t»

H

F

LNM iracyrnyr.

Wilson fordert die Kriegführenden zur BekannigaLe ihrer Friedens-Bedingungen ouf.

(WTB.) Berlin, 22. Dez. (Telephon 12 Uhr mittags.) Amerikanische Zeitungen und das Londoner Pressebureau veröffentlichen eine Note, die Präsident Wilson an alle Kriegführenden telegraphierte, um sie zur Bekanntgabe der Bedingungen zu veranlassen, die den endgültigen Abmachungen über den Frieden vorangehen mühten und an denen die neutralen Staaten teilzunehmen bereit seien. Der Präsident betonte, sein Schritt sei nicht durch das Friedensangebot der Mittelmöchte hervorgerufen, er schlage keinen Frieden vor, er biete nicht einmal seine Vermittlung an, sondern er wolle durch den Austausch der Ansichten den Weg zu einer Konferenz freimachen.

(WTB.) Washington. 22. Dez. (Telephon 12 Uhr mittags. Reutter.) Staatssekretär Lansing erklärte, Wilsons Note basiere nicht auf materielle» Interessen Amerikas, sondern darauf, das; Amerikas Rechte durch die beiderseitigen Kriegführenden immer mehr in Mit­leidenschaft gezogen würden. Amerika treibe näher «n de» Rand des Krieges und müsse deshalb die Absichten der Kriegführenden erfahren, um seine zukünftige Hal­tung darnach einzurichten. Weder das deutsche Aner­bieten, noch die Rede von Lloyd George seien dabei be­rücksichtigt. Lansing erklärte weiter, Amerikas Neutra­litätspolitik sei unverändert geblieben.

bestehen sollte, bleibe kein anderer Weg, als weiter zu kämpfen, und wenn England dabei verbluten sollte." Das tut England natürlich nicht, um sich für diese Staaten einzusetzen, sondern lediglich deshalb, um sie auch später als Druckmittel gegen Deutschland benützen zu können. Das wäre also dassine qua non" Englands: sonst aber sind nach Auffassung des Artikelschreibers vielleicht" folgende Bedingungen inöglich, die wir hier nur kurz andeutqn wollen: Rückgabe Belgiens und der besetzten Teile Frankreichs. Deutschland und England zahlen je 2 Milliarden. Mark, Schadenersatz für den Wiederaufbau des zerstörten Eigentums. Rußland erhält alles zurück, was es verlor. Ein unabhängiges König­tum Polen wird gebildet. Rußland erhält freie Fahrt durch die Dardanellen, sowie das Protektorat über Ar­menien, Frankreich wird Protektor von Syrien, Eng­land besetzt die Sinai-Halbinsel und das Euphrattal bis Bagdad. Persien kommt unter gemeinsame Aufsicht Rußlands und Englands, Aegypten bleibt was es ist, (also englisch!), Italien erhält das Trentino und das Protektorat von Albanien, und vielleicht die (griechische) Insel Rhodos, sowie den Dodekanes (griechisch) und Eypern (türkisch). Ostasrika werde an Deutschland zu­rückgegeben, das sich übrigens (für den Verlust seiner andern Kolonien) an der Türkei schadlos halten könne. Das sind also sozusagen noch sehr annehmbare Bedingun­gen nach Ansicht dieses Engländers. Der Verfasser meint zwar, wenn Deutschland sie ablehne, könne man sie ja zurückztehen. Merkwürdiger Weise wird nichts von Ser­bien, Montenegro und Rumänien gesprochen. Oder sollte das Vergeßlichkeit sein? Nun, im jetzigen Stadium des Krieges wird der Vierbund allerdings ein solches An­gebot ablehnen, und wir haben die zuversichtliche Hoff­nung, daß er auch künftighin nicht in die Lage kommen wird, über solche Vorschläge, namentlich auch, was das der Türkei zugedachte Schicksal anbelangt, verhandeln zu müssen.

