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Nr. 85. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 91. Jahrgang.
«rscheinungswetse: «mal wbchrullich. Lnzei»enprei1: Am vberamt». N »«,kr Lalw für die etnspalUge BoigiSzeile 10 Psg., außerholb derselben 12 Psg-, I Neklemen 2S Ps». Gchluß für Jnseratannahm» 10 Uhr vormittag». Leitfon ü. N
Dienstag, -e» 11. April ISIS.
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MhjWUkt. die RMGyltze der VerteidigMgsstovt voll Verdun. udgWört.
Bor Berdun. — Ueber die nächsten Pläne der Entente.
Lehrend das französische Volk mit den die Wirklichkeit verschleiernden Phrasen, daß den Deutschen der „Handstreich" gegen Berdun nicht geglückt sei, über die Natur und die Bedeutung des deutschen Angriffs gegen die Festung getäuscht wird, die mit zu den bestorganisierten Verteidigungsplätzcn in deisem Kriege gehört, wird der deutsche Angriff ruhig, langsam, aber mit mathematischer Sicherheit vorgctr-agen. Wir hatten neulich die Frontlinie gezeichnet, die unsere Truppen gegen Berdun mit der Zeit vorgetrieben haben, und hatten namentlich auf die Sackstellung hingewiefen, in die die Franzosen auf dem westlichen Ufer der Maas infolge der deutschen Angriffe auf der Linie BLthincourt— Avocourt und Bäth-incourt—Toter Mann—Chattan- court hineingedriingt wurden. Wir hatten auch auf di« hervortretcnde Absicht unseres Generalstabs hingewiesen, durch abwechselnde Angriffe von Haucourt und Toter Mann her die hervorragende Spitze von Bdthincourt abzubrechen, und dadurch die Nordwest- svont auszuglcichen. Das ist nun geschehen. Die stark befestigte Feldstellung des Dorfes Bethincourt wurde abgeschnürt, und dabei rund 700 Gefangene eingebracht. Die im französischen Bericht mitgeteilte „planmäßige Räumung" dieser Spitze scheint also nicht so restlos gelungen zu sein, wie es dort dargcstcttt wird. Die nächste Phase der dort zu erwartenden Kämpfe wird sich nun wohl gegen die Basis der nordwestlichen Berteidigungs- stellung Avocourt—Esnes—Chattancaurt entwickeln. Doch ist selbstverständlich über Len Ort der jetzt unmittelbar auf diesen bedeutsamen Erfolg folgenden Operationen nichts zu sagen, denn die Einzelaktionen gleichen Zügen auf dem Schachbrett, die anscheinend selbständig geführt werden, je nach den lokalen Vorteilen, die aber doch im ganzen Angriffsplan eingefügt sind, und sich deshalb nach seinen Gesetzen richten müssen. Doch es geht vorwärts, das sehen wir mit jedem neuen Bericht unserer Heeresleitung, aber auch bei jeder gewundenen Erklärung des gegnerischen Berichtes. Wenn die feindliche Presse bisher trimphiert hat, datz die Deutschen Verdun noch nicht nehmen konnten, so täuscht sie womöglich sich, aber sicherlich ihre Leser über die militärische Bedeutung dieses Kampfes. Man muß sich vergegenwärtigen, daß in dem mit allem Raffine. ment neuzeitlicher Derteidigungsmittel versehenen Verdun auch über 10 französische Armeekorps mit Uber 2000 Geschützen aller Kaliber stehen, die noch dazu den wichtigen Vorteil der Verteidigung ausgebauter Stellungen für sich haben. Das sind Faktoren, die ganz gewaltig ins Gewicht fallen. Andererseits vertritt unser Generalstab den Grundsatz, soviel wie möglich an Blut zu sparen. Das Schrittmaß des Angriffs ist also damit gegeben. Unsere Truppen kommen vorwärts, diese Zuversicht beseelt die Kämpfenden, diese Zuversicht haben wir selbst, die wir diesen Heldenkampf verfolgen, und dieses Gefühl ist in uns gerade auch durch die höchsten Stellen bekräftigt worden. Der Reichskanzler hat kürzlich den Willen und die Macht unseres Heeres zum endgültigen Sieg kundgegeben, der preußische Kriegsminister, der zugleich auch das Ressort für das deutsche Heerwesen vertritt, hat die Worte des Reichskanzlers gestern in seiner ersten Rede vor dem Reichstag militärisch unterstrichen. Nicht nur „Durchhalten" soll und wird das deutsche Heer, es wird auch den endgültigen Sieg davontragen nach der festen lleberzeugung des Kriegsministers.
