Amsterdam, 1. April. DerTelegvaaf" meldet ans Haag, dah die Regierung alle Güterwagen zu« For­miere» von Militärzügen requiriert habe. Dem Haager Korvespondenzbureau" wird von mahgebender Seite mitgeteilt, dah die Berichte, wonach alle erteilten Urlaube zurückgezogen und alle Güterwagen requiriert worden seien, völlig unrichtig sind. Es wird hinzuge- stgt, dah es nicht nröglich sei, alle phantastischen Be­richte ähnlicher Art zu dementieren.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

(WTB.) Grobes Hauptquartier. 81. März, (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. An vielen Stellen der Front lebhafte Artillerietätigkeit der beider­seitigen Artillerie. Westlich der Maas wurde das Dorf Malancourt und die beiderseits anschliehenden französi­schen Verteidigungsanlagen im Sturm genommen. 8 Offiziere, 322 Mann sind unverwundet in unsere Hand -«fallen. Auf dem Westufer ist die Lage unverändert. An den französischen Gräben südlich der Feste Douaumont entspannen sich kurze Nahkämpfe. Die Engländer buhten ru Luftkämpfen in der Gegend von Arras und Bapaume 3 Doppeldecker ein, 2 von den Insassen sind tot. Leut­nant Jmmelmann hat dabei sein 13. feindliches Flugzeug abgeschossen.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Russen beschränkten sich auch gestern auf starke Beschießung un­serer Stellungen an den bisher angegriffenen Fronten.

Balkankriegsschauplatz. Die Lage ist un­verändert.

Oberste Heeresleitung.

Vor Derdun.

Berlin, 31. März. Der Kriegsberichterstatter Scheuermann drahtet derDeutschen Tageszeitung" aus dem Großen Hauptquartier: Kaum haben die Fran­zosen berichten können, dah ihnen das Wiedereindrin­gen in einen Teil der von ihnen verlorenen Wald­stellung nördlich von Avoeourt gelungen ist, so sind sie auch schon wieder restlos daraus vertrieben. Bis in die Nacht hat sich der zum Teil mit dem Bajonett Mann gegen Mann geführte Nahkampf in der Südost- ecke des dichten Buchenwaldes fortgesetzt. Auf der Fahrt zur Besichtigung der Beutesammelstelle, wo fortwährend in langen Eisenbahnzügen das in der Verdunschlacht er­oberte Material eintrisft, habe ich das Feuer gehört, mit welchem die Franzosen ihren Angriff vorbereiteten, und man hat mir gesagt, dah dieses stundenlange, un- uuterbrochcne Trommeln das stärkste gewesen sei, was man seit langem in einem Tag und Nacht nicht ruhen­den Dröhnen dev Geschütze vor Verdun gehört hat. Auch Mitkämpfer aus dieser Gegend erklärten, dah die Kämpfe mit einer beispiellosen Erbitterung geführt werden. Die Franzosen scheuen» keine Menschenopfer, um dem deutschen Vordringen an dieser Stelle Halt zn gebieten.

Rotterdam, 31. März. Der Sonderberichterstatter der Agence Havas an der Front bespricht die Vorteile, die die Deutschen im Dorfe Malancourt errangen und fügt dann tröstend hinzu, dah die eigentlichen Wider­standspfeiler der französischen Front weiter rückwärts liegen. Selbst wenn der Feind einen noch größeren Druck ausüben sollte und die Franzosen gezwungen sein würden, noch weiteres Gelände aufzugeben, jo dürfe daraus nqch lange nicht gefolgert werden, dah sie im Nachteil seien (!). An die Hauptverteidigungslinie sei der Gegner noch nicht herangekommen, sie sei nach wie vor vollständig unversehrt.

Flugzeugangriff auf Saloniki.

(WTB.) Sofia, 31. März. Der Generalstab teilt mit: Am 27. März hat ein Geschwader von 15 Leut- schen Flugzeugen den Hafen von Saloniki und das eng­lisch-französische Lager in der Stadt bombardiert. Es wurden 808 Bomben abgeworfen, die großen Schaden anrichteten. Die Flieger beobachteten eine Explosion in einem unmittelbar beim Bahnhof gelegenen Depot, so wie eine zweite aus einem feindlichen Schiff. Feindliche Flugzeuge versuchten einen Angrsf gegen die deutschen Flugzeuge. Der Versuch blieb jedoch erfolglos. Vier von Len französisch-englischen Flugzeugen wurden zur Landung gezwungen, die übrigen muhten den Rückzug «ntreten.

Die Türken und Kut-el-Anrara.

