«rn fort. Der Führer der polnischen Dumafraktion be suck-te den Ches der Ochrano. um ans die aufreizende Wirkung dieser Maßnahme hinzuweisen Zn polnischen Kreisen wäre die Stimmung sehr erregt.

Russische Vorsichtsmaßnahmen gegenüber den Polen.

Basel, 1t. Nov. Petersburger Meldungen zufolge Hai die russische Regierung England und die anderen Verbün­deten ^ersucht, bis auf nähere Mitteilungen hin alle Polen jeglicher Staatsangehörigkeit unter Kontrolle zu Hellen un- ihnen keine Pässe zum Verlassen des Landes zu erteilen.

Don nn^ern Feinden.

Die waffenfähigen Irländer.

' (MTV.) Rotterdam, 15. Nov. Der ..Nieuwe Not terdainsche Courant" meldet aus London, daß vor gestern eine Parlamentsdrucksache erschienen sei. in der die Zahl der Männer, die in Irland noch für den Mi­litärdienst in Betracht kommen, mit 16V VOÜ angegeben werde. (Die müssen natürlich geholt werden, damit sie nicht gegen England die Waffen ergreifen, was ein irischer Aufruf kürzlich auch ausgesprochen hat.)

England und der deutsche Handel.

(WTB.) Berlin, 15. Nov. ImBerliner Tageblatt wird aus einer Unterredung mit dem Führer der englischen Kohlen- und Eisenindustrie mitgeteilt, daß dieser fester als je überzeugt sei, daß der Freihandel ohne jede Einschränkung für England auch in Zukunft das Heil bedeute. Die engli­schen Nationalisten, die schrien, der deutsche Handel müsse vernichtet werden, seien in Wirklichkeit ganz unmündig in volkswirtschaftlichen Dingen. Die Londoner wie die Ber­liner wollten essen und sich kleiden, und müßten einer von dem anderen kaufen.

Englische Nahrungsmittelsorgen und die U-Boote.

(WTB.) Rotterdam, 15. Nov. DerNieuwe Rottcrdam- sche Courant" meldet aus London, daß dieDaily Mail" mitteile, die englische Regierung habe beschlossen, heut,, fol­gende Resolution des Unionisten Hewins zur Debatte im Unterhaus zuzulassen: Nach Ansicht des Hauses ist es '..flicht der Regierung, weitere Maßregeln zu treffen, um ocn natio­nalen Lebensmittelvorrat zu vermehren und die Gefahr eines Mangels und einer Steigerung der Lebensmittelpreise rm Falle einer längeren Dauer des Krieges zu vermin, ern. Rünciman werde eine Erklärung über die Regelung der Lebrnsmitteleinfuhr abgeben. Rünciman sei wegen der Schiffsverluste infolge des deutschen Unterseebootskric^-s in Sorge. Verschiedene Blätter befassen sich mit der gestei­gerten Tätigkeit der deutschen Unterseeboote. Die-Times" druckt an auffallender Stelle eine Liste der Schiffsverluste, die am Sonnabend und Sonntag gemeldet wurden, ab.

Erbitterung in Italien gegen England.

Köln, 14. Nov. DieKöln. Volkszeitung" meldet aus der Schweiz: DasGiornale d'Jtalia" ist darüber beun- rchigt, daß sich in Italien die öffentliche Meinung immer mehr gegen England richtet. Es schiebt Deutschland die Schuld daran zu. welches verbreite, England suche den Krieg zu verlängern, ohne sich um die Erschöpfung Frankreichs. Italiens und Rußlands AU kümmern. Italien liefere sich, um sich dem deutschen Einfluß zu entziehen, vollständig der Gewalt Englands aus, das seine Waffengefährten die >°rnze Kriegslast 'tragen lasse. Außerdem bereichere sich Groß­britannien mit Wuchergewinnen an dem ausgeliehenen Gelbe. Das alles wird von dem Blatt Sonninos natürlich beschönigt. Auch der deutsche Feldzug gegen Bissolati diene dazu, Unzufriedenheit im Vierverband hervorzurufen.

Der Kohlenmangel in Italien.

(WTB.) Bern, 14. Nov.Corriere della Sera" meldet: Da infolge Arbeitermangels die Erzeugung von Holzkohle, die in ganz Italien allgemein zu Heiz- und Kochzwecken benutzt wird, stark zurückgegangen ist, hat die Regierung beschlossen, Kriegsgefangene zu Köhlerarbeiten heranzuziehen. Daß die Maßnahme den Holzmangel nicht im geringsten beheben wird, er­hellt aus der Tatsache, daß die Holzeinfuhr im holz­armen Italien in den ersten 9 Monaten des laufenden Jahres nicht tzinnral den vierten Teil der Holzeinfuhr im Jahre 1913 erreicht. Sie beträgt nach amtlichen Statistiken nur 2.3 Millionen Doppelzentner.

