»er Entente gegenüber Griechenland. Man hat von Grie- picnland seine ganze Flotte verlangt, wodurch die Entente- flotte um 4 Schlachtschiffe mit zusammen 34 500 Tonnen, einen Kreuzer, 4 Kanonenboote, 15 Torpedojäger und 17 Torpedoboote vergrößert wurde, und man hat weiterhin die Abtretung der einzigen großen Eisenbahnlinie von Athen bis Larissa gefordert. Die griechische Regierung hat diese schamlosen Forderungen bewilligt, weil sie natürlich in einer solchen Zwangslage ist, daß sie nicht mehr anders handeln konnte. Die Ententeflotte liegt vor den griechischen Hafenstädten, Venizelos hat einen großen Teil des Landes revolutioniert, sodaß bei einem Vorgehen gegen die Entente ein Bürgerkrieg zu gewärtigen ist. Man wird angesichts solcher Zustände allerdings sagen müssen, schlimmer hätte es für Griechenland nicht ausgehen können, wenn der König gleich gegen die „Schutzmächte" losgeschlagen hätte, andererseits muß man aber auch wieder bedenken, daß der König entgegen starken Strömungen in einem heiklen Augenblick das griechische Heer von einem Angriff auf die Bulgaren abgehalten und damit Rumänien zurückgehalten hat, zwei Faktoren, die bei Beurteilung d« Lage nicht zu vergessen sind. Mag nun kommen, was will, der König wird den Gang der Ereignisse wohl nicht mehr lang aufhalten können, aber wir stehen heute allen Eventualitäten strategisch viel besser gegenüber als zur Zeit da Venizelos gestürzt wurde. Und das ist trotz allem ein Verdienst König Konstantins. O. 8.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die amtliche deutsche Meldung.
Fortsetzung der starken feindlichen Angriffe beiderseits der Somme. — Alle Angriffe abgeschlagen.
' Weiteres Zurückweichen der rumänischen Front.
(WTB.) Großes Hauptquartier, 12. Okt. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Kronprinz Rnpprccht von Bayern: Beiderseits, der Somme nahm die Schlacht ihren Fortgang. An der ganzen Front zwischen Ancre und Somme entfalteten die Artillerien große Kräfte. Jnfanterieangrisfe der Engländer nordöstlich von Thiepval sowie aus der Linie Le Sars—Gueudc- court sind meist schon im Sperrfeuer gescheitert. Gegen Abend setzten aus der Front Moroal—Bouchavesnes starke Angriffe ein, die bis in die frühen Morgenstunden fortgesetzt wurden. Gegen die Stellungen des Infanterieregiments 68 und des Reserveinfanterierrgi-. ments 76 bei Sailly stürmte der Feind sechsmal an. Alle Anstrengungen waren ergebnislos, unsere Stellungen sind restlos behauptet.
Südlich der Somme ging der Kampf zwischen Genermont und Chaulnes weiter. Mehrfache französische Angriffe wurden abgeschlagen. Die heißumstrittcns Zuckerfabrik von Genermont ist in unserm Besitz. Im Dorf Abaincourt entspannen sich erbitterte Häuser- kämpse, die noch im Gange sind.
Oöstlicher Kriegsschauplatz. Keine besonderen Ereignisse.
iegsschauplatz in Siebenbürgen: Im Marostale hielt der Feind dem umfassenden Angriff nicht stand, auch weiter nördlich beginnt er zu weichen. Er wird auf der ganzen Ostfront verfolgt. Die zweite rumänische Armee ist in die Grenzstellnng zurückgeworfen. In den Eebirgskämpfen de? beiden letzten Tage sind 18 Offiziere, 639 Mann, ein 16 Zentimetergeschütz, 5 Maschinengewehre, viel Munition und Gewehre in unsere Hand gefalle». Feindliche Vorstöße beiderseits des Vulkanpasses wurden abgeschlagen.
Balkankriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert.
Mazedonische Front: Zahlreiche feindliche Angriffe an der Cerna find gescheitert. Westlich und östlich des Wardar machte der Gegner erfolglose Vorstöße.
Der erste Generalquartiermeister: Ludendorff.
Der französische Bericht.
