Nr. 280.

Amis- und Anzeigeblalt für den OberamtsbezirL Calw.

91. Jahrgang.

Mittwoch, den 29. November 1916.

Sezu,s,r-iS gn »er Stadt mN Lriig-rwyr-, Mt ^erre.;ayr>u?

BoftbezuaSprets Kr »ea VrtL- und NachbacortLrerk-hr Mt. t.«0. Fernverkehr Mt, 1.S0. ««»ellg°ll> tn Württemterr- tt HK,

Amerika und die Kriegführenden.

Erfolgreicher Zeppelinangriff auf die Industrieanlagen M tlel-Englands.

lWTB.) Berlin, 28. Nov. In der Nacht zum 28. November haben mehrere Marine-Luftschiffe Hochöfen und Industrie-Anlagen Mittelenglands mit gutem Er­folg mit Bomben belegt. An verschiedenen Orten konn­ten Brände beobachtet werden. Die Gegenwirkung war außerordentlich stark. Ein Luftschiff ist der feindlichen Abwehr zum Opfer gefallen und in der Nähe von Ecar- borough abgcstürzt, ein zweites ist nicht zuriickgekchrt, so daß mit seinem Verlust zu rechnen ist. Die übrigen Luftschiffe sind zurückgekehrt und gelandet.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Der englische Zeppelinbericht.

WTB.) London. 28. Nov. Reuter meldet: Wort­laut des amtlichen Berichts über den Luftangriff. Eine Anzahl feindlicher Luftschiffe suchte gestern nacht zwi­schen 10 und 11 Uhr die Nordostküste von England heim. An verschiedenen Orten von Porkshire und Durham wurden Bomben abgeworfen, aber man glaubt, daß der Schaden gering ist. Ein Luftschiff wurde von einem Flugzeug des Kgl. Fliegerkorps angegriffen und an der Küste von Durham brennend zum Absturz in die See gebracht. Ein anderes Luftschiff überflog die Grafschaf­ten des mittleren Nordens und lieh an verschiedenen Stellen Bomben fallen. Auf seiner Rückkehr wurde es wiederholt von Flugzeugen des Kgl. Fliegerkorps und von Geschützen angegriffen. Es schien beschädigt worden zu sein, denn der letzte Teil seiner Fahrt ging sehr lang­sam vor sich. Erst bei Tagesanbuch vermochte es die Küste zu erreichen. In der Nähe der Küste von Norfolk gelang es offenbar, das Luftschiff auszubesfern, denn es fuhr in einer Höhe von 8000 Fuß mit großer Ge­schwindigkeit weiter, als es 9 Meilen von der Küste von 4 Maschinen des Marine-Flugdienstes und einem be­waffneten Fischdampfer angegriffen und um 6.45 Uhr in Flammen gehüllt zum Absturz gebracht wurde. Aus­führliche Berichte über Unglücksfälle liegen noch nicht vor. Man glaubt aber, daß sie gering sind.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

Fortschritte in der großen Walachei. Die Niederlage der Ententctruppen bei Monastir.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 28. Nov. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Keine größeren Kampfhandlungen.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Ge­neralfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Südwestlich von Dünaburg steigerte sich zeitweilig das Feuer der russischen Artillerie. Sonst zwischen Meer und Dnjestr keine besonderen Ereignisse.

Front des Generalobersten Erzherzog Joseph: An der siebcnbürgischen Ostfront stellenweise lebhafteres Feuer. Russische Aufklärungsabteilungen wurden mehrfach abgewiesen. Der Alt wurde überschritten. Die weiteren Operationen sind eingeleitet und haben mit gutem Kampf- crfolg für uns begonnen. Curtea de Arges ist in unserem Besitz.

Balkankriegsschauplatz. Front des General kclLmsffchaNs von Mackensen: In der Dobrndscha gering: Glfechtstätigkeit. Die Donau armee hat Gelände gewonnen Giurgiu ist gestern genommen worden.

Mazedonische Front: Heftiges Feuer zwischen Prcsxasce und Cerna leitete starke Angriffe ein, die zwischen

* Giurgiu liegt gegenüber Nustschuk auf dem nördliche: Donuuufer.

Eine halbamtliche Kundgebung Wilsons über das Verhältnis Amerikas zu den Kriegführenden.

