Amtliche Bekanntmachungen.

Deckung des Kartoffelbedarfs.

Um den Kartoffelbedarf der Bedarfsgemeiirden des Bezirks decken zu können, werden sämtliche Kartoffel­erzeuger aufgefordert, die von ihnen nicht für ihren eigenen Betrieb benötigten Kartoffeln zur freiwilligen Abgabe bei der Ortsbehörde anzumelden, wobei auch geringe Mengen, schon von 1 Zentner an, angegeben werden können.

Bei der Dringlichkeit der Kartoffelversorgung vor Eintritt der Frostgefahr wird von jedem Kartoffeler­zeuger erwartet, daß er jede zur Fortführung seines Betriebes nicht benötigte Menge zur Verfügung stellt.

Oie Schultheihenämter

werden angewiesen, entweder die Kartofselerzeuger auf Vorstehendes mittelst ortsüblicher Bekanntmachung hin­zuweisen oder bei denselben durch Erfragen von Haus zu Haus die zur Verfügung gestellten Mengen zu er­heben.

Die Gesamtmenge ist dem Oberamt spätestens bis 15. Oktober zu berichten.

Sollte auf Grund der freiwilligen Anmeldungen der Kommunalverband den Bedarf seiner versorgungs­berechtigten Bevölkerung an Kartoffeln nicht zu decken vermögen, so wäre der Kommunalverband genötigt, so­fort zur Zwangsenteignung zu schreiten.

Calw, 9. Okt. 1916. K. Oberamt: Binder.

Beschlagnahme von Aepfeln.

Auf Grund des Z 3 der Bekanntmachung des stellv. Ge­neralkommandos vom 23. 9. 16 Staatsanzeiger Nr. 223 hat letzteres das Oberamt angewiesen, Tafcläpfel von der Be­schlagnahm- auszunehmen. Als Tafeläpfel gelten ausschließlich gepflückte, sortierte, in festen Gefäßen verpackte Aepfel.

Calw, den 9. Okt. 1916.

K. Oberamt: Binder.

Die Schult!,cißenämter werden an die Erledigung des ober- amtlichen Erlaßes vom 22. September 1916, betreffend

Gerste als Gefliigelfutter"

dringend erinnert.

Calw, den 5. Okt. 1916.

K. Oberamt: Reg.-Rat Binder.

Brennessel-Sammlung.

Die gesammelten Brennesseln sind sofort bei Herrn! Kaufmann Karl Hubel, Eechingen (Fernsprecher Nr. 1),I

Vertrauensmann der Nesselfasergesellschaft Berlin, M- zumelden, da die Sammlung nächster Tage beendet wird. Die Vrennesselstengel müssen gut getrocknet und in kleine Bündel zusammengebunden sein.

Calw, 9. Okt. 1916. K. Oberamt: Binder.

Die Schultheißcnämter werden an die Erledigung:

1. des oberamtlichcn Erlasses vom 24. August 1916, Beilage zum Calwer Tagblatt Nr. 202, betreffend

Regelung deö Verbrauchs von Brotgetreide und Mehl durch die Selbstversorger",

2. des oberamtlichen Erlaßes vom gleichen Tage, Beilage zum Calwer Tagblatt Nr. 202, betreffend

Mchlverteilung des Kvmmunalverbands und Verrechnung" erinnert.

Calw, den 5. Okt. 1916.

K. Obcramt: Reg.-Rat Binder.

Verfügung des Ministeriums des Innern über die Preise für Süßwasserfische (Etaatsanzeiger Nr. 232).

Auf Grund der 88 3, 4, 5 Abs. 2 und 8 8 der Vundesratsverordnung vom 1. Mai 1916 über die Re­gelung der Fischpreise (Reichs-Gefetzbl. S. 347) und der Bekanntmachung des Präsidenten des Kriegser­nährungsamts vom 24. Juni 1916 über die Festsetzung von Preisen für Süßwasserfische (Reichs-Gesetzbl. S. 585) wird unter Aufhebung der Verfügung des Ministeriums des Innern vom 13. Juli 1916, betreffend Preise für Süßwasserfische (Staatsanzeiger Nr. 163), folgendes verfügt:

8 1. Beim Verkauf von Süßwasserfischen im Groß­handel dürfen für fünfzig Kilogramm Reingewicht ein­schließlich Verpackung folgende Preise nicht überschrit­

ten werden:

bei Karpfen »,,,>»>»»,» 105 -4t,

Schleien 125-4t.