(WTB.) Paris. 12. Oktober. Amtlicher Bericht vom 11. Oktober nachmittags: Südlich der Somme bauten die Franzosen die gestern eroberten Stellungen sus und erweiterten sie an einzelnen Stellen durch Handgranatenkampf. Die Zahl der Gefangenen beträgt 1377, darunter 26 Offiziere. Nördlich der Somme keine Ereignisse von Bedeutung. In der Champagne und an 5er Maas im Abschnitt von Fleury wurde ein kleiner deutscher Angriff, ehe er die Gräben erreicht hatte, abgeschlagen. Im Wasgenwald machten die Deutschen nach heftiger Artillerievorbereitung einen Angriff auf das „Schönholz". Einzelne Abteilungen erreichten die französischen Gräben, wurden jedoch im Handgranatenkampf mit ernstlichen Verlusten wieder vollständig vertrieben. Deutsche Flugzeuge warfen aus Eerardmer und Belfort Bomben. Der Schaden ist unbedeutend. Weittragende Geschütze warfen 3 Granaten erfolglos in der Richtung auf Belfort. — In der Nacht vom 10. auf den 11. Okt. wurden Anlagen in Lörrach (Baden), der Flugplatz in Colmar und der Bahnhof in Müllheim mit Bomben belegt.
Amtlicher Bericht vom 11. Oktober abends: In der Gegend der Somme beiderseitige Artillerietätigkeit auf beinahe der ganzen Front Morval—Chaulnes. Der Feind machte zwei heftige Angriffe auf unsere neuen
Stellungen im Walde von Chaulnes. Sie wurden nach lebhaften Nahkümpfen zurückgeworfen. Handgranatenangriffe am Rande des Waldes von Saint Pierre Vaast wurden gleichfalls abgewiesen. Die Gesamtsumme der in den gestrigen Kämpfen südlich der Somme gemachten Gefangenen beläuft sich auf 1752, darunter 2 Bataillonskommandeure und 25 andere Offiziere. An der übrigen Front die gewöhnliche Artillerietütigkeit.
Weitere feindliche Truppenaufgebote.
Zürich, 12. Okt. Der „Tagcsanzeiger" meldet aus London: Eine Regierungskommission erklärt in einer soeben herausgegebenen Denkschrift, daß eine neue Zuziehung von Mannschaften für die Armee und die Munitionsfabriken in Höhe von 1 bis 2 Millionen nötig ist.
Petersburg, 12. Okt Ein zarischer Ukas ruft alle bisher vom aktiven Militärdienst befreiten Landsturmkosakcn von Zcntral-Asien unter die Waffen. In Turkestan haben die Einberufungen der Fremdvölker, die durch Befehl Kuropat- kins eine Zeitlang ausgesetzt wurden, jetzt begonnen. 2A Millionen Mann hofft man einznziehen. In Sibirien wurde eine erneute Musterung der bisher als untauglich befundenen Mannschaften der Jahrgänge 1878 bis 1885 vorgenommen.
Die erweiterte U-Boot-TätigLelt.
Zum U-Bootkrieg an der amerikanischen Küste.
(WTB.) Lang Brauch, 9. Okt. (Funkspruch vom Vertreter des WTB. — Verspätet eingetroffen.) Infolge der Tätigkeit deutscher Unterseeboote an der amerikanischen Küste hat Präsident Wilson die folgende Mitteilung bekanntgegeben: „Die Regierung wird sich selbstverständlich zunächst Gewißheit über alle Tatsachen verschaffen, damit über diese kein Zweifel oder Fehler unterlaufe. Das Land kann versichert sein, daß die deutsche Regierung zur Erfüllung ihrer, der Regierung der Vereinigten Staaten gegebenen Versprechen angehalten werden wird. Ich habe kein Recht, ihre Bereitwilligkeit zu deren Erfüllung jetzt in Zweifel zu ziehen." Graf Bernstorsf hat Ausfragern gegenüber geäußert: „Deutschland hat versprochen, seinen Unterseebootskrieg in Uebereinstimmung mit den Regeln des Kreuzerkrieges zu führen und Deutschland hält seine Versprechungen stets."
