Amtliche Bekanntmachungen.
Verordnung des Stell Vertreters des Reichskanzlers über vorläufige Maßnahmen zur Regelung des Verkehrs znit Gemüse und Obst.
Vom 15. Juli 1916. (Reichs-Eefetzbl. S. 711.)
Auf Grund der Verordnung über Kriegsmaßnahmen zur Sicherung der Volksernährung vom 22. Mai 1916 (Reichs- Eefetzbl. S. 101) wird verordnet:
8 1 .
Vis zum 1. August 1916 ist das Dörren von wemüje und die Herstellung von Sauerkraut verboten.
Dies gilt nicht für die Verarbeitung im eigenen Haus- Halt zum eigenen Verbrauch.
8 2 .
Vis auf weiteres dürfen Kaufverträge über Pflaumen, die ganz oder teilweise erst nach dem 1. August 1916 zu erfüllen sind, und Kaufverträge über anderes Obst sowie über Gemüse, einschließlich Zwiebeln, die ganz oder teilweise erst nach dem 15. August 1916 zu erfüllen sind, nicht abgeschlossen werden.
. Das Gleiche gilt für andere Verträge, die den Erwerb von Gemüse oder Obst zum Gegenstand haben.
8 3.
Alle vor dem Inkrafttreten dieser Verordnung abgeschloffenen Verträge über den Erwerb von Gemüse und Obst sowie über den Erwerb von Dörrgemüse, die ganz oder teilweise erst nach dem 15. August 1916 zu erfüllen sind, sind bis zum 25. Juli 1916 der Reichsstelle für Gemüse und Obst anzuzeigen.
. Dabei sind die Namen und der Wohnort der Vertragschließenden, der Gegenstand des Vertrages, »sowie die vereinbarte Menge und der vereinbarte Preis anzugeben.
S 4.
Ausnahmen von den Vorschriften im 8 1 können die Landeszentralbehörden oder die von ihnen bestimmten Behörden in dringenden Fällen zulaffen.
Ausnahmen von dem Verbot des 8 2 kann die Reichsstelle für Gemüse und Obst zulaffen.
8 S. ^
Mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu zehntausend Mark oder mit einer dieser Strafen wird bestraft:
1. wer der Vorschrift im § 1 zuwider Gemüse verarbeitet;
2. wer der Vorschrift im 8 2 zuwider Verträge über Gemüse oder Obst abschließt;
3. wer die in 8 3 vorgeschriebene Anzeige nicht innerhalb der gesetzten Frist erstattet oder wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben macht
8 6 .
Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft.
Berlin, den 15. Juli 1916.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers: gez. Helfferich.
Bekanntmachung des Ministeriums des Innern über vorläufige Maßnahmen zur Regelung des Verkehrs mit Gemüse und Obst, vom 21. Juli 1916.
(Staatsanzeiger Nr. 169.)
I. Die Verordnung des Stellvertreters des Reichskanzlers über vorläufige Maßnahmen zur Regelung des Ver- kehs mit Gemüse und Obst vom 15. Juli ds. Js. (Reichs- Gesetzbl. S. 711) bezweckt, einigen Auswüchsen auf dem Gemüse- und Obstmarkt entgegenzutreten, die zur Steigerung der Preise und zur Entblößung des Marktes beitragen.
II. Das Verbot des Dörrens von Gemüse und der Herstellung von Sauerkraut (8 8 der Verordnung) richtet sich gegen das volkswirtschaftlich bedenkliche Verarbeiten von Frühgemüse, das bester für den sofortigen Verbrauch auf dem Markt bleibt, während das Verbot des Abschlusses von Verträgen auf Lieferung von Gemüse und Obst nach einem bestimmten Zeitpunkt (8 2 der Verordnung) dem Treiben der Händler, Fabriken und Großstädte, die sich bei der Sicherung von Gemüse und Obst Lberbieten und dadurch eine ungesunde
Preissteigerung Hervorrufen, Einhalt gebieten soll. Beide Bestimmungen zusammen sollen eine gewisse Beruhigung des Marktes Hervorrufen.