Kohlenkrise in Frankreich.

(WTB.) Bern, 14. Nov. LautJournal" hat Ouest Lumiöre, eines der bedeutendsten Pariser Elek­trizitätswerke, in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag die Ctromlieferung einstellen müssen. Die sämtlichen nordwestlichen Vorstädte von Paris werden davon betroffen. Mehrere Fabriken, die wieJournal" hinzufügt, auch Sonntags arbeiten und einen hohen Stromverbrauch haben, haben ihre Arbeiter vorläufig entlassen müssen. Der einzige Grund des Stillstehens be» Elektrizitätswerkes ist der, daß die Kohlenvorräte aufgebraucht sind.

(WTB.) Bern. 14. Nov. Nach Erklärungen, die demTemps" seitens der Pariser Elektrizitätsgesell- schaft Ouest Lumiöre und seitens des Arbeitsmi­nisteriums gemacht wurden, ist das Ausbleiben der Kohlen auf Versenkungen zurückzuführen. Nach weite­ren Mitteilungen, die demTemps" von Großin­dustriellen gemacht wurden, ist die Kohlenkrisis in

Frankreich sehr ernst. Sollte sie sich noch weiter ver­schärfen. so könnte die gesamte fr rzösische national: Industrie gefährdet werden, weil die verfügbaren eohlenvorräte ausschließlich für Munitionsfabriken verwendet werden müßten.

Ter russische Dildungsdrang.

Berlin, 15. Nov. Ueber einen Gesetzentwurf zur Einführung des obligatorisch:« Unterrichts für ganz -tußlaud erführt dieVossische Zeitung", der Entwur, besage, der -obligatorische Volksschulunterricht müsst spätestens innerhalb 10 (!) Jahren durchgeführt wer en.

Ncchahmung deutscher Waren in Japan.

Newyork, 24. Olt. Um Ersatz für gewisse deutsche E: ignisse zu er' haben hiesige Kausleute I ;:n be

acht, da ihnen mitgeteilt wurde, daß sich dort eine große In dustrie indeutschen Artikeln" entwickele. Sie sind jetzt zu lückgetehrt und sprechen ihre Verwunderung t ^ "ber aus mit welcher Geschicklichkeit aber auch Eewissenlosigkeii die Japaner kopieren.'Dabei genieren sie sich nicht, gro cn Betrug auszuüben, z. B. brachte ein Herr deutsche Blei­stifte mit. die genau dem OrigincOartikel na 'gebildet waren is auf die Verpackung und die Firma auf den Fabrikaten. Thirurgische Instrumente mit dem Namen einer großen deut­schen Firma kann selbst der Fachmann nur bei genauer Un­tersuchung als nachgeahmt erkennen. In Spwlwaren haben bekanntlich die Japaner schon früher das deutsche Erzeugnis täuschend nachgeahmt.

Vermischte Nachrichten.

- Zum Tode des Prinzen Heinrich von Bayern.

(WTB.) Berlin, 14. Nov. Am 7. Nov. wurde Prinz Heinrich von Bayern in den Kämpfen südlich des Noten Lurmpasses tödlich verwundet. Von der Obersten Heeres­leitung wird dazu u. a. geschrieben: Das unter Führe g des Prinzen Heinrich von Bayern stehende Leibregiment sollte sich, nachdem am 6. Nov. durch einen kühnen Flankenstoß das Lecken von Perisany östlich des Roten Turm-Passes geöffnet war, des 300 Meter höher gelegenen Poiana Spinuiui be­mächtigen. Den 7. Nov. vormittags benutzte der Brigade­führer zusammen mit dem Führer des Jnfantc '.rlcibregi- nients S. K. H. Prinz Heinrich, um Klarheit über die An- isssmöglüh.eiten und das Zusammenwirken von Infanterie und Artillerie in dem sehr zerklüfteten und ze .en.n An- pst'-gelände zu gewinnen. Ohne Rücksicht auf sie eigene Person versuchte der Prinz mit der ihm eigenen Gewissen­haftigkeit die möglichen Wege und Angriffsverhältnisse für die Bataillone und Kompagnien festzustellen. Anfänglich ge­deckt durch Strauchwerk, scheint der Prinz im Eifer die Dek- eung verlassen, seine hohe Gestalt scheint sich vom Horizont abgehoben zu haben. Ein Schuß fiel und schlug dicht neben dem Prinzen ein. Wie immer die Gefahr mißachtend, setzte der Prinz mit großer Kaltblütigkeit die Erkundung fort, ob­wohl gleich darauf noch einige Schüsse einschlugen. Beiln vierten Schuß sagte der Prinz leise:Ich bin verwundet, beischenkel" und sank zu Boden. Der Prinz wurde sofort in die Deckung zurückgetragen. Am Abend war das subjek­tive Befinden des Prinzen gut und zuversichtlich. Er äußerte nur sein Bedauern, daß er morgen den schönen Angriff des Regiments nicht werde leiten können. Der Arzt sah den Zu­stand als ernst, aber nicht hoffnungslos an. Noch 2.15 Uhr morgens sprach er mit ihm in zuversichtlicher Stinimung. k30 Uhr morgens trat eine plötzliche Schwäche ein.blod- Ie886 oblix-e" waren seine letzten Worte. Kurz nach 2 30 Uhr war er verschieden als tapferer Soldat, als echter Offizier.

