Von Versailll
Von Reichsminister a.
Den Besiegten braucht nmn sein Wort nicht zu halten, war schon im Altertum gallische Moral. Auf Grund der 14 Wilsonschen Punkte haben wir uns zum Frieden bereit erklärt. Schon im Vorfrieden, dem Waffenstillstanösver» trag von Compiegne, auf Grund dessen wir die Waffen niederlegten, mußten wir auf wesentliche Punkte verzichten. Und das endgültige Friedensdiktat von Versailles war die schamlose Verleugnung des im Vorfrieöensvertrag Vereinbarten, war ein Rechts- und ein Vertrauensbruch unerhör. tester Art. Aber auch ihn hat man uns nicht gehalten; hat ihn fortgesetzt aufs Schnödeste verletzt, uns die Erfüllung der auferlegten Lasten unmöglich gemacht.
Der Dawesplan brachte uns, obgleich er unsere Zahlungen, die nach dem Vertrag von Versailles in 30 Jahren nach Ratifizierung ihr Ende finden sollten, bis 1W1 verlängerte, wenigstens eine Sicherung und einigermaßen stabile Verhältnisse. Er baute sich aus der Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf. Die Zahlungen sollten aus den Ueberschttssen der deutschen Wirtschaft, d. h. aus denen der Ausfuhr über die Einfuhr und denen der deutschen Arbeitsleistung für fremde Rechnung erfolgen. In den fünf Jahren seines Bestehens hat sich herausgestellt, daß die wirtschaftlichen Voraussetzungen irrig waren. Solche Überschüsse traten nicht ein; unsere Zahlungsbilanz wurde von Jahr zu Jahr passiver: die Zahlungen an die Gläubiger konnten lediglich aus den Krediten des Auslandes transferiert werden. Versiegt« dieser Kreditstrom, so mußte der Transferschutz wirksam werden. Schon vorher war er freilich durchlöchert worden, indem die deutschen Sachlieserun. gen ebenso wie die unter den recovery acts erfolgenden ihm entzogen wurden, wodurch sein Inkrafttreten wesentlich hinausgeschoben wurde.
Im laufenden Jahr versiegten die Auslandskredite, der Goldabfluß der Reichsbank erreichte einen gefährlichen Umfang. Mit Diskonterhöhungen und Kreditrestriktionen, die di« deutsche Wirtschaft schwer schädigten, mußte sie sich dagegen wehren. Der Reparationsagent aber transferierte ruhig weiter. Doch es war klar, daß das bald sein Ende finden würde. Als sie zum ersten Male funktionieren sollte, wurde Deutschland zugenurtet, auf die Transferschutzklausel zu verzichten. Als es sich dagegen sträubte, tst es der Sabotierung aller Verständigungsversuche verdächtigt worden.
Im Friedensvertrag steht kein Wort davon, daß das Deutsche Reich für die Kriegsschulden der Alliierten untereinander und gegen Amerika aufzukommen habe. Jetzt war das selbstverständlich; seine Zahlungen wurde« dazu um 21 Jahre verlängert. Die Pariser Sachverständigenkommis. sion sollte die deutsche Leistungsfähigkeit prüfen. Sie hat sich dieser Aufgabe entzogen. Ihr lag ja der Bericht Parker Gilberts vor. Daß dieser von JrrtSmeru strotzte, von der wirtschaftlichen Entwicklung völlig desavouiert war, genierte sie nicht. Die „Sachverständigen" der Alliierten fühlten sich nicht als solche, sondern als die Anwälte ihrer Länder bzw. Regierungen. Wirkliche Sachverständige, wie beim Morgankomttee, von den Deutschen und den beiden Amerikanern abgesehen, gab es nicht. Keinen aus einem neutralen Land, keinen aus den Kreisen der Wissenschaft. Nicht was Deutschland leisten könne, wurde geprüft und festgesiellt, sondern was es leisten müsse, um die Ansprüche der Gläubigerstaaten zu befriedigen. Me Dachverständigenkonserenz wurde ein« politische.
