näher Fühlung zu nehn«n, sei er bereit. Der Staatssekretär der Innern besprach die staatsrechtliche Seite der vorliegenden An­träge. Nachdem sich noch verschiedene Redner geäußert hatten, wurde bei der nachfolgenden Abstimmung die nationalliberale Entschließung gegen 2 Stimmen, die fortschrittliche Entschlie ßung gegen 5 Stimmen abgelchnt. Die vom Zentrum vorgelegte Entschließung wurde gegen die konservativen Stimmen mit gro­ßer Mehrheit angenommen. In Anwesenheit des Reichs­kanzlers wurden sodann Fragen der Geschäftsordnung behan­delt und die Sitzung auf Dienstag vormittag vertagt.

Bon den Neutralen.

Eine englische Zirkularnote an die Neutralen.

(WTB.) Kopenhagen, 10. Okt.Extrabladet" er­fährt, die englische Note, die vor einigen Tagen die Einstellung eines Teiles der schwedischen Ausfuhr nach England herbeigeführt habe, da sie die Ausstellung von Warenursprungszeugnissen fordere, was gegen das schwedische Kriegshandelsgesetz verstoßen würde, sei eine Zirkularnote, die auch anderen neutralen Staaten zu­gestellt worden sei. Sie sei ganz neuen Datums und über ihre Beantwortung werde zurzeit bei den verschie­denen Regierungen beraten. Man halte die Forderun­gen der Note für Folgen der Beschlüsse der Pariser Wirtschaftskonferenz der Alliierten.

Die dänische Paketpost sogar aus inländischer Fahrt beschlagnahmt.

(WTB.) Kopenhagen, 9. Okt. Die dänische General- postdirektion gibt bekannt: Von dem norwegischen Ame­rikadampfer Bergensfjord sind auf der Reise von New- york nach Bergen bei der Durchsuchung in Kirkwall 38 für Dänemark bestimmte Postsücke von den Englän­dern beschlagnahmt worden. Ferner ist vom dänischen Dampfer Tjaldur, der sich auf inländischer Fahrt von den Faroerinseln nach Kopenhagen befand, unterwegs bei der Durchsuchung in Leith die gesammte Paketpost beschlagnahmt worden.

König Konstantin.

(WTB.) Athen, 9- Okt. Reuter meldet: Der Füh­rer der griechischen Arbeiterpartei, Drakoules, hatte heute eine Audienz beim König. Er stellte dem König vor, daß er eine gefährliche Politik verfolge, die ihn schließlich den Thron kosten könnte. Der König erwiderte, daß, wenn das Land untergehe, es wenig darauf an­komme, was aus dem Throne würde. Der König gab zu verstehen, daß er noch immer an die militärische Ueber- macht Deutschlands glaube, und daß eine deutsche Inva­sion das Ende Griechenlands bedeuten würde.

Von unfern Feinden.

Ein englisches Blaubuch über die deutsch-englischen Beziehungen vor dem Kriege.

Berlin, 10. Okt. Verschiedenen Morgenblättern zufolge, bereitet Lord Erey ein englisches Blaubuch vor, das die Beziehungen zwischen England und Deutschland in den letzten K Zähren vor dem Kriege behandeln soll.

Englische Stimmen gegen Lloyd George's Phrasen.

(WTB.) London, 9. Okt. In der WochenschriftNation" schreibt der Herausgeber Massyngham: Das Interview von Lloyd George muß natürlich als eine Improvisation aufgefaßt werden. Weder das Kabinett noch der Staatssekretär des Aus­wärtigen können damit in Verbindung gebracht werden. Die Phrasen, der Geist, der oberflächliche Jonrnalismuö, sind der reine Lloyd George. Aber das Interview ist sehr bedauerlich und der Ernst des Tadels desManchester Guardian" ent­spricht einem guten Teil der liberalen Auffassung. Massyngham sagt weiter: Selbst diejenigen, die den Geist der Interviews bil­ligen, finden sich durch die gewöhnliche Art des Ausdruckes ab­gestoßen und ich glaube, daß die stärkste Kritik von der britischen Armee kommt. Ich hörte von einem Soldaten, der mit großer Kompetenz sprach, daß diese leichte, sportsmäßige Manier den Mann an der Front zurückstößt. Die Rede hat tatsächlich etwas wie eine Ablenkung von der extremen Politik, oder, könnte man vielleicht sagen, von der Nichtpolitik, die die Rede vertritt, be­wirkt und könnte einem langsamen Strom der öffentlichen Mei­nung zu Gunsten eines gemäßigten Ausgleiches und eines nicht zu fernen Friedens in Bewegung setzen. Bekanntlich hat sich Lloyd George einem amerikanischen Journalisten gegenüber geäußert, daß England nicht eher aufhören werde, als bis Deutschland vollständig zerschmettert am Boden liege. Aus den gemäßigten englischen Stimmen dürfen wir aber noch lange nicht entnehmen, daß das maßgebende England nicht tatsächlich den Vernichtungsplan durchführen will. Es fragt sich nur, ob die andern Staaten soivel Opfergeist für England besitzen, und diese Erwägungen werden es vor allen, sein, die in England hier und dort Bedenken gegen das Maulheldentum eines Lloyd George aufkommen ließen. (Die Schriftl.)