HI. Die Anzeigcpflicht für bereits abgeschlossene Verträge über Obst, Gemüse und Dörrgemüse, die nach dem 15. August 1916 zu erfüllen sind (8 3 der Verordnung), bezweckt die Gewinnung eines Ueberblicks über die getätigten Vorverkäufe. Je nach dem Ergebnis der Erhebung wird ein weiteres Vorgehen zur Rückgängigmachung von Abschlüssen, die auf ein Hamstern hinauslaufen, in Frage kommen.
Die Anzeigen müssen bis 25. Juli erstattet werden und sind entweder unmittelbar oder durch Vermittlung des Orts- vorstrhcrs an die Neichsstelle für Gemüse und Obst in Berlin VV 56, Rankestraße 36, einzusenden.
Die Ortspolizeibehörden haben für strenge und schnelle Durchführung obiger Anordnungen Sorge zu tragen.
Calw, den 21. Juli 1916.
K. Oberamt: Binder.
Prämie für Eierablicferung.
Um die Eierversorgung in bessere Bahnen zu bringen', hat der Kommunalverband mit sofortiger Wirkung in stets widerruflicher Weise beschlossen, jedem Geflügelhalter, der an den Unterkäufer oder den Vezirkseierhändler 100 Stück Eier abgeliefert hat, eine Prämie von 3 zu bezahlen.
Die Unterkäufer werden angewiesen, den Geslügelhal- tern, welche Anspruch auf die Prämie erheben, die Abgabe von Eiern jeweils unter Angabe der Stückzahl und des Tags der Ablieferung zu bescheinigen.
Für Eier, die vor dem 21. Juli 1916 abgeliefert worden sind, wird eine Prämie nicht bezahlt.
Gesuche auf Gewährung der Prämie sind unter Anschluß der Bescheinigungen hieher vorzulegen.
Calw, den 22. Juli 1916.
K. Oberamt: Binder.
Grabens zu nehmen. Deutsche schwere Artillerie beschoß den
Abschnitt östlich von Baranowitschi »äußerst heftig Südlich der Lipa warfen unsere Truppen den Feind weiter zurück. Eie gingen über den Flecken Beresteczko vor und gewannen weiter nach Westen Gelände. Die Truppen des Generals Cachorow haben am 20. und 21. Juli über 300 Offiziere, darunter einen General und einen Oberst, und über 12 000 Sol» daten gefangen genommen, so daß die Gesamtzahl der im Laufe der Operationen seit dem 16. Juli gemachten deutschen und österreichischen Gefangenen einschließlich der Offiziere 26 000 beträgt. Die Zahl der erbeuteten Geschütze und Maschinengewehre wird erst festgestellt. In der Gegend der Dörfer Werben und Plaszawe (6,5 Kilometer südlich der Einmündung der Lipa) wurde das 19. österreichische Landwehrregiment umzingelt. Das ganze Regiment ergab sich. — Galizien: In der Gegend des Dorfes Warockta (6,5 Kilometer südlich Tartarow) an der Straße Delatyn—Marma- ros-Sziget entrissen wir dem Feind gestern einige Höhen, machten Gefangene und erbeuteten 3 Maschinengewehre. In der Gegend westlich Jaremeze (9 Kilometer südwestlich Delatyn) nahmen wir eine österreichische Kompagnie mit Maschinengewehren gefangen.
Amtlicher Bericht vom 22. Juli abends: Am linken Flügel der Stellungen bei Riga hatten wir mehrere heftige Zusammenstöße mit dem Gegner. Unsere Streitkräfte drangen an mehreren Stellen in die feindliche erste Linie ein. Das beiderseitige Artilleriefeuer war heftig. — Kaukasus: Im Fortgang der Offensive besetzten unsere Truppen Ardasa, 20 Werst nordwestlich Gümüschkhane und machten 16 Offiziere und 26 Askari mit 3 Maschinengewehren zu Gefangenen. Unter den Gefangenen befindet sich der Kommandeur des W- Regiments.
