Bon unseren Feinden.

Asquith, der unentwegte Heuchler.

tWTB.) London, ll. April. (Reuter.) Asquith jagte in seinem Trinkspruch aus den Präsidenten der französischen Republik bei dem gestrigen Festmahl zu Ehren der Abord­nung des französischen Parlaments: Di« Beziehungen zwi­schen Großbriiannien und Frankreich sind nun seit mehreren fahren auf dauerhafter Grundlage aufgebaut und sind durch die Probe, der sie in diesem Krieg ausgesetzt waren, Bezieh­ungen nicht nur von Freundschaft, sondern von Intimität und Liebe geworden. (Beifall.) Zn de» letzten Tagen hat der deutsche Reichskanzler wiederum an die Sympathien der neutralen Welt für den schwere» Fall von Deutschland (Hei teakeit) als vielfach misiverstandener Friedensfreund npel- liert. Der Kanzler erklärte, daß er am 9. Dez. seine Bereit Willigkeit geäußert habe, auf Friedcnsverhandlungen einzu­gehen, das; ober die Feinde damals ebenso wie jetzt es ab­lehnten, sich auf so etwas einzulasscn. Asquith zitierte dre Worte des Kanzlers, um zu zeigen, das; dieser mit Bereit Willigkeit meinte, das; die F-riedensvorschlnge von der Entente ausgehcn und die Entscheidung beim Kanzler be ruhen sollte. Er fuhr fort: Man will mit anderen Worten von uns, dasi wir die Haltung des Besiegte» gegenüber dem siegreiche» Gegner cinnehmen. Aber wir sind nicht besiegt. (Beifall.) Wir werde» auch nicht besiegt werden. Die Alli­ierten sind Lurch einen seierlichrn Beitrag gebunden, keinen Sonderfrieden zu suchen oder anznnehmen. Die Beding­ungen, unter denen wir bereit sind, Frieden zu schlief;«», sind di« Durchführung der Ziele, für die wir die Waffen aufg- nommen haben. Diese Ziele wurden von mir schon im No vcmder 1!N-t bekannt gegeben. Ich sagte u. n.i Das; wir das Schwert nicht in die Scheide stecken würden, bis die mili­tärische Herrschaft Preußens ganz und endgültig vernichtet sei. Der Kanzler zitierte meine Worte zuerst falsch und fährt sann fort, ihre aus der Hand liegende Bedeutung und die in ihnen ausgesprochene Absicht zu verzerren. Großbritannien und auch Frankreich traten nicht in den Krieg ein, um Deutschland zu erdrosseln, oder um es von der Karte Europas meaznwischen, nicht um sein nationales Leben zu zerstören oder zu verstümmeln und sicherlich nicht, um uns in die freie Ausübung seiner friedlichen Bestrebungen hinejnzumischen. Wir wurden beide, hier und in Frankreich, dazu genötigt, die Waffen aufzunehmcn, um zu verhindern, daß Deutschland, womit in diesem Fall Preußen gemeint ist, eine militärische Bedrohung für die Nachbar» bildet »nd eine Oberherrschaft über diese errichtet.

