Bielmehr scheint es, als ob man dieses Mittel ganz natürlich und erlaubt findet. Doch darf unser Projekt gegen diese teuflische Taktik nicht einen Augenblick ruhen. Man beruft sich zur Verteidigung dieses Systems aus die Belagerung einer Heftung, die man schließlich bester durch Aushungerung zur Ucbergabe zwingt und man weist dabei auf die Belagerung Jerusalems im Jahre 70 noch immer hin. Doch das war eine Ausnahme. Dieser Vergleich läßt sich nicht mehr durchführen, «o hier von der Aushungerung eines ganze» Volkes von 70 Millionen die Rede ist. Solch ein ganzes Voll kann nicht das Land verlassen, es muß bleiben, wo es ist und gerade deshalb ist hier die Anwendung des Aushungerungssystems unmenschliche Gemeinheit, die unter Christen nicht angewendet werden darf.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutschen amtlichen Meldungen.
sWTB.) Großes Hauptquartier. 10. April. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Zn de» gewonnene» Trichterstellungen südlich von St. Eloi wiesen unsere Truppen Wiedereroberungsversuche feindlicher Handgranatenabteilungen restlos ab. Die Minentämpse zwischen dem Kanal von La Bassee und Arras haben in den letzten Tagen wieder größere Lebhaftigkeit angenommen. Aus dem Westufer der Maas wurde Bothin- eourt und die ebenso stark ausgebauten Stützpunkte Al- snce und Lorraine südwestlich davon abgeschnürt. Der Gegner juchte sich der Gefahr durch schleunigen Rückzug zu entziehen, wurde von den Schlesiern aber noch gefaßt und büßte neben schweren blutigen Verlusten hier 14 Offiziere und rund 70» Mann an unverwundeten Gerangenen. 2 Geschütze und 13 Maschinengewehre ein. Gleichseitig räumten wir uns unbequeme feindliche Anlage», Blockhäuser und Unterstände an verschiedenen Stelle» der Front aus. so die nördlich des Dorfes Aoo- court und südlich des Rabenwaldes. Auch bei diesen Eiuzelunternehmungen gelang es, die Franzosen restlos zu -schlagen. An Gefangenen verloren sic außerdem mehrere Offzicrc und 278 Mann. Rechts der Maas »urd« in ähnlicher Weise eine Schlucht am Südwcst- rande des Pfefserrückcns gesäubert. 4 Offiziere, 184 Man» und Material blieb in unseren Händen. Weiter östlich und in der Wocore fanden lediglich Artilleric- kämpfe statt. Im Luftkampf südöstlich von Damloup und nordöstlich von Chäteaux Salin je ein französisches Flugzeug abgeschosseu. dir Insassen des ersteren sind tot. Ze ein feindliches Flugzeug wurde im Absturz r» das Dorf Loos und in den Caillettewald beobachtet.
Oe stlich er- und B a l k a n k r i e q s s ch o u p l a b. Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung.
Oberste Heeresleitung.
Aus dem französischen Bericht.