Hechten 120 -4t,

Brachsen, Barben. Schuppfischen, Orfen 70-K,

Rotaugen, Nasen.45-4t.

Auf Antrag können diese Preise für Orte mit stär­kerem Bedarf durch das Ministerium des Innern bis auf folgende Sätze erhöht werden: bei Karpfen 125-41,

Schleien 135-4t,

,, Hechten 140 -4t,

Brachsen, Barben, Schuppfischen, Orfen 85-41,

Rotaugen, Nasen..60-41.

Wo solche höhere Preis« festgesetzt sind, gelten sie

s vorbehaltlich der BestinMung des K 4' auch für die in diesen Ort eingeführte Ware, wenn dieser der Er­füllungsort ist. Die Kosten für den Versand sind in den Preisen enthalten.

8 2. Für die gemeinsame Festsetzung von Höchst­preisen für den Kleinvsrkauf werden die Kommunal­verbände und Gemeinden des Königreichs vereinigt.

8 3. Im Kleinverkauf dürfen für 0,5 Kilogramm folgende Preise nicht überschritten werden:

bei Karpfen ..1-41 30 »Z,

Schleien. . ..1-4150-5,

Hechten ........... 1 -41 50 ^,

Brachsen, Barben, Schuppfischen,

Orfen.'. . . . . -4l 80 Z,

Rotaugen, Nasen . ..-4155-5.

Als Kleinverkauf gilt der Verkauf an den Ver­braucher.

Das Ministerium des Innern kann, soweit es aus Grund des 8 1 Abs. 2 höhere Großhandelspreise sestsetzt, eine entsprechende Erhöhung der Höchstpreise für den Kleinverkauf bis auf folgende Sätze anordnen:

bei Karpfen. 1 -41 45 ,

Schleien 1 -41 55 ,

Hechten ..1 -41 60 . 5 ,

Brachsen, Barben, Schuppfischen,

Orfen.. 1-41L,

Rotaugen, Nasen . - . . . . . -41 70 ^.

8 4. In Orten mit stärkerem Bedarf dürfen im Großhandel und im Kleinverkauf bei Fischen, die aus dem Reichsausland eingeführt werden, mit Genehmi­gung der Ortspolizeibehörde die festgesetzten Höchstpreise überschritten werden, sofern der Käufer entsprechende Bezugskosten durch Rechnungen, Frachtbriefe usw. nach­weist, in seiner Verkaufsstelle die eingeführten Fische in einer für den Käufer kenntlichen Weise von den übri­gen Fischen getrennt lagert und sich bezüglich des Ver­kaufs der eingeführten Fische einer besonderen, durch Fischereisachverständige auszuübcnden Ueberwachung unterwirft.

8 6. Verfehlungen gegen die Bestimmungen dieser Verfügung werden auf Grund des Höchstpreisgesetzes bestraft.

Stuttgart, 2. Okt. 1916. Fleischhauer.

Auf vorstehende Verfügung werden die beteiligten Kreise hiemit aufmerksam gemacht.

Calw, 5. Okt. 1916. K. Oberamt: Binder.

Knudsen" an der Küste von Massachusetts versenkt wur­den. Die Besatzungen wurden gerettet.

(WTB.) London, 10. Okt. (Reuter.) Vom Nantucket- Leuchtschiff wird berichtet, daß 9 Schiffe versenkt worden sind. Drei Unterseeboote seien an der Arbeit. Ein Passagier des DampfersStephano" hat erzählt, daß nach Aussagen der Offi­ziere des Dampfers dieser vonU 61" angehaltcn worden sei.

Die Parteien, der Reichskanzler und die auswärtige Politik.

