tulfmarschierken. Er legte dabei den Nachdruck auf die Einigkeit von Volk und Armee, durch die Ruß­lands Macht und Wirklicher Sieg gesichert würde. Als die Soldaten, die die Duma bewcWen. von der Ankunft des gefangen gesetzten Suchomlinow horten, forderten sie stürmisch seine Auslieferung, da sie sich an ihm rächen wollten. Die Abgeordneten hatten die größte Mühe, die Soldaten zu beruhigen. Diese be­standen darauf, daß Suchomlinow die Epauletten von der Uniform gerissen werden sollten. Suchom­linow mußte sich schließlich dies gefallen lassen. Auch die Mache des Palastes von Zarskoje Selo hat sich den Vertretern der neuen Regierung ergeben, die sie mit Begeisterung begrüßten.

Das Revolutionskabinett.

(WTB.) Petersburg, 16. März. Die Petersburger Te­legraphenagentur meldet: Der Volksausschuß der Reichs­duma veröffentlicht die folgende Liste des neuen-nationalen Kabinetts:'Fürst Lwow, Präsident des Scmstwo-Verbandes, fetzt zum Ministerpräsidenten und Minister des Innern er­nannt, der Abgeordnete für Petersburg, Miljulow, zum Minister des Beugern, der Abgeordnete für Saratow, Ke- renski, zum Iustizminister, der Vizepräsident der Reichs­duma, Uckrasow, zum Verkehrsminister, der Abgeordnete für Kosiroma, Konowalow, zum Minister für Handel und In­dustrie, der Professor an der Universität Moskau, Manuilow, zum Minister für öffentlichen Unterricht. Das Mitglied des Reichsrates und früherer Präsident der drillen Reichsduma, sowie Präsident der vereinigten Ausschüsse der mobilisierten Industrie, Gutschkow, wird Kriegs- und interimistisch Ma- rineminister, der Abgeordnete von Petersburg, Schingarem, Ackcrbauminister, der Abgeordnete von Kiew, Terestehcnko, Finanzminister und der Abgeordnete von Kasan, Godncw, Stoatskonirolleur.

Die Mitglieder des Vollzugsausschusses.

(WTB.) Kopenhagen. 16. Mürz. Der von der Reichsduma eingesetzte Vollzugsausschuß besteht aus folgenden Personen: dem Vorsitzenden der Reichs­duma, Rodzianko. dem Führer der sozialistischen Reichsdumasraktion. Tscheidze. dem Führer der Ar­beitspartei, Kerenskq. dem Kadettenführer Miljn- kew, dem Angehörigen der Oktobristenfraktion, Oberst Engelhardt, dem Vizepräsidenten der Reichs­duma. dem Kadetten Konowalow. dem Kosakenoffi­zier Kargulow, dem ersten Reichsdumaselretür Dmi- trijukowo, dem zweiten Reichsdumasekretür Rakhew- sy, dem Oktobristenführer Schidlonsky, dem Ka­detten Nekrassow, dem Führer der gemäßigten Ok- toblisten. Fürst Lwow, und dem Führer der^Linken, dem Nationalisten Schulgin. Laut Depeschen aus Haparanda dauern in Moskau die blutigeik Kämpfe fort. Der Oberbefehlshaber des Moskauer Militär­bezirks lehnte die Unterordnung unter die neue Re- zieung ab und weigert sich, die Gewalt aus den fän­den zu geben.

Eine neue Monarchie mit begrenzte» Rechten.

Berlin. 17. Mürz. Eine Depesche desBerliner Lokalanzeigers" aus Haag bescgt: Wie aus Peters­burg über London gemeldet wird, erwartet man in wenigen Tagen die Proklamation einer Monarchie mit verfassungsmäßig stark begrenzten Rechteil des Monarchen. Der Sieg des Volkes sei vollkommen. Das bedeute die energische Fortführung des Krieges.

