kürzlich die Wirkungslosigkeit des verschärften U-Boot- kriegs damit denwnstrieren wollen, daß er die beruhi­gende Erklärung abgab, bei einem Seeverkehr von 6075 eingclaufenen und 5873 ausgelaufenen Schiffen in der Zeit vom 1. bis 18. Februar seien nur 134 Schiffe aller Art versenkt worden. Nach echt englischer Art sind nun dabei alle Schiffe gezählt worden, die von einem englischen Hafen zum andern gefahren sind, wobei na­türlich verschiedene Tausend Fahrten gezählt sind, die direkt belanglos sind für die Versorgung Englands mit Rohstoffen und Nahrungsmitteln- Uns aber kommt es auf die Schiffe an, die den Verkehr zwischen England und dem Ausland vermitteln. Nach einer vom englischen Handelsamt herausgegcbenen Statistik betrug aber im Januar 1917, als noch der ganze neutrale Verkehr mit­zählte, die Zahl der den englischen Verkehr mit dem Ausland bewältigenden Schiffe etwa 80 Schiffe. Jetzt nach dem Fortfall des größten Teils des neutralen Ver­kehrs werden es höchstens noch 70 Schiffe sein, was für 18 Tage 1260 Schiffe ausmacht. Davon also wären 134 Schiffe versenkt worden. Uebrigens ist von unserer Seite festgestellt worden, daß in der oben genannten Frist nicht 134, sondern etwa 200 Schiffe versenkt gewesen seien. Das ist die unmittelbare Wirkung des U-Voot- kriegs. Mindestens ebenso bedeutungsvoll aber ist das Fernhalten der neutralen Schiffe, von denen noch im Januar reichlich ein Viertel den einlaufenden und ein Drittel den auslaufenden Verkehr aus den englischen Häfen bewältigt haben. Gerade diesen Verkehr aber hat die Seesperre fast völlig zum Aufhören gebracht. Wie wenig das seegewaltige England der neuen Gefahr sich gewachsen zeigt, das geht daraus hervor, daß jetzt für die wichtigsten Postsachen und Gegenstände, für die Reisen diplomatischer Persönlichkeiten, für die engli­schen Kuriere, für Personen mit wichtigen politischen Sendungen usw. die Unterseeboote der Marine zum Transport verwendet werden. Ein offenkundigeres Bei­spiel für die britische Ohnmacht zur See kann es wohl kaum geben.

Man sieht, Wilson hat höchste Zeit gehabt, seinen Freunden beizuspringen, denn in Frankreich und Ita­lien spielen die Fragen der Versorgung jetzt noch eine viel größere Rolle als bei England, da sie doch größten­teils mit Kriegsmaterial von England versorgt worden waren. Tagtäglich werden die beiden Regierungen in der oder jener Frage interpelliert, und die Ratlosigkeit scheint immer mehr zu steigen. Es ist deshalb begreiflich, daß es wieder die Neutralen sind. die. wie schon so manchmal, angegangen werden sollen, der Entente aus der Patsche zu helfen. Man versucht jetzt überall den neutralen Schiffsraum zu kaufen, und durch höchste An­gebote die neutralen Reeder zur Fahrt durchs Sperr­gebiet zu locken. Die Erpressungen durch Beschlagnahme von neutralen Davrpfern werden selbstverständlich fort­gesetzt, und außerdem bearbeitet man noch besonders die Bevölkerung und die Regierungen der neutralen Staaten, um Stimmung gegen Deutschland zu machen. Die Wilsonsche Regierung leistet in dieser Richtung Er­staunliches. Die amerikanischen Banken, die natürlich vollständig mit ihren Interessen an die Entente aekettet sind, werden veranlaßt, den südamerikanischen Staaten vorteilhafte Anleihegebote zu machen, um sie für Wilsons Zwecke gefügig zu machen. China wird ebenso schamlos bestochen, und wie lange wird es dauern, dann wird man mit den europäischen Neutralen dasselbe Aus­hungerungsmanöver anzustellen versuchen wie jetzt mit dem schwer leidenden Griechenland, das jedoch gerade wegen dieser Vergewaltigung mehr denn je zu seinem König hält. Aber all diese Machenschaften werden letz­ten Endes nicht die Entscheidung herbeizuführen ver­mögen. China und Südamerika im feindlichen Lager wären nur Bluffobjekte; sie werden nicht in der Lage sein, die Entscheidung zu beeinflussen, die dieses Jahr noch auf den Kriegsschauplätzen gesucht werden soll, und nicht zuletzt vermittelst unserer Seesperre auf den wirt­schaftlichen. O. 8.