(WTB.) Konstantinopel. 31. März. ..Tasvir-i- Lf- klar veröffentlicht Erklärungen von jüngst von der Jraksront zurückgekehrten Persönlichkeiten, die sich über Knt-el-Amara u. a. folgendermahcn äußerten: Die bei­den Versuche des Generals Aqlmer. Kut-el-Amara zu entsetzen, haben die Engländer 5VV0 bczw. 2VVN Tote zekostet, während die Gesamtverluste der Türken 350 Mann nicht übersteigen. Ein gefangen genommener Major der englischen Artillerie sprach seine Bewun­derung über die Genauigkeit des türkischen Artillerie­feuers aus. Daß sich die Belagerung K»t-el-Amaras in die Länge zieht, ist der Beschaffenheit des Geländes znz«schreiben, das vollkommen ilach ist.

Amtliche vekamrtmachtmze«.

Der am 4. ds. Mts. fällige Viehmarkt in Zavel- stein wird aus seuchenpolizeilichen Gründen gesperrt.

Calw, den 1. April 1916.

K. Obrramt: Binder.

Hülsenfrüchte.

Dem Kommunalverband wurden einige Zentner weitze Bohne» und gelbe Erbsen zugeieilt.

Bei Herrn Kaufmann Engen Dreitz in Calw, welchem der Verkauf dieser Hülsenfrüchte im Großen übertragen wurde, können von Seiten der KleinhSnbler

gelbe Biktoria-Erbsen und weitze Bohne» zum Preis von 40 Pfennig für das Pfund gegen Leersack und Barbezahlung abgeholt werden.

Im Kleinverkanf an den Verbraucher darf der Preis von 45 Pfennig für das Pfund nicht über­schritten werden.

Cnlw, den 31. März 1916.

K. Oberamt: Binder.

Fürsorge für erwerbslose Mädchen.

Nachdem die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel die Schaffung von Einrichtungen für die haus­wirtschaftliche Ausbildung junger Mädchen im Rahmen der Erwerbslosenfiirsorge empfohlen und der Vorstand der Versicherungsanstalt Württemberg für derartige neben einer geregelten Arbeitslosenfürsorge getroffene Einrichtungen einen Beitrag von 50 5« des Barauf­wands in Aussicht gestellt hat. wurde auch seitens des K. Ministeriums des Innern die Einrichtung von haus- wirtschaftlichen Ausbildungskursen für erwerbslose Ar­beiterinnen dringend empfohlen.

Näheres hierüber, insbesondere die Kostendeckung, kann bei dem Unterzeichneten erfragt werden.

Die Herren Ortsocrstehcr derjenigen Gemeinden, in welchen ein Bedürfnis für die hauswirtschaftliche Ausbildung junger Mädchen im Rahmen der Erwerbs­losenfiirsorge besteht, ersuche ich um diesbezügliche Mit­teilung binnen drei Tagen; Fehlanzeige ist nicht erfor­derlich.

C a l w, den 31. März 1916.

K. Oderamt: Binder.

K. Oberamt Calw.

Auf die im-Staatsanzeiger" Nr. 73 erschienene bundesrätlichc Verordnung vom 16. ds. Mts. und die dazu ergangene Minist.-Verfügung vom 27. ds. Mts., betreffend Rohfettc, wird hiemit hingewiesen.

Die Ortspolizeibchörden wollen die neuen Bestim­mungen bekannt geben und für ihre Durchführung Sorge tragen.

Den 29. März 1916.

Negicruugsrat Binder.

K. Oberamt Calw.

Aus die iniStaatsanzeiger" Nr. 74 erschienene Be­kanntmachung des K. stellv. Generalkommandos XIH. (K. W.) Armee!, vom 28. ds. Akts., betreffend Bestandsan­meldung und Beschlagnahme von Gummibereifung für Kraftfahrzeuge jeder Art, wird hiemit hingewiesen.

DerStaatsanzeiger" kann bei den Herren Orts­vorstehern eingesehen werden. .

Den 30. März 1916.

Regierungcrat Binder.

Die Orlspolizeibehör-en

werden hiemit noch besonders auf den Erlaß des K. Min. des Innern vom 8. III. 1916 Nr. lll 683 A.Dl. E. 31 betr. die Säuberung der Schaufenster und Aus­lagen der Buchbinder- und Nnsichtskartenläden von Schundbildern und Schundschriftcn, hingewiesen. Calw, den 31. N^ärz 1916.

K. Oberamt: Binder.

Von den Neutralen.

Die griechische Ohnmacht.

Berlin, 1. April. In einem Stimmungsbild aus Athen berichtet Emil Ludwig imBerliner Tageblatt": Die Erundzüge der jetzigen griechischen Politik: Auf­richtigkeit, neutrale Gesinnung und die völlige Ohn­macht, sie praktisch durchzuführen, erweisen sich täglich neu in Korfn, in Saloniki, in Athen. In Korfu laden die Franzosen und Serben die Ausbreitung der Cholera auf ihr Gewissen, deren Verschleppung durch ganz Griechenland befürchtet wird. Im Achilleion liegen 300 Kranke im Kavalierhaus. Automobile des deutschen Kaisers fahren als Krankenwagen umher.