Demgegenüber möchten wir auch wieder einen deutschen Friedensvorschlag anführen, und zwar den Vorschlag, den Professor Dr. Onken in Heidelberg einer der bekanntesten Historiker Deutschlands macht. Nach Untersuchung der Ursachen dieses Krieges kommt der VerfaMr auch auf die Lehren zu sprechen, die wir für die Gegenwart und Zukunft aus dem Kriege zu ziehen haben. Mit Recht hebt er hervor, daß wir bei Behand­lung der Kriegs- und Friedensziele nicht nach Einzel­heiten sondern auf das Ganze sehen müssen.Die Kriegsziele müssen darin gipfeln, die allgemeinsten Voraussetzungen der Kombination, die zum Kriege führte, aus der Welt zu schassen. Sie sind nicht nach der Verschuldung" des Einzelnen, sondern einzig nach un­seren Interessen, nach den dauernden Bedürfnissen un­serer Gesamtlage nach dem Kriege zu bemessen. Man lese in denGedanken und Erinnerungen" nach, von welchen Gesichtspunkten sich Bismarck bei den Frie­densbedingungen im Jahre 1866 leiten ließ. Wir müssen uns klar sein, daß die englische Macht und ihr System desbalance of power" indirekt vernichtend ge­troffen werden kann, denn der Krieg ist schon dann für England verloren, wenn ihm seine Einkreisungsma­schinerie zerschlagen, seine Klopffechter entwaffnet, seine Werkzeuge unschädlich gemacht werden, nach dem Maßstabe ihrer Gefährlichkeit und Zerstörbarkeit und nach den Bedürfnissen unserer militärischen und wirt­schaftlichen Eesamtlage. Gewisse direkte Nachwirkun­gen werden, auch ohne daß sie sichtbar in die deutsche Kriegskarte eingetragen werden, sich auch für England von selber einstellen: vermöge der Umgestaltung des Seekriegs der Zukunft, der Machtverschiebung in Ost­asten und der Südsce, der moralischen Erschütterung englischer Herrschaft und Autorität in anderen Weltbe­reichen. England weiß, daß ein Krieg, den es mit der halben Welt im Bunde gegen uns nicht gewinnen konnte, für seine Weltmacht ein verlorener Krieg ist. An positiven Zielen setzen wir den auf Erdrückung der Mitte angelegten Plänen ein neues Mitteleuropa ent­gegen, dessen Kern die organisch verbundenen Kaiser­reiche bilden, dessen Verstärkung in dem wiedergebore- nen Polen unter deutscher Führung und dem unter un­fern Verbündeten und neuen Freunden kraftvoll or­ganisierten Balkan ruht, von dein aus wir einen breiten Zugang zu de» deutschen Weltinteressen ge­winnen. Dieses System wird verhindern, daß die Vor­aussetzungen der englischen Einkreisungs- und Weltpo- l'tik sich in absehbarer Zeit wiederholen."

Solche Gedanken erscheinen uns bei Ueberlegung der Eesamtlage heute erwägenswert: man könnte auf diesem Wege den Alliierten die Zustimmung zum Frie­densangebot erleichtern, und die Zukunft der Vierbund­staaten könnte so ebenfalls gesichert werden. O. 8.

Keine kategorische Weigerung Englands.

(WTB.) London, 21. Dez. DieWestminster Gazette" schreibt: Der Feind soll die Antwort Lloyd Georges nicht als eine kategorische Weigerung, über das Friedensangebot zu verhandeln, betrachten, sondern als eine versöhnliche Ant­wort (!) auf den Vorschlag, den Deutschland uns gemacht hat. Jetzt liegt es an Deutschland, das den Weg der Ini­tiative ergriffen Hatz Vorschläge zu machen

(WTB.) Amsterdam, 21. Dez. Nach einem hiesigen Blatt schreibt man derTimes" aus Newyork: In amtlichen Krei­sen aus Washington glaubt man, daß der Weg zu Unter­handlungen nicht ganz versperrt sei. Dennoch sei mail davon überzeugt, daß der Friede noch weit weg sei, und daß Wilson recht gehandelt habe, als er eine vorzeitige Vermittlung zurückwies.

Eine neutrale Stimme zum Verhalten der Entente gegenüber dem Friedensangebot.

