suchtet ist. lind Mister Grey sagte darauf: „Zn diesem Augenblick bestätig« ich alles, was Ihnen gesagt worden ist." Daß natürlich Herr Erey derselben Meinung über diese Frage sein würde, das wußten wir schon vorher. Erey sagte nu» weiter, die Friedeusbedingungen könnten nur gleichzeitig von allen Alliierten mitgeteilt werden, und nicht oon einem allein. Gegenüber der deutschen Neigung zu Frie- densverhandlungen, meinte Erey, nicht Deutschland, das den Krieg herausbeschworen habe, könne Bürgschaften für den künftigen Frieden verlangen, sondern die Alliierten. Erey tischte dann den alten Schwindel von der unmittelbaren Sr.uld Deutschlands an dem Krieg wieder aus. Nicht Nuß land habe zuerst die Mobilisierung angeordnet, sondern erlt dann, als Deutschland den Vorschlag einer Konferenz abgelehnt Habs, und auch dann erst, als in Deutschland die Nachricht veröffentlicht wurde, daß in Deutschland mobilisnrt werde. Das ist natürlich eine unverschämte Lüge. Denn Rußland hatte schon am 30. Juli den Mobilmachungsbefehl herausgegcben, während er bei uns bekanntlich erst am 31. Juli herausgegcben wurde, auf die Herausforderung von Rußland hin. llebrigens ist es ja bekannt, daß schon im
Frühjahr 1914 die Russen umfangreiche Tr.nansamm-
lungen an unserer Grenze vorgenommen hatten, ein sicheres Zeichen, daß man den Krieg gegen Deutschland von langer Hand vorbereitet hatte. Erey betonte dann weiter, daß Eng land mit seinen Bundesgenossen bis zum Ende kämpfen werde, denn Englands Sache sei ihre Sache. England habe Zeit gehabt, ein großes Heer zu schaffen. Bezüglich der Zeit nach dem Krieg meinte er: „Ich glaube, das Beste, was die Neutralen tun können, ist, nach Möglichkeit zu verhüten, daß sich ein Krieg wie dieser wieder ereignet. Ich sehe, daß nicht nur Präsident Wilson, sondern auch Hughes einen Bund unterstützen, der gegründet wurde zu dem Zwecke, eine internationale Vereinigung für die Zeit nach dem Kriege zu schaffen, die den Frieden in der Zukunft sichern soll. Di A' 'g'be dieses Bundes ist, darauf zu achten, daß die Verträge gehalten werden und daß jedes weitere Aushilfsmittel versucht w'. d, bevor ein Krieg zum Ausbruch kommt. Man muß nach dem Kriege ein Abkommen über die Methoden haben, nach denen ein Krieg geführt werden darf. Erey schloß: „Jahrelang vor dem Krieg lebten wir unter dem Schatten des preußischen Militarismus. Es darf nur einen Frieden geben, der darauf abzielt, die Nationen Europas in Zukunft frei von diesem Schatten zu machen. Wir wollen leben in freier Luft und in dem Licht der Freiheit. Dafür kämpfen wir "
Die wahrhaft neutral Denkenden wissen natürlich schon, was sie von diesen Phrasen zu denken haben, die angesichts der englischen Brutalität gegenüber den Neutralen wie reinster Hohn klingen. ' O. 8.
Norwegen und der deutsche Seekrieg.
