Landwehr Boden zu entreiße«, der vor wenigen Tagen in die eigene Stellung cingezogen. war.
Front des Generalobersten Erzherzog Josef: viermaliger russischer Ansturm bei Mcstecanesci auf dem Ostuser der goldenen Bistritz brach an der Widerstandskraft österreich-ungarischer Bataillone zusammen. ^Leiter südlich ist der Gegner aus einigen Postenstellungen zuriilkgetrieben .
Front des Generalfeldmarschalls von Mackensen: Zn der groben Walachei verstärkte sich das Artilleriefeuer im Gebirge. Die Dobrudschaarmee warf den Feind aus einigen Nachutstellungen.
Mazedonische Front: Deutsche Jäger hielte» die vielumkämpften Höhen östlich von Taralovo im Cernabogen gegen starke russische Angriffe.
Der erste Erneralquartiermeister Ludeudorff.
Die gestrige Abendmeldung.
(WTB.) Berlin, 21. Dez. Abends. Amtlich wird mitgeteilt. Außer Artilleriefeuer in einzelnen Abschnitten auf keiner Front größere Kampfhandlungen.
Russische Offensivabsichten in Rumänien?
Bafel, 21. Dez. Laut „Züricher Tagesanzeiger" deutet die gesamt französische Presse auf die bevorstehende Gegenoffensive Brussilows zur Wiedereroberung Bukarests hin, um die Armeen der Mittelmächte auf dem rumänischen Kriegsschauplatz zu fesseln und die Verschiebung nach anderen Fronten unmöglich zu machen.
Basel, 21. Dez. Der „Züricher Tagesanzeiger" mellet aus Petersburg: Wie die Petersburger Blätter aus Tebastopol berichten, wurden dort Maßnahmen getroffen, um den Festungsbezirk von der Zivilbevölkerung möglichst zu räumen. Die Maßnahmen sollen bis zum i. Januar durchgeführt sein. — Demnach fürchten die Bussen den Vormarsch der Verbündeten am schwarzen Meer entlang über Odessa bis Tebastopol. Von der russischen Gegenoffensive scheint man also nicht soviel zu halten.
Neue Perspektiven.
Zu unserem Vormarsch in Rumänien.
Der beispiellos schnelle Vormarsch der verbündeten Truppen, die der Grenze der Moldau immer näher und näher rücken, bringt mit einem Schlage ein Gebiet in unseren Gesichtskreis, das bisher nur von als „Utopisten" verschrienen Leuten in den Mund genommen wurde: die Ukraine. Denn selbst die rumänische Moldau ist schon ein Teil von ihr oder war es jedenfalls in früherer Zeit. Wir wollen daher in folgendem mit einigen Strichen Land und Leute charakterisieren, mit denen unsere Truppen in vielleicht nicht all;» ferner Zukunft in Berührung kommen dürsten.
Die eigentliche Ukraine, das Stammgebiet, liegt mehr »ach Norden: Kijew ist der Mittelpunkt; die Gouvernements Kijew, Poltawa, Tschernigow und später Charkow gehören dazu. Dort steht die Wiege des russischen Staates, den 362 der germanische Normannenfürst Rjurik (— Rodertchs begründete. In einer langen Reihe von Kriegen dehnten er und seine Nachfolger ihr Machtbereich aus, verlegten ihre Residenz schließlich nach Moskau, geriete» aber unter Oberhoheit der Tataren, mischten sich mit diesen, entfremdeten sich der Urheimat und verloren sie im 11. Jahrhundert an Litauen. Erst im Jahre 1651 schloß die Ukraine wieder eine staatsrechtliche Union mit Rußland, die schließlich zu einer vollen Unterwerfung unter das Zarenreich und zu einer Unterdrückung der slawisch-germanischen Ukrainer durch die tatarisch-slawischen-moskowitischen Russen führte. Das ist die Ur-Ukraine. Das Gebiet jedoch, das uns heut in erster
kl« vo« Jüan von Ser lllarrrrksnte.
von UI. UI. Jacobs
76. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
„Ja woll, Herr Kaptain, hast du gehört, Eduard?"
