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wandeln, mit dem Bau eines Flugzeugs neue Wege zur Wehr des Vaterlandes zu schaffen. Vorgestern morgen -noch bat mich Klein, am Grabe Zeppelins auch auf das Wirken des alten Herrn auf diesem Gebiete hinzuweisen, auf dem er auch kn alter Zähigkeit Pionier »nd Bahnbrecher geworden war. Am Mittag fand ich den Getreuen zerschmettert am Boden liegen. Wenn ich nun heute an dieser Stelle einen Zweig breche aus dem Lorbeer Zeppelins, um ihn diesen bis in den Tod getreuen Helden aufs Grab zu legen, so weiß ich, daß ich das in seinem Sinne tue. Cr ist im Leben nie einem Menschen Dank schuldig geblieben, er will's auch im Tode nicht. Treue und Dankbarkeit waren die stärksten Züge seines Wesens.
Hermischte Nachrichten.
Ein nationalliberaler Antrag aus Beseitigung des feudalen Charakters des preußischen Herrenhauses. (WTB.) Berlin, 13. März. Dem preußischen Abgeord- ictenhaus ist nachstehender Antrag Dr. Friedbergs (nationalliberal) zugegangen: Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, die königliche Staatsregierung zu ersuchen, einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den eine Veränderung in der Zusammensetzung des Herrenhauses in der Art herbeigeführt wird, daß unter Aufrechterhaltung des königlichen Beruf»ngsrechts, aber unter Beseitigung aller Familien- und Staudesrechte, die bisher die Mitgliedschaft zum Herrenhaus begründeten, alle» größeren Kommunalorrbiinden sowie alle» für das wirtschaftliche und kulturelle Leben unseres Volkes wichtigen Berufskreisen eine aus Wahlen hervorgehende. ihrer Bedeutung entsprechende Vertretung im Herrenhaus gewährt wird.
Neubauten auf preußischen Staatsbahue».
(WTB.) Berlin, !>. März. In dem Entwurf eines Cisenbahnanleihegesetzes für Preußen werde» für neue Bahnen und neue Gleise 51756 000 Mark, zur Beschaffung von Fahrzeugen 238 900 003 Mark, für die bestehenden Staatsbahnen und für Förderung von Kleinbahnen 2 Millionen Mark gefordert.
Alls Stadt und Land.
Calw, den 13. März 1917.
Kriegsanleihe und Kino.
Für die neue Kriegsanleihe sind unt^c Mitwirkung hervorragender künstlerischer und wirtschaftlicher Kräfte durch den vaterländischen Filmvertrieb Pinsche- wer verschiedene Films ausgenommen worden, deren Aufführung in allen deutschen Kinotheatern erfolgen soll.
Zeichnet die sechste Kriegsanleihe.
Die Kriegsopfer für alle Völker abzukürzen, hat Kaiserliche Großmut augeregt.
Nun die Friedenshand verschmäht ist, sei das deutsche Volk ausgcrufen, den verblendeten Feinden mit neuem Kraftbeweis zu offeubaren. datz deutsche Wirt- schaftsstürkc, deutscher Opferwille unzerbrechlich sind und bleiben.
Deutschlands heldenhafte Söhne und Waffenbrüder halten unerschütterlich die Wacht. An ihrer Tapferkeit wird der frevelhafte Vernichtuugswille unserer Feinde zerschellen. Deren Hoffen auf ein Müde- werdcn daheim aber muß jetzt durch die neue Kriegsanleihe vernichtet werden.
Fest und sicher ruhen unsere Kriegsanleihen auf dem ehernen Grunde des deutschen Fleißes, dem Geist von Heer, Flotte und Heimat, nicht zuletzt auf der von unseren Truppen erkämpften Kriegslage.
Was das deutsche Volk bisher in kraftbewußter Darbietung der Kriegsgelder vollbrachte, war eine Großtat von weltgeschichtlich strahlender Höhe.
Und wieder wird einträchtig und wetteifernd Stadt und Land, Arm und Reich, Groß und Klein Geld zu Geld und damit Kraft zu Kraft fügen — zum neuen wuchtigen Schlag.
Unbeschränkter Einsatz aller Waffen draußen, aller Geldgewalt im Innern.