1WTB.) Paris. 10. April. Amtlicher Bericht vom 0. April abendsi Westlich der Maas sand während des ganzen Tage» «ine heftige Schlacht statt, die auf unserer gesamten Front zwischen Avocourt und Cumihre geliefert wurde, und sich sogar bis auf das rechte Maasufer erstreckte. Die plan mäßige Räumung des oorspringenden Winkels von Bethin- court in der vergangenen Nacht hatte uns gestattet, eine geschlossene Linie zu bilden, die von der Redoute von Avocourt ausgeht, den ersten bewaldeten Abhängen westlich der Höhe 004 entlang führt und sich unseren Stellungen etwas südlich der Kreuzung der Straßen Bethincourt-Esnes und Bethin- court-Chattoncourl anschließt. Diese ganze Linie, die vom Feind heftig angegriffen wurde, hat Len wütendste» Anstürmen standgehalten. Auf der Front von Cumieres hat die deutsche Offensive einen blutigen Mißerfolg erlitten. Die feindlichen Sturmkolonnen, die in dichten Reihen aus dem Cumitzrcswald hervorbrachen, wurden unter unser Maschinengewehr- und unser Artilleriefeuer genommen und unter Zurücklassung von zahlreichen Leichen aus dem Gelände zerstreut. Sämtliche gegen den Toten Mann gerichteten Angriffsversuche wurden ebenfalls mit beträchtlichen Verlusten zurück- geschlagen. Eine zur gleichen Zeit unternommene Angriffs operation des Feindes gegen unsere Stellungen vom Wald von Avocourt bis zum Forgesbach stieß aus den hartnäckigsten Widerstand unserer Truppen, die den Feind-überall zu- rückschlugen. Endlich war es einem aus eines unserer nordöstlich des Dorfes Avoncourt am südlichen Rand des Waldes gelegnen Werkes gerichteten Angriff gelungen, während eines Augenblicks in unseren Grüben Fuß zu fassen. Unser Gegen angrifs warf den Feind sofort wieder hinaus. Oestlich der Maas sehr große Artillerietätigkeit gegen unsere Anlagen auf dem Pfefserhügel und in der Gegend von Douaumont nnd Baux, sowie gegen die Gesamtheit unserer zweiten Linie. Durch unser Sperrfeuer angehalicu. käme» feindliche In santerieangrifse nicht zur Entwickelung. Zn der Woenre zeitweilige Beschießung.
Dte „Nordd. Allg. Ieitg." über Derdun.
Zn einem Rückblick aus die Kriegsereignisse seit Reujahr 1010 schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Aus der „Ueberraschung" vor Verdun ist eine mit gewaltigen Kampfmitteln geführte Festungsschlacht geworden, eine Schlachtenform, die die Kriegsgeschichte bisher noch nicht gekonnt hat. Wenn wir. soweit bas möglich ist. den Verlauf diese? Riesen-
kampses seit dem 22. Februar überblicken, so erkennen wir mit Dant gegen Führung und Trappe, Latz sie die Meister auch in dieser neuen Karnpfform bleiben werden. Wann die Schlacht zu Ende sein, welches ihre nächsten und ferneren Folgen sein werden, missen wir. die wir nicht die Ziele der obersten Heeresleitung kennen, nicht, aber wir wissen das eine bestimmt: Die deutschen Heere werde» auch hier die Sieger sein, ihre Siege mächtige, ungeahnte große Wirkungen haben.
Serben nach der Westfront.
Rotterdam, 10. April. Wie man vernimmt, Hai die Abbeförderung der nach Korsu geretteten Reste der serbischen Armee nach der Westfront bereits begonnen. Zn den Straßen von Paris sieht man zahl reiche serbische Soldaten, die offensichtlich für die Westfront bestimmt sind.
Dalona.
(WTB.j Berlin, 10. April. Eine Meldung des „Berl. Tageblatts" aus Lugano besagt: Einem aus Baloua stammende» Brief des „Secolo" zufolge hat Balona das Aussehen einer behaglichen, sicheren Seestadt. Es sei auf jede» Angriff» vorbereitet und sein befestigtes Lager gleiche dem von Saloniki.
Die deutschen U-Boote.
<WTV.) Bern, 10. April. Nach dem „Temps" laufen Gerüchte um, daß es den Deutschen gelungen sei, Unterseeboote ohne Periskop zu bauen. Hierzu sei zu bemerken. daß bei zahlreichen Torpedierungen der letzten Zeit man wohl den Schauinstrcifen eines Torpedos, aber kein Periskop des angreisenden Tauchbootes gesehen habe. Daß dieses Gerücht nicht bloß eine Vermutung sei, beweise ein marine-technischer Aufsatz in der holländischen Zeitschrift „Landstorm", der von solchen Bauten spreche. Eine sinnreiche Anbringung von Linsen und Spiegeln am Schiffskörper erlaube dem Kommandanten, die notwendgen Beobachtungen zu machen, um sein Tauchboot zu steuern. Zwar müßten sich solche Tauchboote nahe an der Oberfläche aufhalten, doch werde dies durch den Vorteil ausgewogen, daß sie durch das Fehlen des Periskops nicht die Aufmerksam keit ihnen begegnender Schiffe aus sich zögen.
