Kkic»s>olgeu.

Durch ganz Deutschland geht gegenwärtig die Auffordc- wng: Zeichnet die 0. deutsche Kriegsanleihe! Zum Krieg, stihrcn braucht das Reich Gcld und es wäre ein Verbrechen rin Vaterland, an der Gemeinde und an der Familie, wenn die Mittel zur Fortführung des Krieges verweigert würden. Die Folgen eines solch heillosen Verhaltens wären für unser Reich, für unser Volk, jür unsere Airgehörigeu und für uns selbst entsetzlich. Es ist allerdings keine Kleinigkeit sür rin Volk, die grogen Kosten eines .Krieges auszubringen, selbst in dem Fall, dag der Krieg gewonnen wird. Mer bei einem glücklichen Lusgang des Krieges - hat inan wenigstens die Hoffnung, cineir Teil der Kriegslasten aus Len Feind abladen N> können in Form einer angemessenen Kriegsentschädigung, wie dies im Führ 1871 der Fall war, da unser Gegner eine Kriegsentschädigung von 5 Milliarden bezahle» muhte. Wie geht es aber, »venn man unterliegt, wen» man die eigenen Kriegslasten aufüriilgen mutz, und dazu auch die des Feindes noch zu tragen hat? Bei den ungeheuren Auslagen und bei dem Umfang des heutigen Krieges wäre ein Unterliegen gleichbedeutend mit dem vollständigen Ruin unseres Volkes. Die unerhört groszen Stcucclastcn würden uns erdrücken, alle Arbeit käme nur dem Feinde zu gut, jeder Wohlstaird wäre untergraben. Von einem Wiederaufleben von Handel und Verkehr wäre keine Rede mehr, der Arbeitsverdienst würde schwinden und dadurch ungeheure Rot in die Familien kam men. Wie glücklich dürfen wir uns schätzen, dag der Krieg nicht in unserem Lande sondern in dem des Feindes ausgc fochten wird. Welche Verluste au Menschenleben, an Gebäu­den. an Geld und Kultur hätten wir zu erleide», wenn die Kulturvölker" unserer Feinde, die halbwilden Afrikaner und Indier, in unserem Lande Hausen würden! Die Geschichte zeigt uns, dag verlorene Kriege unsägliches Glend über die Lander gebracht haben Zu den verheerendste» Kriegen, die über Deutschland und Württemberg hcreuigebrochen sind, rechnet man den Oüjührigc» Krieg und die Raubzügc Lud wigs XIV. pan Frankreich. In beiden Kriegen hat unsere Stadt Calw überaus schwer gelitten. Fm Mijährigeii Kriege kamen in Württemberg .>7 0ül> waffenjähige Männer um, 8 Städte wurde verbrannt oder zugrunde gerichtet, Dörfer, 67 Kirche«, 160 Pfurr- und Schulhüuser, !I20 Staats- und Ge meindegediiude, 66 000 Hänser und Scheunen wurden ver Nichtet. Der Geldverlust wurde auf Ml Millionen Mark be

rechnet, für die damalige Zelt eine riesige Summe. Die Ge­meinden und Bürger verarmten so sehr, dag man gegen Bet­tel und Landstreichcrci, Diebstahl und Betrug fast nicht mehr aufkommen kannte. Es dauerte nicht weniger als 25 Fahre, bis das Land wieder einigcriiiriöeu in Drdnuug gebracht war. Man musste in Fehljahren der Landwirtschaft die Aus­fuhr verbiete», in gurr» Fahren die Einsuhr beschränken und Preise festsetzcn, unter denen die Frucht nicht verkauft werden turftc. Weinbau und Obstbau rvarcn vernichtet. Um letz­terem aufzuhelsen, wurde bestimmt, dag jeder Bürger zwei L bst bau me anzupslanzeu hatte. Ebenso wurde den neu Ver­heirateten die Auflage gemacht, auf den Allmandplätzcn der Gemeinde einen Odstbaum zu pslanzen. Diese Vorschrift wurde von den späteren Herzogen von Württemberg wieder- holt eingefchärft und zur Rachachtung dringendst angeordnet. Die AUmandbäume, die auf unserer Wartung sich befinden, hoben ihre Berechtigung auf einige Jahrhunderte früher zu rückzusiihren, und erst der neueren Gesetzgebung war cs vor behalten, diese sehr wohlgemeinte Anordnung wieder abzu schaffen. F» allen Kriegen hat auch Württemberg seinen red lichen Anteil an dein daraus entstehenden Elend bekommen. Es übersteigt allen Glauben, wem, man die Beispiele von Grausamkeit und Wut liest, die an den armen Württcni- bergern in diesen unseligen Zeiten verübt winden. Um der­artige ähnliche Folgen zu verhindern, ist cs mehr als heilige Pflicht eines jeden guten Bürgers, d<m Reich zu geben, was es zur Fortführung des Krieges dis zu einem siegreichen Ende bedarf. sz.

