Nr. 72.
Amis- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
92. Jahrgang.
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Dienstag, de» 27. März 1917.
Bezugspreis An der Stadt mtt rrSzerlohn Äi tL» vrertcrjamltch " " uaSpreiS Mr den Ort«- »nd NachbacortSverkchr Ml. ' -Kl, w gernverkehr Mk. 1-üS. Bestellgeld in Württemdcrp 4L Big.
Einer russischen Republik entgegen.
Die Revolution in Rußland.
Der russisch- Kriegsministcr bestätigt die Treue zu England.
(WTB.) Amsterdam. 26. März. Der russische Kricgsmiliister Gutschkow hat im Namen der provisorischen Regierung folgendes Telegramm an die Times gerichtet: Wir bleiben der gemeinsamen Sache treu. Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Glückwünsche. Rußlands Armee und Flotte beschützen getreulich das neue Reich. Ich hoffe, dass Rußlands Wiedergeburt die Baude zwischen uns «nd dem tapferen britischen Volk noch stärken wird.
Das Kriegsziel der neuen russische» Negierung.
(WTV.) Bern. 27. März. Der russische Minister des Aengern, Miljukow, erklärte einein Vertreter der Agentur Radio, die russische Revolution sei unternommen worden, um Russland von den Fesseln zu befreien, die cs bewegungsunfähig machten und auf dem Siegeswege zurückhielten Cr sagte: Jetzt wird Rußland seine Anstrengungen verdoppeln, «m den Sieg zu erreichen. Ein deutscher Sieg wäre ein Sieg der Reaktion. Der Regierungsrvechsel habe die Wünsche Russlands nicht geändert. Mehr als se wünsche es den Besitz Konstourinopels, das für die wirtschaftliche Freiheit Russlands notwendig sei. Auch wolle Rußland die Befreiung der unterdrückten Nationalitäten Oesterreich-Ungarns. Auch Belgien, Serbien und Rumänien werden größer als in der Vergangenheit auserstehen. Wir wollen ein fest organisiertes Südslaventmn bilden u»id um Serbien rine «niiberschreitdare Barriere errichten gegen den deutschen Ehrgeiz aus dem Balkan.
Die Sozialrevolutionäre
(WTB.) Paris. 26. März. Der „Temps" meldet aus Petersburg: Die Arbeiter- und Soldatcn- ausschiisse fahren fort, die Handlungen der Regierung zu behindern. Sie verteilen Aufrufe, deren Programm in dem heftigsten Ton gehalten und besorgniserregend ist. Kornilorv hatte init den Ausschüssen Besprechungen, um auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die Rußland aus der verlängerten Agitation erwachsen könnten. Die provisorische Regierung erläßt zahlreiche Aufrufe, um den Extremisten Vernunft zu predigen. — „Journal du Peuple" meldet aus Petersburg, daß die Delegierten der gemischten Ausschüsse und besonders die Revolutionäre. verlangen, daß gegen den Zaren «nd seine Familie Anklage erhoben wird.
Das Werbe» der neuen Regierung um die radikalen Sozialisten.
(WTB.) Amsterdam. 27. März. „Telegraaf" meldet aus Petersburg: Nach kurzer Beratung zwilchen dem Kriegsminister und General Kornilow wurde beschlossen, daß letzterer persönlich die Versammlungen ins Ausschusses der Arbeiter- und Sol- datcnabgeordneten besuchen und den Abgeordneten klar machen müsse, daß sie zwischen der Fortsetzung des Krieges und der Unterwerfung unter Deutschland zn nrählen haben, und daß ein Krieg unmöglich ist, wenn sie mit ihrer jetzigen Agitation unter den Soldaten fortfahren und das Volk auffordern, nicht auf die Kriegsanleihe zu zeichnen.
Ntu»rdl»>>ug i» der Arm»«.