Eine italienische Stimme zu den englischen Vsrnichtuugsplkncn.

(WTB.) Bern, 9. Okt. Ein Leitartikel derJtalia" be­merkt zu den Aeußcrungen Lloyd Georges: Während der deut­sche Kanzler eine gemäßigte Rede gehalten hat, aus der in der Ferne die Morgenröte des Friedens erblickt werden konnte, hat Lloyd George von einer Bestrafung Deutschlands gesprochen. Darauf habe, fährt der Artikel fort.Avvenire d'Jtalia" bereits ,d.e richtig- Antwort erteilt, nämlich das Ziel Lloyd Georges

gehöre nicht mehr zu den Kriegszielen, die die Völker der En­tente vereinigt hätten. Das KriegSziel Lloyd Georges mit einer Kapitulation Deutschlands auf Gnade und Ungnade würde den Krieg infolge der Widerstandskraft der deutschen Raffe unend­lich hinauszichen. Eine Verlängerung des Krieges könne zwar das reiche England kalt lassen, da sein Heer intakt sei und das Land durch die hohen Kohlen- und Frachtpreise bei den Alliier­ten ein gutes Geschäft mache, sie werde jedoch bei den Alliier­ten des glücklichen englischen Volkes mit anderen Gefühlen be­trachtet.

Beisetzung der Mannschaft des verunglückte» Zeppelin in England.

(WTB.) London. 10. Okt. (Reuter.) Am 5. Oktober wurden bei Pottersbar die Leichen der Bemannung des heruntergeschossenen Zeppelins beigesetzt. Auf dem Sarge des Kommandanten war die Inschrift angebracht: Kapitäuleutnant Mathy, gefallen im Dienst am 1. Oktober 1916". Das königliche Fliegerkorps hatte die Anordnungen für die Beerdigung übernommen. Wäh­rend der Beisetzung flog ein Flugzeug über die Stätte. Eine starke Truppe von Polizei war anwesend. Der Manchester Guardian" meldet, daß diesmal die Behör­den Sorge getragen hatten, daß Tag und Stunde der Beerdigung geheim blieben, so daß nur wenig Pub­likum zugegen war.

Verschämte Dienstpflicht auch in Kanada.

(WTB.) London, 9. Okt. DieMorning Post" meldet aus Ottawa, daß der Premierminister einer Ar­beiterabordnung erklärt habe, daß man in Kanada zwar nicht die Dienstpflicht einführen werde, daß er aber für eine Registrierung sei, die es ermöglichen würde, die Drückeberger zum Eintritt in die Armee zu veranlassen.

Die Italiener im Epirus.

(WTB.) Amsterdam, 9. Oktober.Morning Post" ineldet aus Athen vom 7. Oktober, die Italiener besetz­ten imer ausgedehntere Strecken von Epirus. Die ganze Strecke gegenüber der Küste von Korfn ist in ihrem Besitz. Das in Janina stationierte 5. griechische Armeekorps macht sich fertig zum Abmarsch. Nach einer anderen Athener Meldung desselben Blattes hat sich der ita­lienische Gesandte zum Ehef des Ministeriums des Aeußern begeben und ihm mitgeteilt, daß die Besetzung von Städten im Südepirus durch die italienischen Trup­pen ausschließlich bezwecke, die italienische Armee bei Valona im Rücken zu sichern. Es werde nicht beabsich­tigt, die amtliche Versicherung, die die griechische und die italienische Regierung einander wiederholt wegen des Epirus gegeben hätten, zu verletzen. (Kommentar folgt unten.)