(LEB.) Stuttgart, 19. Mürz. Fn der letzten Sitzung der bürgerlichen Kollegien gab Oberbürger­meister Lantcnichlager einen Ileberblick über die der Stadt im letzten Jahr vermachten Stiftungen. Nutzer der bereits erwähnten lg Millionen Stiftung von Fabrikant Bosch seien hier erwähnt: 100 000 Mark von Privatier Sinttmann. 100 000 Mark von den Gebrüdern Wolf u. Söhne zum Ankanf von Milchkühen, nnd 200 000 Marl von der Firma Daimler in Untertürkheim für ein kriegswaisen- haus,

(LEB.) Ellwanaen, 17. März. Die vier aus den, hiesigen Offizieregesangeuettlager am Donners

lag abeich kurz nach 8 Uhr entwichenen französischen Offiziere durften sich ihrer Freiheit nicht lange er­freuen. Schon in der Nacht vom Freitag auf Sams­tag fitld sie zwischen Aalen und Essingen von der Landjägermannschaft gefangen genommen und heute nachmittag 2.25 Uhr bereits wiederauf dem Schub" in ihren unfreiwilligen ttnterkunftsort znrückgebracht ivorden. Mit welcher Isiaffiniertheit die vier französischen Offiziere ihre Flucht bewerk­stelligten. latzt sich aus folgenden Umständen er­sehen: Am Donnerstag abend kurz nach 8 Uhr ver­langten zwei Offiziere, begleitet von zwei Laich­sturmleuten mit aufgcpflanztem Seitengewehr, von dem Posten hinter dem Drahtgitter des Gefangenen­lagers die Oeffnung des Tores. Da die vier Per­sonen. in der Nacht wenigstens, nicht von wirklichen deutschen Offizieren zu unterscheiden waren. Uetz sie der Posten ungehindert durch das Tor. da sie als Kontrollofsiziere mit Wachmannschaften angesehen wurden. Als aber kurz darauf die wirklichen Kon- trollosfi ziere ebenfalls den Austritt aus dem Ge­fangenenlager forderten, klärte sich sofort das Miss­verständnis auf. Die. vier französischen Offiziere Hai ten sich aus den ihnen gehörigen, zum Teil sehr bunt­farbigen französischen Uniformen der deutschen Of- fizierskleidnng täuschend nachgemachte Bekleidungs­stücke (Umhano. Mäntel und Mützen) verfertigt und, wo es nötig war. mit Farbe oder mit Papier­attrappen nachgeholfen, sich Säbel und Seitenge­wehre ans Holz umgefchnallt und sogar Gewehre nach Art derjenigen der deutschen Landfturmlcute ans Holz- nnd Lisenstiicken zusammcngeflickt. Da der Anführer vortrefflich deutsch sprach, gelang die Täu­schung sämtlicher Posten, an denen sie vorbeimutzten. So einmal ins Freie gelangt, stand ihrer weiteren Flucht kein Hindernis mehr entgegen. Darob, dass sie das Schicksal bald ereilen werde, war in Ell- wangen niemand zweifelhaft, obwohl sie in den Rucksäcken derLandsturmleutc" Lebensmittel für längere Zeit mit sich führten.

Für die Schristl. verantwortl. Otto Seltmann, Calw. Druck u. Verlag der A. Oelichläger'schcn Buchdruckereh Calw.

Stadlschultheißenamt Calw.

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Calw, den 19. Milrz 1917.

Btadtschnilheiszenamt: A. B. Dreich

Simnrozheim, Obcramt Calw.

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