Was hätten wir — bei Nichtwirksamwerden der Transferklausel infolge weiterer Auslandskredite — nach dem D a° wesplan zu zahlen gehabt? Nicht nur W00 Millionen Reichsmark jährlich, sondern auch zusätzliche Zahlungen aus Grund des grotesken Wohlstandsindexes. Bei jährlicher Steigerung um 1 vH. würde di« Jahresleistung in 35 Jahren auf 3F Milliarden anwachsen. Freilich eine sehr gewagte Rechnung, da bet dem ab 1934 bevorstehenden Bevölkerungsrückgang und der angesichts solcher Belastung un.
Der goldene Mantel.
Roman von Heinz Wette«, l»^ KoMkm<lienst Vigo, Vsrllo V 30,
<51. Fortsetzung^
Er hebt die Kanne und nimmt einen tiefen Schluck. Mit weit vorgestreckten Händen weicht Ulpianus bis an die Wand zurück. Ein feiner Schwefelgeruch steigt ihm in die Nase und auf der Stirn deS Wechslers steht er zwei kleine Hörner aufwachsen. Ist ihm nicht immer ausgefallen," daß der dicke Deuschltn eine» Fuß nach- fchleppt? Ein ganz klein wenig nur?
bavuuu l LataaLs i klömme katrir et
küü et Lpiritus SLvcttl ^paxe Lstsuss!"
Deuschlin lacht, bis er, kirschrot im Gesicht, in seinen Sessel zurückfällt.
„Ihr seid ein Narr, Ulpianus, ein kompletter Schafs- narr. Hälft Euch für gescheiter gehalten. Da, wenn Euch das beruhigt."
Er nestelt an seinem Wams und holt ein flaches, goldenes Kreuz vor, daS er an einer dünnen Goldkette auf der Brust trägt.
„Da schaut l Es wird nicht glühend in meiner Hand."
Ulpianus blickt auf das Kreuz. „Weshalb tragt Ihr da- Symbolum des Herrn, wenn Ihr nicht an ihn glaubt?"
Deuschlin steckt das Schmuckstück wieder fort, bevor er antwortet. „Ist stets von Vorteil, solch Signum bei sich zu haben der bösen Zungen wegen. Man kommt leichtlich in üblen Verdacht. Besser das Kreuzlein auf der Brust als das Rad und die Feuerprobe. Meint Ihr nicht auch? Ist zwar ein lutherischer Staat, in dem wir wohnen. Aber der Kaiser ist papisttsch und die Macht des Papstes ist groß. Meint Ihr nicht auch?"
Ulpianus antwortet nicht mehr» Er steht, daß er
'S nach Paris
D. Dr. Ing. Gothein,
vermeidlich fortschreitenden Verarmung eine Wohlstandszunahme nicht — jedenfalls nicht in diesem Ausrnatz — ein- treten würde. Immerhin müßte man mit einem Ansteigen bis auf 8 Milliarden rechnen. DaS würde bei Zugrundelegung eines Zinsfußes von 4 Prozent einem Gegenwarts- wert der Gesamtschuld von rund 52 Milliarden entsprechen. Nach dem Aoungvlan haben wir 37 Jahr« lang durchschnittlich 2050 Mill., weitere 18 Jahre 1700 Mill. und 3 Jahre WO Mill. RM. zu zahlen, was einem Gegenwarts- wert von 39,2 und 5,2 gleich 44,2 Milliarden RM. entsprechen würde, i. d. 7,8 Milliarden weniger. In Wirklichkeit ist der Gewinn größer, weil die Entlastung der nächsten Jahre in eine Periode doppelt so.hohen Zinsfußes fällt. Im laufenden Etatsjahr erfahren wir eine Entlastung von 500 Mill. RM., im kommenden Jahrzehnt von durchschnittlich 700 Mill. NM. im Jahr; allmählich steigen die Raten bis auf 2427,5 Millionen in der Zeit von 1960—1966, um dann auf 1700 bzw. 960 Mill. zu sinken. Zukünftige Gene, rationen zu Gunsten der Gegenwart zu belasten, ist hier durchaus vernünftig. Die inneren Kriegslasten und Ver- sorgilngsgebührnisse als Folge des Krieges haben im letzten Jahr noch 2 Milliarden erfordert; sie verringern sich von Jahr zu Jahr und werden bis 1960 ganz verschwunden sein. Dann aber tst die