(WTB.) Bern, 9. Okt.Giornake 'dJtalia" schreibt: Die Landung in Santi Quaranta und die anschließende Besetzung von Agryrokastro und Delvino durch italienische Truppen bildet einen Teil des zwischen Sarrail und Cadorna vereinbarten Baklaiiprogrannns. Allein für Italien hat die Besetzung dieser Zentren im Epirus auch erhebliche politische Bedeutung. Was auch das Schicksal Albaniens nach dem Kriege sein mag, so steht doch allgemein fest, daß Valona nicht zwischen zwei zu engen Grenzen cingeschlossen bleiben darf. Es ist daher notwendig, daß Valona in den Flanken und im Rücken ein breites Hinter­land hat. Mit der Besetzung dieses Hinterlandes wollen wir uns sichere Pfänder verschaffen, die im Friedenskongreß zur Verteidigung unserer Interessen in Valona von Wert sein werden.

Das neue japanische Kabinett.

(WTB.) Tokio, 9. Okt. Reuter meldet: Das neue Kabinett ist gebildet. Terauchi ist Ministerpräsident und Finanzminister, Baron Motono Minister des Aeußern. Im Kriegs- und Marineministerium ist keine Veränderung eingetreten.

Vermischte Nachrichten.

Internierung der Rumän- ^-utschland.

Berlin, 9. Okt. Nachdem die rumänische Regierung die weitaus größte Zahl der in Rumänien lebenden Deutschen in­terniert hat und in Gewahrsam behält, hat die deutsche Regie­rung Rumänien durch eine neutrale Macht Mitteilen lassen, daß sic die in Deutschland lebenden Rumänen ebenfalls internieren und so lange in Gewahrsam behalten werde, bis die in Ru­mänien befindlichen Deutschen aus dem Lande Herausgelaffen worden sind. Die Internierung der Rumäne» in Deutschland ist im Gauge. Es wird sich voraussichtlich in Kürze ein Weg finden lassen, um den in Rumänien lebenden Deutschen Geld­beträge zukommen zu lassen.

Begrüßung des 4. griechischen Armeekorps in Görlitz.

(WTB.) Görlitz. 9. Okt. (Amtlich.) Gestern abend 9.12 Uhr kam der Kommandant des griechischen 4. Ar­meekorps, Oberst Ehatzopulos mit seinem Stabe in Gör­litz an. Er wurde vom stellvertretenden kommandieren­den General des 5. Armeekorps, General der Infanterie von Bock und Polach, im Namen des Kaisers am Bahn­hof empfangen und ins Hotel geleitet. Am heutigen Tage 12 Uhr mittags fand eine einfache Begrüßung der griechischen Gäste in der Festhalle statt. Hieran nahmen Abordnungen der deutschen und griechischen Truppen und Vertreter der städtischen und staatlichen Behörden,

sowie der Kriegervereine teil. Der Anfahrt zur Fest­halle, sowie dem Einmarsch und dem Abrücken der Trup­pen wohnte eine zahlreiche Menschenmenge bei, die hier­durch ihre Teilnahme an dem Empfang bekundete.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 10. Oktober 1916.

Unserer Königin.

Ein Abglanz aller Tat und aller Worte, die der hinter uns liegende 6. Oktober in so herrlicher Form und Größe zeitigte, fällt auch in den 10. Oktober hinein, in den Tag, an dem Kö­nigin Charlotte ihr 52. Wiegenfest begeht. Zum drittenmal im Zeichen eines furchtbaren Völkerringens, das wie um die Stir­nen der Völker, so auch über die Scheitel der mit ihrem Volke fühlenden Kronenträger die Sorge walten läßt. Nicht etwa die Sorge um des deutschen Volkes Zukunft, die wir gesichert wisj::i dürfen trotz aller Stürme, sondern die Sorge um die Milderung, um die Behebung der Rot und des Leides, das neben un­vergleichlichen Heldentaten dieser Krieg gebiert. Eine Sorge die vornehmlich Deutschlands Frauen auf den Plan gerufen; die Frauen, in deren Händen immer auch der Segen liegt, leitcl ihr Tun nur die Liebe.