(WTB.). Newyork, 20. Nov. (Funkspruch vom Vertreter von WTB. Verspätet eingetrofsen.)Associated Preß" ver­öffentlicht eine offenbar inspirierte Washingtoner Depesche, in der die verhängnisvoll« und verwickelte internationale Lage, sowie die Stellungnahme des Präsidenten Wilson erörtert wird. Der Präsident müsse sich entscheiden, wie sich die Ver­einigten Staaten einerseits der durch die deutschen U-Boote geschaffenen Lage gegenüber, andererseits den Handels­beschränkungen der Ententestaaten und ihrer Alliierten ge­genüber stellen sollen, ferner ob die Vereinigten Staaten eine agrcssive oder passive Politik gegenüber der Friedenskonferenz und der permanenten Liga zur Erzwingung des Friedens, die vom Präsidenten in der Theorie angenommen wurden, be­folgen sollen. Das Lerunruhigendste (!) unter diesen Proble­men sei das durch die Unterseebootsfrage bedingte Verhältnis zu Deutschland. Die amerikanische Haltung sei klar. Kein Schiff dürfe ohne Warnung oder Fürsorge für der Passagiere Sicherheit aus hoher See oder in Entfernung von der Küste versenkt werden. Die Urberfällr der Unterseeboote an der Küste Neu-Englands seien für die Regierung an­stößig, doch werde der Zwischenfall als vereinzelt betrach­tet. Nach den Berichten wird das Andauern dieser Hand­lungsweise nicht gestattet werden, weil es tatsächlich einer Blockierung der amerikanischen Häfen gleich käme. Der Be­richt kennzeichnet die Beziehungen Amerikas zn dpe Entente und deren Alliierten als weniger gefährlich, aber vielleicht ärgerlicher und weist u. a. auf die englische Blockade, die Rationierung der Einfuhr Hollands und Skandinaviens so­wie auf die Verhinderung der Einfuhr nach den Vereinig­ten Staaten hin, falls keine Gewähr dafür gegeben wird, daß sie nicht an deutsche Firmen gelangt. Diese Maßnahmen, so­wie die Beschlagnahme und Zensur der Post und schließlich die Aufzwingung der Schwarzen Listen werden als eine lntsäch liche Vernichtung alles ausländischen, den Alliierten feind lichen Handelsverkehrs und als eine Ablenkung alles ameri­kanischen Handels zu Englands Nutzen bezeichnet. Bezüglich- der vom Kongreß angenommenen Gesetzgebung der Wider- rcrgeltung heißt es, daß diese alle Punkte der Frage treffe und jederzeit vom Präsidenten in Anspruch genommen werden könne. Bezüglich der Empfehlung einer Liga der Nationen seitens des Präsidenten, um die Völker gegen einen neuen Krieg zu schützen, heißt es, für die Vereinigten Staaten bleibe nur übrig, den vom englischen, französischen und deut­schen Staatssekretär des Auswärtigen in der Theorie gebil­ligten Plan zu verwirklichen.

Trnova, nordwestlich von Monastir und Makovo, im Cerna- bogen, sowie bei Eruniste von Russen, Italienern, Franzosen und Serben gegen die deutsch-bulgarischen Linien geführt wurden. Der große gemeinsame Angriff der Entcntetruppen ist völlig gescheitert. Unter der vernichtend^» Wirkung un­seres Artillerie- und Jnfaiktericseuers hat der Feind schwere blutige Verluste erlitten, ohne den geringsten Erfolg zu erzielen.

Der erste Ecneralquartiermeister: Ludendorfl-

Der zweite deutsche Heeresbericht.

(MTB ) Berlin, 28. Nov. Abends. Amtlich wird mitge- teikt: An der Somme nichts Besonderes. I» den Kar­pathen griffen Russen mehrfach an. Kämpfe sind noch im Gange. In Rumänien gehen die Bewegungen vor­wärts. An der mazedonischen Front scheiterten An­griffe nordwestlich von Monastir.

Vorbereitung auf die Telagcrung in Bukarest.