(WTB.) London, 10. April. „Lloyds" melden, daß der britische Dampfer „Siiksworih Hall" (1770 Tonnen) versenkt wurde. Der Kapitän und 30 Mann wurden gerettet. Der Dcmrpfer „Glenalmond" (2883 Tonnen) wurde ebenfalls versenkt. Die Besatzung wurde gerettet. Beide Schiffe waren unbewaffnet.
„Lloyds" melden, daß der britische Dampfer „Zafia" versenkt wurde.
Der britische Dampfer „Aron" ist versenkt worden.
„Lloyds" melde»: Der unbewaffnete Dampfer „Lastern City" wurde versenkt.
(WTB.) Malta, 10. April. Reuter meldet: Der britische unbewaffnete Dampfer „donne", früher „Ta- stalia", wurde versenkt. Die aus 40 Mann bestehende Besatzung wurde gerettet.
Don unseren Feinden.
Asquith beim Papst.
<WTB.) Bern, 11. April. Den „Neuen Züricher Nachrichten" wird von besonderer Seite geschrieben: Der Besuch Asquiths beim Papst hat im Vatikan keinen guten Eindruck hintcrlassen. Wir wissen, baß Asquith während der halbstündigen Audienz u. a. der Meinung Ausdruck gegeben hat. der Krieg werde zum mindesten noch 5 Zahrc dauern. Diese entsetzlicijen Worte sind freilich weniger aus subjektiver Ucberzeugung als vielmehr zur Einschüchterung gesprochen worden. So wurden sie wenigstens beurteilt. Also nicht bloß im englischen Parlament wird in wahnwitzigem Tyrannenzorn der Stab über die ütölker Europas gebrochen, sondern ein Vertreter jener Nation wagt sogar diesen blutrünstigen Entschluß vor dem Vertreter des Friedensfürsten kalt und protzig auszusprechen. Der heilige Vater wirft sich wie ein wahrer Vater zwischen die streitenden Söhne. Nun muß er die Ankündigung eines endlosen Zwistes und Krieges dis zur Vernichtung an- hüren.
Die Suffragetten wieder auf dem Plan.
(WTB.) Rotterdam. 10. April. Der „Nieuwe Rot- terdamsche Courant" meldet aus London: Eine Versammlung des Verbandes für das Frauenwahlrccht wurde gestern auf den: Trafalgar Square unter Leitung von Sylvia Pankhurst abgehalten, um gegen die Reichs- oerteidiguiigsalte, das Munitionsgesetz und das Kricgs- pslichtgesetz zu protestieren. Die Versammlung wurde von der Volksmenge gesprengt. Der Niob stürmte die Nelson-Säule und vertrieb die Frauen.
Derdun und die Engländer.
(WTB.) Bern, 11. April. Das gelegentlich der Schlacht vor Verdun in der französischen und in der ausländischen Presse mehrfach geäußerte Befremden über die mangelnde Kooperation der Engländer scheint
i» englische» Kreise» verstimmt zu haben, denn in einer Besprechung der militärischen Lage versucht der »Temps" eine Ehrenrettung der Engländer. Zunächst stellt er allerdings fest, daß der gewaltige Ansturm des Feindes vor Berdun ganz allein von ausschließlich französische» Truppen ausgehalten worden sei, die ziem- > lich schwere Verluste erlitten hätten. Einige Kollege», so führt der militärische Mitarbeiter des „Tenrps" fort, schreiben, daß es nun an dem englischen Heere sei, große Opfer zu bringen. Aber an unserer Front gibt es nicht zwei Armeen, sondern nur eine, die einer einheitlichen Führung untersteht. Hätte der Feind bei Ppcrn angegriffen, so wären es die Engländer gewesen, die Widerstand geleistet hätten. Wenn unsere Heeresleitung die Stunde zur Offensive für gekommen erachtet, werden sich die Engländer ebenso aus den Feind stürzen. Wir wiederholen: Es gibt in Frankreich nur eine Armee, die einem Führer gehorcht.
Don den Neutralen.