Deutschland hat während der letzten l» Zahle bei meh­rere« Anläßen seine. Absicht gezeigt, Europa unter gleich­zeitiger Bedrohung Vorschriften zu machen, und durch die rletzung der Neutralität Belgiens hat es bewiese», das; es sein Uebcrgcwicht selbst um den Preis eines allgemeine» Krieges Herstellen will und dadurch, das; es die Grundlage der europäischen Politik, wie sie durch Verträge sesigelegt ist, zerriß. Die Absicht der an dem Krieg beteiligten Ver­dübele« ist, diesen Versuch zunichte zu machen und dadurch einen Meg für ein internationales System zu ebnen, wel­ches den Grundsatz gleicher Rechte für alle zivilisierten Staate« sicherstrllen wird. (Beifall.) Wir wollen als Er­gebnis des Krieges den Grundsatz festlcgen, daß inter­nationale Probleme durch freie Unterhandlung unter glei­chen Bedingungen zwischen freien Völkern behandelt werden müssen und daß eine solche Uebereinkunft nicht länger durch das überwältigende Gebot einer Regierung, die von einer clitärischen Kaste kontrolliert wird, aufgehalten und be­herrscht wird. Das ist' es, was ich unter Vernichtung der militärischen Herrschaft Preußens verstehe. Nicht mehr, aber avH nicht weniger. Auf das Schicksal Belgiens, Serbiens "vb Montenegros bezugnehmend, Hagte Asquith, daß die Verbündeten nicht nur Schützer von Vertragsrechten, son­der« von unabhängigen Staaten und §v» ,del freien Ent­wickelung schwächerer Länder seien. (Siehe Aegypten, Per fien, Indien, Griechenland. Die Schriftk.) Es gicbt kaum einen größeren Zynismus, als wenn der deutsche Kanzler beansprucht, daß Deutschland vor allen Mächten darauf be­stehen muffe, verschiedenen Nationen Gelegenheit zu freier Kniwickelung innerhalb des Rahmens ihrer Muttersprache und ihrer nationalen Individualität zu geben. Der Versuch, Pre«ßisch-Polen zu germanisieren, sei während der letzten Zahle hartnäckig betrieben worden und es sei dies das größte Fiasko der preußischen inneren Politik gewesen. Was solle wohl das vlämische Volk von der Aussicht denken, die ihm von dem Kanzler gestellt wurde, noch nachbarlich mit den Deutschen zusammcnzuarbciten, die seine Kirche» verbrannt, seine Städte geplünderf, seine Felder verwüstet und seine Freiheit nicdergetrcten haben? Asquith fuhr fort: Meine Antwort an den Kanzler ist sehr einfach: Die Verbündeten wünschen und sind entschlossen, das alte Belgien Wiederer­stehen zu sehen. (Beifall.) Es darf nicht dauernd unter dem leichtfertigen und verruchten Angriff auf seine Freiheit lei­den und was nicdergeriffen wurde, muß wieder hergestellt und aufgedaut werden. (Lauter Beifall.) Asquith sprach so­dann von dem hinkenden schwächlichen Versuch des Reichs­kanzlers, die Unterseebootskriegsührung zu rechtfertigen und sägte! Wenn die Alliierten ihre Herrschaft zur See dazu be­nutze». eine» wirtschaftliche» Druck auf die Feinde auszu- ül-en. so bedienen sie sich eines Rechtes, das von jeder krieg- üihienden Nt acht in der alten und neuen Zeit anerkannt ist.

Und sie haben sich bemüht und bemühe» sich noch, soweit als möglich, die daraus erfolgenden Unannehmlichkeiten für den neutralen Handel zu mildern. Sie sind bereit, die Gesetzlich­keit aller ihrer Maßregeln zu rechtfertigen und zu beweisen, daß sie mit den Grundsätzen und dem Geist des auf die Ent­wickelung des modernen Krieges angewandten Völkerrechts übereinslimmen. Diese Maßregeln wurden mit genauester Berücksichtigung der Menschlichkeit durchgeführt und soviel wir wissen, kann nicht ein einziges Beispiel angeführt wer­den. daß durch die Blockade der Verbündeten das Leben eines neutralen Untertanen verloren ging. Die deutsche Untersee- bcotskampagne wurde lange vor unserer königlichen Verord­nung vom März 191ö begonnen und entwickelt, und sie wurde rücksichtslos durchgeführt sowohl gegen Neutrale wie gegen Kriegführende und mit rücksichtsloser Verletzung des Völkerrechts und der Menschlichleit. Asquith schloß: Können wir nicht dankbar sein, daß wir zur Feststellung und Vertei­digung unserer Sache nicht zu solchen Entstellungen der Tat­sache» und zu solchen Sophistereien genötigt sind, wie sic von: Kanzler vorgebracht wurden? Wir Verbündete kämpfen Seite an Seite sür eine große Sache mit würdigen Mitteln, reinen Händen und reinem Gewissen. (Beifall.) Und Seite an Seite haben wir ebenso mit dem Willen auch die Macht, die Freiheiten Europas zu verteidigen. (Lauter Beifall.)

(WTB.) London, 11. April. Premierminister Asqnith sagte zu einer hierhergekommöncn Abordnung französischer Parlamentarier unter Bezugnahme aus die Erklärung des deutschen Reichskanzlers: Deutschland wollte, daß wir die Rolle des geschlagenen Feindes übernehmen.'Aber wir sind nicht geschlagen und werden nicht geschlagen werden. Unsere Fricdcnsbedingunaen sind dieselben, für die wir die Waffen ergriffen haben. Das Ziel der Alliierten ist ein völkerrechtliches System, das allen zivilisierten Staaten gleiche Rechte sichern soll. Der Militärkaste darf es nicht inehr erlaubt werden, bei der Lösung internatonalcr Fragen mitzuwirken. (Aber der englischen Flotte!)

Asquith über seine Reise nach dem Kontinent.