„Zum Deuwel noch mal, wer ist denn das?" fragte der Schiffer, der nicht mit einem zweiten Vertrauten gerechnet hatte.
„Das is uns neuer Matrose, Herr," sagte Korl. „Ich garantier für ihn."
Blohm betrachtete die Gestalt vorsichtig und Herr Grün versicherte ihm mit höflicher Verneigung, daß man sich auf die Erklärungen von Herrn Schmidt verlassen dürfte. Er hoffte, er wäre ein gebildeter Mann, fügte er mit Gefühl hinzu. „Unsere Leute dachten, — oder ich dacht," sagte Karl mit einem Seitenblick auf den Kapitän, „der Steuermann hätte Sie über Bord geschuppst."
„Du bist immer 'ne Tranlampe gewesen," bemerkte Blohm.
„Ja woll, Herr," antwortete Karl ehrerbietig; während sie langsam die Straße zurückgingen, erzählte er ihm die letzten Neuigkeiten von Elückstadt und der „Möwe". Zum Schluß bemerkte er: „Die „Schwalbe" hat gerade angelegt, un wenn Sie vielleicht gern 'mal Herrn Brodersen sehen wollen, dann will ich eben mal nachsehn gehen, ob er an Bord is."
Linie interessiert, liegt südlich davon und gehört nur tm wetteren Sinne der Ukraine an, ist ukrainisches Kolonisationsgebiet. Es sind das die Gouvernements Bessarabien mit der Hauptstadt Kischinew und Cherson, mit den Städten Odessa und Cherson (an der Dnjeprmündung). Beide Gouvernements sind im äußersten Südwesten Rußlands gelegen, das erstere an die Moldau grenzend und historisch und ethnographisch nur ein Teil von ihr. Oestlich Cherson schließt sich das Gouvernement Tannen an, die Krim und das Gebiet nördlich davon umfassend. Bessarabien kam erst 1812 von der Türkei an Rußland, mußte auf Wunsch der Wcstmächte nach dem Krimkriege aber dem jungeil (aus Walachei und Moldau gebildeten) Rumänien abgetreten werden; wurde dann jedoch 1878 von Rußland den Rumänen wieder abgenommen, — „zum Dank" für die tatkräftige rumänische Mithilfe im Kriege gegen die Türkei. Die Gouvernements Cherson und Taurien wurde schon vor Katharina II erobert. Die Stadt Odessa ist erst von ihr gegründet worden.
Ursprünglich eine spärlich bevölkerte Steppe, wurde Siid- wcst-Rußland dank seines vorzüglichen Schwarzerde-Bodens bald eine Weizenkammer des Zarenreiches. Ein Gemisch von Völkern beherbergend, hat cs seine landwirtschaftliche Blüte nicht zum wenigsten den von Alexander l herbeigerufenen deutschen Kolonistenbauern zu verdanken, die heute, von Haus und Hof vertrieben, in Sibirien zugrunde gehen. In Besarabien herrschen Rumänen (über eine Million) vor, in der Krim Tataren. Im übrigen ist Südwest-Rußland ukrainisches Kolonisationsgebiet, wahrend die Groß Russen nur in de» Städten anzutreffen sind. Vor allem Odessa bietet ein fabelhaftes Gemisch von Völkerschaften und macht, non üppiger Vegetatioil umgeben, einen ganz südländisch-orientalischen Eindruck.
Die Ukraine im weiteren Sinne ist heute das Herz Rußlands. — insofern, als das gesamte wirtschaftliche Leben des Zarenreiches auf den Naturreichtümer» der Ukraine basiert. Ein Drittel des Getreides stammt von dort, 86 Prozent der Kohle, 6V Proz. des Eisens, 62 Proz. des Mangans, 50 Proz. des Salzes. Und durch die Schwarzmeerhüfen, unter denen Odessa mit einer halben Million Einwohnern den ersten Platz einnimmt, gehen über 70 Proz. des russischen Getreides, auf dem Rußlands Handelsbilanz einzig und allein basiert, nach Westeuropa. Und heute ist Odessa zum Kriegcgebict erklärt'. Wer so schweres Geschütz, wie die Bedrohung Odessas, ins Treffen führe» kan», der braucht sich der Gefahr nicht auszusetzen, für einen „Bettler um Frieden" angesprochen zu werden.