Machtvoll und hosfnnngsfroh der Entscheidung entgegen!
Kriegsauszeichnung,
Landwehrmann Karl Lutz von Calw hat die silberne Verdienstmedaille erhalten.
Zum Hilfsdieustgesetz.
* Im Auftrag der freien Gewerkßbaften und des hiesigen sozialdemokratischen Vereins sprach am Sonntag mittag iin „Badischen Hof" Eewerkschaftssekretär Steinmaier von Stuttgart über das Hilfsdieustgesetz. Nach einer kurzen Begrüßungsansprache durch Herrn Robert Störr, in der dieser auf die Notwendigkeit der Ergreifung außerordentlicher Maßnahmen im Kriege hingewiescn hatte, nahm Herr Steinmaier das Wort zu seinem Vortrag. Er gab zuerst einen lleberblick über die durch den Krieg veränderten Ar- beitsverhältniffe, und wies darauf hin, welche ungeheure Zahl von Arbeitskräften für die Massenproduktionen auf dem Gebiet des Heeresbedürfnisses nach und nach benötigt wurde. Es war klar, daß man alle verfügbaren Kräfte heranziehen mußte, in England waren schon im März 1915, in Frankreich
im August 1915 gesetzliche Bestimmungen geschaffen worden, welche sich mit der Organisation für die Rüstungsindustrie und der Nutzbarmachung der mobilisierten oder mobilisierbaren Männer befaßten und mit der Zeit sei eben auch an uns die Notwendigkeit herangetreten, zwecks Ergänzung der Bestände des Feld- und Heimatheeres entweder die Dienstpflicht zu verlängern oder ein Ztvildienstgesetz einzubringen. Die freien Gewerkschaften seien im Interesse der Arbeit« für letzteres eingetreten, wodurch es einerseits der Heeresverwaltung ermöglicht wird, Leute für den Frontdienst frcizu- bekommen, andererseits aber auch den Arbeitern Verdienstmöglichkeit geschaffen wird. Der Grundinhallt, der Zwang, die Pflicht zur Arbeit sei ja eine alte sozialdemokratische Forderung. Der Redner erinnerte an die Forderungen von Walter Rathenau, (des geniallen Direktors der A E G.), der gleich zu Anfang des Krieges an die Regierung die Anfrage gestellt hatte, was sie zu tun gedenke zur Sicherstellung der Rohstofferzeugung (und der dann auch zur Organisation auf diesem Gebiet als Berater herangezogen worden ist) und dabei auch auf die Tatsache des Rentnertums unter 60 Jahren hingewiesen hatte, das zur Arbeit herangezogen werden sollte. Der Redner meinte, wenn man die Lebensmittelversorgung auch sofort entsprechend geregelt hätte, so wäre man heute schon besser dran. Das Bestreben der Sozialdemokratie sei danach gegangen, das Gesetz so zu formen, daß 'es nicht als Ausnahmegesetz wirken sollte, und der Reichstag habe auch wesentliche Verbesserungen des Regierungsentwurfs erzielt, und sich bekanntlich die Kontrolle über die Ausführung des Gesetzes gesichert. An Hand der Gesetzesbestimmungen erläuterte nun der Redner die Wirkung des Gesetzes, machte auf die Pflichten und Rechte der Hilfsdienstpflichtigen aufmerksam und erklärte die Funktionen der verschiedenen Stellen zur Regelung des Verhältnisses zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Der Vortragende schloß seine Ausführungen mit dem Hinweis, daß unsere Gegner uns zu solchen Gesetzen zwingen, damit wir ihre Pläne der wirtschaftlichen Lahmlegung Deutschlands, die besonders auch unsere Arbeiterschaft schwer treffen würde, zunichte machen können. England wolle uns bei einem Siege der Alliierten Rheinland und Westfalen wegnehmen, was die Wegnahme allein dieses Cisen- und Kohlenbezirkes für Deutschlairds Wirtschaftskraft bedeuten würde, das sei der Einzelne gar nicht in der Lage zu begreifen. Recht scharf wandte sich der Redner deshalb gegen die sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft, die zwar in widersinnlicher Weise Abänderungsanträge gestellt habe, aber dann das Gesetz im Ganzen abgelehnt habe. Zum Schluß forderte der Redner die Arbeiter zu engstem Zusammenschluß in den Organisationen auf, denn nur so könne man sich am besten schützen. Nach dem Vortrag äußerte sich der Einberufer auf eine Anfrage noch zu der Frage der Bildung von Ausschüssen in Fabriken, die Heeresliefcrungen haben.