Die Laue auf den Kr'ret'SslhaliPliltzest.

Die deutsche amtliche Meldung.

(WTB.) Großes Hauptquartier. 7. März. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. An der Scarpe, beiderseits der Ancre und Somme, in der Champagne und auf dem Ostufer der Maas herrschte gestern rege Artillerietätigkeit. Mehrfach kam es auch zu Gefechten von Aufklärungsabteilungen mit der Grabenbesatzung. Abends griffen die Franzosen an der Nordostfront von Berdun unsere neuen Stellungen im Fourriöreswalde «n. Sie find aufs neue abgewiesen worden. Klares Wet- 4er begünstigte die Flieger in Erfüllung ihrer Aufgaben. In zahlreichen Luftkämpfen sind IS feindliche Flugzeuge abgeschossen worden. Wir haben durch gegnerische Ein­wirkung ein Flugzeug verloren.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Zwischen Ostsee und Schwarzem Meer ist bei nachlassender Kälte in einzelnen Abschnitten das Feuer lebhafter geworden. Die Tätigkeit der Infanterie blieb noch gering.

Mazedonische Front: Zwischen Wardar und Dojransee und in der Strumaniederung schlugen unsere Posten Vorstöße englischer Kompagnien zurück.

Die gestrige Abendmelduug.

(WTB.) Berlin, 7. März. Abends. Amtlich wird mitgeteilt: Von Westen und Osten sind keine größeren Kampfhandlungen gemeldet.

Der erste Generalquartiermeister: Ludeudorf f.

Zum deutschen Erfolg bei Verdun.

(WTB.) Berlin, 7. Mäz. Außer lebhaftem Ar­tilleriefeuer und reger Patrouillentätigkeit kam es am 6. März lediglich im Eourriöres-Wald zu größeren Kampfhandlungen. Die Franzosen bemühen sich hart­näckig. die hier am 4. März verloren gegangenen Stel­lungen zurückzunehmen. Den ganzen Tag über lag star­kes feindliches Arttlleriefeuer unter Fliegerbeobachtung auf den deutsches Stellungen und dem Hintergelände. Dem von 5.30 Uhr bis 7 Uhr währenden Trommelfeuer folgte ein Angriff, der jedoch im Vernichtungsfeuer der deutschen Batterien und Minenwerfer größtenteils nicht zur Entwicklung kam. Wo der Feind vorbrach, wurde er durch Maschinengewehr- und Jnfanterieseuer abge­wiesen. Nachts wiederholte sich das starke Artillerie- feucr noch mehrfach, doch kamen weitere Angriffe in dem wirkungsvollen Abwehrfeuer nicht zur Durch­führung. Deutsche Patrouillen stießen bis zu den feind­lichen Gräben vor und stellten schwere blutige Verluste der Franzosen fest. Die eroberten Stellungen find rest­los in deutscher Hand. Da die Franzosen ihre Wieder­eroberung bereits am 6. März, 1 Uhr vormittags durch Funkspruch gemeldet haben, die in Wirklichkeit jedoch nicht gelingen will, so sieht sich der französische Funken­dienst zu einer Verschleierung genötigt. DerEifel­turm" fabelt am 6. März, 4 Uhr nachmittags, von deutschen Wiedereroberungsversuchen, von denen schon deswegen nicht die Rede sein kann, weil die Deutschen von dem am 4. März eroberten Gelände keinen Fuß breit aufgegeben haben.

Der U-Bootkricg und die Salonikiarmee.

Berlin, 8. März. LautBerliner Lokalanzeiger" meldet der Sofioter Berichterstatter des BudapesterAz Eft", die Wirkung des Unterseebootskrioges sei an der mazedonischen Front stark fühlbar. Der offenbare Mu­nitionsmangel scheine eine große Rolle in der neuer­dings bemerkbaren Aenderung von Sarrails Taktik zu spielen. Während früher die Alliierten jeden Angriff mit Trommelfeuer eingeleitet und beendet hätten, ge­höre heute auch das früher häufig heftige Artillerie­feuer zu den Seltenheiten.

Die indirekte Wirkung des U-Bootkrieges.

