Ein heiteres Fliegerstückchen in ver Dobrudscha.

Berlin, 23. Ott. Von den Glanzleistungen unserer Flie­ger lesen wir fast täglich in den amtlichen Berichten, und wiederholt ist in der letzten Zeit gemeldet morden, daß unsere 'Flieger hinter der feindlichen Linie niedergegangen sind, um unseren Auftrag zu erfüllen. Von großem Wagemut zeugt ein Flug, den kürzlich unsere Marineflieger in der Dobrudscha ausgeführt haben und bei dem auch der Humor zur Geltung kommt. Von Warna aus war ein Marineflugzeug hinter die feindliche Linie geflogen und dort niedergegangen, um einen militä'ischen Befehl auszuführen. Von der uns freundlich gesinnten Bevölkerung hatten die Flieger zwei Schweine geschenkt bekommen. Um nun die kostbare Gabe mit z" ück- zubringen, wurden die beiden Schweine an den Schwimmern festgcbunden und von den Fliegern nach einem 60 Kilom. langen Flug gesund und munter in Warna abgesrtzt wo sie zur Bereicherung der Speisekarte dienten.

Rumänische Ereueltaten gegen die Mohammedaner.

(WTV.) Konstantinopel, 24. Okt. Zwei muselmanische Notabeln aus der Dobrudscha, die wie durch ein Wunder von dort entkommen und hierher gelangt sind, schildern die empörenden Greueltaten, die von den Rumänen nach den Niederlagen von Tutrakan und Dobritsch gegen die Musel manen verübt worden sind. Sämtliche muselmanische Sol­daten des 34. rumänischen Infanterieregiments wurden in den vordersten Schützengräben von Tutrakan postiert, mir Maschinengewehren bedroht und sodann buchstäblich niedsr- gemäht. In Dobritsch wurden zahlreiche Greise, Frauen und Kinder hingemetzelt. Der von dem rumänischen Komman­danten nach der Niederlage erteilte allgemeine Niedermetze­lungsbefehl wurde nicht vollständig ausgeführt, aber die Bevölkerung mehrerer muselmanischer Dörfer wurde getötet. Die Rumänen plünderten die Feldsruchtvorräte und stahlen Arbeitstiere,'Wagen und Möbel.'Auf Befehl der rumäni­schen Regierung wurden 7 muselmanische Notabeln von Gon stanza und 6 muselmanische angesehene Bürger von Mcd- schidie, darunter ein Arzt, ein Professor, der türkische Vize­konsul und sein Bruder, in Tulcea sämtliche Hodschas und andere Notabeln unter Eskorte nach Bukarest gebracht und ihr Vermögen konfisziert. Die Armeen von Eonstanza unu Medschidie zeigten besondere Wildheit. Eine Anzahl russi­scher (?) Offiziere und Soldaten der rumänischen Armee wurden durch Erschießen hingerichtet.

Die Entente-Offensive von Saloniki aus.

Malmö, 23. Okt. Das in Odessa erscheinende serbische BlattStavjanskij Zug" berichtet lautKriegs-Zei­tung", Sarrail habe dem ständigen Kriegsrat der En­tente erklärt, daß vorläufig keine Aussicht bestehe, mit den verfügbaren Truppen namhafte Teile Serbiens zurück zu erobern. Eine Durchschneidung der Eisenbahn­linie BerlinKonstantinopel ließe sich mit den verfüg­baren Truppen unter keinen erreichen.'Min­

destens löO OVO Mann an Nachschub seien erforderlich wenn man mit wesentlich günstigeren Aussichten an die Lösung des bezeichneten Problems denken wolle. Eh" das mazedonische Entente-Heer nicht auf 5*" ^"0 mit der not""7^dioen Ausrüstung an Artiger' un" Munition gebracht sei, könne man Unmöglich erwarten daß die einer ' '"n A-p-ee erreicht würden

Die militärische Kraft der TiiO-i.

Basel. 23. Okt. In denBasler Nachrichten" betont Oberst Egli in seinem militärischen Wochenrückblick: Bemer kenswert ist das aus Paris gemeldete Eintreffen türkischer Trufpen an der Strumafront. Die Türken kämpfen n»n in Armenien, Persien, Mesopotamien, an der ägyptischen Grenze, in Mazedonien, in der Dobrudscha und in Eclftien. Eine solche Verwendung der türkischen Armee hätte man vor kur

z.h nicht für möglich gehalten; sie setzt nt*t nur eine

große technische, sondern auch eine bed"-t"nde innere Eni- wi "g -oraus, an der man wahrlich nicht achtlos vorüber­gehen darf.