Dem Gedächtnis eines fürs Vaterland gefallenen Dichters aus dem Bauernstand.
cd. „Die Besten fallen!" Oft hört man diese Worte, wenn dem Krieg ein junges viellversprechendes Leben znm Opfer fällt und alle Hoffnungen und hochgespannte Erwartungen mit dem Helden ins Grab sinken. So könnte man wohl auck von unserem Landsmann, Gotthilf Fenchel von Ostelsheim bei Calw sagen. Er, der sich aus der Enge seiner kleinbäuerlichen Verhältnisse so gerne ins freie lichte Reich der Poesie aufschwang, wurde im Alter von 23 Jahren bei Blanzee vor Verdun von einer tückiscben Mine in dunkler Grabesnacht verschlungen. Noch am 26. Avril 1916 schrieb Fenchel in einem Brief an seine Mutter: „Ein Wetter ist es draußen, so schön und prächtig, so hell und klar, daß man kaum begreift, was in aller Welt einen zwingen kann, im finsteren Unterstand zu hocken und zu brüten, wie man die Franzosen vernichten könne. Draußen singen die Lerchen als ob nichts wäre, und wir muffen uns wundern, daß die Sonne überhaupt scheinen kann. Wie kann es denn Gottes Wille sein, daß sich di- Menscben, die sonst so klug und ganz gescheit sein wollen, selbst zerfleischen, schlimmer als die Tiere es tun können!" Leider sollte der Sänger des Frühlings den Mai nicht erleben. Drei Tage später weilte er nimmer unter den Lebenden. — Der Vater wurde ihm schon in den ersten Lcbensjahr-n entrissen, Schwestern besaß er keine. Er glaubte, er sei zur Einsamkeit verdammt, das Glück gehe ikm aus dem Wege und außer seiner Mutier und seinem einzigen Bruder kümmere sich keine liebe Seele um ihn. So war der still«, ruhige Jiinglina. der gerne seine eigenen Wege ging, fast ein Unbekannter. Aber wer ihm näher stand, der wußte, daß hinter seiner von der Natur stiefmütterlich bedachten Außenseite ffck> ein ti-k--- Innenleben verbara und daß er sogar im Geheimen der Muse diente. Ob das, was der einsame Bauernbursche sang, den strengen Ansprüchen des Kunstkrit' kers genügt, mag dahin gestellt bleiben, daß es ans einer ti fen Seele quoll, das mögen die nockcktehenden Gedichte weis
Au der Aisne.
1. Im Feindesland, an der Aisne Strand
Da stehn die Schwaben all' Hand in Hand.
Sie zogen mit Gott in das blut'ge Gefecht Zu Kämpfen für Heimat, für Freiheit und Recht Sie schwuren's: „Nur siegreich kehren wir wieder," Erkämpfen den Frieden euch, liebe Brüder.
2. Im Feindesland, an der Aisne Strand,
Da reilct der bleiche Tod durchs Land;
Er reitet bei Tag und er reitet bei Nacht,
Es pfeifen die Kugeln, es zischt und es kracht.
Wohl reihenweise fällt Freund und Feind Im Tode, da sind d nn alle vereint.
3. Im Feindesland, an der Aisne Strand Da ziehn sich Hügel durchs weile Land,
Drin ruhen die Heide«, die getrosten von» Biet
Mel tapfere Schwaben, so furchtlos und treu Den Braven sei'» dankende Gruße entboten Schlaft ruhig, schlaft ruhig, ihr lieben Toten!
Traum.
(geschrieben als letztes Gedicht)
Wie gestern wars — war es ei» Tram»? — Wahrheit? — Ich weiß es nicht!
Wie Mondlicht strahlt es durch den Raum,
Wenn es die Wolken bricht.