(WTB.) Amsterdam. 21. Dez.Nieuwe van den Dag'^ schreibt: Der eine Minister der Entente spricht von einem Strick um den Hals der Alliierten, der an­dere von einem Fallstrick, einer Kriegshandlung, der dritte endlich von einem Projektil. Ist es denn eine Missetat seine Gegner zu Verhandlungen einzuladen, ehe sie den Krieg gewonnen haben? Läßt das nicht die Vermutung zu, daß die Führer der Entente fühlen, daß ihr Bündnis nicht so fest steht, wie sie vorgeben oder ist ihre ganze Entrüstung schließlich doch nichts anderes als Politik und Taktik. Inzwischen sehen sich England und seine Alliierten genötigt, genau die Maßregeln ein­zuführen, zu denen Deutschland alsbelagerte Festung" gezwungen war, und über die so sehr gespottet wurde.

Der mißtrauische französische Kammerausschuß.

(WTB.) Paris, 21. Dez. (Senat.) Der Senat hielt gestern von 2 Uhr nachmittags bis 7 ^ Uhr abends seine zweite Geheimsitzung ab. Der Kammerausschuß, der mit der Prüfung der Vorlage beauftragt ist. die der Regierung das Recht geben soll, auf dem Vcrordnungs- wege gewisse Maßnahmen zu treffen, beschloß, es sei bis auf weiteres nicht erforderlich, die Regierung zu hören, und lehnte mit 24 gegen 2 Stimmen den Grundgedan­ken des Verlangens ab, das dahin ziele, das Parlament seiner konstitutionellen Befugnisse zu entkleiden.

Köln, 21 .Dez. DieKölnische Zeitung" berichtet von der Schweizer Grenze: Der Schweizerische Preßtele- graph meldet aus Paris: Der Kriegsausschuß für aus­wärtige Angelegenheiten beschloß, vom Ministerpräsi­denten zu verlangen: 1. Mitteilugn der diplomatischen Dokumente und Berichte über die Vorgänge in Athen am 1. Dezember, 2. tägliche Mitteilung der Heeresbe­richte der deutschen, österreich-ungarischen, bulgarischen und türkischen Armee und der von den feindlichen Agen­turen nach neutralen Ländern übermittelten Funk- sprüche.

Lloyd George für die Stärkung des englisch-russischen Bündnisses.

Berlin, 22. Dez. DerBerliner Lokalanzeiger" er­fährt aus Kopenhagen, daß nach einer Meldung russi­scher Blätter Trcpow von Lloyd George ein Telegramm erhalten habe, in dem sich dieser für die Stärkung des englisch-russischen Bündnisses und dafür ausgesprochen habe, de» Krieg mit alle» Kräften solange fortzusetzen, bis der Sieg errungen sei. (Die nüchtern Denkenden in Rußland werden den Wert der Sympathieen, die ihnen zurzeit von England im lleberfluß cntgegengebracht werden, recht wohl einzuschätzen wissen.)

Ssassonow ins russische Hauptquartier.

(WTB.) Bern, 22. Dez. DerTemps" meldet aus Petersburg. Ssassonow sei ins russische Hauptquartier abgcreist.

Don den Neutralen.

Die Einmischung der Entente in die Verhältnisse Griechenlands.

Berlin. 22. Dez. Wie dasBerliner Tageblatt" aus Genf erfährt, meldet derMatin" aus London, daß der bisherige griechische Gesandte in London, Eenadios. als Agent der provisorischen Regierung in Saloniki be­glaubigt werde. Nach anderen Meldungen würden dieser Beglaubigung analoge Anerkennungen in Paris, Rom und Petersburg folgen.

Der Verkauf von Dänisch-Westindien.

(WTB.) Kopenhagen, 21. Dez. Der Reichstag hat die Vorlage betreffend den Verkauf der westindischen Inseln

nunmehr endgültig angenommen. Im Folkething stimmten 90 Abgeordnete dafür, 16 dagegen, im Landsthing 40 da­für und 19 dagegen. In beiden Häusern stimmten die Kon servatioen gegen de» Vorschlag.

