Nr. 57. Amis- und Anzeigeblalt für den OberamtsLezirk Calw. 92. Jahrgang.
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Freitag, den 3. März 1917.
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Graf Zeppelin
Graf Zeppelin gestorben.
W.T.B. Friedrichshofen, 8. März. Graf Zeppelin hatte sich dieser Tage in Berlin einer Operation zu unterziehen, durch den Hinzutritt einer Lungenentzündung ist der Zustand des Kranken ernst geworden.
W T.B. Berlin, 8. März. Graf Zeppelin ist heute vormittag um ^12 Uhr im Westsanatorium zu Charlottenburg einer Lungenentzündung erlegen.
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" Gras Zepprlin gestorben! Wen hat es nicht gepackt, als diese inhaltsschweren Worte gestern nachmittag bekannt wurden. Schmerz und andachtsvolle Stimmung zugleich kommen in der Trauer um den Tod eines unserer Größten zum Ausdruck. „Adel verpfliihtet." Graf Zeppelin hat diesen Wahrspruch der Bevorzugten in, Leben sich zu eigen gemacht, — durch sein Stoffen und Streben, seine ganze Lebenshaltung, seinen Charakter. Man muß sich klar sein darüber, was cs sür einen Edelmann und Offizier jener Zeit bedeutete, unter die „Erfinder" zu gehen, sich mit Dingen abzugebcn, die weitab logen von der Eeistesrichtnng der Kesellschaftstlasse, aus der der Graf kam. Wie wird er da mit Borurteilen zu kämpfen gehabt habe», besonders in seinen Kreisen. Zeppelin blieb seiner Idee treu, und ob man ihn auch als „Darren" verspottete, er schasste an seinem Werk, er opferte sein ganzes Vermögen, »nd die Ausdauer brachte ihm trotz aller Anfechtungen, trotz aller Enttäuschungen den Sieg. Gerade heute wird sich wohl jedes des erhabenen Augenblicks erinnern, da man zum ersten Mal das vollendete Werk unseres Zeppelin gesehen hatte. Man schämte sich nicht der Rührung, die einem die Thräiicn ins Auge treten ließ, als man das weiße Wunder in der Lust daherschweben sah. In allen Orten, über die das Luftschiff gefahren war, hatten die Glocken geläutet, die Fahnen flatterten von den Gebäuden, kurz es war immer ein Festtag der Einwohner da, wo sich das Luftschiff zeigte. Und wie groß war erst der Jubel überall, wo sich der Gras in deutschen Landen zeigte. Es war, als wollte man ihn alle Unbilden vergessen lassen, die er um seines Werkes willen hatte erdulden müssen. Sein Ruhm ergriff die ganze Welt' aber zugleich mit der stetig wcitcrschreitendcn technischen Vervollkommnung des Merkes betrachtete mau namentlich bei unfern jetzigen Feinden die Erfindung vom militärischen Standpunkt ans, und da trat dann die Bewunderung stark gegen die Furcht zurück, die man angesichts der hinterlistigen Pläne gegen Deutschland vor dem neuen Kampfmittel hatte. Nun, unsere Feinde sind von ihrer Ahnung nicht betrogen worden, und im Lauf des Krieges find die deutschen Zeppeline zu der gesürchtetsten Luftwaffe geworden. Der Verstorbene hat über die Verwendung seiner Luftschiffe als Kampfmittel gesagt, gewiß müsse ein alter Soldat immer daran denken, wie er seinem Vaterlands dienen könne, aber groß wäre seine Freude gewesen, wenn sich seine Ballone weiter für den Frieden hätten entwickeln können.
Graf Zeppelin mußte gehen mitten im schwersten Kampse seines Vaterlandes um Leben und Zukunft. Er konnte aber seine Augen schließen mit dem Bewußtsein, bis zum letzten Augenblick dem Vaterland seine reichen Kräfte gewidmet zu haben. Im Herzen des deutschen Volkes wird sein Name ewig fortlebcn. Gerade heute aber soll sein Leben und sein Werk uns als Sinnbild dafür gelten, was zielbewußtes Streben und zähe Ausdauer vermögen, wenn man für seine Ideale kämpfe» in »st Auch das deutsche Volk kämpft sür die Anerkennung seines Lebenswerkes: der Name Zeppelin möge ihm zum guten Omen sür den Endsieg werden. "
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Nachruf der Luftftrcitkriiftc.
