Nr. 249.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

91. Jahrgang.

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Dienstag, den 24. Oktober 1916.

BezuaSurerS

Der Sieg in der Dobrudscha.

D!e Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die amtliche deutsche Meldung.

T>" Setzung der heftigen feindlichen Angriffe an der Somme.

Konstanza genommen.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 23. Okt. (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalseldmarschalls Kronprinz Rupprecht von Bayern: Mit unverminderter Stärke gingen gestern die gewaltigen Artillcriekämpfe auf dem nörd­lichen Ufer der Somme weiter. Vom Nachmittag bis tief in die Nacht hinein griffen zwischen Le Sars und Les Boeufs die Engländer, anschließend bis Nancourt die Franzosen mit sehr starken Kräften an. Unsere tapfere Infanterie, vortrefflich unterstützt durch die Artillerie und Flieger, wies in ihren zusammengeschos­senen Stellungen alle Angriffe blutig ab, nur nord­westlich von Sailly ist der Franzose in einen- schmalen Grabenrest der vordersten Linie bei Nachtangriffen eingcdrungen. Südlich der Somme gelang am Vormittag unser Vorstoh im Nordtcile des Ambros­waldes nördlich von Chaulnes. Heute nacht ist dort be­fehlsgemäß unsere Verteidigung ohne Einwirkung des Feindes in eine östlich des Waldstückes vorbereitete Stellung gelegt worden.

Front des deutschen Kronprinzen: Zwi­schen Argonnen und Wocvre war das Artilleriefeuer lebhaft. Nahe der Küste, im Somme- und im Maas- gcbiet sehr lebhafte Fliegertätigkeit, 22 feindliche Flug­zeuge sind durch Luftangriff und Abwehrfeuer abgcschos- sen, 11 Flugzeuge liegen hinter unfern Linien. Haupt­mann Völke bezwang seinen 37. und 38., Leutnant Frankel seinen 14. Gegner im Luftkampf. Flugzeuge des Feindes bewarfen Metz und Ortschaften in Loth-' ringen mit Bomben; militärischer Schaden ist nicht en- standcn, wohl aber starben 5 Personen und erkrankten 7 weitere infolge Einatmung der den Bomben ent­strömenden giftigen Gase.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalseldmarschalls Prinz Leopold von Bay­ern: Auster zeitweilig lebhaftem Feuer westlich von Luck und der jetzt durchgefiihrten gänzlichen Ver­treibung der Russen vom Westufer der Narajowka keine besonderen Ereignisse.

Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Karl: Kein Nendernng der Eesamtlage. Im Predeal- past machten wir 88V Rumänen, dabei K Offiziere, zu Gefangenen.

Balkan kriegsschau platz. Front des Ee- neralfeldmarschalls von Mackensen: Trotz strömendem Neo n bei aufgeweichtem Boden haben in unermüd­liche- - schnellen Nachdringcn die verbündeten Truppen in der Dobrudscha, einzelnen Widerstand brechend, die Bahnlinie östlich von Murfatlar weit überschritten. Konsta n z a ist genau 8Wochen nach der Kriegserklärung Rumäniens von deut­schen und bulgarischen Truppen gen om­ni e n. Auf dem linken Flügel nähern- wir uns Cer- navoda

Ein Marineflugzeug landete weit im Rücken des zurüikflntenden. Feindes, zerstörte 2 Flugzeuge am Bo­den und kehrte unversehrt zurück.

Mazedonische Front: Im Cernabogcn ist durch Angriffe der deutschen und bübischen Truppen der Feind in die Verteidigung getreten. Oestlich des Wardar scheiterte ein nächtlicher Vorstoh gegen deutsche Stellungen.

Der erste Gcneralguartiermeitter: Ludendorff.

Flugzeugkämpfe.

(WTB.) Berlin, 23. Okt. Amtlich wird mitgeteilt: Am 22. Oktober, morgens, erfolgte ein Angriff feind­licher Wasserflugzeuge auf unsere ostfriesischen Inseln. Der Angriff verlief ergebnislos. Es ist keinerlei Scha­den angerichtet. Am 22. Oktober, nachmittags, be­legte eines unserer Marineflugzeuge den Bahnhof und die Dockanlagcn von Scheernch in der Themsemündung erfolgreich mit Bomben.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Der englische Bericht.