Der Seekrieg.
(WTB.) Stockholm, 21. Dez. Nach „Stockholms Tidningeu" ist an. einem der letzten Tage vcr Abo der finnische Personendampfer „Skiftet" ans eine Mine gestoßen und mit der Besatzung und 8V Fahrgästen untergegangen. Die russischen Behörde» halten den Vorfall streng geheim.
(WTB.) Berlin, 21. Dez. Amtlich wird gemeldet: Flandrische Seestreitkräfte brachten in der Nacht vom 19. zum 20. Dezember gelegentlich eines Streiszuges in den Hoof- den einen holländischen Dampfer, „Otis Tetrax", von Rotterdam nach England unterwegs, nach Zeebrügge ein. Da die Prüfung der Ladung ergab, daß der Dampfer keine Bannware führte, wurde er mittags wieder freigelajseu und setzte seine Reife fort.
(WTB.) Bern, 2t. Dez. „Petit Parisien" meldet aus Marseille: Die Besatzungen des versenkten italienischen Dampfers „Eiustizia" (1169 Tonne») und des griechkjchcn Dampfers „Zofo" wurden gelandet. Aus Brest meldet das
Der Schiffer willigte ein, und nachdem beide Männer erneut Stillschweigen gelobt hatten, wartete er in dem Extrazimmer vom „Helgoländer Wappen", während sie von der Treppe abstießen, und an dem Dampfer anlegten.
Nach zwanzig Minuten, während deren der völlig ausgebeutelte Schiffer so tat, als ob er die neugierigen Blicke des Wirts nicht bemerkte, kamen sie mit Brodersen zurück, und die beiden feierten ein herzliches Wiedersehen. Der ausgehungerte Kapitän wurde mit Speise und Trank versehen, während die beiden Braven ihren Durst in der Schenkstube nebenan stillten.
„Du hast eine böse Zeit hinter dir," sagte Vro- dersen, als der Schiffer die tragische Erzählung seiner Erlebnisse beendet hatte.
Blohm lächelte behaglich. „Du siehst aber, ich bin immer noch obenauf geblieben," sagte er und nahm einen herzhaften Schluck aus seinem Glase. „Das Schlimmste war, wie ich mein Geld verlor; aber auch das läßt sich ertragen. Korl erzählte mir, daß Elisabeth jetzt mit dem jungen Diestel geht, da siehst du, daß alles so gekommen ist, wie ich's wünschte."
„Ich habe auch davon gehört," erwiderte Brodersen.
„Eigentlich ein bißchen schnell nach meinem Tode." jagte Blohm nachdenklich; „aber ich kann mir
gleiche Blatt: Der englisch« Dampfer „Flimston" (KVOS Ton- nen) wurde versenkt, der Kapitän und der Maschinenchef gefangen, der Nest der Besatzung gelandet. Der japanische Dampfer „Takimar" (3208 Tonnen) wurde in den gleichen Gewässern versenkt, desgleichen die Coelette „Htrondrllr" und die Brigg „Eugene Easton" (181 Tonnen). — „Matiu" meldet aus Bordeaux: Die Dreimaster „Immaculae To- ception" (261 Tonne») und „St. Poes" (325 Tonnen) wurden versenkt.
(WTB.) Paris, 2t. Dez. „Matin" erfährt aus Marseille: Der Panzerkreuzer „Ernest Nrunn" stieß in der Nacht mir einem italienischen Dampfer, auf dem sich Urlauber der Alliierten befanden, zusammen und schnitt ihn in zwei Teile. 15 Mann kamen um, 150 andere Fahrgäste wurden geborgen und in einem italienischen Hafen gelandet. Der „Ernest Renan" kehrte nach Toulon zurück.
Zur Friedensfrage. — Unser Kriegsziel.