(MTB,) Amsterdam. 26. Mürz. Die „Times" melden aus Petersburg vom 22. Mürz übe« die Reformen, die in den russischen Armeen einacsiihrt werden sollen. Dir Raunschas-
Am 1. April
muß die Zeitung für das neue Vierteljahr bestellt sein. In unserm ländlichen Bezirk beginnen jetzt allenthalben wieder die Feltyeschäfte, die die Landleule vom frühesten Morgen bis spät in die Nacht an der Arbeit halten. Fühlte man sich früher zu müde, um nach der Last des Tages noch die Zeitung zur Hand zu nehmen, so wird sich das jetzt im Krieg wohl geändert haben. Nicht nur die Entwicklung der Kriegslage an und für sich, die täglich neue Gestalt aniummt, erfordert das tägliche Lesen der Zeitung, auch die Pflicht als Staatsbürger verlangt, daß inan jedem Einzelnen jetzt in der Stunde der Not erwartet. Die Zeitung muß also heute Jedermann in seinem eigenen Interesse lesen, und in erster Linie natürlich die Heimatzeitung.
Das „Calrver Tagblatt"
läßt es sich angelegen sein, durch anerkannt rascheste Bedienung im Nachrichtendienst, durch seine zusam- mcnfasscnden, übersichtlich geschriebenen Leitartikel, durch sorgsame Pflege auch der heimatlichen Berichterstattung, seinen Lesern, wenn auch in gedrängter Kürze, alles Wissenswerte zu vermitteln. Wer sich also die verhältnismäßig kurze Zeit nimmt, das „Lalwer Tagblatt" zu lesen, — und dazu muß heute in seinein eigenen Interesse Jeder Zeit haben. — der weiß immer, was außerhalb seines Berufskrcises vorgeht, sowohl in der engeren und weiteren Heimat, als auch draußen auf den Kampfplätzen für die Geltung unseres deutschen Vaterlandes.
Verlag und Schriftleitung des Calwer Tagblatt.
tcn werden jich in Zukunft selbst verpfleg«». Zu diesem Zweck wird jede Kompagnie eine Kommission von 8 Soldaten wählen und ihre eigenen Lieferanten und einen Schreiber erhalten. Die Offiziere werden aber das Recht der Kontrolle behalten. Im Ofsizierkorp« soll mit der bisherigen Protek- tionswirtfchast aufgeräumt werden. Die alten General«, die die Altersgrenze bereits überschritten haben, werden pensioniert werden. Die Armeen an der Front und die in den Ruhestellungen sollen in engere Fühlung miteinander gebracht werden.
(WTB.) Kopenhagen. 26. März. Nach einer Petersburger Drahtmeldung haben der Oberbefehlshaber Alcxejew sowie die übrigen Heerführer dem Ministerrat gemeldet, daß alle Armeen dem Vaterland und der neuen Regiernng Treue geschworen hätte«. Auf Anordnung des Kriegsministers ist ein Plan für die Neugestaltung der Obersten Heeresleitung nach französischem Muster aufgestellt worden. Darnach wird ein Kriegsansschuß. bestehend aus dem Kriegs-, Marine- und Finanzminister und dem Minister des Auswärtigen, sowie Vertretern des Verkehrs- und Landwirtschaftsministers, die Ordnung und die höchste Entscheidung über ave Heeres- fragcn haben, abgefrhen von allen strategischen Anordnungen, die dem Oberbefehlshaber unbeschränkt zustehen, um so die vom Kriegsausschuß ausgestellten Kriegsziel« nach seinem Ermessen z« erreichen.
Ausräumung mit den verdächtige« Rrmeelommandante».
(WTB.) Berlin, 27. Marz. Rach Meldungen aus Rußland berichtet der „Berliner Lokalanzeiger", daß General Ewert, der Kommandierend« der Westfront, der provisorischen Regierung sein« Entlass»«« ringereicht habe. Von Ewert« Nachfolger, d«m General Lestschinsky, erwartet man einen entscheidenden Einfluß aus das Ofsizierkorp« der vor mal« Ewert'stbeu Armeegruppe
Nikolajervitsch vor der Verhaftung.