Wie lange es dauern wird, bis unsere Feinde den Gedanken aufgeben, die Kriegslage doch noch ändern zu können, das ist allerdings schwer zu sagen. Es scheint, daß sie neue Pläne in der nächsten Zukunft zur Ausführung bringen wollen, von denen sie sich goldene
Berge versprechen. Ueber etwaige militärische Vorkehrungen ist im gegenwärtigen Augenblick nichts bekannt. Es schlummert immer noch im Schoße der Entente, ob die Italiener nach dem Westen kommen würden, falls sich eine unmittelbare Bedrohung der ganzen französischen Front mit der Zeit Herausstellen sollte, cs ist auch nicht bekannt, was die Engländer vielleicht im Westen anstellen könnten, zur Entlastung ihrer Freunde, die über diese „kaltblütige" Ruhe gehörig schimpfen, und über die russischen und italienischen Pläne bezüglich zukünftiger militärischer Aktionen braucht man sich nach den letzten Aderläßen heute noch nicht zu kümmern. Aber die nächsten Aktionen der Entente scheinen mehr aus andern Gebieten zu liegen. Aus der Beobachtung des Nachrichtendienstes unmittelbar nach dem Ententekriegsrat möchten wir folgende Schlüße ziehen. Die Entente wird in nächster Zukunft versuchen, die Neutralen, je nach den in ihrer Macht liegenden Möglichkeiten, entweder durch militärischen oder aber durch wirtschaftlichen Druck zur Ausgabe ihrer bisher schon von dieser Seite stark durchlöcherten Neutralität zu zwingen, sei cs zu militärischem Anschluß, sei es zur Bildung einer wirtschaftlichen Koalition gegen Deutschland und seine Verbündeten, zum Zweck der Aushungerung nd wirtschaftlichen Erschöpfung. Ungeschickter Weise — natürlich im Sinne Englands und seiner Gefolgschaft — ist aber von diesen ruchlosen Plänen, die nicht allein gegen dcn Feind, sondern auch gegen die Neutralen gerichtet sind, doch soviel durchgesickert, daß die betroffenen Neutralen, es handelt sich in erster Linie um Holland, in die Lage versetzt wurden, Vorsichtsmaßregeln zu treffen, wenigstens nach der militärischen Seite hin. Wie sich aber die Neutralen, von denen die meisten sich schon in wirtschaftlicher Beziehung unter die Maßnahmen der Entente gebeugt haben, die Abwehr etwaiger weiterer Forderungen der Entente gegen ihre wirtschaftliche Selbständigkeit vorstellen, das muß diesen selbst überlaßen werden. Der Entschluß Rußlands, Rumänien vollständig von der russischen Zufuhr abzuschneiden, steht zweifellos im Zusammenhang mit den Konferenzbeschlüßcn in Paris und natürlich auch mit den Forderungen, die die Entente an Holland stellen will, nämlich, feine Grenze ganz gegen Deutschland abzusperren. Also die verschärfte wirtschaftliche Blockade mit dem Nebenzweck des Zwangs der kleinen neutralen Staaten, sich diesem Ring anzu- schließcn, das dürfte unserem Gefühl nach in der Richtung der nächsten Bestrebungen der Entente liegen. Wie weit damit dann etwa noch militärische Maßnahmen. etwa eine Landung in Holland mit einein großen Heer, und damit Flankierungsoersuche der deutschen Westarmee, oder Bestrebungen, die Neutralen infolge der wirtschaftlichen Abschnürung, wie das ja auch bei Griechenland getrieben wird, zum Anschluß an die Entente zu zwingen, verbunden sind, wird ja schon die nächste Zukunft lehren. An der Arbeit ist man jedenfalls nach den angedeuteten Richtungen. O. 5.
Englands Druck auf die Neutralen.
(WTB.) Kopenhagen, 10. April. National Tidende meldet aus Thristiansund: Die hiesige Dampsschiffahrtsgesell- schast erhielt von England die Mitteilung, daß England ihr für Fahrten nach Frederikshaon keine Kohlen mehr liefern werde, wenn sie nicht Bürgschaft dafür leiste, daß die Güter nicht weiter nach Deutschland ausgeführt werden. Die Christiansand Linie wird also demnächst ihren Betrieb cinstellen, falls sie nicht anderwärts Kohle erhalten kann.