Höchster Nächstenliebe Hohepriesterin aber ist auch unsere Königin; unsere Königin, die schon in Friedenszeiten als einer der ihr von ihrer hohen Stellung geliehenen Rechte und Vor rechte die Betreuung aller Wohlfahrtsbcstrebungen angesehen hat; die diese Ausgabe ins Angemessene aber anwachsen sah mit dem Augenblick, wo den stillen Segnungen des Friedens der rauhe Sturmatem des Krieges gegenübertrat; wo der Tod und die Not drohender das Haupt erheben als je zuvor; und wo als unvermeidliche Folgeerscheinung der von dem Krieg ge­zeitigten Eingriffe in Herd und Haus und Wirtschaftsleben doch das Leid nicht ausbleiben konnte; das Leid, dem nun einmal auch die tapferste Front nie und nimmer zu wehren vermag.

Wie unsere Königin an der Seite ihres hohen Gemahl- den gerade ihr von der sturmbewegten Zeit gestellten hoher, menschlichen und fürstlichen Pflichten gerecht wird? Lassen wir diese Frage doch beantworten von der Tat; jener Tat, von der jeder Tag aufs neue berichtet mit tönendem Wort und ... mit immer neuer Tat, wie sie Förderung und Betreuung aller Kriegswohlfahrtsbestrebungen, ungezählte Besuche in den Laza­retten und bei dem großen Liebeswerk dienender Vereine u a. m. bedeutet.

So steht des Schwabenlandes Königin an diesem ihrem Wiegenfeste wieder einmal in ihrem Walten in hellstes Licht ge­stellt vor uns als echte und wahre Königin, gekrönt mit dem Diadem selbstlos verdienstvoller Arbeit zum Segen des ganzen Landes; und demgemäß auch als wahrhafte deutsche Frau, di« ihrem hohen Gemahl eine ebenso treue Helferin in seinem gro­ßen Liebeswerk ist, wie ihrem Volk eine herzenswarme Mutter. Trage diese liebevolle Treue reichen Segen; und möge sich die­ses Segens unter der Sonne eines baldigen, glücklichen Frie­dens auch Königin Charlotte an der Seite ihres hohen Ge­mahls noch recht lange freue» dürfen.

Weitere Auszeichnungen.

Postmeister Mildrnberger wurde das Wilhelms­kreuz verliehen, dem Briefträger Schmid in Althengstctt die silberne Zivilverdienstmedaille.

Stadtarzt Dr. Schmid, ordinierender Arzt am K. Reserve-Lazarett in Liebenzell ist mit dem Wilhelms­kreuz mit Schwertern ausgezeichnet worden.

Kirchenkonzert.

* Das große Interesse, dem unsere beiden Organisten, Hauptlehrer Pfrommer und Aichele, schon bei ihrem ersten Orgelkonzert begegnen durften, kam auch bei ihrer Veranstaltung am Sonntag aus Anlaß des Regierungs­jubiläums unseres Königs zu sichtbarem Ausdruck. Es hatte sich eine überaus große Anzahl von Freunden ernster Musik eingefunden und besonders freudig em­pfand man die Anwesenheit so vieler Feldgrauer aus den Lazaretten Calw, Hirsau und Liebenzell. Die beiden Organisten zeigten in der Durchführung ihrer Aufgabe sowohl im Einzelnen wie auch in der Mit­wirkung an instrumentalen und gesanglichen Vorträgen gewohnte Sicherheit in der Beherrschung der Technik, feines Empfinden und schöne Formgebung in der Wie­dergabe und Begleitung der Stücke. Herr Pfrommer spielte eine Sonate in ci-dur von Mendelssohn von weichen und reinen ineinander fließenden Sätzen, sowie eine Sonate in l)-clur, die der verstorbene Orgelmeister am Seminar in Eßlingen, Professor Fink, zum 26. Ju­biläum des Königs Karl komponiert hatte. Die Sonate wirkte in ihrem Aufbau, mit dem vollen, kräftigen schwungvollen Einführungssatz, dem zarten, getragenen Mittelsatz und dem mächtigen tonreichen Schlußsatz so recht als froh-feierliches Feststück. Herr Aichele gab zwei Choralvorspiele zu den MotivenGott ist getreu" undJesus meine Zuversicht", von Fink, die ebenso in der Form wie ihrem Inhalt nach den tief religiöse» Sinn der Motive Wiedergaben, und sodann eine breit angelegte Sonate in c-moll von Mendelssohn, in der auch dieser Organist sein tüchtiges Können wieder zei­gen konnte. Die Sonate wies alle musikalischen Aus­drucksmöglichkeiten auf, von dem zart gegliederten Grave über das weiche, melodiöse Adagio hinüber zu einem temperamentvollen Allegro bis zu den: Schluß satz einer gewaltig brausenden Fuge.