Westen her die feindliche Widerstandskraft ebenfalls bald, brechen dürfte. Im feindlichen Lager ist man über die Er­eignisse der letzten Wochen geradezn bestürzt. Aller Augen richten sich auf Bukarest. Es besteht die wichtige Frage, ob man diese starke Festung halten sott, oder ob sie vielleicht in der Ueberhastung geräumt wird. Wenn man an die Ein­nahme anderer feindlicher Festungen denkt, so besteht für die Rumänen nicht viel Aussicht, ihre Hauptstadt lange zu halten. Es wird sich aber wohl darum handeln, ob man diese Lagerfestung nicht halten will/ aks DörknnK'flld^inbii zu or­ganisierenden neuen Widerstand. Was wir vermuteten, scheint sich vorzubereitcn, nämlich ein stärkerer russischer Druck auf die Dobrudschaarmee der Verbündeten, was aber wohl kaum von wesentlichem Einflug auf die Operationen gegen Bukarest selbst von Einfluß sein dürfte. Auch die englische Auffassung, die als Beschwichtigungsmittel die Wahrschein­lichkeit annahm, daß die Russen und Rumänen im Nordeil, also ini Moldaugebiet, offensiv Vorgehen und damit die Falkenhaynsche Armee im Rücken bedrohen würden, scheint heute schon durch die Tatsachen widerlegt zu werden, denn die russischen Militärberichterstatter melden, das; der Feind auch wieder die Moldau bedrohe, um in den Rücken der Bu­kowinaarmee zu kommen. Man sieht, zum mindesten ist also für die Sicherung der Operationen in Rumänien Sorge ge­tragen, wenn nicht gar noch Größeres im Südosten ge­plant ist.

Sarrails Arniee aber hat eben wieder eine Bescheini­gung darüber erhalten, dag sie nicht als fähig erachtet wird, die Balkanlage auch irgendwie umwälzend zu beeinflussen. Tie Italiener, Franzosen und Serben haben nordwestlich von Monastir bei ihrem Versuch, vermittelst einer großen Aktion weiter in Serbien vorzudringen, durch deutsche und Bulgaren eine schwere Niederlage erlitten. Daß Sarrail das Vorgehen in Rumänien nicht stört, dafür dürfte also wohl gesorgt sein, und an dieser Sachlage würde auch ein Erfolg der Gewaltakte der Entente in Griechenland nichts ändern. Dag die Entente jetzt danach trachtet, Griechenland mili­tärisch gänzlich zu erwürgen, beweist nur, wie gering sie die Cympathieen des griechischen Volles für die Entente ein­schätzt, und wie sehr sie eine selbständige Entscheidung dieses Landes fürchtet. Der Konflikt ist jetzt mit Absicht auf die Spitze getrieben worden, der griechische König, seine Re­gierung und große Teile des Volkes wollen der entehrenden Forderung der Auslieferung des Kriegsmaterials schärfsten Widerstand entgegensetzen, und die Ereignisse in Rumänien scheinen diese Neigung noch erhöht zu haben. Selbstverständ­lich werden die Alliierten vor keinem Mittel zuriickschrecken, um ihre Pläne durchzuführen. Wir stehen deshalb vor einer Entwicklung der Dinge in Griechenland, die für den Staat von folgenschwerer Bedeutung werden kann, und das umso­mehr, als der verräterische Venizekos anscheinend selbst vor dem ruchlosen Versuch eines Bürgerkrieges nicht zurück- schrccken dürste. Die Ententcdrohung gegen Griechenland ist aber zum großen Teil Bluff, denn im Fall eines Wider­standes der Griechen könnten diese der Entente militärisch schwereren Schaden zufügen als es unigekehrt der Fall ist. Am I. Dezember läuft die Frist des Ultimatums ab. Man darf dem Ansgang dieser Kraftprobe von Seiten der Alli­ierten mit Spannung entgegensehen, weniger vom militäri­schen Standpunkt aus, als vom moralischen, denn heute schon ist die öffentliche Meinung der kleinen europäischen Staaten

kin Vs« Mn VS-» Ser lvazmksnie.

von w. Ä Zacov;

70. Fortsetzung. <Nacbd u k rerb ücn.)

Ich war woA vorhin sehr unfreundlich zu Ihnen," sagte sie sanft;aber Frau Krüger war so scheublich und sagte, daß ich wohl selbstverständlich zu Ihnen gehen würde, darum war ich so."

