Amtliche Bekanntmachungen.
K. Ev. Bez.-Schuliimtrr Nagolb/Neuenüürg/Calw.
Veinatz Erl. v. 17. Ott. d. I. wird den Lehreren, die Obstkernsammlungen veranstaltet haben, mitgeteilt, daß die Kerne 1. getrennt, d. h. Kirsch-, Zwetschgen- und Kürbiskerne je für sich, 2. gereinigt und getrocknet, 3. mit Gewichtsangabe an eine der 3 Hauptsammelstellen (z. B. Stuttgart, Ausstellungsgebäude, Kanzleistraße 28) abzuliefern sind.
Den 20. Ott. 1916.
Schulrat: Schott. Bez.-Sch.-Jnsp. Vau mann.
. rrartofsel Versorgung.
Da demnächst eine Bestandsaufnahme für Kartoffeln stattsindet, wird in vorläufiger Weise für den Bezirk ein Ausfuhrverbot für Kartoffeln erlassen. Auch aus Grund gültiger Bezugsschc.ne dürfen Kartoffeln bis auf Weiteres aus dem Bezirk nicht mehr aus- gefiihrt werden.
Die Herren Ortsvorsteher werden beauftragt, dieses Verbot in ihrer Gemeinde ortsüblich bekanntmachen zu lassen, die bei den Schultheißenämtern eingekommenen Bezugsscheine aus ihre Gültigkeit zu. prüfen, insbesondere ob ihre Ausstellung vor dem 30. September d. I. erfolgt ist und sofern es sich um ungültige Bezugsscheine handelt, diese alsbald der Landeskartosfelstelle zu übersenden.
.Für die gültigen Bezugsscheine wird die Ausfuhr spät'.r -wieder freigegeben.
Calw, den 19. Ott. 1916.
K. Oberamt: Binder.
Haferversütterung.
Dem Oberamt ist bis 25. Oktober d. I. zu berichten, für wie viele
Arbeitsochsen. ^
Zugkiihkr
Zur Hebung des Rubelkurses.
(WTB.) Petersburg, 23. Oktober. Der Ministerrat hat beschlossen, die Einfuhr aller Luxusartikel und aller ^ Erzeugnisse der Feinschmeckerkunst nach Rußland zu verbieten.
Das Urteil im bulgarischen Hochverratsprozeß.
(WTB.) Sofia, 22. Okt. Der Prozeß des Closieres, der am 6. September vor dem Kriegsgericht begannen hatte, ist gestern zu Ende gegangen. Ehenadiew ist wegen Hochverrats zu 10 Zähren Zwangsarbeit, die angeklagten Sobranje- mitglieder und die nicht den Handelskreisen angchörenden Angeklagten sind zu 8 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Die dem Kaufmannsstand angehörenden Angeklagten wurden freigesprochen.
(WTL.) Sofia. 22. Okt. Ueber das Urteil im Prozeß Ghenadiew und Genossen wird weiter gemeldet, daß sich! unter den zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilten Abgeordneten ^ Ehenadiews Bruder Paul, sein Schwiegervater Malatsche und der Führer der Agrarier, Terlakow, befinden. Die Angeklagten wurden für schuldig befunden, von dem französischen Agenten de ClosiLres unter dein Vorwand eines Ee- treidegeschäfts 21 Millionen angenommen, bezw. in seinem Auftrag verteilt zu haben, um die Regierung Nadoslawow zu stürzen und ein der Entente freundliches Ministerium ans Ruder zu bringen. Die Verurteilten, außer dem an Blutvergiftung erkrankten Ehenadiew, wurden sofort abgeführt. Das Urteil wird nach 21 Stunden rechtskräftig, wenn es nicht vom Kriegsministerium umgestoßen wird.
Typische Balkansprichwörter.
Die „Frkf. Ztg." bringt folgenden Vorrat an orientalischen Sprichwörtern, denen man die Kultur schon von außen ansieht:
Wenn dir jemand deine Frau stiehlt, so stelle dich blind. (Türkisch.)
Ein eifersüchtiger hat mehr Sorgen als ein Armenier Läuse. (Türkisch.)