Der Zar von der Mititärpartei zum Rücktritt gezwungen.

(MTV.) Petersburg. 16. März. Reuter meldet: Großfürst Nikolajewitsch hat dem Präsident Rod­zianko telegraphiert, daß er im Einvernehmen mit dem Generalstabschef Alerejew den Zaren gebeten habe, unter den gegenwärtigen verhängnisvollen Umständen den einzig mögliche» Beschluß zu fassen, «m Rußland zu retten und de» Krieg einem, erfolg­reichen Ende zuzusühren.

Nikolaus Nikolajewitsch Diktator?

B^in. 17. Mürz. Aus Stockholm wird dem Berliner Tageblatt" berichtet: Unter den Offi­zieren und Behörden in Tornea glaubt man, daß Großfürst Nikolaus, der das Vertrauen der Revolu­tionäre genießt, zum Diktator über die Armee er­nannt werden soll.

Di« englisch« Mitverschwöruug.

sWTB.) Berlin, 17 März, Uebcr die englisch« Mitver- schwöning bei der Revolution in Rußland wird derVossi- Ichen Zeitg." berichtet: Der Marineattachä bei der britischen Botschaft in Petersburg, der am vorwöchigen Montag in Kronstadt weilte, hatte tags darauf in Petersburg eine lange Unterredung mit Miljulow und Gutschkow. An demselben Abend begab er sich nach Sewastopol, wo er am Freitag mit dem Oberkommandierenden der Schwarzen Mccrflotte, Ad­miral Koltschak, konferierte. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Attache mit letzterem die Stellungnahme der Schmarre Meerftette zu dein geplanten Umsturz besprach.

der Thronentsagung des Zaren machte: Es ist eknc wahre Erleichterung für nns, daß die Bewegung nicht auf die Erlangung eines Friedens hinzielt, sondern daß im Gegenteil dis Unzufriedenheit sich nicht gegen die Regierung richtet, weil sie den Krieg weiterführe, sondern vielmehr, weil sie ihn nicht mit der Wirksamkeit und Energie weiterführt, die das Volk erwartete. (Lauter Beifall.) Vonar Law er­wähnte sodann, daß nach eingegangcnen Nachrichten der Verlust an Menschenleben nicht schwer gewesen sei, und betonte, daß der Wechsel mit verhältnis­mäßiger Ruhe bewirkt worden sei.

8WWN»-'

D« Landwirt

-eWnet Kriegsanleihe, weil Äesitz und Mell in einem sieghaften Deutschland gesegnet sein werden,-

d« Arbeiter,

ivetlseine aussichtsreichenLebensbedingungen mit hem Wohlergehen des Vaterlandes anfs engsie verknüpft sind-

»«Industrielle,

der den Schuh der Heimat und Arbeiter braucht-

d« Kaufmann,

der seine Einkommensquellen von einem siarken Vaterland beschirmt haben muß-

das

bas die Früchte seiner Arbeit nicht der Zerstörung durch rücksichtslose Feinde preisgcben will-

d° Lugend

in dem ungestümen Streben nach allem, was groß und edel ist-

Alle

zeichnen die 6. Kriegsanleihe, weil sie Herz und Verstand zugleich haben.

ijlttMm»--

Dir russischen Journalisten in Kopenhagen für dir Revolution.