' Unsere U-Boote.

(WTV.) London, 23. Okt. Lloyds melden: Die norwegischen SegelschiffeCettou" undGuldens" sind wahrscheinlich versenkt worden. Der norwegische Dam­pferDido" wurde versenkt. Der DampferFart III." aus Christiania und das SegelschiffCook of the Walk" wurden versenkt, die Bemannungen sind gerettet. Der DampferThe Euke" wurde versenkt.

(WTB.) Amsterdam. 23. Dkt. Nach Lloyds-Meldun­gen ist der norwegische DampferFulvie" versenkt worden. Die Mannschaft ist gerettet. Die englischen LeichterGrit" undPrinzeß May" sind versenkt und die Besatzung engerettet worden.

Zum Seekrieg an der amerikanischen Küste.

(WTB.) Berlin, 24. Okt. DasBerliner Tage­blatt" verzeichnet eine Meldung aus Washington, daß nach Meinung dortiger Aemter diö Haltung des deut­schen UnterseebootesU 53" in allen Stadien des dor­tigen Aufenthalts vollkommen korrekt und völkerrecht­lich einwandfrei gewesen fei. Wenn amerikanische Kriegsschiffe dem Unterseeboot Raum zum Torpedieren gegeben hätten, so liege darin keine Neutralitätsver­letzung.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bichmarlt in Herrenbcrg.

Der am 25. Oktober ds. Js. in Herrenberg fällige Viehmarkt findet aus seuchenpolizeilichen Gründen nicht statt.

Calw, 23. Okt. 1916. K. Oberamt: Binder.

Kgl. Oberamt Calw.

Auf die im Staätsanzeiger Nr. 240 (1. Beilage) und im Württ. Wochenblatt für Landwirtschaft Nr. 43 erschienene Bekanntmachung des K. Zentralstelle für die Landwirtschaft vom 6. d. Mts., betreffend die Wiedereröffnung der landwirtschaftlichen Winterschulen werden die beteiligten Kreise hiemit hingewiesen.

Der Staatsanzeiger kann bei den Herren Orts­oorstehern eingesehen werden.

Den 21. Okt. 1916. Regierungsrat Binder.

Die militärische Lage.