Ein Unüberlegter wirft das Salz auf den Mist und i streut Dünger auf den Braten. (Türkisch.) ^
Allzu bissige Hunde und allzu freundliche Frauen soll man an der Kette halten (Türkisch.)
Aus Stadt und Land.
Calw, den L3. Oktober 1916.
Das eiserne Kreuz.
Das eiserne Kreuz hat erhalten: Unteroffizier Ludwig RaU, Kaufmann in Neuweiler, im Landst.-Jnf.-Reg. N.r 13.
Unteroffizier Kusterer aus Dennjächt, früherer Hirschwirt in Unterhaugstett, beim 1. Landw.-Feld-Art.-Rcg. im Osten, hat das eiserne Kreuz 2. Klasse, die württ. Verdienstmedaille und den Armeeorden Woyrsch erhalten. ,
Kriegsauszeichnung.
DU silberne Verdienstmedaille hat erhalten:' Kanonier Friß Lleeger, Sohn des «erst. Joh. Georg Secger in Neu- weilcr» im Nes.-Art.-Reg.. Nr. 29,
Krieg- Verluste -e- O-eramtS Calw.
Aus dm wifttlemberqischen Verlustlisten Nr. 483 und 484.
Gebirgs-Dataillo».
Zeiler, Friedrich, Stammheim, gch
Zuchtbullen»
Ziegenböcke
die für diese Tiergattungen destimmten Haferrationen in Anspruch genommen werden.
Fehlanzeige ist zu erstatten.
Calw, den 21. Okt. 1916.
K. Oberamt: Binder.
K. Oberamt Calw.
Auf die im „Sta-atsanzeiger" Nr. 240 erschienene Bekanntmachung der Eemüsekonservenkriegsgesellschnst! m. b. H. vom 25. September 1916 betreffend Höchstpreise j für Konserve« werden die beteiligten Kreise hiemit i hingewiesen.
Der „Staatsanzeiger" kann bei den Herren Ortsvorstehern eingesehen, werden.
Den 19. Oktober 1916. Regierungsrat B ind e r.
Verfügung des Ministeriums des Innern Uber den Verkehr mit Bodenkohlraben (Kohlrübe») (Staatsanz. Nr. 210 ) Auf Grund der 88 12 und 15 der Verordnung des Bun- ^ desrats über die Errichtung von Preisprüfungsstellen und die Versorgungsregelung vom 25. September/1. November
1915 (Reichs-Eesetzbl. S. 697 und 728) sowie in Ergänzung der Verfügung des Ministeriums des Innern über den Ver- i kehr mit Gemüse und Obst vom S. Juni 1916 (Staatsanz. Nr. 131 S. 1021) wird verfügt:
8 1. Vodenkohlraben (Kohlrüben) dürfen unbeschadet der Vorschriften in §8 3 und 8 der Verordnung des Stellvertreters des Reichskanzlers über die Verarbeitung von Gemüse vom 5. August 1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 911, Staatsanzeiger Nr. 212 S. 1639) in Verbindung mit der Bekanntmachung des Präsidenten des Kriegsernährungsamts über den Einkauf von Kohlrüben und Grünkohl vom 25. August
1916 (Reichs-Eesetzbl. S.967, Staatsanzeiger Nr. 212 S.! 1639) nur durch die Vermittler abgesetzt und gekauft wer-j
In a»terir-Regime«t Nr. 180, Tübingen-Bmünd.- ^
Kern, Jakob, Liebelsberg, gef—Schmid. Gottlob, Dachtel, gef. — Schmid, Eugen, Wcilderstadt, O.-A. Leonberg, gef. - Hahn, Ernst, Ostelsheim, l. verm. — . Lutz,Michael, Breitenberg, schm. verw. — Nonnemann, ' Ulrich. Oberreichenbach. i. verw.
Vaterländischer Abend.