England pumpt wieder eine Milliarde in Amerika.

(MTV.) London, 2t. Dez. DieMorning Post" erfährt aus Washington, daß die Firma Morgan und ein Bau! syndikat zu Beginn des neuen Jahres sine neue britische Anleihe im Betrage von SV Millionen Psund Sterling aus den Markt bringen werden.

Die Schuld an dem Unfall des Handels-U-Boots Deutschland".

Köln, 22. Dez. Nach einem Privattelegramm der Kölnischen Zeitung" aus Washington vom 19. De­zember veröffentlicht die amtliche Untersuchungskommis- sion, die die Schuld an dem Unfall bei der Ausfahrl derDeutschland" aus dem Hafen von New-London sest- stellen sollte, jetzt ihren Bericht. Darin heißt es: Wir freuen uns, feststellen zu können, daß dieDeutschland" mit Sorgfalt und richtig von Kapitän König gesteuert wurde, als sich der Zusammenstoß mit dem Schlepper Scott" ereignete, und daß Kapitän König alles tat, was in seiner Macht war, um das Unglück abzuwenden, und ebenso alle Anstrengungen machte, um die Mann­schaft des Schleppers zu retten. Offenkundig schoben sich aber die beiden Schiffe so schnell zusammen, daß der Schlepper sofort sank. Die Ursache des Unglücks war ein falsches Flaggensignal, das Kapitän Eurney vom SchlepperScott" gegeben hatte.

Vermischte Nachrichten.

Gerard wieder in Berlin.

(WTB.) Berlin. 22. Dez. Der amerikanische Bot­schafter Gerard traf mit seiner Frau gestern Abend von seinem Urlaub wieder in Berlin ein. Er wurde von einer große» Zahl vqn Freunden am Bahnhof be­willkommnet und sagte, er habe eine sehr gute Ueber- fahrt gehabt.

Vorkehrungen für erkrankte Kriegsgefangene.

(WTB ). Stockholm, 21. Dez. Die seit 5 Tage» unter dem Vorsitz des Prinzen Karl von Schweden «-gehaltenen Verhandlungen der Vertreter des Roten Kreuzes von Deutsch­land, Oesterreich-Ungarn und Rußland über Vorkehrungen für erkrankte Kriegsgefangene sind zu einem befriedigende» Abschluß gelangt. Die Beschlüsse werden nunmehr de» Re­gierungen unterbreitet werden.

Der englische Zivildieust.

Berlin, 22. Dez. Aus dem Programm des englische» Zivildienstes teilt dasBerliner Tagblatt" mit, In­dustriezweige ohne Wichtigkeit würden eingestellt. U. a. werde die Vlechindustrie so eingeschränkt, daß die Ar­beiter, die in ihr nicht mehr nötig seien, in Stahl­fabriken verwendet werden könnten. Ganze Gruppe» von Arbeitern würden aus ihren Wohnorten anders­wohin, wo sie nötig seien, gebracht werden. Die Obrig­keit werde die Befugnis erhalten, Arbeiter in Privat­häusern einzuquartieren. Die Entlohnung der Arbeiter erfolge auf Grund der Tarife ihrer Gewerkschaften.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 22. Dezember 1916.

Der vaterländische Hilfsdienst.

Amtlich wird mitgeteilt: Die überaus zahlreiche» freiwilligen Meldungen zum vaterländischen Hilfsdienst, die dem Kriegsamt, sowie den Generalkommandos bis­her zugegangen sind, zeigen in erfreulicher Weise, wie tief der Gedanke des Gesetzes im deutschen Volke schon Wurzel gefaßt hat. Dies berechtigt zu den besten Hoff­nungen für die weitere erfolgreiche Durchführung. Es sei aber darauf hingewiesen, daß es nicht dem Geiste des Gesetzes entspricht, wenn Persönlichkeiten, die eine nützliche Tätigkeit im Sinne des vaterländischen Hilfs­dienstes schon ausüben, diese ausgcben, um an anderer Stelle im Hilfsdienst Verwendung zu suchen. Der Drang zur Betätigung wird auch später noch seine Befriedigung

1