Reparationslast wesentlich leichter zu tragen als jetzt. Dadurch, daß von jedem Schuldennachlaß, den Amerika den Alliierten gewährt, zwei Drittel unserer Entlastung zugute kommen sollen, ist eine zwar unsichere, aber keineswegs hoffnungslose Aussicht vorhanden. Auch müssen die Allierten 8,5 Prozent aller ihnen gewährten Nachlässe an die Reparationsbawk abführen, deren Gewinne ebenfalls zur Entlastung Deutschlands bet den 21 Zusatzraten dienen sollen. Der Menst für den mobilisierten Teil der deutschen Reparationsfchuld ist aus 660 Mill. RM. begrenzt, also auf di« Zt. für Verzinsung und Tilgung der Reichsbahnobligationen geltende Summe. M« ist aufzubringen; sie zu transferieren wird allerdings bisweilen schwer halten, vielleicht nur unter Veräußerung deutschen Vermögens an die ausländische Hand möglich sein. An Stelle der Transferklausel tritt die Bestimmung, daß das Deutsche Reich das Recht hat, „das beratende Komitee der Reparattonsbank aufzufordern, die Regierungen zu erfu. chen, Schritte zur Revision des Vertrages zu tun, wenn es seine Lage so beurteilt, daß ihm ein« Revision nötig erscheint." So wenig praktischen Wert dieses verklausulierte Zugeständnis in den nächsten Jahren gewinnen dürfte, so enthält es doch das nicht zu unterschätzende Zugeständnis, daß der Uoungplan nicht das letzte Wort in der Reparationsfrag« ist, sondern ebenso wie der Dawesplan ein „provisorisches Definittvum". Wir gewinnen Zeit und jede neue Verhandlung dürste uns günstigere Bedingungen bringen.
Das tst auch nötig. Denn auch die auf durchschnittlich 1700 Millionen NM. jährlich im nächsten Jahrzehnt ermäßigten Reparattonslasten zuzüglich der einen Milliarde Zinsendienst der sonstigen Auslandsschulden werden wir nicht aus Ausfuhr- und Dienstleistungsüberschüssen bestreiten können. Selbst dann nicht, wenn es gelingen sollte, unsere Handelsbilanz aktiv zu gestalten. Dafür ist bei der die Welt überflutenden Hochschutzwell« wenig Aussicht. Haben doch die Vereinigten Staaten soeben wieder ihre ohnehin schon vielfach prohibitiven Zölle weiter erhöht.
So wertvoll es auch für uns tst, die Reparattonskomif- sion und all die Beschränkungen in der Verfügung über Reichsbahn, Steuern und Zölle los zu werden, so legt uns das doch die moralische Verpflichtung zu sparsamster Finanzpolitik, zu verantwortungsbewußter Sozial- und Lohnpoli. tik auf. Dazu hat die verantwortlichen Stellen bisher nicht einmal die furchtbar gespannte Fiumcr- und Wirtschaftslage gebracht. Es wäre ein unsagbares Unglück, wenn sie sich durch die derzeitige Reparationsentlastung verführen ließen, diese verantwortungslose Politik fortzusetzcn.
rettungslos tn der Falle gefangen ist, daß er tun mutz, was sein Peiniger von ihm verlangt. Vergebens zermartert er sein Hirn, um einen Ausweg zu finden. Wenn er fliehen würde? Nicht drei Meilen wett möchte er kommen. Dann würden ihn die Häscher greifen. Wen« er daS ganze Komplott dem Senat angeben würde? Doch der Deuschlin hat feine Schuldscheine. Er hat nur not, sie zu weifen und die Zeugen zu benennen. Dann dreht sich der Spietz um und er wird gerichtet. Denn der Wechsler tst ein reicher Mann, der nicht not hat zu betrügen; aber er tst ein armer Pracher.
Noch einmal steigt tn seinem müden, zermarterten Kopf ein Gedanke auf. „Weshalb wollt Ihr eS tun? Ihr seid so reich?"