Rußland und Rumänien.
(WTB.) Wie«, 11. April. Di« „Wiener Allgemeine Zeitung" meldet: Nach Mitteilungen hiesiger Mt in
formierter Kreise bestätigt sich die Nachricht, daß die russische Negierung die Entscheidung getroffen habe, keinerlei Ausfuhrbewilligung nach Rumänien «ehr zu erteilen. Welche Wirkung dieser unfreundliche Akt in Rumänien hervorgerufen hat, darüber liegen hier zur Stunde noch keinerlei Meldungen vor.
Der tiefere Sinn der den Neutralen aufgelegten Ueberfeetrusts.
(WTB.j Hamburg, 10. April. Das „Hamburger Fremde nblatt" erfährt aus Newyork: Amerikanische Häute-, Leder- und Eervstoffexporteure beabsichtige», gemeinschaftlich bei der Regierung in Washington z» protestieren gegen die willkürliche Auferlegung eine« Einfuhrzolls seitens der „Not" in Holland und auf ihre Waren, die sich entweder, bereits in holländischen Häsen befinden, oder noch dorthin zur Verschiffung gelangen sollen. Hier verlautet, daß die Produzenten in Holland genötigt worden sind, fast sämtliche holländische Vorräte dieser Art an England zu verkausen und zwar zu bedeutend niedrigeren Preisen, als sie vorher bereits mit anderen Abnehmern für dieselben Waren vereinbart hatten. Die Veranlassung hierzu ging, wie hier niemand bezweifelt, auch diesmal von der „Not" aus, damit unter allen Umständen eine Ausfuhr an die Feinde Englands verhindert würde. Allerdings soll die „Not" sich verpflichtet haben, den durch diese Transaktion entstandenen Verlust zu decken. Nun versucht sie ihren diesbezüglichen Verpflichtungen dadurch nachzu kommen, daß sie auf alle von Amerika nach Holland ein geführten Häute, Leder und Gerbstoffe einen Einfuhr zoll erhebt, besten Ergebnis unter den holländischen Produzenten als Schadensersatz verteilt werden soll. Dieser Zoll schwankt zwischen drei bis acht vom Hundert und soll rückwirkend sogar den bedeutenden Ziorräten amerikanischer Herkunft auferlegt werden, die seit Monaten in holländischen Häfen liegen oder infolge eines Verbots der „Not" den Empfängern nicht ausgeliefert werden. Man befürchtet hier offenbar, daß sich diese Maßnahme schließlich nur gegen die amerikanischen Exporteure richtet, damit sie infolge der auf diese Weise künstlich hervorgerufenen zu hohen Preise mit englischen Exporteuren nicht konkurrieren können und sich schließlich gezwungen sehen, die Ausfuhr gänzlich einhustellen. — In hiesigen maßgebenden Handelskreisen stellt man diesen Fall als ein handgreifliches Beispiel für die Methode hin, durch die der amerikanische Handel direkt oder indirekt unterdrückt werden soll. Das Vorgehen der „Not" bezeichnet man außerdem als einzig dastehendes Novum insofern, als eine rein private Organisation sich jetzt Rechte anmatzt, die bis jetzt nnr durch berufene Rogierungsorgane ausgeübt zu werden pflegen. Allerdings zweifelt hier niemand daran, datz die hauptsächliche Schuld hierfür wieder der englischen Regierung beizumeßen ist, die ohne Rücksicht auf die Schädigung der holländischen Produzenten und auf di« noch größeren Verluste des amerikanischen Handels z« Transaktionen dieser Art offenbar vorsätzlich ihre Hand bietet. Unsere Exporteure hoffen, datz die Erkenntnis solcher unerträglichen Mißstände bereits in Kongreßkreise eingedvungen ist.. Man erwartet deshalb zuversichtlich, daß in Washington bald die erforderlichen Schritte unternommen werden mäßen, um dem llebel zu steuern, bevor es zu spät ist.
Gin Neutraler über die Aushungerungspolitik.
Amsterdam, 10. April. Der frühere Ministerpräsident Küpper sagt in seinem „Standard": Das System, um Mitteleuropa durch Aushungerung des Kampfes zu zwingen, scheint jetzt von der Gegenpartei ohne Gewissensbisse ange- wendet zu werden und was noch mehr berührt, in ganz Europa erbebt sich gegen diesen Plan lein G-wißkNsschrei.