(WTB.) London, 12. April. (Unterhaus.) Auf mehrere Fragen antwortete Premierminister Asqnith, es würde nicht angelnacl t sein, im einzelnen auf die verschiedenen Gegen­stände ciuzugeheu, die auf der Konferenz der Alliierten in Poris besprochen worden seien. Zur allgemeinen war das Ergebnis der -Konferenz eine erneute Bekräftigung der völ­ligen Solidarität der Alliierten, die Feststellung der völligen Uclereinstimmung ihrer Ansichten und die Versicherung der Einheitlichkeit in der Kriegführung. Zn Bezug auf seinen Besuch in Italien sagte Asquith: Mein Besuch war beson ders bcmerteuswert durch die äußerst eindrucksvolle Kund­gebung einer erhöbt«:: Freundschaft zwischen dem britischen und dem italienischen Volk, die durch ihre Waffenbrüder­schaft bekräftigt worden ist. Es wäre nicht angezeigt, mehr als dieses in den: gegenwärtigen Augenblick zu sage».

England sucht Auswege gegen die Verringerung seiner Tonnage.

(WTB.) London, tt. April. Haslaw fragte im Unter- Hause, ob die Regierung angesichts der fortwährenden Zer­störung von Handels- und Passagierschisfen ohne Warnung durch den Feind und ebenso der Vernichtung von neutralen Schissen erwägen wolle, ob es nicht allgezeigt sei, den neu­tralen Regierungen den Vorschlag zu machen, den Verlust von Tonnage durch Verwendung feindlicher Schiffe wettzu­machen, die in neutralen Häsen interniert seien. Lord Ro­bert Lccil erwiderte, die britische Regierung erwäge die Frage. Uebcr die Indienststellung feindlicher, in neutralen Häfen liegender Schisse müsse in erster tUnic von den neu­tralen Negierungen selbst entschieden werden. Bei ihrer Entscheidung würden die internationale«: Regierungen zwei fellos den Umstand in Betracht ziehen, daß die Vernichtung van Handelsschissen durch die Verringerung der Welttonnage den H:ndel j»er Neutralen nicht weniger berühre, als den Der Kriegführenden. Vorschläge der neutralen Regierungen zur Sicherung feindlicher Schisse, die von Neutralen in Dienst gestellt würden, vor Beschlagnahme, würden von der englischen Regierung sorgfältig erwogen werden. (Die Eng­länder meinen wohl, sie könnten dann gefahrloser auf deut­schen Schiffen Konterbande erhalten. Das dürste ein schwe­rer Irrtum sein. Interessant wird es jedenfalls sein, was Amerika zu dem englischen Ansinnen sagt. Die Schriftl.s

Das Programm der wirtschaftlichen Ententekonferenz.

Basel, 11. April. DieBasler Nachrichten" melden aus Mailand: Das von der französischen Negierung aus­gestellte Programm der wirtschaftlichen Konferenz in Paris enthält nach demLorriere della Sera" folgende Punkte: 1. Festsetzung der Art und Weise, wie die Blockade wirksamer durchzufnhren sei. 2. Defensivmaß- nahmen gegen unkorrekte und schädliche Handelsmetho­den Deutschlands. !!. Entwürfe über die gegenseitige Unterstützung der Alliierten bezüglich der Rohstoffver­sorgung, Seetransporte, Industriebauten usw.

Die Entente braucht auch die Abessinier.

Berlin, 11. April. DieNat.-Zeitg." meldet von der russilcbeu Grenze: Wie aus russischen Berichten hervorgeht, n>i-d der Vierverbr.nd demnächst die a'iesiiinsche Negierung

zur Teilnahme an dem Kriege gegen die Türkei aussorder«. Eine besondere Abordnung wird sich zum abeffinischen Negus begeben und diesem die Aufforderung üderdringen. Dir abes- sinische Armee, dir etwa Mv llllü Mann stark ist, soll in der Hauptsache für Aegypten verwendet werden. Die Beooll mächtigten des Vieroerbandes bei::: abeffinischen Hofe haben in den letzten Monaten unausgesetzt aus den Negus einge­wirkt, damit er seine Truppen gegen die Türken zu Felde führe. Dem Negus sind umfangreiche Versprechungen ge macht worden. Die Initiativ« zu der offiziellen Aufforde­rung Abcffinens zum Kriege ist von Frankreich ausgegangen.

Wieder ein Lieferungsskandal in Rom.

(WTB.) Berlin, 12. April. Eine Depesche desBerl. Lokalauzeigers" aus Lugano besagt: Zn Rom ist ein neuer großer Militärlieferungsskandal ausgebrochen, in den Com- mendatore Ealeazzi, Mitglied des obersten Verkehrsrats im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, verwickelt ist Er hat bereits seine Demission eingereicht. Bis zu den letzten Wah­len hatte er die Stelle des Generaldirektors im Kriegsmini­sterium begleitet, von der er aber zurückgetreten war, um in Perugia für das Abgeordnetenhaus kandidieren zu können.

