk ganz genau, daß gerade auch die neue Regierung die weitgehendsten Kriegspläne verfolgt, wie die Eroberung von Konstantinopel und die Errichtung eines grotzslawischen Reiches unter russischer Oberherrschaft. Ob die russischen Liberalen aber selbst heute noch an die Möglichkeit der Verwirklichung solcher Ziele glauben? Das eine ist jedenfalls sicher, die „englische Krankheit" hat ihnen jeden Blick für reale Politik genommen, und sie ist schon so in alle Glieder des russischen Staatswesens ein- gedrungen, daß, je länger es dauert, bis der russische Staat sich davon befreit, um so schwerer es für ihn seiu wird, wieder auf seinen eigenen Beinen gehen zu dürfen. O. 8.
Die Lage ans dev KrikMchliiiWtzcii.
Die deutsche amtliche Meldung.
Feindliche Angriffe im Sommegebiet abgrwiesen.
(WTB.) Großes Hauptquartier, 26. März. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Am Kanal von La Basste und am Südufer der Scarpe war gestern der Gefchiitzkamps heftig. Im Hügelgelände südwestlich von St. Quentin stießen unsere Truppen gegdn die über den Somme- und Crozatkanal vorgedrungenen französischen Kräfte vor und fügten ihnen in heftige,, Gefechten starke Verluste zu. IW Gefangene, mehrere Braschinengewehre und ein Infanteriegeschütz find eingebracht worden. Orstlich des Ailettegrnndes und gegen die Linien Leuilly—Neuville führte der Gegner erhebliche Teile mehrerer Divisionen nach lebhaftem Artilleriefeuer zum Angriff gegen unsere vorgeschobenen Abteilungen, die die an einzelnen Stellen dreiuml a,»laufenden Feinde verlustreich abwiefen. Bei Craonelle. nördlich der Oise, ist ein Borstoß der Franzosen im Nahkampf gescheitert. Am 24. März abends griff ein Fliegergeschwader Dünkirchen an. Mehrere Brände w»erden beobachtet. Gestern verlor -er Feitztz inz KM-mxj 1L Flugzeuge,
Aus den» östlichen Kriegsschauplatz und an der mazedonischen Front ist bei meist geringer Artillerie- und Borfeldtätigkeit die Lage unverändert. Bombenabwürfe unserer Flieger auf Truppenlager bei Snevce. südöstlich des Dojran- sees, hatten »ehr gute Wirkung.
Der erste Eeneralquartiermeister: Luden darf s.
Die gestrige Abendmeldung.
(WTB.) Berlin. 26. Mürz. Abends. Amtlich wird mitgeteilt: Vorpostengefechte bei Langnicourt, nordwestlich von Bapaume und bei Roisel. östlich von Pöronne. Sonst in» Westen bei schlechtem Wetter nichts Besonderes. An der inazedoni- sche« Front hat die Kampftätigkeit nordwestlich von Monastir wieder zugenommen.
Zeichnet
-ie 6. Kriegsanleihe und wißtL
daß unser unerschöpfliches Nationalver. mögen Euer Darlehen an den Staat vielfach sichert,
daß der hohe Zinssatz vom Mich vor dem Zahre 1924 nicht herabgesetzt werden kann und darf,
dah der Inhaber dann Zurückzahlung zum vollen Nennwert verlangen kann,
daß jeder Zeichner durch Verkauf oder Äe« leihung, wann und wo er will, über das angelegle Geld ganz oder teil« weise wieder verfügen kann,
daß jede Zeichnungssielle verpflichtet ist- über die Höhe der einzelnen Zeich/ nungen Stillschweigen zu bewahren,'
daß auch der zeichnen kann, der kein bares Geld hat, weil ihm die Oarlehnskassen andere Werte zu günstigem Zinsfuß beleihen.
daß ein günstiges Anleihe-Ergebnis unfern Feinden endgültig dieHoffnung rauben muß, uns niederzwingen zu können.
Geht unfern Feinden die Quittung für das abgetehnte Friedensangebot!
. Zeichnet mit allem, wasZhr aufbringen könnt, Kriegsanleihe!
Prinz Friedrich Karl in englischer Gefangenschaft.
(WTB.) Berlin. 26. März. Inzwischen einge- gangenen Nachrichtei» zufolge ist Prinz Friedrich Karl tatsächlich in englischer Gefangenschaft. Er hat in» Luftkamps einen Unterleibs- und einen Armschutz davongetragen. Die schwere Verwundung machte eine sofortige Operation nötig. Der Prinz wurde dazu in ei»» englisches Lazarett dicht hinter der Front gebracht, wo er sich nvch befindet. Der Zustand des Prinzen soll ernst sein.
(WTB.) Klei,»-Glienicke bei Potsdam. 26. März. Der König von Spanien hat an den Prinzen Friedrich Leopold von Preußen telegraphiert: Ich erhalte soeben ein Telegramm ans Paris. Ich bodaure, Dir ankünden zu müssen, daß Dein Sohn schwer verletzt wurde. Er erhielt eine Kugel in den Magen und »nutz heute morgen operiert werden. Ich bedaure sehr, Sophie, Luise und Dir keine bessere Nachricht geben zu können. Ich hoffe, daß Friedrich Karl schnell wieder hergestellt sein wird und sende meine herzlichsten Wünsche. — Nach einem über Schweden hier ' emgetMeWn LMrEW <rw- Lötttzon ist in -M
Befinden öes Prinzen Friedrich Karl eine leichte Besserung eingetreten.
Der schreckliche Gedanke an «aaeburg «ad Tanninbeeg.