Der Wechsler schaut ihn an und antwortet nicht.
Sein Schweigen gibt Ulpianus neuen Mut. „Weshalb wollt Ihr es tun, Herr Deuschlin? Des Gewinnstes wegen ist es nicht. Ich tue nicht mit, so Ihr mir den Grund nicht sagt. Denn des Gewinnstes wegen ist eS nicht. Nein, ganz gewißlich nicht."
Deuschlin steht gelangweilt auf, packt ihn am Arm und schiebt ihn zur Türe.
„Macht ein Ende. Ihr habt es noch nicht begriffen, daß Ihr mein Knecht seid, mit dem ich nach Gutdünken verfahren kann. Tut wie ich Euch heiße! Macht Euch an die Senatoren und Bürgermeister und verkauft ihnen Lose. Wenn nicht, dann lernt mich kennen."
Ulpianus tritt hinaus auf die Gasse. Die schwere Eichentüre fällt schnappend hinter ihm tnS Schloß.
Er hört es nicht. Die Menschen eilen auf der Straße grüßend an ihm vorüber; er sieht sie nicht. Kalte Nebel, die von den feuchten Talwiesen aufsteigen, ballen sich in de« enge» Gasse«, zwischen den hohe« Häuser«.
Er fühlt sie nicht.
Verwundert blicke« dir Leute ihm nach. Träne» rinnen hem gsfen Ädtzr dt? !ü?gNKft^ Arängu^ ?
Völkerbund und Minderheitenfrage
Die Vorschläge des Ratsausschusses.
Me Vorschläge zur Verbesserung des bestehenden Verfahrens der Minderheitenbeschlverüen beim Völkerbund auf Grund des Berichtes des Ratsausschusses, der gestern im Völkerbundsrat selbst erörtert wurde, bauen sich auf den Bestimmungen des Londoner Minderheitenberichts aus, und sind im wesentlichen folgende:
1. Der Generalsekretär des Völkerbundes soll den de» schwerdeführenden Minderheiten Mitteilung machen, falls ihre Beschwerde abgelehnt worden tst unter besonderem Hinweis auf die geltenden Bedingungen der Zulässigkeit von Minderheitenbeschwerden beim VöÜerbund.
2. Der Präsident des Völkerbundsrats als jeweiliger Vorsitzender der üblichen DreierauSschüsse für die Minderheitenfragen soll das Recht erhalten, in Zukunft vier Mitglieder des Vülkerbnndsrates zu den Ausschüssen hinzuzuziehen, sodaß die Dreieransschüsse in Zukunft Fünserans- schüsse sein werden.
3. Der Völkerbundsrat hält es für wünschenswert, daß die Miilderheitenausschttfse des Rates in Zukunft auch in den Zwischenzeiten zwischen den Ratstagungen zusammcn- treten, und zwar so oft als es zulässig erscheint, um di« Beschwerden der Minderheiten zu prüfen.
4. Im Falle, daß eine Minderheitsbeschwerde nicht an den Völkerbundsrat gelangt, haben die Mitglieder des Völ. kerbundsrates durch den Generalsekretär des Völkerbundes das gesamte Material der abgelehnten Beschwerde zur Kenntnis zu erhalten.
5. Der Generalsekretär des Völkerbundes soll einmal im Jahre zur Kenntnisnahme der Natsmitglieder einen Meldungsbericht bringen, der die Beschwerden zusammenfaßt, di« die Minderheiten an den Völkerbnndsrat gerichtet haben.
6. Die Minderheitsausschüsse des Völkerbundsrats werden in Zukunft die Möglichkeit erhalten, unter Zustimmung der interessierten Negierungen das Ergebnis der Prüfung der Minderheitsbeschwerden zu veröffentlichen. Der Rat hofft hierbei, daß die interessierten Regierungen so oft als möglich in der Lage sein werden, der Veröffentlichung ihre Zustimmung zu erteilen.