Vermischte Nachrichten.

Kriegsgewinnsteuer. Kleinwohnungsba«.

(WTB.) Berlin, 11. April. Im Hauptausschuß des Reichstages erklärte zur Frage der Kriegsgewinu- besteuerung von Kunstgegenständen Staatssekretär Hels- ferich, daß es sich darum handle, die Hinterziehung der Kriegsgewinnsteucr durch Ansammlung von Kunst- und Luxusgegenständen zwecks späteren Verkaufs zu verhindern. Der Ausschuß beschloß, den Wert des ein­zelnen Gegenstandes auf mindestens 5,00 Mark festzu­setzen. Der Antrag aus Einbeziehung der Kunstgewerbe­gegenstände wurde abgelehnt. Die Bestimmung, die Len Erwerb von Kunstwerke» lebender oder seit dem l. Ja­nuar INO verstorbener deutscher Künstler, sowie im Deutschen Reiche weilender Künstler von der Hinzu­rechnung zu dem der Kriegsgewinnsteuer unierliegen- dem Vermögenszuwachs frei laßen sollte, wurde ge­strichen. Die Mindestgrenze des abgabepflichtigen Kriegsvermögenszuwachses wurde entsprechend einem Zentrumsanirag von "000 auf 1000 --st herabgesetzt. Die Mindestgrenze des abgabepflichtigen Vermögens blieb, wie im Entwurf, mi. 0000 ,<l bestehen.

(WTB.) Berlin, 11. April. Der Hauptausschuß des Reichstages beschloß heute in der Weiterberatung der Kricgsgcwinnsteuervorlage, von dem Mehrcinkom- men während des Krieges eine Abgabe unter Zu­grundelegung der Sätze sür den Kriegsvermögenszu­wachs zu erheben. Staatssekretär Dr. Helsferich hatte im Laufe der Debatte erklärt, daß dieser Antrag, sowie ein in ähnlicher Richtung sich bewegender Zentrums­antrag in ernster Weise Las Zustandekommen der Vor­lage gefährde, da sie einen Eingriff in die PermögenS- substanz selbst, und zwar in den meisten Fällen in eine ohnedies verminderte Bcrinögenssubstanz bedeuten.

(WTB.) Berlin, 11. April. Der Wohnungsaus- chuß des Reichstags beschloß, das Dispositiv im Etat des Reichsamts des Innern zur Förderung des Klein­wohnungsbaus dahin zu ändern, daß es lautet:Zur Förderung der Herstellung geeigneter Kleinwohnungen für Arbeiter und geringbesoldete Beamte in Betrieben des Reichs und des Rcichsheeres, sowie für Kriegsbe schädigte und Witwen der im Kriege Gefallenen". Ein sozialdemokratischer Antrag, die Bürgschaftsgewährung des Reiches auch für Kkeinwohnungsdau der Gemeinden, der Baugenossenschaften usw. zu gewähren, wurde trotz Einspruchs eines Vertreters des Reichsschatzamtes an­genommen. Es wurde hcrvorgehoben, daß eine solche Erweiterung des Dispositives der Rcichsgesetzgebung das ganz Wohnungswesen überantworten und dem Reiche gar nicht zu übersehende Lasten auscrlegen würde. In: Hinblick auf die hohen Kriegslasten könne das Reichsschatzamt den Antrag beim Bundesrat nicht befüinvorten.

Das muß am Mehl liegen . .

Zu jenen Tagen - es war Mitte September waren hoch oben in den Vogesen die Hühner noch nicht ganz aus- gestorben und die bayerischen Landwehr-Pioniere, die oa oben lagen, fanden hie und da noch ein Ei. Freilich, es gehörte mehr Glück als Spürsinn dazu, ein so seltenes Ding auszustöben: und jedes einzelne war auch unter Brüdern seinen Taler wert. Und eines Tages entdeckte ein Unter­offizier fünfzehn frische Eier. Da gibt's heute Abend Pfann­kuchen!" jubelte e: zu seinen Kameraden.Wer von Euch kann Pfannkuchen bucken ?" Ein Einjähriger Unteroffizier meldete sich; er mar gerade zwei Stunden vorher aus der Garnison gekommen.Wenn Zh: Eier, Mehl und Fett habt und ein bißl Milch, will ich Euch Pfannkuchen backen, wie Ihr sie noch nicht gegessen habt. Als armer Student lernt man das Kochen."Alles da!", war die Antwort.Unsere Madame hat gut sür uns gesorgt, bevor sie davongelaufen ist. Schau Dir nur einmal die Küche an. Da giebts Zwie­beln »ud Zu:'.«r und Pfeffer und Gott, wer weiß was alles."