Die Engländer und Franzosen setzen mit starken Kräften ihre Anstrengungen fort, die Engländer auf der Linie Le SarsGueudeconrt, die Franzosen im Bereich von Nancourt und südlich der Somme auf der Linie ViachesBarleux. Sie kommen aber nicht durch. Gelingt es ihnen, von Zeit zu Zeit einen völlig zerschossenen Graben zu nehmen, so ist das alles, im Vergleich aber zu ihren ungeheuren Verlusten ' icht viel, und strategisch ist ein solcher Gewinn fast wertlos. Sonst waren schon seit längerer Zeit größere Operationen an anderen Teilen der Westfront nicht festzustellen. Auch im Osten beschränkten sich seit Wochen die größeren Kampfhand- auf den südlichen Teil der Front. Im Raum östlich von Kowel und Wladimir Molynsk, sowie in Ostgalizien nördlich und südlich des Dnjestr griffen die Russen seit Wochen wieder in ihrer massenmörderischen Weise an. Die Verbündeten haben sie aber jedesmal vollständig abgewiesen, ja sie vermochten sogar in Wolhynien durch Gegenstöße Ge­lände zu gewinnen. Auch in der Bukowina und in den Kar­pathen hatten die Rüsten kein Glück mehr. Es heißt zwar jetz', Vrr.stilow treffe wieder Vorbereitungen zu einer neuen, großen und starken, allgemeinen Offensive, die sich gegen LO drmir Wolynsk und Sekul (Nordspitze Galiziens) sowie gegen Lemberg und H.-kicz (am Einfluß der Gnita Lipa -n den Dnjestr), richten solle, und diese Nachricht dürste schon eine gewisse Berechtigung für sich haben, weil die Russen doch gezwungen sein werden, den Rumänen in ihrer immer grö­ßer werdenden Bedrängnis auf irgend welche Art zu Hilfe zu kommen. Mit der Unterstützung durch Generalstabsoifi- zier wie es die Engländer und Franzosen gemacht haben, werden die Rumänen nicht zufrieden sein, denn immer mehr stellt es sich heraus, daß sie angesichts der geringen Unterstützung seitens der russischen Truppen in der Do­brudscha in eine von Tag zu Tag gefährlicher erschei­nende Lage geraten. Die Verbündeten haben in der Do­brudscha einen neuen folgenschweren Sieg errungen. Die rumänische Hauptocrteidigungslinie in der Dobrudscha, die schon zu Fri ^cnszciten stark ausgebaut war, ist i ' ° dem r " F'dgcl von Konstanza bis Murfaltar genommen worden, und auf dem linken Flügel nähern sich die Verbün­deten dem starken Brückenkopf Lernawoda, wo die Eisenbahn KonstanzaBukarest über die Donau geht. In wuchtigen Schlägen sind also die rumänisch-russischen Verbände, die in letzter Zeit bedeutend verstärkt worden waren, aus der Vor- O 'waEobadinuTuzla geworfen worden, und w ist ihnen nicht einmal Zeit gelassen worden, in ihrer Hauptverteidig' 'gsstc^ung re*t Fuß zu fassen. W-n der rechte Flügel, wie unsere Heeresleitung meldet, schon weit über die Hauptsteliung hinaus vorgedrungen ist, so werden sich wohl auch Zentrum und linker Flügel nicht mehr lange halten können, denn es scheint sich allen Anzeichen nach doch um einen rege* "en allgemeinen Rückzug des Gegners zu handeln. Die Linie LernavodaKonstanza ist die kürzeste Verbindung in der Dobrudscha zwischen schwarzem Meer und D :au, weshalb auch hi-r die gegen Bulgarien gerichtete erste Hauptvertcidigungsstelle eingeri O ""urde. K""stanza d die Bahn von dort nach Bukarest vermittelten die Haupt- v- ' rgung Rumäniens vom schwarzen Meer her. Der Ver­lust dieser Linie trifft deshalb die Rumänen auch ''-ss-haft- lich außerordentlich schwer. Wie sich nun die Dinge an den rumänischen Fronten weiterentwickeln werden, das wird von der Stellungnahme der Entente gegenüber den rumänischen Hilferufen abhängen. Es wird sich fragen, ob die Entente noch weiterindirekt" die neuen Bundesgenossen stützen will, durch Fortsetzung der Offensiven im Westen und Südwesten lJtalien) und im Südosten, oder ob die Russen direkte Hilfe schicken und gleichzeitig etwa eine größere Aktion von der Saloniki'ont aus eingeleitet wird. Man darf schon an­nehmen, daß die Alliierten irgend welche Maßnahmen er­greifen werden, um das drohende Verhängnis von Rumänien abzuwenden, denn in allen Ententeländern (mit Ausnahme von Rußland) verlangt die öffentliche Meinung schnellste Hilfe^ Rumänien. An eine durchgreifende direkte Unter­stützung seitens der Entente glauben wir nach den bekannten Vorgängen bezüglich Serbien nicht, es scheint aber, als wolle man von Saloniki aus vorstoßen, womöglich unter der Mitwirkung der durch alle Mittel verstärkten griechischen Revolutionsarmee, und wohl auch stärkerer italienischer Hilfskräfte. Unsere Heeresleitungen haben dieser Eventua­

lität aber schon Rechnung getragen, indem sie die bulgarische Front durch deutsche Truppen verstärkt haben. Die nächsten Wochen werden uns also wohl bemerkenswerte militärische Ereignisse bringen, die sich besonders auf dem Balkan ab­spielen dürsten. Wie vor einem Jahr gegen Serbien werden wir im Westen und Osten in Verteidigung bleiben, während gegen den neuen Gegner die nötigen Kräfte verwendet wer­den dürsten, um ihn unschädlich zu machen, und dadurch den Durchgangsweg zum Orient aufrechtzuerhatten. Aus diesem Grund wird natürlich auch der feindlichen SaloniTarm"» und den Ereignissen in Griechenland ernste Aufmerksamkeit zu­gewendet werden müssen. 0. S.

Von den Neutralen.

Deutschland läßt eine Anzahl spanischer Frachtschiffe nach England zu?

(WTB.) Madrid, 28. Okt. (Funkspruch vom Vertre­ter des Wiener Korr.- Bur.) Deutschlands Zugeständ­nis, spanische Frachtschiffe nach England durchlassen zu wollen, wird von einem Teile der Presse mit Begeiste­rung ausgenommen. Das Ansuchen Deutschlands, von den Westmächten ei» gleiches Zugeständnis zu erwirken, so daß auch nach Deutschland eine gleiche Anzahl Fracht­schiffe durchgelassen würde, veranlaßt einige Zeitungen, das passive Verhalten der Regierung zu kritisieren.