Deutschlands Graf Zeppelin ist gestorben. Aus der Welt ist ein schöpferischer Geist mit ihm geschieden. Einen Traum aus unserer Zeit hat er zur Waffe gestaltet. Bis zum letzten Tags hat er gewirkt für des Deutsche« Reiches Luftmacht.
Seine Werke ehren den unauslöschlichen Namen, nicht unsere Worte!
Der kommandierende Ecneral der Luftstrcitkräftc.
Beilridkundgebnug des Königs.
Stuttgart, 8. März. Der König hat folgendes Beileidstelegramm an die Frau Gräfin Zeppelin gesandt: Ihrer Exzellenz Frau Gräfin von Zeppelin, Berlin-Charlottcn- burg, Knescbeckstraße 78/79. Tief erschüttert durch die Trauerbotschaft, die ich eben erhalte, spreche ich Euer Exzellenz meine innigste und wärmste Teilnahme aus. Niemand vermag die Schwere des Verlustes, den Sie, die Ihrigen, ganz Württemberg und das gesamte deutsche Vaterland erleiden, besser zu ermessen als ich. War es mir doch vergönnt, die große Laufbahn des Dahiugeschiedeneu vom erste» Anfang an mitzuerlrden und mit lebhaftem Jntcrrsse zu begleite«. Don der Zeit an, da der Verewigte mir in der Jugend nahestand, habe ich nie aufgehört, ihm herzlichste Dankbarkeit und hohe Bewunderung entgegenzubringen, und so wird sein Andenken auch nie in meinem Herzen erlöschen. Liner der größten Söhue Schwabens hat di« Bugen geschlossen, aber sein Name wird unsterblich weiter leben. In dieser großen Zeit hat er die Krönung seines Lebcnswcrkes noch schauen dürfen. Das möge Ihr Trost sein in Ihrem nncr- meßlichen Schmerz. Wilhelm.
Das Krankenlager.
Berlin, 8. März. Ucber das Krankenlager des Grafen erheblich. Die Krankheit nahm daher in den letz- Zeppelin wurde seit längerer Zeit an einer Rührer» kranknng behandelt. Da sich der Fall komplizierte, schritt man zu einer Darmopcration, die auch glücklich verlief. Man hatte bereits alle Hoffnung, den Patienten wieder hergestellt zu sehen. Leider aber trat Ziegenpeter und später Lungenentzündung hinzu. Auch die Nahrungsaufnahme war infolge dessen unbefriedigend und schwächte die Widerstandskraft des greisen Grafen erheblich. Die Krankheit nahm daher in den letzten Tagen eine kritische Wendung und heute mittag um ^12 Uhr schlummerte Graf Zeppelin im Kreise seiner hier weilenden Angehörigen sanft hinüber. Er war bis zuletzt bei vollem Bewußtsein; fast verklärt sind seine Züge, er steht aus, als wenn er schlummere.
Zeppelins Lebenswerk.
Ferdinand Graf Zeppelin, geboren in Konstanz am 8. Juli 1838, vermählte sich im Jahre 1869 in Berlin mit Jsa- della Freiin v. Wolsf. Die einzige Tochter Hela ging im Jahre 1SÜ9 mit dem damaligen Freiherr» v. Brandenstcin, Oberleutnant im Ulanen-Rcgiincnt Nr. 19, der von unseren, König in den Grafcnstand mit dem Zunamen Zeppelin erhoben wurde und jetzt Hauptmann im Großen Eeneralstab ist, den Bund fürs Leben ein. Seine Jugend verbrachte Graf Zeppelin auf dem schönen Schlohgut Gyrsberg in der Nähe von Konstanz. Nach seinen Studien auf der Universität Tübingen trat er in das Heer ein und wurde in kurzer Zeit Oberleutnant. Schon im amerikanischen Sezessionskrieg den er als Freiwilliger mitmachte, hatte Zeppelin Gelegenheit, sich durch persönliche Tapferkeit auszuzcichnen. Allen aber ist sein kühner Patrouillenritt aus dem Feldzug 1870/71 wohlbekannt, wo er französischen Häschcrhänden in letzter Sekunde entrann .In der militärischen Lausbahn rückte er schnell äuf, bis er schließlich den Rang eines Generals der Kavallerie erklomm und ü In ruitt des Königs sowie des