Rlga, —. ^
Berlin, 24. Juli. Wie der „Berliner Lokalanzgr." aus Kopenhagen erfährt, meldet die „Verlingske Ti- dende" aus Paris, nach einem Telegramm des Korrespondenten des »Journal" aus Riga hätte» ungefähr zwei Drittel der Bevölkerung die Stadt verlasse», die einen traurigen Anblick biete. Die Lage sei aber ruhig.
Don den Neutralen.
Neue russische Uebergrisse gegen Schweden.
(WTB.) Stockholm. 23. Juli. (Schwed. Tel.-Bur.) Die vier deutschen Frachtdampfer „Malaga", „Friedrich Carr", „Gleichen Müller" und „Kette" wurden, „Afton- bladet" zufolge, in der vorletzten Nacht beim Eingang zum Hafen von Lulea auf schwedischem Hoheitsgebiet von zwei russischen Zerstörern verfolgt und zum Stoppen aufgesordert. Das schwedische Tordedoboot „Virgo" steuerte dann in voller Fahrt gegen die russischen Fahrzeuge, die sogleich umkehrte» und nach Süden entflohen. Die „Virgo" verfolgte, fertig zur Aktion, die fliehenden russischen Schiffe. Die deutschen Dampfer liefen nachts um 1 Uhr im Hafen von Lulea ein.
Amerika und Holland gegen die Briefpostbeschlagnahme. (WTB.) Haag. 23. Juli. Das „Vaaderland"
hat die niederländischen Vorschläge in Erwägung gezogen, gemeinsam gegen bestimmte Blockademaßreeln der Verbündeten, namentlich gegen die Einbehaltung der Briefpost vorzugehen. Wie gemeldet wird, sieht sich die amerikanische Negierung in der Lage, den niederländischen Standpunkt einzunehmen.
Amerikanische Flotteuausgaben.
(WTB.) Washington, 22. Juli. Der Senat hat die Marinevorlage angenommen, die ein Bauprogramm für drei Jahre vorsieht, darunter vier Dreadnoughts und vier Schlachtkreuzer, die sofort gebaut werden sollen. Dieses Gesetz erfordert an Ausgaben für das erste Jahr 313 800 000 Dollars, um 45 800 000 Dollars mehr, als von dem vom Repräsentantenhaus angenommenen Gesetz vorgesehen war.
Vom deutschen Handels-U-Boot.
(WTB.) Baltimore» 22. Juli. Bürgermeister Preston und andere städtische Beamte, sowie der deutsche Botschafter Graf Bernstorff besuchten das Unterseehandelsschiff „Deutschland". Graf Bernstorff wohnte auch einem vom Bürgermeister zu Ehren des Kapitäns König gegebenen Essen bei.
(WTB.) Washington, 22. Juli. Einige von der Besatzung der „Deutschland" besuchten Washington. Sie wurden beim stell». Marinesekretär Franklin Roosevelt einge- führt, der sich mit ihnen in deutscher Sprache unterhielt und sie zu ihrer Tat beglückwünschte.
Die Ladung der „Deutschland". - ^
London» 22. Juli. (Drahtb. W.-B.) Die „Times" meldet aus Washington vom 19. Juli: Die Rückladung der „Deutschland" besteht nach dsutschen Angaben aus 400 Tonnen Nickel» 300 Tonnen Gummi und gewissen Mengen von Kupfer und Schwefelsäure. Herr Prusse von der »»Deutschland" wird hier bleiben, um über den Bau ähnlicher Unterseeboote zu verhandeln. „Daily Telegraph" wird aus Newyork berichtet, daß das deutsche Unterseeboot „Deutschland" auf seiner Rückreise einen grocken Goldbetrag mitführen werde. Die Philadelphia Marine Co. hat, wie verlautet, die Versicherung des Goldes gegen Kriegsgefahr um 6 bis 10 Prozent des Wertes übernommen. ^
U-Boote für die spanische Kriegsmarine.