(WTB.) Kopenhagen, 16. März. Die hiesige» Vertreter von 16 großeii russischen Zeitungen haben folgendes Tele­gramm nach Petersburg gerichtet:An chen Präsidenten der Reichsduma und Ehcs der zeitweiligen Regierung in Ruß­land, Michael Wladimirowitsch Rodzanko. Die Vertreter der russischen Presse in Kopenhagen, vereinigt durch die Gefühle der Begeisterung jür das heroische Auftreten der Volksver­tretung sind glücklich, in dieser wichtigen Stunde ihre Herzen mit den Herzen Rußlands vereinigen zu können. Hier an der Schwelle Deutschlands, wo sich die Wege Europas begegnen, sehen und fühlen wir die große Bedeutung der Ereignisse sür die Ehre und die Würde unseres Vaterlandes. Der Sieg des einigen Voltswillens, der solange und so grausam von der alten Macht unterdrückt worden ist, ruft lebhafte Be­wegung beim Feinde hervor, der seine Hoffnung auf eine innere Auflösung Rußlands gesetzt hat. Wir find vollkom­men davon überzeugt, daß das freie Russenvolk in der Be­geisterung der Wiedergeburt alle inneren Schwächen über­winden und Taten vollbringen wird, die des Auftretens der Duma würdig sind. Indem sich das freie Rußland ans das unwiderstehliche Heer und die Flotte und auf die Treue aller vereinigten Bürger des Reiches stützt, wird cs, eng vereinigt mit den Alliierten, gerüstet mit Recht und Macht, sich Sieg und Frieden erkämpfen zum Glück für das Vaterland ,,'ir alle seine Völker und die gesamte Menschheit.

Erleichterung" in England.

(MTB.) London. 16. Mürz. Reuter meldet: Zm Unterhaus sagte Bonar Law. als er Mitteilung von

Italienisch« Stimmen.

(WTB.) Brr», 16. März. Zu den jüngsten Vorgänge» in Rußland schreibtGiornale d'Jtalia". sie seien trotz ihrer

Schwere ein tröstliches Zeichen, weil damit die innere Krills in Rußland einer Lösung entgegengehe, wie sie von der über­großen Mehrheit des Landes gewünscht werde. Man müsse vor allem beachten, daß die Männer, die die letzten Ereig­nisse nnstisteten, den liberale« Elementen angchören, die im­mer auf die Notwendigkeit der Fortsetzung des Krieges bis znm Endsiege der Alliierten bestanden haben.Popolo d'Jta­lia" trägt die Ricsenüberschrift:Der revolutionäre russi­sche Sieg gegen die deutschfreundliche Reaktion". Das Mart führt u. a. aus: Die russische Ausstandsdewegung kann die Entcntevölker nicht beunruhigen, stärkt sie vielmehr in ihrem Klauben an den Sieg, da sie darin den Beweis erblicken dür fen, daß das russische Volk sich bis zum Siege durchschlagen will, auch wenn eine Revolution damit verbunden ist. Lorricre della Sera" schreibt: Bei der Beurteilung der letz ten Ereignisse in Rußland darf man nicht vergesse», daß man dabei die Kriterien des westeuropäischen politischen Lebens nicht «»wenden darf. Die Ausstundsdemeguiig ist hauptsäch­lich durch wirtschaftliche Schwierigkeiten und durch die Trans­portkrisis entstände».

Schwedische Befürchtung.

(WTB.s Kopenhagen, 16. März. Die Stockholmer Presse spricht sich übereinstimmend dahin aus, baß die russische Re volution im Interesse der Entente sei.Aftonbladet" und Nqa Dagligt Allehanda" erklären, wen» in Rußland wirk­lich der nationale Sammlungszustand kommen sollte, bestehe die Gefahr, daß der Druck der Entente gegenüber Schweden noch stärker «erden würde, «ls bisher.