Frau Krüger ist --" begann Vrodersen und

brach dann plötzlich wieder ab.

Es war ja aber auch wahr," fuhr Käthe Möller fort und langte tüchtig von den Erfrischungen zu. Natürlich mußte ich doch zu Ihnen kommen."

Es war doch aber ein recht unbequemer Weg so," meinte Vrodersen.Meine Beine tun mir tüchtig weh."

Das junge Mädchen lachte leise und dann immer herzlicher, bis ihr Lachen in ein konvulsivisches Weinen überging. Vrodersen hielt es für das beste, unter irgend einem Vorwand auf Deck zu gehen, sehr zum Bedauern von Klaus und dem Jungen, die ihn in diesem Augenblick nicht erwarteten.

Bei seiner Rückkehr ha-tte sich Küthe wieder be­ruhigt und dankte ihm freundlich, als er ihr ihr Lager zeigte und sich dann von ihr verabschiedete. Klaus und der Junge stellten ihm beide ihre KHen zur Verfügung; er lehnte es aber ab und zog vor, sich auf einem Kissen in der Kambüse niederzulassen; er schlief recht schlecht diese Nacht und am nächsten Mor­gen war er eine Quelle von Verlegenheit für den Koch. als der kam und das FriiMlrk bereiten wollte.

Käthe war die Königin ihres einfachen Mahls.

empört über die den Neutralen durch ei» derartiges Vor­gehen mit zugcfügte Beleidigung und namentlich die schwe­dischen Blätter weisen bei dieser Gelegenheit darauf hin, wie vorsichtig man sein müsse, daß nicht ein ähnliches Schicksal die nordischen Staaten, und insbesondere Schweden trefie.

Die Organisation des deutschen Kreuzerkriegs mit U- Bootrn hat einen solchen Umfang angenommen, daß den Alliierten, und nicht am wenigsten den Engländern auf ihrer Insel Angst und Bange wird. Nicht nur die Lieferun­gen vom Ausland werden infolge der steigenden Versiche­rungsprämien stetig teurer, auch der den Alliierten zur Ver­fügung stehende Schiffsraum wird von Tag zu Tag kleiner. Vergeblich hat England bisher versucht, die Vereinigten Staaten wieder zum Eingreifen zu ersuchen, die deutschen U-Boote haben sich streng an die völkerrechtlichen Regeln ge­halten, und an das den Vereinigten Staaten gegebene Versprechen, keine feindlichen oder neutralen Dampfer ohne Warnung zu torpedieren, und dafür zu sorgen, daß Besatzung und Passagiere gerettet würden, die Washingtoner Regie­rung hat also bis heute noch keinen berechtigten Grund zum Eingreifen gehabt. Nicht an die völkerrechtlichen Borschristen haben sich aber die Alliierten gehalten, die bei ihrer Ohn­macht, militärisch gegen dir U-Boote vorzugehen, alle völker­rechtswidrigen Mittel anwenden, um sich gegen die von ihnen selbst heraufbeschworene Waffe zu verteidigen. Man geht jetzt mit dem Plan um, alle Handelsdampfer zu bewaff­nen, und der Fall mit dem französischen Postdampfer Mississipi" zeigt, daß die Handclsdampfer sogar angewie­sen werden, angriffsweise gegen die U-Boote vorzugehen, ohne daß diese Anlaß dazu geben. Amerika wird sich also wohl bald mit dem Verhalten der Alliierten auf dem Ge­biet des U-Bootkreuzerkriegs zu befassen haben, wenn es darauf besteht, daß wir auch noch länger unser Versprechen trotz Gefährdung unserer U-Boote durch heimtückische Feinde cinhaltcn sollen. O. 8-

Dies und dann ihr Ausgang, um eine Wohnung für' Käthe zu finden, gehörte zu Brodersens schönsten Er-! innerungen. Nachdem sie lange durch die schmutzigen Straßen getrottet waren, wobei Vrodersen wie auf Sprungfedern ging, fanden sie endlich ein passendes Heim für Käthe. Vrodersen blieb noch eine Weile bei ihr. Auf der harten Lehne eines Armstuhls sitzend, die ihm wie das schönste Ruhekissen erschien, lauschte er ihren Plänen.