(WTB.) London, 22. Aug. Amtlicher Bericht vom 22. Oktober vormittags: Unse Angriff hatte gestern grohen Er­folg und alle Ziele wurden erreicht. Es wurden über 800 Deutsche gefangen, und weitere langen an. Man hält unsere Verluste für leicht. Während der Nacht machte der Feind keinen Versuch, das genommene Gelände wieder zu gewinnen. Amtlicher Bericht vom 22. Oktober abends: Am frühen Morgen unternahm der Feind einen entschlossenen Angriff auf die Schwabrnschüuzr. Er wurde überall zurückgewicsen. mit Ausnahme von zwei Punkten, wo er in die Laufgräben eindrang, aber sofort wieder daraus vertrieben wurde, und 5 Offiziere, 79 Mann an Gefangenen und viele Tote zurück­liest. Wir griffen mit Erfolg eine 5000 Pards lange Front zwischen Schwabenschanze, und Le Sars an und rückten um 300 bis 500 Parks vor, nahmen Laufgäben in der Gegend der Stusfschanze und einen vorgeschobenen Posten nordnord­östlich der Schwabcnschanze. Es wurden einige hundert Ge­fangene gemacht. Die Flugzeuge bewarfen die feindlichen Verbindungslinien mit Bomben, griffen einen wichtigen Eisenbahnknotenpunkt und ein Munitionsdepot an und brach­ten vier Waggons zum Entgleisen. Drei feindliche Flugzeuge wurden zerstört und viele zum Landen gezwungen. Zwei un­serer Maschinen werden vermißt.

(WTB.) London, 23. Okt. Heeresbericht vom 22. Okt. abends: Die Gesamtzahl der bei den gestrigen Operationen zwischen der Schwabcnschanze und Le Sars gemachten Ge­fangenen ist auf 1018, darunter 19 Offiziere, gestiegen. Der Feind liest heute in aller Frühe südlich von Ppern zwei Mi­nen springen und besetzte den Rand der Trichter, wo er un­aufhörlich beschaffen wurde.

Eine französische Stimme zur Somme-Osfcnsive.

Genf, 23. Okt. General Verraux erklärt in der Zeitung l'Oeuvre": Seit Beginn der Somme-Offensive hört das Publikum täglich von glänzenden Siegen. Die Entscheidung aber bleibt aus. Dadurch sei die Bevölkerung abgestumpft und ungläubig geworden. General Verraux fordert die Hee­resleitung auf, sie möge offen erklären, warum in Sailly und Saillisle keine Gefangenen gemocht worden wären, während die französischen Verluste beträchtlich gewesen seien. Die Deutschen verständen es vortrefflich, ihre Verluste in ge­ringem Umfang zu halten. Eine Entscheidung könne ange­sichts des heranrückendcn Winters an der Somme-Front nicht mehr fallen. Es sei daher eine andere Lösung notwendig.

Bon der rumänischen Front.

London, 23. Okt. Laut Züricher Blätter melden die Times" aus Bukarest, daß sich die Lage der rumänischen Truppen auf den ficbenbürgischen Grenzkämmen zwar etwas gebessert habe, daß jedoch die Gefahr keineswegs beseitigt sei. Die Rumäne,, verteidigen sich mit Hilfe von brennenden Petroleumfäffern, welche sie die Abhänge hinunter»»««».

Ein rumänischer Kronrat.

Wien. 23. Okt. DasNeue Wiener Journal" meldet aus Budapest: Die ZeitungAlkotmani" be­richtet aus Lugano: Nach einer Vukarester Drahtung wurde auf Veranlassung Bratianus und Averescus ein Kronrat im rumänischen Hauptquartier abgchal-

ten. Averescu unterbreitete nach einer lleberficht über die Kriegslage einen Antrag, der folgendes enthielt: Die rumänische Armee soll sich bis zur Grenze in die Defensive zuriickzichen und erst wieder ihre Ofsensiv- tätigkeit aufnehmen, wenn die Russen Kowel und Lem­berg eingenommen hätten. Dann müsse auch der Einfall in Siebenbürgen wiederholt werden. Der französische und ruffische Militärbevollmächtigte pflichteten diesem Antrag bei. Peter Carp sprach sich gegen ihn aus. Er stellte einen anderen Antrag, nämlich, man solle aus Grund des Statusquo mit dem Feind Frieden schlichen. Allein er wurde überstimmt. Averescus Antrag wur" angenommen.