Der Reichstag und das Zivildienstpflichtgesetz.

(WTB.) Berlin, 15. Nov. Ueber den Wiederzusammen­tritt des Reichstages wegen der Beratung über die allge­meine Zivildienstpflicht ist man nach derVossischen Zeitg." in Reichstagskreisen selbst der Meinung, daß vor Anfang Dezember an eine Einberufung nicht zu denken sei. Nach demBerliner Tageblatt" soll der Reichstag zur Verab­schiedung dieses Gesetzes noch Ende dieses oder Anfang näch­sten Monats einberufen werden. Die Entscheidung des Vun- desrats in dieser Frage sei wahrscheinlich schon heute zu er­warten. DerVorwärts" schreibt: Der Reichstag wird auf alle Fälle mit der Angelegenheit befaßt werden und zwar noch vor Weihnachten, da das Gesetz womöglich schon zu Neu­jahr in Kraft treten soll.

Aus Stadl und band.

Calw, den 15 November 1916.

Kriegsauszeichnung.

Die silberne Verdienstmedaille herben erhalten der Wöhrmann Martin Hamberger, Landwirt, im Jnf.-Regt. 120, und der Reservist Albert Dietrich, Säger, im Res.-Jnf.-Regt. 119, beide von Emberg.

Kreisturntag der schwäbischen Turnerschaft.

Zum ersten Mal während der schweren Kriegszeit, in der sich die Reihen der Turnvereine noch stärker als die vieler anderer Körperschaften gelichtet haben, hat die Kreisleitung Anlaß genommen, die Vertreter der schwäbischen Turnerschaft zu einer Beratung zu­sammenzurufen. An der Versammlung, die am Sonn­tag vormittag in Cannstatt abgehalten wurde, beteilig­ten sich die Mitglieder der Kreisleitung, die schon am

Samstaa abend zu einer Vorberatung zufammenge- lreten u--.-r.-i' v. z' hlig. Von den l.O Gauen des Turnkreises waren 28 vertreten.durch ihre Gauvcr- treter und Gauturnwarte. Der Kreisvertreter. Pros. Lachcnmaier-Stuttgart eröffnet« die Verhandlungen mit einer markigen Begrüßungsansprache, in der er der mehr als 40 000 schwäbischer Turner gedachte, die im Felde stehen und von denen mehr als 2000 ihr Leben dahingegeben haben, während mehr als 300' sich das Eiserne Kreuz erwarben. In seinem Jahres Gericht erwähnte der Vorsitzende u. a.: Die turnerisch Arbeit in d:n Gauen sei überall, wo es mözlich gewest sti, aufrecht erhalten worden,' bei Wohltätiokeitsan ü.hrungen und vaterländischen Abenden haben in Turner ihre Kraft gerne zur Verfügung gestellt, au xas Könst.spaar habe einer solchen Ausführung anM wohnt. Dankbar sei der Staatsbeitrag von 2000 -K Z' begrüßen, der wesentlich mit dazu beigetragen Hab- daß es auch ungünstiger gestellten Vereinen möglich h wesen sei, ihre vereinseigenen Hallen und Spielpläi zu erhalten. Die Zahl der Vereine sei von 605 auf 5«' und die.der Mitglieder von rund 70 000 auf 63lst zurückgegangen: doch müsse der Stand als ein verhüt nismähig günstiger bezeichnet werden. Wandertag uni Jugendturntag haben sich aus verheißungsvollen Au sängen zu einer ständigen Einrichtung ausgebildet. Auch der von Kreis-Kassenwart Ramsler-Obertürkheil- erstattete Bericht wies einen befriedigenden Stand au Allerdings ist das Vermögen der Kreiskasse von früher 8000 lK auf 6944 zurückgegangen, aber trotzden werde es möglich sein, auch im kommenden Jahr mi' dem wesentlich verminderten Kreisbeitrag von 10 öc für jedes Mitglied, von dem 6 an die deutsche Tur­nerschaft abgeliefert werden müssen, auszureichen.