Ulanen-Regiments 19 gestellt wurde. Um sich ganz seiner Lebensaufgabe zu widmen, ließ er sich im Jahre 1890 zur Disposition stellen. Im Jahre 1892 reiste unter reger Mithilfe des Ingenieurs Kober der Plan in ihm, durch ein bewegbares Luftschiff die Lüfte zu bezwingen. Nach einem langen mühsamen Weg der Enttäuschungen und Entsagungen wurde 1899 i» einer schwimmenden Hallo auf dem Bodensee der erste Zeppelin gebaut, der ein Jahr später seine» ersten Ausstieg unternahm, aber ein unglückliches Ende fand. Trotzdem ließ der „Phantast", als der er verschrieen war. den Mut nicht sinken. In höchster Not. nachdem das preußisch« Militärkabinett den Bittenden abgewiesen hatte, griff unser König mit wcitausschaucndem Blicke ein und genehmigte eine Lotterie zur Beschaffung der Mittel, sodaß 1905 ein zweites Luftschiff sich in die Lüste erhob, das jedoch bald das Schicksal des ersten teilte und vom Sturm zerstört wurde. Der Könige bewilligte eiue neue Lotterie. Mit dem neuen Luftschiff, das 1t Meter in der Sekunde zurücklegtc, hatte Zeppelin besseren Erfolg, sodaß der Reichstag groß« Mittel bewilligte und bereits 1908 Graf Zeppelin zu einer zwölf- stündigen Fahrt aufsteigen konnte. Run kamen die jedermann noch in guter Erinnerung stehenden unglücklichen Tage von Echterdingen und hierauf die Begeisterung des deutschen Volkes für Zeppelins Sache, mit dem Ergebnis einer sechs Millionen-Spcnde. Die Herbsttage 1908 zählten zu den schönsten Lebenslagen des Grafen, damals, als der deutsche Kronprinz selbst in das Luftschiff stieg und niit Graf Zeppelin den Kaiser über Donaueschingen begrüßte,' damals nannte der oberste Kriegsherr Zeppelin einen der größten Deutschen des zwanzigsten Jahrhunderts und verlieh ihm den Schwarzen Adlerorden. Nun ging es unaufhaltsam vorwärts. Luftschiff um Luftschiff wurde gebaut. Zwar ereignete sich noch einige Mal ein Unfall, aber das große Werk war auf festem Grund gebaut.
Zum verschärften U-Bootkrieg.
Reue große ll-Bo»tbcute im Mittelmeer.
(WTB.) Berlin, 8. März. Amtlich wird mitgc- teilt: An Bord des am 15. Februar im Mittelmccr auf dem Wege nach Saloniki versenkten italienischen Truppentransportdampfer» "Minus" befanden sich nach den Aussagen der beiden von unserem U-Boot aufgefischten italienischen Soldaten ein General, zwei Obersten, zwei Majore und 1VVV Mau» italienischer Truppen von drei verschiedenen Regimentern, die bei der herrschenden hohen Sec mti dem Schiff untergegangen sind.
(WTB.) Berlin, 8. März. Im Mittclmeer wurden versenkt: 9 Dampfer und 3 Segler mit zusammen rund 32 000 Tonne», darunter am 14. Februar der bewaffnete italienische Dampfer „Torino" (4159 Tonnen), mit Baumwolle und Mais von Alexandrien nach Genua, am 20. Februar der bewaffnete englische Trausportdampfer „Rosalie" (4237 Tonnen), mit Munition und Hafer von Newyork nach Saloniki, am 21. Februar der bewaffnete englische Dampfer „Wath- field" (3012 Tonnen), mit 1500 Tonnen Magnesium auf dem Wege nach England, am 22. Februar ein französischer Dampfer von etwa 1000 Tonnen, am 23. Februar der bewaffnete englische Dampfer „Trojan Prince" (3191 Tonnen) mit voller Ladung, am 26. Februar der bewaffnete englische Dampfer „Burnby" (3665 Tonnen), mit 5200 Tonnen Kohle von Cardiff nach Algier, ein bewaffneter feindlicher Transport- dampfcr von etwa 5000 Tonnen mit Kohlenladung und der griechische Dampfer „Victoria" (1388 Tonnen), am 3. Marz der bewaffnete englische Dampfer „Craygen- doran" (2789 Tonnen) mit Kohle.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.