7. Der Generalsekretär des Völkerbundes soll alljährlich tm amtlichen Blatt des Völkerbundes eine Statistik veröffentlichen, die folgende Punkte enthalten mutz: 1. Die Zahl der im Laufe des Jahres beim Völkerbund eingegangeneu Minderheitenbeschwevden; 2. die Zahl der von den Minder- heitsausschüssen als unzulässig erklärten Beschwerden; 3. die Zahl der als zulässig erklärten und an die Minderheitsaus, schliffe gelangten Beschwerden; 4. die Zahl der Minderheitsausschüsse und die Zahl der Sitzungen, die im Laufe des Jahres zur Prüfung der Minderheitsbeschwerden stattgefunden haben; 5. die Zahl der Minderheitsbeschwerden, deren Prüfung durch die Minderheitsausschüffe im Laufe des Jahres erfolgt sind.
Drosselung der Nahrungsmitteleinfuhr
Die Passivität unserer Handels- und Zahlungsbilanz und die katastrophal« Lage unserer Landwirtschaft sind nicht zuletzt zurückzuführen auf die dauernd gestiegene Einfuhr aps» ländischer Na hrungsm ittel, Insbes ond ere die Landwirtschaft hat immer wieder gefordert, daß diese Einfuhr auf et» Minimum beschränkt werde. Auch der Reichstag hatte vor einiger Zeit in einer Entschließung auf die verhängnisvolle Abhängigkeit Deutschlands von der ständig zunehmende» Einfuhr ausländischer Nahrungsmittel, besonders in Erzeng- nissen der bäuerlichen Wirtschaft, hingewiesen und die Reichsregierung ersucht, mit größter Beschleunigung eine Denkschrift vorzulegen, welche die Ursachen für diese auf die Dauer unhaltbaren Verhältnisse untersucht, unter besonderer Berücksichtigung des Zollschutzes während der Nachkriegs. zeit. Die Reichsregierung hat sich nunmehr entschlossen, dem Reichstag eine solche Denkschrift vorzulegen. Die Denkschrift wird zurzeit ausgearbeitet und soll in Kürze dem Reichstag zugehen.
Wie einem Reinen Kinde. Und wenn Menschen ihn ansprechen, schaut er sie groß an und schreitet weiter. Sein gefalteter Halskragen sitzt schief und ist zerknittert, sein Hut hängt im Nacken, sein wollenes Wams tst halb geöffnet. Ist das der Doktor Ulpianus, der immer so peinlich sauber ousschaut, an dem niemals ein Stäubche« tst? Er muß recht gut gespeist, noch besser getrunke» haben, der Doktor Ulpianus.
Er kommt über den Marktplatz. Quer über de« Platz ist vom Tanzhaus zum Rathaus ein SeU gespannt, an dem ein blechenes Schild hängt. Eine Truppe englischer Komödianten tst auf dem Anger etngetrvffen und kündet dem verehrlichen Rat und der hochlöbliche» Bürgerschaft an, daß sie demnächst mit einem saubere» Spektakel aufwarten würde. Ulpianus bleibt stehe«, liest zweimal, dreimal und geht weiter, ohne zu wisse«, waS er gelesen hat. Nur ein Gedanke hat in seinem Hirn Raum: Er soll falsche Lose vertreiben. Soll Lug und Trug auf sich laden. Sünde auf Sünde häufen ohne Unterlaß, bis er unter der Sündenlast zusammenbricht. Wie hat Pater Benediktus gesagt: „Und wenn auch nur eine Schuld ist ohne Sühne am Jüngste« Tage, dann wiegt sie schwerer denn tausend Wohltaten."
Eine Schuld nur! Nimmer wird er die alte« Sünden tilgen können, doch immer neue, größere wird er auf sie häufen. Gutes haben ihm die Menschen erwiesen, haben ihm ihr Hab und Gut gebracht in gutem Glauben, auf daß er es mehre. Und er! Wie lohnt er sie? Wie will er dereinst bestehen vor dem höchsten Richter? Ms er sein Gasthaus steht, hebt er den Kopf und müht sich um gute Haltung. Doch wie gelähmt falle« ihm die Arme nieder und an den Füßen hängen Bleigewichte. Langsam, sich am Geländer haltend, kriecht er die Stiege hinauf, und als er in seine Kammer tritt, fällt er kraftlos zu Boden.