Die Umtriebe des Dierverbands in Griechenland.
Athen, 10. April. Die dem Hose nahestehende Zeitung „Prooni" veröffentlicht eine neue Enthüllung über die Spionageumtriebe des Vieroerbandes in Athen, der den König Konstantin unter eine» förmliche» Ueberwachungsdicnst zu stellen wußte. Das Blatt meldet nämlich, daß mehrere griechische Hofbeamte verhaftet wurden, gls es sich herausgestellt hatte, daß der englische, französische und russische Gesandte sie dafür bezahlten, daß sic den Briefwechsel des Königs ausspähten und verrieten.
Die Herrschaft der Franzosen in Saloniki.
(WTB.) Berlin, 1l. April. Aus Genf wird dem „Berl. Tageblatt" berichtet, der Lyoner „Republicain" melde aus Saloniki, daß ein von der srauzösischen Militärbehörde verhafteter griechischer Offizier aus Saloniki ausgewiejea worden sei. Wegen dieses Vorfalles ergehe sich die griechische Presse iu bitteren Vorwürfen gegen die fanzösische Heeres leitung.
Die Amerikaner und der Fall „Suffex-.
(WTB.) Rotterdam, 11. April. Der „Nieuwe Rot- terdamsche Courant" meldet aus London: Die „Morning Post" erfährt aus Washington, daß dort ein nichtamtlicher Bericht eintras, daß Deutschland die Verantwortung für den Unfall der „Susiex" in Abrede stellen werde. Die Blätter verbreiten sich, obwohl sie die Lage noch immer ernst nehmen, darüber, wie schwierig es jetzt für die amerikanische Negierung sein würde, wo Deutschland die Verantwortung ablehne, einen überzeugenden Beweis zu liefern, daß ein deutsches Unterseeboot das Schiff torpediert habe. Zwischen den Zeilen lassen die Blätter durchblickcn. daß das Publikum nicht ungeduldig werden solle.
Eine panamerikanische Handelsmarine.
(WTB.) Paris, 10. April. Laut Meldung des „Temps" aus Rio de Janeiro erklärte der amerikanische Schatzsekretär Mac Adoo aus dem Panamerikanischen Kongreß sich für schncllsie Schaffung einer panamerikanischen Handelsmarine, uni die Sicherheit der Schisfahrt, sowie der wirtschaftlichen Interessen der amerikanischen Staaten zu gewährleisten.
Vermischte Nachrichten.
Der Landtag von Elsaß-Lothringen einberufen.
(WTB.) Straßburg, 10. April. (Amtlich.) Durch kaiserliche Beiordnung ist der Landtag von Elsaß-Lothringen aus Mittwoch, den 26. ds. Mts. cinberusen worden.
Der „Adler von Lille-.
London, 10. April. Die „Daily Mail" widmet dem deutschen Flieger Zmmelmann einen Artikel aus der Feder von Beach Thomas, der ihn im englischen Haupt quartier in Frankreich verfaßt hat. Zmmelmann wird dabei als der Ueberhabicht bezeichnet. Seine Methode sei weniger heroisch als wissenschaftlich. Er suche das Abenteuer als solches keineswegs, ebensowenig Gefahren, wenn er sie vermeiden könne. Er habe allein die Absicht, Flugzeuge zu zerstören, wenn diese es wag ten, in seine besondere Domäne cinzudringen. Seine Methode sei ganz verschieden von der englischen. Sein Plan sei einfach: er steige bis zu einer großen Höhe, selbst bis zu 13 000 Fuß, was natürlich nur bei klarem Wetter geschehen könne, wenn die Wolken selbst hoch schwebten oder es vollständig still sei. Wenn der gewünschte Augenblick komme, so beobachte er das Einfallsterrain unter sich ganz genau und schieße in langgestrecktem Fluge daraus zu. Sein Plan sei es, eine rasche Diagonale hinter dem Feind zurückzulegen-, auf den er dann unaufhörlich feuere, sobald der Abstand klein genug geworden sei. So treffe er ihn entweder oder verfehle ihn, gerade wie ein anderes Exemplar aus der Familie der Habichte. Er unternehme nur