(WTB.) Christiania, 24. Okt. „Aftenposten" erfährt auf Anfrage bei den Kricgsverstcherungsgesellschaften, daß die Versenkungen von Schissen zweifellos eine Erhöhung der Prämien zur Folge haben werden. Eine Bestimmung hierüber sei jedoch noch nicht getroffen. Während des Monats Oktober betrug der Eesamtverlnst an Dampfern bisher 18 mit insgesamt 22 375 Bruttorcgistcrtonnen und einer Versicherungssumme von 15 035 000 Kronen. Einem Telegramm zufolge ist der norwegische Dampfer „Raffsund", von Nar- wik nach England mit Erz unterwegs, gestern 130 Seemeilen südwestlich von Marstenen versenkt worden. Die Besatzung ist in Haugesund eingetroffen. Der Dampfer „Edam" aus Christiania ist nach Emden aufgebracht worden. Ebenso wurde der Dampfer „Fjeldi" aus Bergen nach einem deutschen Hafen gebracht. Der Dampfer „Erönhaug" (667 Bruttoregistertonnen) ist 100 Meilen von der englischen Küste versenkt worden. Das Schiff war von Göteborg nach Hüll mit einer Ladung Eisen unterwegs. Es wurde bei Tagesanbruch von einem deutschen Unterseeboot angehalten. Die Mannschaft erhielt 2 Minuten Zeit zum Verlassen des Schiffes. Später wurde sie von dem norwegischen Dampfer „Losna" ausgenommen. Die Morgenblätter melden aus Vordö, daß gestern früh der Dampfer „Rensfjell" (781 Tonnen) fünf Meilen von Vardö versenkt wurde. Die Besatzung ist gerettet. „Rensfjell" war mit 680 000 Kronen kriegsver- stchert und in Christiania beheimatet. Im Drontheimer Seeverhör anläßlich der Versenkung des rumänischen Dam pfers „Bystritza" berichtete dessen Kapitän, ein U-Bootkom- mandant habe erklärt, es befänden sich zehn deutsche U-Boote im Eismeer. Die heutigen Abendblätter bringen an erster Stelle unter großen Ueberschristen die heute eingelaufenen zahlreichen Telegramme über die neue Versenkung von gleichzeitig 7 norwegischen Schiffen — 5 Dampfern und 2 Segelschiffen —, sowie über die Aufbringung zweier weiterer Schiffe durch deutsche Seestreitkräste, wodurch die norwegisch: Kriegsoersicherung einen Eesamtvcrlust oon 3 755 800 Kronen auf einmal erleidet. Dies hat natürlich gerade bei der gegenwärtigen Lage nicht verfehlt, nicht nur in den zunächst beteiligten Reederkrcisen, sondern auch in allen Schichten der Bevölkerung besonderes Aussehen zu erregen.
(WTB.) Christiania, 25. Okt. Außer den bereits gestern gemeldeten versenkten Schiffen sind in der vorigen Nacht weitere Nachrichten über die Versenkung einer Reibe norwegischer Dampfer und Segelschiffe vor der norwegischen Küste in der Nordsee und im Eismeer eingelaufen, sodatz in den letzten zwei Tagen, soweit vorläufig bekannt geworden ist, 12 norwegische Schiffe infolge des Handelskrieges verloren gegangen sind, seit dem 1. Oktober somit 20 Schiffe,
deren Schicksal bekannt geworden ist, wozu 2 Schiffe kommen, deren Versenkung im Eismeer zwar vermutet, aber noch nicht bestätigt worden ist. Hierzu kommt der Verlust von 8 Segelschiffen, von denen 2, nämlich „Edam" (2381 Tonnen, kriegsversichert für 1780000 Kronen) und „Fjeldit" (957 Tonnen, kriegsversichert für 660 000 Kronen), von deutschen Seestreitkräften in der Nordsee beschlagnahmt und nach einem deutschen Hafen aufgebracht worden sind. Die norwegische Kricgsve-sicherung, an der sämtliche norwegisibe 4? er beteiligt sind, erleidet mit diesen Shiffen allein einen Eesamtverlnst von über 5)4 Millionen Kronen, weshalb sie ihre Prämien wesentlich erhöhen muß, was auch private Versicherungsgesellschaften bereits getan haben und auch die norwegische Warenkriegsversicherung beabsichtigt, vor allem für das Mittelmeer und die Nordsee. Eleickzeitig mit der Maffenversenkung norwegischer S. trifft hier die Bestätigung der bereits bekannt gewordenen Nachricht ein, daß England beschlossen habe, dir auf englischen Werften für ausländische Rechnung bestellten Schisse zurück^,- halten und entweder an englische Reeder zu verkaufen, oder von der Negierung selbst befrachten zu lassen. Hierzu kommt die noch schlimmere Hiobsbotschaft, daß Amerika ein Ausfuhrverbot für Schisse beabsichtige, was zwar auf eine An 'rage oon „Morgenbladet" das Auswärtige Amt nicht bestätigen konnte, aber in Neederkreisen für sehr möglich ge- aiten rri d. Da norwegische Reedereien für angeblich bis zu 500 Millionen Kronen neue Schiffe im Ausland k-lltellt mbcn, davon den größten Teil gerade in Amerika un^ Eng land, verfehlen diese Nachrichten in Verbindung mit den zahlreichen gegenwärtigen Versenkungen nicht, in hiesigen Schiffahrtskreisen großes Aufsehen zu erregen. Bestätigen sich diese vorläufig durch die Presse gemeldeten Nachrichten, -o ergibt sich für Norwegen die Notwendigkeit, in seinem Bezug von Schiffsbanmaterial allein auf Deutschland angewiesen z» sein, d. h. auf das Land, dem cs auf englischen Druck hin gerade jetzt de» Bezug norwegischer Fischerei- erzeugnisse bis auf gänzlich ungenügende Mengen zu ver sagen versucht.
Norwegen nach der deutschen Note.