Und Sie werden nicht wieder fort gehen, ohne mir Nachricht zu geben," sagte er, als er zum Ab­schied aufstand.

Käthe schüttelte den Kopf und lächelte ihn freundlich an.Sie wissen ja, daß ich das nicht tun werde," sagte sic sanft,ich möchte ja auch gar nicht."

Sie gab ihm das Geleit bis zur Tür des Vor­gartens und hielt sie gastlich offen, bis er fort war. Vrodersen aber, dem der Kopf wirbelte, kehrte zur Schwalbe" zurück.

Achtzehntes Kapitel.

Das Hauptergebnis von Frau Petersens nächt­lichem Ausflug mit Herrn Eduard Grün war ein Gefühl heftiger Bitterkeit gegen ihren alten freund Küpp'n Hans Bartels. Trotz ihrem Protest gehörte Herr Grün noch der Bemannung derMöwe" an und ging im Hellen Tageslicht durch Elückstadt, während sie sich nur nach Sonnenuntergang hervorwagte und hinter jedem freundlichen ,,'n schöner Abend" einen ironischen Gedanken witterte. Sie bedeutete Käpp'n Bartels, daß diese Weigerung. Herrn Grün zu ent­

erlaßen werden können. Das Krkegsamt sek verpflichtet, den Ausschuß über alle wichtigen Vorgänge auf dem Laufenden zu halten, ihm auf Verlangen Auskunft zu geben, seine Vorschläge entgegenzunehmen und vor Er­laß von wichtigen Anordnungen-allgemeiner Art seine Meinungsäußerung anzuhören. Alsdann entspann sich eine Aussprache über den Termip. de^PuK^rfffstre- tung des Gesetzes. Von konservativer Seis;e.i^urde;ibeast- tragt, das Gesetz 3 Monate nach Friedensschluss wieder aufzuheben, während die SozialdemokratischeH^btzits- gemeinschaft automatisch die Aushebung auf den l. Juli 1917 eintreten laßen will. Staatssekretär Dr. Helfferich legte Wert darauf, daß die Geltung des Gesetzes bis Kriegsende gesichert sei. Es einseitig den; Reichstag mit Ausschluß des Bundesrats zu überlaßen, sei nach seiner Ansicht nicht angängig. Ein Zentrumsredner glaubte, daß der Reichstag eine gewisse Macht in den Händen be­halten und sich nicht auf Bitten an den Bundesrat ver­laßen solle. Es wurde beschlossen, daß das Gesetz nach Ablauf eines Monats nach Friedensschluß aufgehoben werden soll. Nachdem noch die Frage der Entschädigung für Schäden während der Stillegung oder Zusammen­legung von Betrieben erörtert worden war, wurde die Weiterberatung auf Dienstag vormittag vertagt.

Verständigung über das Hilfsdienstgeseh.

Berlin, 27. Nov. DieFrkf. Ztg." meldet: Die Vor­stände der Neichstagsfraktionen, abgesehen von der So­zialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft, haben sich ge­stern im Reichstage mit dem Gesetz über den vaterlän­dischen Hilfsdienst beschäftigt, um im Einvernehmen mit Vertretern der Regierung und des Kriegsamtes den Weg für eine Verständigung zu suchen. Diese ist auch in der Hauptsache gelungen, sodaß mit der Verabschiedung des Gesetzes im Laufe dieser Woche gerechnet werden kann.

'lassen, ein übles Licht auf ihre Wahrheitsliebe ! werfe uud es leuchtete eigen in ihren Augen auf, und die Züge um ihren Mund verschärften sich, als der alte Herr ihr erwiderte, ihrem Wunsch; willfahren, hieße ein trauriges Licht auf die Wahrheitsliebe des höflichen Matrosen werfen.