* Der Ausschuß für vaterländische Veranstaltungen hatte die Einwohnerschaft für Samstag wieder zu einem vaterländischen Abend im „Badischen Hof" ein- , geladen. Der Vorsitzende, Negi:rungsrat Binder, be-: grüßte die zahlreich erschienenen Männer und Frauen, j wobei er auch zugleich auf den Zweck der Veranstaltung hinwies, in der'ernsten schweren Zeit der mit der Not und den Sorgen des Krieges kämpfenden Einwohnerschaft Gelegenheit zu geben, sich von Zeit zu Zeit über den rauhen, harten Alltag des Kampfes hinauszuheben zu den Höhen vaterländischen Fühlens und Denkens, damit auch uns daheim immer wieder ins Gedächtnis gerufen werde, warum und wofür wir kämpfen und leiden. Der Redner gab dann der .ude Ausdruck über das freundliche Angebot von Prof. Dr. v. Blume, dem derzeitigen Rektor unserer Landesuniversität, der sich gleich den meisten unserer geistigen Führer in den Dienst des Vaterlandes gestellt habe, um Aufklärung und Verständnis im Volk für die Bedeutung dieses Krieges zu verbreiten. Die nachfolg7::de Rede .on Professor Dr. v. Blume erfüllte denn auch den Zweck der Veranstaltung in hohem Maße. In klarer, gemeinverständlicher, volkstümlicher Darstellung gab der Redner ein scharfes Bild von den Gründen, die zu diesem Krieg geführt haben, und leitete daraus die Notwendigkeit für uns her, auszuhalten bis zum endgültigen Sieg. Die tiefgründigen Gedanlengänge seiner Ausführungen bewegten sich etwa in folgender Richtung:
Sieg auf Sieg hat uns der Krieg bisher gebracht, aber der Sieg ist noch nicht errungen. Und wenn, mancher unter uns vielleicht meinen sollte, jetzt ist cs genug, im Hinblick auf allere Not und all d.,s Ech..:>L das hier und dort der Krieg uns gebracht hat, so sollten wir uns vorstellen, was unsere Feind gegen uns im Schild führen, und der feste Entschluß, daß Deutschland nicht verloren gehen darf, wird uns die Kraft zu treuer vaterländischer Pflichterfüllung geben. Es geht um Deutschland, Dasein, das muß sich jeder zurusen, wenn er meint, schlaff zu werden. „Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen", hat ein schlichter deutscher Arbeiter im Gefühl der Bedeutung des Augenblicks im August 1914 gesungen, und niemand wird sich wohl in seinem Opfermut von diesem einfachen Mann aus dem Volke beschämen lassen wollen. Wir haben den Krieg nicht gewollt, aber wir sind stets ein Volk gewesen, der zu schlagen wußte, wenn es sein mußte. Kriegslust und Eroberungssucht wird .man uns nicht nachsagen können. Was die Ursachen dieses Krieges anbelangt, so wird man nicht wohl sagen können, daß dieser oder jener der Staatsmänner, die den Krieg gegen uns in Szene gesetzt haben, direkte persönliche Schuld dabei gehabt haben. Heute liegt die Entscheidung über einen Krieg nicht bei einem einzelnen Staatsmann, dem es gerade einfällt, aus persönlichen
den, die Nach 8 7 der Verfügung des Ministeriums ves Innern über den Verkehr mit Gemüse und Obst vom 9. Juni 1916 von der Landesversorgungsstelle zu bestellen sind.
Ausgenommen von dieser Vorschrift sind Verkäufe und Käufe über Mengen bis zu 3 Zentner, Käufe jedoch nur, soweit die von dem Käufer für das ganze Wirtschaftsjahr gekaufte Menge nicht mehr als 3 Zentner beträgt
8 2. Vodenkohlraben dürfen nur nach dem Gewichte gehandelt werden
8 3- Die Landesversorgungsstelle kann Anordnungen über die Leim Verkauf durch den Handel einzuhaltenden Preise treffen.
8 4. Soweit sich aus Vorstehendem nichts anderes ergibt, finden'auf den Verkehr mit Vodenkohlraben die Vorschriften der 88 6 bis 18 der Verfügung über den Verkehr Mit Gemüse und Obst vom 9. Juni 1916 unbeschadet der in 8 1 bezeichneten leichsrechtlichen Vorschriften entsprechende Anwendung
8 5. Wer sich gegen die Vorschriften dieser Verfügung und die auf sie gegründeten Anordnungen verfehlt, wird nach 8 17 Ziff. 2 der Bundesrats-Verordnung vom 25. Scp- tember/1. November 1915 (Reichs-Eesetzbl. S. 607 und 728) mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 bestraft
8 6. Diese Verfügung tritt mit dem Tage ihrer Verkündung in Kraft.