(WTV.) Christiania, 24. Okt. Im Gegensatz zu einigen Blättern, wie z. B. dein deutschfeindlichen „Verdcnsgang" und dem vollkommen bedeutungslosen „Oerebladet" bringt „Jntelligens Sedker" einen ruhigen Artikel über die Lage. Das Blatt betont, es sei kein Grund, anzuuehmen, daß die Verhandlungen, die zwischen der deutschen und norwegischen Regierung stattfinden würden, zu einem wirklichen Konflikt führen sollten, ebensowenig, wie die deutsche Note den Cha rakter eines Ultimatums trage. Die norwegische Negierung werde in einer Antwortnote ihre Auffassung und ihren Standpunkt näher begründen. Es liege kein Erund zur Be unruhigung vor. — „Dagbkadet" schreibt, Norwegen müsse dasselbe Verbot erlassen können, wie Schweden, selbst wenn es besonders deutsche U-Boote troffen sollte.
Bon den Neutra en.
Englische Handelcspionage in Holland.
(WTB.) Haag., 24. Okt. Das „Bc.derland" berich tet, daß ein Haager Kaufmann mit einer deutschen Firma über den Verkauf von Waren, die in Deutschland eingelagert sind und aus Holland herrühren, ver handelte. Bald darauf wurde er wegen dieser Vorhand lungen auf die englische schwarze Lifte gesetzt. Es stellte sich heraus, daß die Personen, die mit der Kon trolle dieser Transaktion beauftragt waren, im Besitz einer englischen Abschrift des Briefes des Kaufmanns waren. Eine im Haager Postamt eingeleitete Untersuchung hat zu keinem Ergebnis geführt.
„Vorerst" kein Ultimatum der griechischen Nevolutions- regierung an Bulgarien.
(WTB.) Bern, 25. Okt. Der „Secolo" meldet aus Saloniki: Nach weiterer reiflicher Beratung hat sich die provisorische Regierung von der Zweckmäßigkeit überzeugt, vorerst von der Entsendung eines Ultimatums an Bulgarien Abstand zu nehmen. Anscheinend will man die Haltung abwarten, die die Entente endgültig gegenüber Athen und der provisorischen Regierung einnehmen will. Außerdem sollen die Streitkräfte der letzteren noch nicht so stärk sein, um ein Utimatum unterstützen zu können.
Die Vorgänge in Griechenland.
(WTB.) Berlin, 25. Okt. Eine Genfer Depesche des „Berliner Lokalanzeigers" besagt: Einer Meldung der Pariser Presse aus Saloniki zufolge sollen sich fortan Kraft einer zwischen dem Vierverband und der Regierung in Athen getroffenen Vereinbarung innerhalb einer zwischen dem Wirkungskreis von Sarrails Armee und Griechenland abzusteckenden Zone keinerlei königstreue Truppe» uiif- halten.
(WTB.) Berlin, 25. Okt. Ueber König Konstantins Antwort auf die neuesten Zumutungen der Entente heißt es in verschiedenen Morgenblättern, der König habe die Forderungen mit großer Entrüstung empfangen und solle gesagt haben, daß er den Alliierten den Oelzweig anbieten wollte, aber wenn dies die Art sei, in der sein Anerbieten ausgenommen wurde, so nehme er die Vorschläge zurück, die er gemacht habe.
(WTB.) Bern. 25. Okt. Der „Temps" meldet aus Äthen, es scheine sich zü bestätigen, daß die Regierung den öffentlichen Sicherheitsdienst dem Kriegs- und dem Marinemrnisterium übertragen habe. Griechische Marinepatrouillen durchstreifen die Straßen. Durch einen königlichen Erlaß sei die Einberufung der Jahresklasse 1916 vertagt worden. — Aus Saloniki wird gemeldet, daß die provisorische Regierung die Juden der Jahresklassen 1913 bis 1915 unter Androhung ihrer Verhaftung aufgefordert habe, sich bis spätestens Mittwoch zu stellen.
Deutschland und England.
Der Generaldirektor des Nordd. Lloyd über die deutsch-
englischen Beziehungen nach dem Kriege'.