Stockholm, 28. Nov. Ein vom Bukarest« Polizeichef md von General Berthelot Unterzeichneter Ausruf an die hauptstädtische Bevölkerung besagt, lautLokal-Anzeiger":

In jedem Häuserviertel eröffnet das Militärkommando eine militärische Meldestelle: für jede« Einwohner über 18 Jahre besteht die Verpflichtung, sich dort persönlich mit seinen Ur­kunden einzufinden. Die militärische Meldungsstelle ent­scheidet dann, ob und wie lange der Bewohner in der Haupt­stadt bleiben darf. Die Mehrzahl der Bevölkerung, besonders Frauen und Kinder, werden den Bereich der Festung Bukarest innerhalb 5 Tagen verlaßen müssen. Sie werden auf Staats­kosten in die nähere Umgebung der Hauptstadt befördert und dort auf dem Lande angesiedelt. Die Reise nach Jassy und Ealatz kann wegen Ueberlastung der Eisenbahn grundsätzlich nicht bewilligt werde». Alle zurückbleibcnden Personen wer­den zu militärischen'und Sanitätszwecken verwandt. Vom 20. Nov. an wird die gesamte Lebeusmittelverstnzung von der Armeeverwaltung übernommen. Alle Lcbensmittekoorräte bei den Verkaufsstellen und im Privatbesttz, auch die kleinste,! Mengen, müssen übergeben werden und gehen in das Eigen­tum der Heercsintendantur über. Die Nahrungsmittel wer­den nach einem besonderen System täglich verteilt. Wer die Anmeldung unterläßt, verwirkt außer strenger Strafe auch jeden Anspruch auf Nahrungsvcrsorgung. Die Bewohner der Hauptstadt werden darum dringend und streng zu Einhaltung der behördlichen Maßnahmen ermahnt, deren. Verfügung die unerläßlichen Bedingungen der Landesverteidigung not­wendig machen.

Französische Besorgnis für Rumänien.

(WTB.) Bern, 29. Nov. Die Pariser Blätter ver­suchen allgemein, die öffentliche Meinung über die Lage in Rumänien durch das Jnaussichtstellen russischer Hilfe zu vertrösten. Wie hoch jedoch die Besorgnis gestiegen ist, zeigen die Ausführungen desTeinps", der u. a. tagt: Die Operationen Falkenhayns ersolgcn mit er­schreckender Schnelligkeit. Sein Vorgehen zeuge von außerordentlicher Kühnheit. Die Lage in Rumänien sei unbestreitbar kritisch. Dennoch müsse man hoffen, daß die rumänischen Truppen nicht ihre ganze Widerstands­kraft verloren hätten.

Italienische Meldungen über Rumänien.

Lugano, 28. Nov. Die italienische Presse ist über den Vormarsch in Rumänien, denCorriere della Sera" mit einem präzisen schnellenFriedensmanöver vergleicht, höchst bestürzt und bereitet das Publikum auf weitere Hiobsposten vor. Zwar meldetJdea Nazionale" aus Zürich, Großfürst Nikolaus führe 400 000 Nüssen herbei, doch bemerken ernste Kritiker skeptisch, man könne nicht wissen, was die Russen noch für die Rumänen tun könn­ten. Die bisherige Hoffnung, daß der Altfluß die ru­mänische Marne werde, hat die italienische Presse nun aufgeben muffen und erwartet jetzt eine große Entschei­dung vor den Westtoren Bukarests. Das Blatt hebt hervor, wieviel die Deutschen, insbesondere Mackensen, ihrer artilleristischen llebermacht verdakiken. Nach Meldungen aus 3kom steht ein tiefgreifender Personen­wechsel in der politischen und militärischen Leitung Ru­mäniens bevor. Bratianns Stellung gilt als erschüttert, da seine Regierung durch ungenügende Vorbereitung des Krieges, falsche Auswahl der Befehlshaber und Billigung des verfehlten Feldzngsplanes den jetzigen Mißerfolg verursacht habe.

Untergärig eines englischen Kreuzers.

Rotterdam, §8. Nov. Nach hier eingetroffenen Nach­richten ist der englische KreuzerNewcastle" am 15. No­vember d. Js. in der Nordsee auf eine Mine gelaufen und bei dem Bestreben, den heimatlichen Hafen zu er­reichen, am Eingang des Firth of Fcrth gefunken. Er befand sich zurzeit des Unglücks in Veglcituna von zwei anderen Kreuzern. Von der Besatzung desNewcastle" sind 27 Mann tot und 45 verwundet.Newcastle" war ein kleiner geschützter Kreuzer aus dem Jahre