(WTB.) London, 12. Okt. Dem Reuterschen Bureau zufolge haben im Hinblick auf die amerikanische Antwort auf die Note der Alliierten vom August 1916 über die Anwesenheit von Unterseebooten in neutralen Gewässern seit dieser Zeit mündliche Erörterungen hierüber in Washington mit dem Staatsdepartement stattgefunden. Der dabei zu berücksichtigende wichtigste Punkt ist, daß im Einklang mit den Wünschen der Vereinigten Staaten die britischen Kriegsschiffe in einiger Entfernung von den amerianischsn Hohcitsge- wässern zurückgenommen worden sind und sich von eben diesen Gewässern, in denen jetzt die feindlichen Unterseeboote ihr Unwesen treiben, fcrnhalten.
Berlin, 13. Okt. Wie das „Berliner Tageblatt" aus Kopenhagen erfährt, berichtet die Zeitung „Politiken" aus Paris, dem amerikanischen Korrespondenten des „Petit Parisien" sei von einem Vertreter des Ministers des Auswärtigen in Washington erklärt worden, die Blockierung des Newyorker Hafens durch englische Kriegsschiffe lasse sich mit der Tätigkeit Äer deutschen Unterseeboote nicht vergleichen. Die Unterseeboote hielten sich weit außerhalb »der Territorial- greckze.
Unzufriedenheit der Alliierten wegen der amerikanische« Auffassung der U-Bootfrage.
(WTB.) Bern, 13, Okt. In einer Korrespondenz des „Secolo" aus London wird ausgeführt, daß die Antwort der Vereinigten Staaten auf die Note der Entente betreffend die Behandlung der Unterseeboote in politischen Kreisen Englands wegen ihrer harten Form und ihrer heftigen Sprache einige Ueberraschung hervorgerufen habe. Wilson habe nach der Betonung seines Standpunktes keinen Grund gehabt hinzuzufügen, er werde keinerlei Einmischung seitens der Alliierten dulden, noch weniger aber zu der Bemerkung, die Alliierten müßten für etwaige Zwischenfälle verantwortlich gemacht werden. Bei den Alliierten wisse man ganz genau, wie weit die Rechte und die Verantwortlichkeit ihrerseits gingen. Sie bedürften keiner Unterweisung durch Wilson.
Reuter über die angebliche U-Bootstimmuug in Amerika.
(WTB.) Washington. 12. Okt. (Reuter.) Lansing erklärte nach seiner Rückkehr von der Konferenz mit Wilson, daß vorläufig noch keine Entscheidung über die Haltung der Vereinigten Staaten gegenüber der neuen U-Bootskampagne im westlichen Atantischen Ozean getroffen worden ist. Die Untersuchung der ganzen Frage dauere noch fort. — Von anderer Quelle verlautet, daß Wilson zahlreiche Telegramme erhalten habe, in denen eine Aktion verlangt werde, um eine Wiederholung der Angriffe zu verhindern.
Die kanadischen Häfen gesperrt.
Basel, 12. Okt. Aus Rotterdam wird berichtet: „Daily News" melden aus Montreal: Die kanadischen Häsen s u? für die neutralen Schiffe bis auf Widerruf gesperrt. Jns.-ige der wachsenden Tauchbootsgefahr lehnen die kanadischen Reeder das Auslaufen ihrer befrachtete» Dampfer ab. Seil Samstag ist infolgedessen kein Dampfer aus den kanadischer Gewässern mehr ausgelaufen.
Vermischte Nachrichten.
Die Kartoffelfrage im Reichstag.
Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung des Reichstages standen die Interpellationen der Konservativen betreffend Arbeitermangel bei der Hacksruchternte, der Sozialdemokraten betreffend schleunige Zufuhr von Kartoffeln in die Bedarfsbezirke, der Fortschrittlichen betreffend Versorgung der Bevölkerung mit Speisekartoffeln und eine Interpellation des Zentrums zum gleichen Thema. Der Präsident des Ernührungsamtes äußerte sich zu der Frage u. a. wie folgt: Die Beunruhigung über die Kartoffclversorgung ist begreiflich. Wir waren darauf gefaßt, daß vielleicht im September Stok- kungen eintreten könnten, sie sind aber erst im Oktober gekommen. Durch die Ungunst des Wetters hat sich die Ernte 14 Tage verzögert. Dazu kam der Mangel an Leuten und Pferden. Wir müssen alles daran setzen, um nicht nur den Tagesbedarf zu decken. Die Kartoffel ist die launenhafteste Frucht. Sie läßt sich am schwersten aufbewahren und am schlechtesten schätzen. Wie groß die Ernte wird, kann ich nicht sagen. Jedenfalls wird sie ausgewogen durch die weit bessere Korn- und Raufutterernte. Die Schätzung jeder Ernte ist das Schwierigste, was es gibt. Im Kriege, wo die Frauen vielfach die ganze Wirtschaft führen, kann von Buchführung und genauer Statistik keine Rede sein, ohne daß irgend welche Böswilligkeit vorliegt. Bon einer 46 Millionen- Tonnenernte ist leider keine Rede. Das sind Papierkartoffeln, zur menschlichen Ernährung total unbrauchbar. Treten Sie überall der Auffassung entgegen, als ob wir in Kartoffeln schwimmen Den Handel mit Saatkartoffeln wollte ich bis Februar verbieten, leider aber brauchen sie Süddeutschland und Westdeutschland. Der Mangel an Saatkartoffeln im vorigen Jahre verschuldet teilweise den Mangel der diesjährigen Ernte. Vis auf weiteres verbiete ich den Handel mit Saatkartoffeln. Nur in dringenden Fällen wird er bei nötiger Kontrolle zugelassen. Mit der Militärverwaltung wird Hand in Hand gegangen. Der Bedarf der Heeresverwaltung wird festgesetzt werden, und dann erst können die nötigen Maßnahmen: Streckung des Brotgetreides mit Getreidesorten oder Kartoffeln getroffen werden. Bei den Kartoffeltrockenfabriken soll die Ansammlung . von Vorräten vermieden werden und nur die Fabrikation für die menschliche Ernährung erfolgen. Zn den Brennereien wird Schnaps überhaupt nicht mehr gemacht. Der Spiritusbedarf des Heeres muß gedeckt werden. Rücksichten auf die Vrauindustrie finden unter keinen Umstände» statt. Kartoffeln, die zur menschlichen Ernährung brauchbar sind, werden nicht weiter an Schweine verfüttert werden dürfen. Die augenblickliche Stockung hat mit der Ernte nichts zu tun. Die Aussaat hat sich verzögert. Jetzt fehlen die Pferde zum Abtransport. Die Kriegsgefangenen sind tatsächlich weggenommen worden, weil sie außerhalb der Landwirtschaft gebraucht wurden. Jetzt werden sie wieder ihre Arbeit dort antreten. Di? Enteignung ist eine mißliche Maßnahme. Man hat dann noch nicht die Kartoffeln in der Erde zur Verfügung. Trotzdem wird, wo böser Wille vorliegt, rücksichtslos enteignet. Man darf nicht das übersehen, was Gutes geschaffen ist. Vor den Leistungen der Frauen haben wir die allergrößte Hochachtung, aber die Psyche der Frau ist anders geartet, als die des Mannes. Sie sieht mehr auf den Groschen und hält daher in der Hoffnung auf höheren Gewinn die Ware zurück. Eine Erhöhung der Höchstpreise wird von mir nicht eintreten, hoffentlich auch nicht von meinem Nachfolger. Es gibt ja viele Anwärter. Ich hoffe, daß durch Hergabe von Gefangenen, durch Verwendung von Schulkindern zur Ernte die akute Not bald beseitigt sein wird. Ernste Besorgnisse sind nicht berechtigt. (Beifall.)
Das Gesamtergebnis der 5. Kriegsanleihe.
(WTB.) Berlin, 12. Okt. Amtlich wird mitgcteilt: Die Zeichnungsergebnisse der 5. Kriegsanleihe: Nach den jetzt vorliegenden genaueren Angaben der Zeich- nungs- und Vermittlungsstellen hat sich das Gesamtergebnis der 5. Kriegsanleihe auf 16 651726 200 erhöht, in welcher Summe jedoch die Feldzeichnungen und übrsreischen Zeichnungen noch nicht voll enthalten sind, so daß noch ein weiteres Anwachsen zu erwarten ist. Von den Zeichnungen entfallen auf Reichsanlcihe- Stücke (Betrag in Millionen Mark): 7397,7; auf Cchuldbucheinzahlungen: 2180,8; auf Reichsschatzanweisungen: 1073,2, zusammen: 10 651,7. — Bei den einzelnen Zeichnungs- und Vermittlungsstellen wurden folgende Beträge gezeichnet: Lei der Reichsbank und ihren Zweiganstalten 684,9, bei den Banken und Bankiers 6081,5. bei den Sparkassen 2367.5. bei den Lebensver-