(WTB 1 Berlin, 6. März. Wie sehr der uneingeschränkte U-Bootkrieg auch die Berringerung der neutralen Schiffahrt verursacht, geht aus den Statistiken über den Schiffahrtsver­kehr der neutralen Häfen hervor. In der Woche vom 25. Fe­bruar bis zum 3. März 1917 liefen lautNieuwe Rotter- damfchen Courant", im Notterdamer Hafen nur 7 Schiffe ein gegen 87 in der gleichen Woche des Vorjahres. Im Jahre 1914 war die Zahl noch 194 Schiffe. Nach demAllgemeen Handelsblad" vom 4. März kamen in der gleichen Woche in Amsterdam nur 5 Schiffe an gegen 25 im Jahre 1916.

Wieder ein italienisches Linienschiff gesunken?

Berlin, 8. März. Wie derVossischen Zeitung" und derBerliner Morgenpost" aus Bern mitgeteilt wird, wird aus Ehiasso gemeldet, daß seit einiger Zeit in Italien das Gerücht gehe, daß auch das Linienschiff Euilio Ccsare" durch Sabotage untergegangsn sei. Eine Bestätigung sei bisher noch nicht erfolgt. (Der Eiulio Cesare", 22 400 Tonnen, wurde 1911 vom Stapel gelassen. Er führt 13 Geschütze von 30,5 Zenti­meter-Kaliber, 18 von 12 Zentimeter und 20 Schnell­feuergeschütze von 7.6 Zentimeter, außerdem 3 Torpedo- lanzierrohre. Die Besatzung betrug 981 Mann.)

Vermischte Nachrichten.

Die Schwierigkeiten der Erniihrungsfrage.

(WTB.) Berlin, 7. März. In der heutigen Sitzung des preußischen Abgeordnetev'^'ises erklärte der Staatskommissar für Ernährungsfragen, Dr. Michaelis, er rechne bei Ueber- nahme seines Amtes damit, daß sich bei der Bestandsauf­nahme am 15. Februar die im Oktober nachgeprüstcn Schätz­ungen nicht als zu gering Herausstellen würden, daß also kein Plus herauskommen werde. Dann wir, um

durchhalten zu können, vor schwierige grundlegende Maß­nahmen gestellt werden. Es herrsche die Ansicht, daß es m dritten Kricgsjahr mit dem Brotgetreide auch gut gehen gehen werde, nachdem es in den beiden ersten gegangen sei. In den Städten sei nicht mehr die strenge Aussicht wie früher. Die Bäcker verkaufen mehr Brot, als sie dürfen. Brotmarken würden widerrechtlich benutzt. Unsere Borräte seien in er­schreckender Weise gesunken. Dazu komme die Verfiitterung von Brotgetreide. In diesen Fragen sei kein Widerstreit in den Ressorts. Eine schärfere Kontrolle der Städte werde kommen. Manchen Städten werde die Sclbstbewirtschaftung entzogen werden. Bisher nicht rationierte oder beschlagnahmte Lebensmittel müßten durch wirksamere Organisation zur Ver­besserung der Volksernährung herangezogcn we^-n. In der großen ">ot werde sich niemand dagegen auflehnen. Was solle geschehen, wenn wir die letzten Kriegsmonate nicht durchhalten. Er werde sich, schloß der Staatsko" nisiar, kein

Schwert ohne Schärfe in die Hand drücke« lasten und nicht länger im Amte bleiben, wenn ihm diese Schürfe genommc i würde. Wir müßten auch auf dem inneren Gebiet siegen.

Kein Stillstand im Zeppelinbau.

(WTB.) Berlin, 7. März. Von Seiten der Entente­presse wurde in letzter Zeit wiederholt das Gerücht in die Welt gesetzt, daß der Bau von Zeppelinluftschiffen wegen Materialmangels beschränkt oder ganz eingestellt sei. Diesen Meldungen liegt lediglich der fromme Wunsch, daß cs so sein möchte, zu Grunde. Der Bau von Zeppelinluftschiffen wird nach wie vor mit allen Mitteln betrieben. Weder ist die Bau­tätigkeit auf irgend einer Werft eingeschränkt, noch die Ent­lassung von Arbeitern erfolgt oder beabsichtigt. Rohstoff« sind in genügender Menge vorhanden.

Der nationale Hilfsdienst in England.