Wohl den Höhepunkt der Verhandlungen bildete der Bericht des Kreisturnwarts. Oberlehrer Held-Reut- l-ingen. In tief ergreifenden, von warmer Vaterlands­liebe getragenen Aussührungn behandelte er mit ge­wohnter Gründlichkeit alle die Fragen, die heute das Herz der Turner bewegen. Er führte u. a. aus. wie er sich die künftige Gestaltung des Berci-sturnens hin­sichtlich seiner Aufgabe zur Erhöhung der Wehrkraft denke.Die Beziehungen der Turnerschaft zur Jugend- wehr erfuhren eine eingehende Beleuchtung; der Be­richterstatter hofft, daß es künftig möglich sein werde, den Zugendtürntag der schwäb. Turnerschaft und das Wehrturnen der Jugendwehr zu verschmelzen, um dar­aus ein großes vaterländisches Zugendturnen im ganzen Lande zu gestalten. Auf Antrag des Ausschußmit- gliedes, Landtagsabg. Staudenmeyer-Ealw, wurde beschlossen, Helds Ausführungen drucken zu lassen und sie auch weiteren Kreisen und Behörden zu unterbrei­ten. Anträge zum Kreisturntag waren nur drei ein­gelaufen, die sich alle auf das Verhältnis der Turner­schaft zur Jugendwehr beziehen. Im Auftrag des Vor­sitzenden der Deutschen Turnerschaft hatte der Kreis­vertreter während der Verhandlungen an vier um die Turnsache im Kreise hochverdiente Mitglieder den Ehrenbrief der Deutschen Turnerschaft aushändigen können, an die Gauvertreter Staudenmcyer-Cnlw, Neef-Degerloch, Göggel-Gammertingen, sowie an Gau- turnwart Pfrommer-Ealw.

Eine ernste Mahnung.

Einen tiefernsten Aufruf zum Durchhalten richtete der kommandierende General des ersten bayerischen Armeekorps in München, Freiherr von der Tann, an die Bevölkerung, in dem er auf den bevorstehenden dritten Kriegswinter hin- weist. Er werde zu harten Opfern und Entbehrungen - ingen und nur durchzuhalten sein, wenn alle durchhalten : nd Zu­sammenhalten bis zum Ende.Dann aber wird keine Macht der Erde uns dur b Hunger bezwingen können. Darum for­dert das Vaterland vor allem die werktätige Mitarbeit des Bauern, den ein Mißerfolg am vernichtendsten träfe. Un­würdig ist es» wenn den Städten Lebensmittel vorenthalten werden, weil einige Erzeuger höhere Preise erhoffen oder auch sich nicht selbst einschränken wollen. Sie sollten vor der furchtbaren Verantwortlichkeit zuriickschrecken, vor der Ver­längerung des Krieges, denn sie erhalten den Feinden die Hoffnung, uns doch noch durch die eigenen Landsleute aus zuhungern." Der Aufruf wendet sich auch an die Städter. Gerade das arme Volk hat Unendliches geleistet in sparen der Sorge und heldenmütiger Zuversicht; aber gerade unter den Wohlhabenden gibt es Männer und Frauen, die Not und Hunger des Nachbarn vergessen und immer noch ver­suchen, Vorräte aufzuhäufen und dreifache Preise zahlen, so den Wucherern in die Hände arbeiten und schwere Mit­schuld an den häßlichen Erscheinungen des -Krieges tagen. Neben ihnen stehen Männer und Frauen, die noch immer nicht von der leeren Nichtsnutzigkeit früherer Zeiten, von der Vergnügungssucht und Verschwendung lassen können, die sich selbst heute nicht vor den entbehrenden und schwerarbei tenden Massen schämen. Aber für sie alle, die Selbstsüchtigen und Trägen, die Unverständigen und Unnützen, ist kein Raum mehr in unserem um sein Dasein kämpfenden Volke. We: heute nicht auf die Stimme der Ehre und Vernunft hören will, wird der Drohung und dem Zwange nachgeben müssen. Daruni ist es höchste Zeit, sich zu besinnen und umzukehren, mit der großen Masse des Volkes durchzuhalten und zu­sammenzuhalten, bis die Waffen für uns entschieden haben. Solange bedarf die eiserne Zeit eiserner Herzen."