Berlin, 24. Juli. Nach einer Genfer Meldung des „Berliner Lokalanzeigers" erhielt der „Petit Parisien" die Mitteilung, daß die spanische Kriegsmarine außer den in Cartagena nahezu fertiggestellten 3 Unterseebooten 3 andere aus italienischen Wersten und 1 aus Amerika beziehe. Das letztere werde von dem Kreuzer „Estramadura" abgeholt werden. ^ -
' Von unfern Feinden.
Ssassnow tritt zurück.
- (WTB.) Petersburg, 23. Juli. (Meldung der Pet. Tel.-Ag.) Ministerpräsident und Minister des Innern,
Stürmer» ist zum Minister des Auswärtigen ernannt schreibt aus Washington: .Die amerikgnische RLaiEMd! wardeU-UUL Misst deu DoM im. Ministerrat,. Justiz
minister Chwostow wurde zum Minister des Innern, der ehemalige Minister des Innern, Mark^row, zum Justizminister ernannt. Dem Minister des Auswärtigen, Ssasonow, wurde der Rücktritt in Genehmigung seines Gesuches bewilligt.
(WTB.) Petersburg, 24. Juli. (Petersb. Tel.-Ag.) In einem an Sasonow gerichteten Erlaß hebt der Kaiser den Eifer hervor, mit dem der Minister den Weisungen des Kaisers, die von der Gerechtigkeit und der Ehre des Vaterlandes geleitet seien, gefolgt sei und sagt, er bedauere, daß der Gesundheitszustand des Ministers ihn zwinge, seine Entlassung zu nehmen. »
Auch Rußki geht.
Berlin, 24. Juli. Aus Rotterdam wird dem „Berliner Tageblatt" gemeldet: General Ruckki, der infolge seiner schlechten Gesundheit den Oberbefehl übr die nördliche russische Armee niederlegte, reiste in diesen diesen Tagen, wie der Korrespondent der „Daily Mail" meldet, durch Petersburg, um sich für den Rest des Sommers in Finnland aufzuhalten. — Rußki galt nach dem Großfürsten Nikolajewitsch als der befähigste russische Heerführer.
Eine Ententeriesenanleihe in Amerika.
(WTB.) Bern, 28. Juli. Schon gestern sprach man in Italien von einer gemeinsamen Anleihe der Entente. Heute wird die Nachricht besonders in römischen Kreisen in gewissem Sinn bestätigt. So wird dem „Corriere della Sera" aus Nom gemeldet, das Gerücht von einer beabsichtigten Anleihe von 20 Milliarden scheine sich zu bewahrheiten. Alle römischen Blätter haben die Nachricht übernommen. „Tribuna" schreibt: Die Hauptsicherheit wird England gebe«. Die Anleihe selbst soll in Amerika, besonders in den Vereinigten Staaten untergebracht werden. „Corriere della Sera" zufolge hat der Schatzminister Larcano bereits aus dem Hauptquartier Boselli und Sonnino über diese Frage und die Ergebnisse der Londoner Konferenz telegraphisch unterrichtet. Das Blatt meint, der Beschluß bedeute Krieg bis aufs Messer. — Also anscheinend auch mit dem „neutralen" Amerika.
Frankreichs Vorschüsse an die Verbündeten.
- (WTB.) Bern, 23. Juli. Finanzminister Ribot legte der französischen Kammer einen Gesetzentwurf vor, worin er um die Ermächtigung nachsucht, den verbündeten oder befreundeten Negierungen bis zum 30. September 1816 aus Mitteln des Staatsschatzes Vorschüsse in Höhe von 1547 500 000 Frcs. auszuzahlen. Die bisherigen Vorschüsse betragen 2 327 500 000 Frcs.
Vermischte Nachrichten.
. Die Neutralen und unsere Ernte.
Berlin, 23. Juli. Zehn Diplomaten der neutralen Staaten haben eine Rundreise durch verschiedene Bezirke angetreten, um über den Stand der Ernte auf Grund eigenen Urteils an ihre Regierungen berichten zu können. Wie die „V. Z. am Mittag" Mitteilen ^kann. Haben ihre Wahrnch-