Berlin, 27. März. Zur Amtsenthebung -es Großfürsten Nikolai erführt die „Bossische Zeitung", es sei zweifellos, daß die neue Regierung entschlossen gewesen sei. den Oberbefehlt dem Großfürsten zu übergeben. Dieser habe seine Abreise nach Petersburg nickt sofort angctreten, weil er vermutlich durch seine Petersburger Vertrauensmänner erfahren habe, daß die neue Negierung mit den Forderungen der sozialistisch«» Ne-enregienmg zu rechnen habe, und daß diese seine Ernennung nachdrücklich bekämpfe. Am 19. März habe der Großfürst von der neuen Regierung eine telegraphische Einladung nach Petersburg erhalten und daraus wahrscheinlich gefolgert, daß die Dumaregterung bezüglich seiner Ernennung init der Nebenregierung zu einem Einverständnis gekommen sei. In Wirklichkeit habe es sich nur um eitle Falle gehandelt, um den Großfürsten nach Petersburg zu locke«. Seine Verhaftung dürfte unmittelbar bevorstehen.
Das unselbständige Rußland.
(WTB.) Kopenhagen. 26. März. „Narional- tideude" meldet aus Bergen: Hier find M englische höhere Eisenbahnbeamte auf der Reise nach Rußland eingetrosfen, wo sie das Verkehrswesen ordnen sollen. (Die Engländer werden auch noch andere Dinge „ordnen".)
(WTB.) Berli«, 27. Mürz. Wie das „Berliner Tageblatt" aus Genf erführt, berichtet der „Matin", der neu« russische Handelsministcr beschleunige die Anfertigung von dem englische» Muster nachgeahmten schwarzen Liste» der Geschäftshäuser i» ueutrale« Staate», mit denen fortan der Verkehr untersagt sein soll
Die Schweiz anerkennt die neue Regierung.
Berlin, 16. März. Wie die „Vossische Zeitung" aus Bern berichtet, hat der schweizerische Bundesrat den Gesandten in Petersburg ermächtigt, mit der neuen russischen Regierung amtliche Beziehungen an- znkniipfe».
Es stellt sich jetzt immer »lehr Heralts, daß die liberalen Revolutionäre, die jetzt die Macht an sich gerissen haben, nur solange dem monarchistische»: Prinzip Zugeständnisse gemacht haben, als die Gefahr bestand, daß die militärischen Befehlshaber den Zarismus halten könnten. Es muß also erst Vorsorge getroffen werden .die Anhänger der Monarchie und speziell des Zaren unter den Oberkommandanten kalt zu stellen. Daß es der neuen Regierung so schnell gelungen ist. die militärischen Befehlshaber entweder in ihrem Sinne zu beeinflussen, oder sie zur Abdankung zu veranlassen, das liegt an ihrem System, das sie von den Engländern gelernt !>atte, unliebsame Persönlichkeiten durch Meuchelmord aus dem Wege zu räumen. Daß die neue Negierung vor solchen Mitteln nicht zurückschrecken würde, das wußte »»an in den beteiligten Kreisen recht wohl. Und gegen den feigen erkauften Meuchelmörder schützt selbst die treueste Armee nicht. Deshalb haben sich wohl auch die meisten Armeebefehlshaber in die neue „Ordnung" so „willig" gefügt. Nach und nach ist dann von der neuen Regierung Auslese gehalten worden in Bezug auf die Zuverlässigkeit der einzel neu Führer, und mancher ist zur Abdankung gezwun gen worden. Ein bezeichnendes Beispiel für die Hal tuug der neuen Regierung ist ihr Verhalten gegenüber dem Großfürsten Nikolaiewitsch Sic erweckte
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