Wir müssen immer wieder daraus Hinweisen, daß wir über die Norgängc in Rußland nns kein selbständiges Urteil A> bilden vermögen, denn wir sind dis heute darüber nur von englischer Seite unterrichtet, und damit nur einseitig voni Standpunkt der Revolutionäre aus. Daß die Sache noch gar nicht so klar ist, ist aus der heutigen letzten Meldung zu ersehen, daß nämlich Bonar Law seine vorgestrige Mit­teilung im Unterhaus über die Abdankung des Zaren dahin berichtigen mußte, daß sie nicht ganz genau zu sein scheine; sie sei noch nicht in Wirksamkeit, obwohl das Exekutivkomitee einen dahin gehenden Beschluß gefaßt habe. Unsere Vermu­tungen aber über den Tharakter der ganze» Revolutions­beweg,uig dürften sich vollständig bestätigen. Der Sturz der bestehenden Gewalten war von langer Hand vorbereitet worden. Die Liberalen und Oktobristen (eine noch radikalere Schattierung) hatten sich mit den Sozialisten vereinigt, und in allen Städten im Geheimen gegen die Regierung agitiert. Wir haben schon daraus hingewiesen, daß die Stadtverwal­tungen und deren Vertreter, sowie die Peovinzialkörper- schajtsvertrcter (Semstwos) durchaus mit den liberalen An­schauungen sympathisierten, weil sie unter der Mißwirtschaft der russischen Bürokratie am meisten zu leiden hatten. Daß es deshalb den Revolutionären sehr leicht gefallen ist, in den Städten und ans dem Lande den Sturz der bestehenden Ge­walten durchzusiihre», ist begreiflich. Die Gewinnung aber der Militärpartei ist zweifellos mit Hilfe Englands erfolgt. Die englischen Vertreter waren ja schon seit langer Zeit be­strebt. alle Elemente aus dem Wege zu räumen, von denen sie fürchteten, dcktz sic das Volk über die Bevormundung-!- und Aussaugungsabsichtcn Englands in Rußland aufklären könn­ten, wodurch der gefürchtete Augenblick näher rücken mußte, wo man in Rußland die Nutzlosigkeit und Aussichtslosigkeit der Wetterführung des Krieges cingeschcn hätte. Diese Ent­wicklung mußte mit allen Mitteln verhindert werden. Und bekanntlich versteht man sich in England auf solche Sachen. Man konferierte mit militärischen Persönlichkeiten, deren Kricgsgesiiiiiung sicher war, wie mit dem Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch, der Seele dieses Krieges, und andern mili­tärischen Befehlshaber», denen man die Aenderung des Kur­ses im Innern verständlich zu machen suchte. Die militäri­schen Führer wird man wohl durch den Hinweis auf die Kriegszielc Rußlands zu überreden verstanden haben, die wahrscheinlich als gefährdet erklärt wurden, wenn die jetzige Regierung nicht gestürzt werden könne. Ein ganz besonders feiner Schachzug dabei, der sicherlich auch England zum Ur­heber hat, ist die vollzogene oder beabsichtigte Ernennung eines Regenten, für welche Stelle der 66 Jahre alte Bruder »es Zareit, Michael Alexandrewirsch, ausersehen war. Damit wollte man die aus fast lauter Hocharistolraten bestehende Militärpartci nicht mißtrauisch machen, die man wegen des Hc?res notwendig brauchte. Eine rein bürgerliche Revolu­tion in Rußland mit dem Ausblick aus eine Republik wäre im jetzigen Augenblick, wo der Adel noch das Instrument der militärischen (bemalt in Händen hat, aussichtslos ge­wesen. Deshalb wurde wohl auch als Ministerpräsident Fürst Lwow bestellt, und der eigentliche Urheber der Revolution, der Kadettenführer Miljukow, übernahm bcscheidentlich das zweite, aber wichtigere Amt des Ministers des Auswärtigen. Wichtig sür die Beurteilung der ganzen Sachlage ist aber auch, daß anscheinend der ganze Kleinadel, wahrscheinlich aus Furcht vor der Gewalt der Revolutionäre, sich mit der revolutionären Bewegung indentifiziert hat.

In England und Frankreich jubelt alles natürlich übe» den Sieg der Revolution und Bonar Law durfte cs sogar wagen, auszusprechen, daß jetzt die Wetterführung des Krie­ges durch Rußland gesichert sei. Deutlicher hätte man vo» englischer Seite nicht zum Ausdruck bringen können, welches üerelle man an der Umwälzung der Verhältnisse in Ruß