(WTB.) Beel«, 27. März. Oberst T such» im „Gaulois" die über dar langsame Nachrücken ungeduldigen Franzosen zu beruhigen. Dem stets wachsamen französischen Generalstab erscheint der deutsche Rückzug nicht unbedenklich. Die Tr innerung an Saarbnrg und Tannenberg steigt auf. Auch dort wurden die Schlachtfelder von den Deutschen erst du i n; vorherigen Rückzug geschaffen. Erst verfolgt, setzten sich oi> Deutschen in vorher ausgebauten Stellungen fest und brachen dann den Ansturm. Die Angreifer mußten aber unter der Wucht der Gegenangriffe weichen. Dagegen ist die französische Leitung mit Grund vorsichtig. Sie denkt an einen, schnellen, sogar schrecklichen Rückstoß und richtet jich daher tn dem eroberten Gelände erst fest ein. Die Fühlung mit den-, Feinde geht zwar nicht verloren, aber nur leichte Infanterie und Kavallerieabteilungen wagen sich vor. Man ist gegen alles, selbst die unerwartetste» Ereignisse, auf der Hut. Am einfachsten wäre natürlich, anznnehmen. das; der Gegner den Kampf aufgiebt und sich zurückzieht, aber die Wahrscheinlichkeit ist oft etwas ganz anderes als die Wahrheit
Jntrreffantes von de» Streifen der „Möwe".
Berlin. 26. März. Nach einem Bericht des Gn-.fen Dohna über die Taten der „Möwe" gereichte cs ihm zur besonderen Freude, das; unter den von der ..Möwe" versenkten Schissen sich ein solches befand, das im Dienste der Admiralität stand und die englischen Kreuzer, di« den Beseht hatten, die „Möwe" unbedingt aufzubringen, mit Kohle» versorgte. Weitere Freude erregte es unter den Mannschaften, die gerade beim Jahreswechsel auf Deck Ausstellung genommen hatten, um die vom Admiralstnb durch Funksp.uch übermittelten Glückwünsche zu hören, gleichzeitig die Botschaft von dem glücklichen Eintreffen der „darrowdale" Prise in einem Heimathafen empfangen zu können, tteberhaupt bewährte sich der fnnkentclegraphische Dienst glänzend. Die „Möwe" konnte dadurch u. a. auch regelmäßig voiuden oft sechsmal täglich ausgegebenen feindlichen Warnungsrufen fortlaufend unterrichtet werden. Auffällig war, dag das Personal der aufgebrachten Schiffe ein recht minderwertiges war. Die Kapitäne waren durchweg sehr alte, meist kranke Leute, die Mannschaften ungeschult und nicht in der Lage, sich der Rettungsboote bedienen zu können, meist Inder oder Reger. Den Eindruck, den der Unterseebootkrieg auf die Kapitäne machte, war außerordentlich stark. Die Behandlung der fast 606 Gefangenen bot wenig Schwierigkeiten. Nur einmal wurden wurden sie unruhig, als sich die „Möwe" längere Zeit in schwerem Kampf mit dem Dainpfer „Otaki" befand und di« Gefangenen deshalb längere Zeit unter Deck bleiben mutzten. Auffällig war^auch der grotze Unterschied im Seeverkehr bei der Ausreise und bei der Heimkehr der „Möwe" auf sämtlichen Teilen der Meere, die die „Möwe" durchkreuzte, infolge des Unterseebootskrieges. Die neutrale Flagge war fast gänzlich verschwunden.
Amerika.
Die ameriknnische»» Vorbereitungen.
(WTB.) Washington. 26. März. Reuier meldet: Das Staatsdepartement gibt die Aufrufung von 14 Regimentern Nationalgarde verschiedener Staaten zum Bundesdienst bekannt. — Der Präsident Unterzeichnete eine Ordre, durch die das Personal der Flotte aus 87 09V Mann erhöht wird.
Das amerikanische Keiegsprogramm.
(WTB.) Berlin, 26. März. Ueber das Programm für den Kongreß der Vereinigten Staaten wird erneut mitgeteilt, ein politisches Bündnis mit der Entente werde nicht erwogen. Mitteilungen in französischeil Blättern zufolge umfaßt der militärische Plan der Regierung i» Washington nachstehende Punkte: Mobilisierung der gesamten Flottenstreitkräfte unter Benutzung von Stützpunkten an der englischen und an der französischen Küste, Oeffnung der amerikanischen Häfen und Wersten für die Kriegsschiffe der Entente, unbegrenzte Lieferung von Kriegsmaterial an die Entente und Sicherung der Transporte nach Wladiwostock, Mobilisierung der Milizen zur Sicherung der inneren Ruhe, Requirierung aller Kriegs- und Handelsschiffe in den amerikanischen Häfen für den Gebrauch der amerikanischen Kriegs marine. Deutschland wird hierfür Entschädigung erhalten, es sei denn, daß die Schiffe als Repressalie für die versenkten amerikanischen Schiffe konfisziert werden. Mobilisierung der amerikanischen Handelsmarine, Eröffnung großer Kricgskrcdite und Mobilisierung der Eisenbahnen und Kriegsmatcrialindustrien.
Die stärkste Waffe Amerikas.
Berlin, 27. März. Laut „Berliner Tageblatt" »neidet die „Times" aus Chicago, der „Chicagc Herald" teile mit, daß alle leitender» Bankiers New. qorks und Chicagos für einen weitgehenden Plan zur finanziellen Unterstützung der Alliierten ei» treten würden. Eine der stärkster» Waffen in der Hand AmeriLas sei der Kredit. Die amerikanisch« Regierung solle höchstens 3—3^4 Prozent für ein.» Anleihe ilehmsir.