(WTB.) Rotterdam, 8. März. DerNieuwe Rotter- damsche Courant" meldet aus London: Der Chef der Re­krutierungsabteilung des Departements für den na­tionalen Hilfsdienst hat vorgestern in einer Rede er­klärt, daß man beabsichtige, am 24. März einen na­tional« Hilfdiensttag abzuhalten. Am nächsten Tage würden die Geistlichen von den Kanzeln die Bevölke­rung zur Anmeldung auffordern. Die Freiwilligenan- werbung werde am 31. März abgeschlossen werden.

Die Bestechung Chinas ^dnrch die Alliierten.

(WTB.) London, 7. März. Reuter meldet: Es verlautet, daß unter den alliierten Mächten völlige Einmütigkeit über die Lage in China besteht. Die alliierten Mächte handeln in enger Zusammenarbeit und geben China jeden Rat, den es fordert. (!) Von einer Note der Gesandten der Alliierten an China Ist hier nichts bekannt, aber die Beratungen über den finanziellen Beistand, der China gewährt werden soll, falls es sich zum Abbruch der Beziehungen zu Deutschland entschließt, wird fortgesetzt. Der finanzielle Beistand wird wahrscheinlich in der Form geleistet werden, daß die aus dem Boxeraufstand an die Mächte zu zahlende Entschädigung bis nach dem Krieg aufgehoben und der Zolltarif revidiert wird. Das sind die beiden Punkte, die noch erörtert werden sollen. Alle führenden Personen Chinas sind für den Abbruch der Beziehungen zu Deutschland. Es sind noch einige tech­nische Schwierigkeiten vorhanden, deren Lösung der Präsident wünscht, bevor er seine Zustimmung erteilt.

Alls Stadt und Land.

Calw, den 8. März 1917.

Beförderung.

Unteroffizier Friedrich Schütz von Stammheim, Straßenwärter bei der Kgl. Straßenbau-Inspektion Talw, wurde für tapferes Verhalten znm etatsmäßigen Vizefeldwebcl befördert.

Kriegsverluste des Oberamts Calw.

Aus den preußischen Verlustlisten Nr. 732 bis 737.

Hauber, Eugen. 26. 7. 88. Calw, bish. verw., gest. Schanz, Christian, 8. 10. 74. Oberkollbach, 1 verw.

Zur Familienunterstützung.

Der Hauptausschuß des Reichstags nahm in Weiter­beratung des Etats des Reichsamts des Innern folgende Entschließung an: Die Familienbeihilfe von 20 Marl für die Ehefrau und von 10 Mark für jedes Kind auch während der Sommermonate weiter zu zahlen, die Wochenhilfe während des Krieges auszudehnen auf die Ehefrauen der im vaterländische« Hilfsdienst tätigen Personen, soweit eine Bedürftigkeit vorliegt, den Kriegswöchnerinnen künftig 1.50 Mark statt bisher 1 Mark pro Tag Unterstützung zu gewähren.

Postscheckvertehr.

Für das hiesige Postamt ist beim Postscheckamt Stuttgart die Postscheckrechnung Nr. 7825 eröffnet wor­den. Anderen Postscheckkunden ist damit Gelegenheit ge­boten, Zahlungen an das Postamt durch Ueberweisung von ihrem Conto auf das Conto des Postamts zu machen, z. B. für Fernsprechgebühren (Pausch- und mo­natliche Gesprächsgebühren), Zeitungsbestellungen, beim Einkauf größerer Mengen Postwertzeichen, Versiche­rungsmarken usw. Rege Benützung dieser Einrichtung ist im Interesse der Einschränkung des Bargeld Verkehrs erwünscht

Freudenstadt, 7. März. Die bürgerlichen Kollegien haben zwecks Versorgung der Einwohnerschaft mit Holz zu billigen Preisen folgendes bestimmt: Brennholz und Reisig wird nur noch an Einwohner von Freudenstadt abgegeben. Jede Familie darf nur 84 Raummeter kaufen. Wirte. Bäcker, Metzger und Geschäftsleute er­halten das Doppelte. Händler, auch einheimische, wer­den völlig vom Kaufe ausgeschlossen. Da beim Reisig- verkaus unsinige Steigerungen (bis zu 600 Prozent!) vorkamen, darf eine Haushaltung nur ein Flächenlos kaufen, deren viele und kleine gemacht werden. Beim Stammholz wird der Submissionsverkauf beibchalten und aus finanziellen Gründen auch die Konnkurrenz der badischen Holzhändler. Für die Abgabe von Holz an nichtwiirttembergische Abnehmer soll die Erlaubnis des Kriegsministeriums eingeholt werden.