Wir glaubten bisher der Allgemeinheit besser zu dienen, wen» wir den meist hinter den Kulissen geführten hartnäckigen Kampf gegen die Reichsleitung ignorierten, um nicht auch zur Spaltung der Volksanschauung in diesen schweren ernsten Ta­gen beizutragen. Die letzten Wochen haben aber nach dieser Richtung wieder so viele neue Erscheinungen und Ereignisse ge­zeitigt, daß deren Auswirkung in der inneren und äußeren Po­litik von weittragender Bedeutung sein kann, weshalb " gut sein dürfte, wenn wir in kurzem noch einmal alle diese fragen und die neu hinzugekommenen Momente streifen, damit sich der Außenstehende ein Bild von etwaigen wichtigen Ergebnissen der nächsten Zukunft machen kann. Trotzdem der Reichskanzler verschiedentlich und zuletzt bei der Wiedereröffnung des Reichs­tags Ende letzten Monats in energischer Weise zu verstehen ge­geben hat, daß er alle tauglichen Kricgsmittel gegen England rücksichtslos in Anwendung bringen wolle, haben die Treibe­reien gegen ihn kein Ende genommen. Außer den preußischen Konservativen und Rechtsnationalliberalen haben jetzt auch sächsische konservative und nationalliberale Kreise sich diesen Machenschaften angeschloffen. Sie haben an den sächsischen Landtag eine Petition gerichtet, er möge einen gemeinschaftlichen Ausschuß einsetzen, vor dem die sächsische Regierung darlcgen soll, aus welchen Gründen sie der Politik des Reichskanzlers zustimmt. Beide Kammern sollen ferner erklären, daß sie die bisherige Politik des Reichskanzlers für das Reich schädigend halte», und die Regierung auffordern, beim Bundesrat und ein­zelnen Bundesregierungen die sofortige rücksichtslose Durchfüh­rung des Unterseeboots- und des Luftschiffkriegcs gegen Eng­land, wie die Milderung der Zensur zu verlangen. Die Stünde- kammern sollen dem König ihre Entschließung Mitteilen. In ganz Sachsen sollen noch Unterschriften für die Petition ge­worben werden. Auch im Zentrum ist nach den Meldungen der Zcntrumspreffe eine Spaltung in der Anschauung über die Po­litik des Reichskanzlers eingetreten. Es ist merkwürdigerweise der konservative Flügel des Zentrums, der die Politik des Reichskanzlers nicht billigt. Dr. Bachem, einer der bekanntesten »nd einflußreichsten Zentrumsführcr, der, wie er sagt, diean- setzcnde Tirpitzfronde" nicht mitgemacht hat, schreibt über die

Gründe, die auch gewisse Zentrumskreise zu einer der Reichs­leitung abgeneigten Haltung bestimmt haben, aus Anlaß der letzten Kanzlerrede imDüsseldorfer Tageblatt":Ich möchte ausdrücklich feststellen, daß nach bestimmten Versicherungen füh­render Persönlichkeiten der bayerischen Zentrumspartei die der Rcichslcitimg abgeneigte Haltung auch bayerischer Zentrums- kreise ihren Grund keineswegs in reichsscheuen partikularistischen Strömungen hat, sondern eher i» der Befürchtung eines zuweit- gchcnde» Entgcg:nk»mmens gegenüber der Sozialdemokratie, welche in Bayern besonders in die Erscheinung trete, sowie in minder glücklichen Berliner Maßnahmen in der Frage der Lebensmittelversorgung." Wie weit die Treibereien gegen den Kanzler gehen, erhellt auch aus einem vertraulichen Schreiben^ das neuerdings einer Reihe von konservativen und national­liberalen Abgeordneten zugegangen ist, in dem von neuem in der allerschärfsten Weise gegen den Kanzler Sturm gelaufen wird, und in dem die Abgeordneten aufgefordert werden, :>uf die Entlassung des Herrn v. Bethmann Hollweg zu dringen. Es werden die Gründe aufgezählt, die für eine Entfernung des Herrn v. Bethmann Hollweg vom Kanzleramts sprechen sollen Diese Gründe sind sorgfältig nach A, B, C, D geordnet, ob­gleich eigentlich schon A genügt hätte. Da heißt es nämlich: Herr v. Bethmann Hollweg hat sich vor und während des 1i-ie- ges gänzlich unfähig erwiesen, das Interesse des deutschen Reiches zu wahren. Man sieht, es wird mit schweren Geschützen gegen den Reichskanzler Sturm gelaufen, und zwar ausschließ­lich mit der vorgeblichen Begründung, daß er allein die Schuld trage, daß der U-Boot- und Zeppelinkrieg nicht aufs rücksichts­loseste geführt werden. Uns erscheint diese Anklage sehr faden­scheinig, denn das wissen diese Kreise doch auch, daß nicht nur der Kanzler über die Art der Kriegführung und die auswärtige Politik zu entscheiden hat, sondern daß auch die oberst« Heeres­leitung ein gewichtiges Wort mitzusprechen hat und daß der Kaiser bekanntlich die letzte Instanz in allen diesen Fragen ist. Es muß deshalb wiederholt werden, man kann sich des Ein­drucks nicht erwehren, als ob dieser Kampf gegen die Person des Reichskanzlers, und neuerdings auch gegen die des Staatssekre­tärs Helsfcrich, welch beiden Männern man zu stark« liberale Neigungen nachsagt, nicht zum geringsten aus Abneigung gegen die von der Reichsleitung nach dem Krieg zugesagteNeuorien­tierung" in der inneren Politik geführt wird. Im Reichstags­hauptausschuß ist man schon seit einigen Tagen daran, sich mit den Fragen der Auswärtigen Politik und der Kriegführung gu beschäftigen,' eine Einigung scheint bis jetzt nicht zustande ge­kommen zu sein, nur nach der Richtung wurde ein Mehrheits­beschluß erreicht^ daß ein Reichstagsausschuß über die Krieg­führung und auswärtige Politik sich laufend bei der Regierung unterrichten soll. Ob die Bekämpfer der Reichsleitung aber ge­rade mit dieler vorläufigen Lösung zufrieden sind? O. S.