Rumänische Nlarmrufe.

(WTB.) Berlin, 24. Okt. Das Prcstamt des rumnui- scheu Kriegsministeriums gibt Zeitungstclegramme weiter, in denen es heißt: Die Deutschen verfolgen außer milll' scheu Erfolgen auch das Ziel, sich eines Teils der ihnen not­wendigen Produkte, besonders Benzins, Erdöls und Ma schinenöls zu bemächtigen. Rumänien vermöge n-^, dem an Zahl überlegenen Feind zu widerst:":». Ein weiteres Znrückweichcn muffe die ruämnische Armee in e«--? ä- i-cr't kritische Lege bringen.

Constanza.

Die Eroberung von Eonstanza beraubt NuMünstn seines wichtigsten Handels- und Hafenplatzes, dem sei­nerzeit durch die Annexion der Dobrudscha eine hervor­ragende Stelle im Verkehrsleben dieses Reiches Ange­wiesen wurde. Damals erwarb die rumänische Regie­rung die englische Bahnlinie Constanza-Cernawoda und hierdurch kam auch- der alte rumänische Plan einer Donaubrücke zur Ausführung, die nicht, wie früher be­absichtigt, bei Eiurgiu nach Bulgarien, sondern bei Lernawoda geschlagen wurde. So war Eonstanza mit einer rein rumänischen ununterbrochenen Bahnzufuhr versehen und konnte mit dem alten Hafen Warna in Wettbewerb treten. Gleichzeitig baute man die Hafen­anlagen modern und großzügig aus. Welchen Wert Ru­mänien gerade auf Eonstanza legte, geht am deutlich­sten daraus hervor, daß für die Bassin-, Lade- und Sta­pel-Anlagen bis zum Jahre 1912 70 Millionen Lei aus­gegeben waren, während man für ähnliche Anlagen in Ealatz nur 30 Millonen aufwendete. Schon als Römer­kolonie wurde der Wert von Constanza geschätzt, und in byzantinischer Zeit bis in das ausgehende Mittelalter bewahrte es seine Bedeutung, ging dünn jedoch-Lis aus 5000 Einwohner im Jahre 1879 zurück. Seitdem ist die Einwohnerzahl wieder auf 30 000 gestiegen. Während der Hafen 1895 noch knapp vier kleine Schiffe aufneh­men konnte, besitzt er heute 60 Hektar Bassins von 8,25 Meter mittlerer Tiefe und weitere 14 Hektar Außen­hafen. 60 Kilometer Kaibahnen sind vorhanden, 68 Hektar Kais bieten Raum für Zerealien und Erdöl, 24 Hektar stehen für Stückgüter zur Verfügung. Der Hafen wurde ferner mit elektrisch betriebenen mecha­nischen Ladevorrichtungen für Getreide und Erdöl, mit Ventilations-, Ncinigungs-, Misch-Apparaten und' mit Speichern, Reservoirs, sowie mechanischen Transport- Vorrichtungen allcrmodernster Konstruktion versehen. Der Handelsnrert des Hafens ist daran zu messen, daß der Umsatz von 72 000 Tonnen im Jahre 1879 auf 1 300 000 Tonnen im Jahre 1911/12 gestiegen ist, wo­von rund 500 000 Tonnen auf Zerealien und 579 000 Tonnen auf Erdölprodukte entfallen. Auch die staatli­chen Einnahmen, die aus Constanza flössen, waren groß, da die Zolleinlünfte z. V. im Jahre 1913 6 Millionen Lei überstiegen. Der See-Export des wichtigsten rumä­nischen Produktes, nämlich des Erdöls, wurde ganz nach Constanza gelenkt, das der Handels- wie der Kriegs­marine Rumäniens fast als einziger Stützpunkt dient.