Skandinavien und die Kohlenfrage.

(WTV.) Kopenhagen, 23. Okt. DieNational Tidende" meldet: In letzter Zeit mußte eine Anzahl dänischer Dam­pfer von Kopenhagen nach Malmö und nach anderen süd­schwedischen Häfen fahren, um Bunkerkohlc zu erhalten. Ebenso konnten schwedische Dampfer nach Löschung ihrer La­dung in Kopenhagen keine Bunkerkohle erhalten, sondern wurden nach Schweden verwiesen. Es ist verständlich, daß diese Zustande in Schweden Erstaunen hervorriefen. Die National Tidende" kann über die Ursachen dieser Zustände Mitteilen, daß man in Kopenhagen nur englische Bunker­kohlen hat, die jedoch nur an Schiffe abgegeben werden dür­fen, die die Bescheinigung des dänischen Justizministeriums und der englischen Gesandtschaft vorzeigen. In Schweden sind indessen bedeutende Mengen deutscher Kohlen vo'handen, die an keine besonderen Bestimmungen gebunden sind. Mit diesen Kohlen haben sich verschiedene dänische Schiffe ver­sehen.

Die Antwort König Konstantins auf die letzte Entente­note.

(WTB.) London. 23. Okt. Das Reutersche Bureau meldet aus Athen von sehr verläßlicher Seite, daß der König zugeftimmt habe, alle Maßregeln zu ergreifen, die zur Sicherung der Basis des Generals Sarrail not­wendig seien, daß er aber die Zurückziehung der thessa- lischcn Truppen nach dem Peloponnes nicht als dazu notwendige Maßregel ansehe. Der französische Militär- attachee habe darauf seine Note zurückgezogen, um die maßgebenden Stellen von den Einwänden des Königs in Kenntnis zu setzen. .

Griechenland nimmt weitere EntentesorDerungen an.

(WTB.) Bern, 24. Okt. Das PariserJournal" meUet aus Athen, die griechische Regierung habe die formelle Ver­pflichtung übernommen, die Refervistenverbände aufznlöscn. Ferner habe die Regierung eingewilligt, alle zwischen 33 und 40 Jahren stehenden Leute sofort und den Jahrgang 1911 am 15. November zu entlassen. Der Jahrgang 1916 soll nabt einberufen werden.

(WTB.) Berlin. 24. Okt. Aus Rom wird lautBerl. Tageblatt" gemeldet, daß die grie-*ftsche Regierung die wrch- tige Eiftn-^hulinie LarissaLamiaVelo der Entente aus- geliefert habe. Die Entente fordere ferner die Entfernung der Garnisonen aus den genannten Stäben.

Ernste Zusammenstöße in Athen.

Berlin, 24. Okt. Aus Kopenhagen wird demBer­liner Lokalanzeiger" berichtet: Nach einem Pariser Te­legramm kommt es täglich zu ernsten Zusammenstößen in Athen zwischen der Bevölkerung und der französische« Polizei, wobei es nicht selten Tote und Verwundete ge­geben habe. Am Samstag Nacht am es wiederum zu einer förmlichen Schlacht, wobei es 12 Tote, darunter 8 Franzosen, gab. Ferner wurden 3 Franzosen und 2 Anhänger Venizelos schwer verletzt.

Die Revolutionsregierung in Griechenland.

(WTB.) Saloniki, 23. Okt. (Reuter.) Eine Ab­teilung italienischer Alpini ist vorgestern hier angekom­men. Die provisorische Regierung hat die Mobil­machung der Jahrgänge 1913 und 1914 in Neu-Maze- donien, auf Kreta und auf den Inseln des Archipels beschlossen. Ferner werden die Rekruten des Jahrgan­ges 1916 aufgerufen werden. Die nationale Bewegung breitet sich trotz des Terrorismus der Reservisten und Eunaristen langsam nach Thessalien aus. Die Anhänger von Venizelos haben in dieser Provinz zweifellos die Mehrheit. .

(WTB.) BeBrlin, 24. Okt. Nach einer Depesche des Berliner Lokalanzeigers" aus Haag meldet dieMorning Post" aus Athen, die Negierung Venizelos in Saloniki sei eifrig tätig, sich auch eine Flotte zu schaffen, die bis jetzt aus dem KreuzerHydra", dem TorpedobootThetia" und 2 Torpedobootsjägern bestehe, die im Hasen von Saloniki liegen.