Stuttgart, den 13. Oktober 1916.
Fleischhauer
Die Schultheißtuämter, in deren Gemeinden ein Verkehr mit Vodenkohlraben (Kohlrüben) stattfindei, Halm die Vorschriften dieser Verfügung in der Gemeinde ortsüblich be- kanntmachen zu lassen.
Calw, den 16'Okt. 1916.
K. Oberamt: Binder.
eigensüchtigen Gründen Krieg zu führen. Der Krieg wäre gekommen, wenn auch noch so viele ihn nicht gewollt hätten. Er lag im ganzen Aufbau Europas se tief begründet, daß er kommen mußte, wenn Deutschland nicht freiwillig von der Stellung abtrat, die es sich durch seine Arbeit in der Welt seit mehr als 40 Jahren erworben hatte. England, Rußland und Frankreich waren auf Deutschlands Kosten groß geworden, zu einer Zeit, da „Deutschland noch Bier trank und Musik machte", wie Lord Noseberry so schön die friedliche Stimmung des deutschen Volkes kennzeichnetc. Seit Bismarck aber stieg d-s Mißtrauen der jetzigen Ententemächte gegen uns auf, und nach den Erfolgen von 1870/71 war der Krieg eigentlich schon da, der jetzt erst ausgebrochen ist. Es ist bekannt, diß Bismarck, ganze: Lebenswerk seit 1871 der Abwendung der stets befürchteten Koalition galt, wie sie heute den Bestand unse res Vaterland bedroht. Als England zum Krieg schritt, glaubte es. angesichts einer solchen Uebermacht werde es ein halbes Jahr gehen, bis Deutschland niedsrge- rungen. würde. Dann wollte man Deutschland die Hand reichen, um es wieder gegen den nächsten Kcnkur"enten benützen zu können. Aber die englische Rechnung war falsch, und heute bedroht Deutschland die englische Weltmacht, die die Söhne Albions durch den Krieg zu festigen gedachten. Als die Engländer das aber sahen, da spannten sie alle Kräfte an, und mit der ihnen eigenen Zähigkeit und Ausdauer verfolgen sie nun das Ziel, Deutschland zu vernichten, weil cs für sie kein anderes Ziel mehr geben kann, denn wenn England (worauf wir schon verschiedentlich hingewiesen haben), nicht den Sieg davon trägt, so ist cs mit der bisher behaupteten englischen Weltherrschaft aus. Deshalb ist der heutige Krieg nicht ein Krieg wie früher, der mit einem großen Sieg einigen k.nnte, 'Lr England " e« heute um die Weltherrschaft, für Frankreich um seine ganze Zukunft, für Rußland mindestens um seine gegenwärtige Staatsvcrfassung. So wie sich jetzt in den gegnerischen Staaten die Verhältnisse gestaltet haben, können die am Ruder stehenden Staatsmänner gar nichts anderes machen, als ihre Völker-bis zur letzten Kraftentsaltung entspannen, denn siegen wir heute, so sind die feindlichen Regierungen morgen gestürzt. (Und eine Friede im jetzigen Augenblick würde eben, was ja auch die Herren Asquith und Lloyd George zugegeben haben, für die Entente eine Niederlage bedeuten.) Deshalb wird unser« Feinden auch zum dritten Mal kein Friedensangebot mehr gemacht werden, und das umsoweniger, als ja erst vor kurzem der französische Ministerpräsident Briand und der englische Kriegsmiuister Lloyd George die Absicht der völligen Niederwerfung Deutschlands kundgegeben haben.
Daß cs um Deutschlands Dasein geht, das wissen die draußen an der Front, sonst könnten sie das, was sie in den letzten 3 Monaten ausgehalten haben, nicht leisten. Wenn man von denen hört, die an der Somme dabei gewesen sind, was von ihnen verlangt wurde, so möchte man meinen, das geht über die menschliche Kraft. Und doch haben sie es geschafft, weil jeder seine Pflicht tut, und in jedem der Gedanke liegt: Hier kommen sie nicht durch. Diesen Sommer war doch mancher verzagt ob des gewaltigen gemeinsamen Ansturms, und