Ihre Niederlage wurde um nichts leichter durch das ungebührliche Betragen ihrer Tochter; diese brachte es ihr auf zarte Weise bei, daß es davon ab­hinge, wie ihre Mutter Herrn Frank Diestel behan­deln würde, ob sie der mütterlichen Darstellung von dem Ereignisse Glauben schenken könne. Für eine kluge Frau war das alles schwer zu ertragen und um so schwerer, als die Nachbarn, denen sie das Erlebnis auf ihre Art klar zu machen suchte, dennoch fest und steif glaubten, daß sie es auf Käpp'n Bartels ab­gesehen hätte.

Um sich von dieser Anschuldigung zu reinigen und sich gleichzeitig an Küpp'n Bartels zu rächen, nahm Frau Petersen einen bemerkenswerten Frontwechsel vor, indem sie ganz plötzlich eine Heirat des Kapitäns mit Frau Jürgensen zu befördern suchte.

Als sie das nächste Mal mit ihm zusammest'Äär/ hatte sie ihn mit seiner angeblicher Absicht zum besten und behauptete trotz seiner zornigen^Verlegen- heit, daß er seine Halsbinde wie einen Lrebesknoten geknüpft habe. Sie ging sogar soweit, ihn einen Tur- teltäuberich zu nenuen, aber bei diesem Wort brach die Unterhaltung plötzlich ab, da der Turteltäuberich, hochrot vor Zorn und boshaft gurrend, sich entfernte.

(Fortsetzung solgt.)

Das ZimMenstpflichtgesetz.

Das Zivildienstpslichtgesetz im Reichstagsausschuß.

Berlin, 27. Nov. Im Hauptausschuß des Reichstags begründete heute zunächst ein Zentrumsmitglied den Antrag, die Ausführungsbestimmungen vom Bundesrat unter Zustimmung des Hauptausschußes zu erlaßen, den Hauptausschuß zum Zusammentritt während der Unterbrechung der Berhairdlungen des Reichstages zu ermächtigen und den Zeitpunkt des Außerkrafttretens nicht vom Bundesrat, sondern vom Reichstag bestimmen zu laßen. Dr. Helfferich erklärte, er habe Berständnis für die Wünsche des Reichstages nach Kautelen und ver­stärkter eigener Mitwirkung. Das Gesetz berühre die persönliche Freiheit der Staatsbürger in erheblich stär­kerem Maße als etwa die wirtschaftlichen Verordnungen des Vundesrates. Er halte es aber für vollkommen un­möglich, alle vom Vundesrat zu erlassenen Aussührungs- bestimmungen des Gesetzes an die Zustimmung des Reichstags oder eines Ausschußes zu binden. Die Hand­lungsfreiheit, die das Kriegsamt unbedingt brauche, dürfe nicht eingeschränkt werden. Schließlich einigte man sich dahin, daß die zur Ausführung des Gesetzes er­forderlichen allgemeinen Bestimmungen von; Vundes­rat nur mit Zustimmung eines vom Reichstag aus seiner Mitte gewühlten Ausschußes von 13 Mitgiedcrn

Vermischte Nachrichten.

Der Ministerwechsel in Rußland ein Vorzeichen höchster Kraftanstrengung.

(WTB.) Berlin, 28. Nov. Nach neueren Nachrich­ten aus Rußland erscheint es derGermania" zufolge nicht ausgeschlossen, daß der Rücktritt Stürmers mit dem Wechsel im militärischen Oberbefehl indirekt zusammen­hängt. Die Berufung des Großfürsten Nikolajewitsch sei ein deutliches Anzeichen dafür, daß man in Rußland die äußersten Anstrengungen für die Rettung der ver­fahrenen Kriegslage machen wolle. In dieser Richtung liege auch die Ernennuiig-Trepows. Man hoffe, der letz­tere werde die Munitionserzeugung beträchtlich zu he­ben wißen.

Russische Fälschungsvcrsuche zwecks Verdeckung der Schuld am Kriege.

(WTB.) Stockholm, 27. Nov. Aus hierher gelangte» russischen Zeitungen ergibt sich, daß die Petersburger Telegraphenagentur bei ihrer Wiedergabe der letzten Reichskanzler-Rede das Datum des russischen Mobili- sationsbesehlcs ans dem Jahre 1912, in dem gesagt war, daß eine Mobilisation zugleich den Krieg gegen Deutsch­land bedeute, in 1914 gefälscht hat.