München, 24. Okt. Ein Mitarbeiter der „Münchener Zeitung" ist nach Bremen gereist. Er wurde dort von dem Generaldirektor des Norddeutschen Lloyd, Hei- neken, empfangen, der ihm erklärte, daß in wirtschaftlicher Beziehung eine Annäherung zwischen Derrftchlanl und England in gewissen Grenzen bald nach dem Krise möglich und wahrscheinlich sei. Freilich der Haß werde bleiben, aber es sei ganz ausgeschlossen, daß zwei ver. niinftigr Nationen — und das will auch England sein — die gegenwärtigen Verhältnisse auf die Zukunft übertragen wollen. England, so sagte Herr He«-ek wörtlich, hat uns künftig gerade so nötig wie r '» c brauchen. Wir sind der beste Kunde Englands und sei größter Lieferant. Einmal wird man sich doch wieder vernünftig zusammensrtzen müssen. Der Wirtschaftskrieg wird sich doch wohl nicht so leicht durchführen lassen, wie die große Masse in En-l"nd glaubt Man lollt sich auch bei uns klar sein, dass man En"i>nd null' o" wirtschaftlichen Gebiete nur durch rücksichtslose Wo' regeln imponieren kann. Wir können mit England nu? dann auf gutem Fuß stehen, wenn wir es genau in der Weise behandeln, wie England uns und der übrigen Welt entgegentritt. Generaldirektor Heineken empfiehlt ein Bundesratsverbot, deutsche Scknfahrtsak ticn an das Ausland zu verkaufen, eb 's wie es heut schon verboten ist, deutsche Schiffe an das Ausland zu verkaufen oder zu vermieten.
Ein englischer Philosoph über den Frieden.
Haag, 18 .Okt. Der gcmaßregelte Professor. Bcrtrand Rüssel» dem verboten worden ist, die unter Belagerungszustand stehenden Gebietsteile Englands zu 1 ^ et:n, wollt« der „Franks. Zeitg." zufolge eine Vorlesung in Glasgow halten, was ihm unmöglich gemacht wurde, da ihm die Bedingung anferkegt wurde, sich lediglich auf allgemein philosophische Themen zu beschränken. Aus einem Brief im „Glasgow Herald" geht hervor, daß Rüssel im Gegensatz zu 09 Prozent der Bevölkerung, wie es in dem Brief heißt, die eine e si'h; reiche Fortsetzung des Krieges wünschen, einen sofortigen Beginn der Friedeusverhandlungen wünscht. Rüssel wirft der Regierung vor, daß ihr Aufrichtigkeit und Staatsklugheit mangele, und daß sie zu sehr die Macht liebe, um den Krieg zu beenden. Er habe zukange in B"-l'n gelebt, um nicht dir guten Eigenschaften des deutschen Volkes zu kennen. Eng. land hätte Deutschland ruhig erlauben sollen, durch Belgien, zu marschieren, da Deutschland alsdann wohl niemals di« Belgier angegriffen hätte. Ein jetziger Abschluß des Friedens würde Belgien befreien. England aber kämpfe nicht '? r Belgien und Frankreich und ebensowenig gegen den Militarismus, sondern für seine eigenen Jntere"em und sichre den Militarismus in England ein. Deutschland, das größere Verluste erlitten habe, als England fei zum Frieden bereit, und wenn England ihn zurückweise, ruhe die Verantwortung auf England. Die Ursachen des Krieges seien: Rußland verlange Konstantinopel und England habe einen eisernen Ring um Deutschland gelegt. Die Deutschen wollten die Befreiung Polens, und England kämpfe dagegen. England aber könne einen dauerhaften Frieden nicht wünschen, da es jetzt vom Wirtschaftskrieg nach dem Kriege rede. Deutschland könne seine Nachbarn nicht lieben, da diese es aushungerten, und das „Lusitania"-Verbrechen sei nicht schlimmer als die Aushungerung der Deutschen. Rüssel glaubt daß die Verbündeten den Frieden wünschen, daß aber England sie durch Eeldunterstützungen zur Fortführung des Krieges ermuntere, wenn auch die Endziele unrühmlich seien. Die Zeitung erwähnt, daß zahlreiche Schüler des berühmten Philosophen in Heer und Flotte für die Redefreiheit Rüssels cintreten, wenn sie auch keineswegs dessen Ansichten beipflichten. — Bemerkenswert ist die Stimme des englischen Philosophen wohl, aber auch belanglos, denn in Englan haben moralische Auffassungen in Bezug auf die auswärtig Politik noch nie welchen Einfluß gewonnen. Man läßt sie zu Wort kommen, aber die Staatsmänner haben die „Psyche" des englischen Volkes immer besser verstanden, wenn sie rü> sichtslos ihr Ziel nach Erweiterung des englischen Mack bereichs verfolgten. Die Schrftl.
Der Einfluß des deutschen Seekriegs auf die englische Handelsflotte.
(WTB.) Kopenhagen, 24. Okt. Das hiesige Handcks- und Schisfahrtsblatt „Börsen" schreibt: Die schwierige La» in die Großbritannien infolge der schweren Verluste der englischen Handelsflotte gekommen ist und die sich sicherlich noch verschlimmern werden, ist gegenwärtig in der englischem