(WTB.) Berlin, 9. Okt. Samstag abend fand im Anschluß an die Verhandlungen im Haushaltsausschuß des Reichstages bei dem Reichskanzler eine Besprechung mit den Führern sämtlicher Parteien statt. LautVos- sischer Zeitung" kam es zu einer lebhaften Debatte über die Ergebnisse der Verhandlungen imHaushaltsausschutz. Auch die Anträge wegen Einsetzung eines ständigen Reichstagsausschusses für auswärtige Angelegenheiten seien diskutiert worden.

(WTB.) Berlin, 9. Okt. Der HauptauSschuß des Reichs­tags beschäftigte sich nach der Pause mit folgenden Entschlie­ßungen: Die nationalliberale Entschließung fordert, einen stän­digen Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten einzusctzen und ihm die Ermächtigung zu erteilen, sich auch bei Schließung des Reichstags jederzeit zu versammeln. Die fortschrittliche Entschließung fordert: 1. einen ständigen Ausschuß für aus­wärtige Angelegenheiten einzusetzen; 2. den Reichskanzler zu ersuchen, dafür einzutreten, daß dieser Asuschuß das Recht hat, zusammenzutreten, auch wenn der Reichstag nicht versammelt ist. Die Zentrumsentschließung fordert: Der Reichstag er­mächtigt den Hauptausschuß, zur Beratung von Angelegenheiten der auswärtigen Politik und des Krieges während der Ver­tagung zusammenzutreten. Die Entschließungen wurden so­dann von den Rednern ihrer Prateien begründet. Zu den Ent­schließungen der Nationalliberalen, der Fortschrittlichen und des Zentrums erklärte Staatssekretär von Jagow, er verstehe voll­ständig das Interesse des Parlaments an einer dauernden In­formierung über die auswärtige Politik. Er fasse die verschie­denen Anträge auch durchaus nicht als Mißtrauensvotum aus. Er müsse entschieden darauf Hinweisen, daß in keinem Parlament mehr Mitteilungen über die Führung der auswärtigen Politil gemacht würden als im Reichstag und seinem Ausschuß. Wäh­rend der Kriegszeit habe der Reichskanzler die Parteihäupter verschiedentlich informiert. Die Ansicht, daß in anderen Ländern die Ausschüsse mehr erführen, sei nicht zutreffend .Der Staats­sekretär verwies dafür auf die Vorgänge vor und beim Kriegs­ausbruch in England. Dort habe das parlamentarische System nicht SsH ikrrch hl« Re.xLvcevz den? Rücken des

Parlaments die weitestgreifenben Abmachungen gen-rckie« wor­den seien. Auch von einer Bewährung des parlamentarischen Systems in Frankreich könne man nicht sprechen. Dort übe das Kabinett Briand eine Diktatur aus. Es herrsche jetzt der reine Terrorismus. Er halte dafür, daß der Wunsch nach weiterer In­formierung sich am besten im Hauptausschuß erfüllen lassen wüdre. Es sei nicht möglich, den Ausschuß immer erst zusa-'.n- enentreten zu lassen, wen» wichtige Fragen zu entscheiden seien. Dann würden die Entschlüsse zu spät kommen. Es werde also im wesentlichen Aufgabe des Ausschusses sein, sich infor­mieren zu lassen, und die allgemeinen Richtlinien der auswär­tigen Politik zu erörtern, In diesem Sinne mit dem Ausschuß