Ein Teil der neutralen Presse ist über die ablehnende Haltung der Regierungen Rußlands. Frankreichs und Englands zu dem Friedensangebot der Vierbunds sehr bestürzt, und ergeht sich in keineswegs schmeichelhaften Bemerkungen über deren Beweggründe, ein anderer Teil der Neutralen läßt aber trotz der Brandreden der leitenden Minister doch einen gewissen Optimismus durchklicken. Man nimmt in unterrichteten Kreisen an. — welcher Ansicht wir auch gleich bei Veröffentlichung der feindlichen Ministerreden Ausdruck gaben —. daß die auf morgen verschobene Antwort der Alliierten wohl in der Form den Charakter einer Ablehnung tragen dürfte, weil man sich auf den Standpunkt stellt, daß gewisse positive Vorschläge vorhanden sein müßten, ehe man zu Verhandlungen treten will, daß aber wohl vom Vierbund nähere Bedingungen gefordert werden würden, sei es durch öffentliche Aufforderung oder durch Vermittlung der Neutralen. Es ist doch bezeichnend, wenn die „Wstminster Gazette", das Organ Asguith's, meint, in der Rede von Lloyd George sei keine kategorisch; Weigerung enthtlaen, sondern eher eine versöhnliche (!) Antwort, und es liege an Deutschland, jetzt Vorschläge zu machen. Die Zeitung vertritt die Anschauung eines großen Teils der englischen Liberalen, und auch in Frankreich und Rußland macht sich die Stimmung für die Annahme des Vorschlags immer stärker bemerkbar, und zwar in England und Frankreich umsomehr, als die Diktaturbestrebungen der dortigen Ministerpräsidenten mit steigendem Mißtrauen beobachtet werden. Also auch Lloyd George's und Briand's Bernichtungswillen dürfte nicht in den Himmel wachsen, und wir werden auch nach der offiziellen Antwort des Vierverbands und der ihnen angeschlossenen Kleinstaatenregierungen noch warten müsse», welche Richtungen die Oberhand gewinnen. Das dürfte sich dann umso schneller entscheiden, wenn die sog. Vorbedingungen hüben und drüben in ihre» Umrissen bekannt sind.
Uebrigens hat die liberale einflußreiche englische Zeitung „Daily News" schon einen „Friedensvorschlag" gemacht, der aus der Feder des bekannten Weltreisenden und diplomatischen Vertreters des englischen Auswärtigen Amtes, Sir Johnston stammt. Der Verfasser meint, es wäre natürlich sehr schön, wenn man die Zentralmächte bei einem vollständigen Sieg strafen könnte, wie sie es verdienen. „Falls Deutschland auf der Kontrolle Belgiens und eines Teils von Franreich
denken, daß ihre Mutter sie dazu getrieben hat. Wie geht es Käthe?"
Brodersen erstattete ihm Bericht.
„In besseren Händen konnte ich sie wirklich nicht zurücklassen, Paul," sagte der Schiffer herzlich, als jener geendet hatte. „In einiger Zeit, wenn sie erst alles weiß —, das heißt, soviel als ich sie wissen lasse, — dann wird sie dir ebenso dankbar sein wie ich."
„Du bist über wirklich im letzten Augenblick gekommen," meinte Brodersen; „noch eine Woche später und du hättest sie verloren."
„Verloren?" wiederholte Blohm sa»ungslos.
„Sie will nach Neu-Seeland," versetzte der andere; „sie hat da einige Verwandte und neulich traj sie einen alten Freund ihres Vaters, Kapitän Kämpf von der „Venetia", der hat ihr freie Ueberfahrt an- geboten, sie fahren am Sonnabend vom Amerika-Kat ab."
Blohm stieß sein Glas beiseite und sah ihn bestürzt an.
„Sie soll aber nicht gehen," sagte er entschieden.
Brodersen zuckte die Achseln. „Ich habe auch alles versucht um es ihr auszureden, aber es war vergeblich; sie sagte mir. es hätte keinen Zweck für sie, in. Deutschland zu bleiben, sie stände allein, und niemand würde sie vermissen."
(Fortsetzung folgt!