Ich trat ans Fenster, sah hinaus,
Fast prallie ich zurück:
Wo gestern noch stand Haus an Haus»
Da schaute frei mein Blick.
Iin weiten Umkreis um mich her Ein weiches Aehrenfeld.
Die Aehren nickten alle schwer.
Der Wind die Halme wellt!
Mit blanker Sense stand ein Mann Im Abendschein, so rot Ich schaute mir den Schnitter an der Schnitter war der Tod.
Die Sense klang. Mit jedem Hieb — — Schlich.
(hier bricht das Gedicht ab.)
*
Waldeck.
1. O Waldeck, schönste du von allen Im bnrgenreichen Nagoldtal,
Zu deinen Mauern will ich wallen Im goldenen Morgensonnenstrabl;
Zu deinen Füßen will ich lauschen Den Blick hinausgewandt zu dir An deinen Sagen mich berauschen Du Felsenburg, des Schwarzwalds Ziert
2. Zwar deine Türme sind zerfallen.
Gesprengt ist Mauerwerk und Tor lind aus den Höhen und den Hallen Sproßt frisches Buchengrün hervor — doch trotzig blickest du noch heute Hinaus in einst beherrschtes Land;
Als Siegri» noch im Totenkleide Halst den Jahrhunderten du stand.
3. Zwar deine Ritter sind von dannen,
Versunken in Unendlichkeit
Doch treulich Hallen dunkle Tannen Die Wacht um deine Trümmer heut.
Und wo voreinst vor frohem Kreise Der Spielmann zu der Leier sang,
Klingt jetzt des Wandres frohe Weise Bei der Guitarre mildem Klang.
4. Krlmhilde, hüte deine Schätze!
Der Geist der Neuzeit greift sie an Denn durch de» Schlohberg»-Felsensätz«
Sprengt Dynamit ihm seine Bahn *)
Das Stahlroß faucht durch finstere Pforten Das Wasser rauscht durch felsgen Schacht Die Hände reicht sich Süd und Norden — Licht schöpft der Mensch aus ew'ger Nacht!
*) Stollen deS Tcinacher Elektrizitätswerks und Tunnel. „Woldert" hat Fenchel der ..Heimatkunde vom Oberamt Calw", von W. Mönch. der er manch» Vlirregung und Förderung verdankt, gewidmet.
*
Iin Maien.
1. Wie prächtig ists im Maien Im Hellen Sonnenschein!
Wer wollte sich nicht freuen Und wer nicht fröhlich sein?
2. Die Lerchen jubilieren.
Die Bächlein springen all Und in dem jungen Grüne Da singt die Nachtigall.
3. Die Schäfchen auf der Weide.
Wie Hüpfen sie vor Lust?
Die hohe Lenzessreude,
Füllt schwellend jede Brust.
4. Auch du. »nein Herz, sollst springen In dieser Maienzeit.
Sollst jubeln und sollst singen Wenn alle Welt sich freut!
5. So lebe denn und singe Dein Schöpfer dieser Welt.
Dem Meister aller Dinge,
Der Wiese. Wald und Feld
8. Mit Blüten übersäet.
Mit frischem Grün bedeckt,
Der aus dem Winterschlase Zum Sang die Vögleln weckt!
Dieses einfache, aber Melodie sprudelnde, an Eicheiidorf» Lyrik erinnernde Liedchen dichtete Fenchel im Atter von 19 Jahren.
Abendfrieden.
1. Die Sonne rüstet sich zum Scheiden.
Leis wehet schon der Abendwind:
Auf Wald und Fluren legt sich ei» Schweigen Es kommt die Nacht herbei, geschwind»
2. Des Abendhimniels leichte Röte,
Wie leuchtet sie so freundlich mild!
Sie färbt so rosig Berg und Oede —
Wie schön ist doch der Heimat Bild!
3. Bald leuchten nieder tausend Sterne,
Der Mond mit seinem Silberschein Viel Glöcklein klingen nah und ferne Und laden dich zur Andacht ein.
4. Der Landinann ruhet nun zufrieden Bon seiner Tagesarbeit aus.
Die Vögleln fliegen heim zum Neste,
Und friedlich geh ich auch nach Haus.
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