Ein neutrales Urteilüberden Ententekriegsrat.

(WTB.) Bern, 31. März, lieber den Eindruck der Pariser Konferenz bei den Neutralen schreibt dasBer­ner Tagblatt" u. a., die Wirkung werde eine ganz an­dere sein als die geschickten Regisseure in Paris es er­warteten. Au- dem Satz, den Krieg bis zum Sieg der gemeinsamen Sache fortzusetzen, würden die Neutral«« wirklich nicht das Bewußtsein der Kraft, wohl aber die Gewißheit herauslesen, wem die Schuld zufalle, wenn

der mörderische Krieg immer »och kein Ende nehme. Die Mittelmächte hätten ihre Bereitwilligkeit zum Frieden, falls der Feind die militärische Lage anerkenne, klar und deutlich ausgesprochen. Die Pariser Konferenz lehre, dah niemand mehr den Deutschen Vorwürfe machen dürfe, wenn sie jetzt an die völlige Ausnützung ihres Sieges dächten. Vor allem aber sei ein krasseres Einge­ständnis der Unterlegenheit und Schwäche der Entente, die nach einem zweijährigen Krieg mühsam nach einer Einheit in den Aktionen suche, kaum denkbar. Wie wun­derbar nehme sich dagegen die Zielsicherheit der deut­schen politischen und militärischen Leitung aus, die ge­nau wisse, was sie wolle und die Mittel habe, ihrem Willen Geltung zu verschaffen.

Norwegen.

(WTB.) Christiania, 3l. März. (Norweg. Telegr. Bureau ). Die Einbringung einer neuen Vorlage be­treffend einen außerordentlichen Kredit wird demnäMt erwartet.Aftenposten" zufolge handelt es sich »« 14 Millionen Kronen, daäon 3 Millionen Krone« flr Marine- und 11 Millionen Kronen für Heereszwecke.

Puanschikai regierungsmüde?

(WTV.) Tokio, 31. März. Die Agence Havas mel det: Nach brieflichen Berichten aus Peking und Shang­hai soll der Rücktritt Huanschikais bcvorstehen. Sein Nachfolger wird wahrscheinlich der jetzige Vizepräsi­dent Li Huang Hung.

Von unseren Feinden.

Russisches.

Petcrburg. 31. März.Djen" bringt ein interes­santes Gespräch mit Leitern der inneren Politik über die zukünftige Stellung des Ministeriums zu der ge­setzgebenden Tätigkeit der Duma. Die Toleranz gegen die Duma, die man anfänglich versprochen habe, sei jetzt einer anderen Stimmung gewichen. Regierungs- kreise glaubten nicht an die Fähigkeit der Duma, etwas auszurichten. Ein ablehnendes Verhalten gegen die Duma könnte die Regierung sehr populär machen. Die Abgeordneten sähen scheinbar selbst ein. dah ihre Arbeit nicht fruchtbringend werden könnte. Die Beteiligung an den Dumasitzungcn werde täglich geringer. 224 Depu­tierte hätten bisher die Mehrzahl der Versammlungen versäumt. Die Zeitung veröffentlicht eine interessante Illustration zur Handhabung desKampfes gegen die deutsche Gewaltherrschaft". Die neuesten Sequestrations bestimmungen haben nämlich Vermögen und Grundbe sitz der Kiewer Dumaabgeordneten betroffen. Das Vor­gehen gegen die Deutschen wird räuberisch betrieben, da die Untertanen feindlicher Länder der Prozehfähig. keit, und damit der Möglichkeit, ihre Rechte zu wahren, beraubt seien. Im Kaukasus und in Südrutzland seien vielfach Wechsel auf Namen Deutscher gefälscht und prä­sentiert worden. Da die Deutschen nicht klagen dürfen, mühten die gefälschten Wechsel cingelöst werden. Zahl­reiche Deutsche seien dadurch der Auspfändung aus­gesetzt.

Rußlands Appell an Japan vergeblich.

Wien, 31. März. DieWiener Allgemeine Zeitung" meldet lautNational-Zeitung" aus Kopenhagen: Die Mission des Großfürsten Georg Michael in Tokio, um dort die Sendung japanischer Truppen nach Europa zu erreichen, hat völligen Schiffbruch erlitten. Japanische offizielle Kreise haben das Ersuchen Rußlands sehr kühl ausgenommen und sich dahin geäußert, daß Japan mit der langen Dauer des Krieges sehr unzufrieden sei und bei Kriegsbeginn es nicht für möglich gehalten habe, daß der Krieg so lange dauern werde. Japan leide darunter außerordentlich, da der ganze japanische Han­del und die Industrie unterbunden seien. Japan würde einen Friedensschluß mit großer Freude begrüßen and denke nicht daran, durch aktive Teilnahme am Krieg diesen zu verlängern.

Immer wieder der Sonderfriedenfchwindel.

(WTB.) London. 1. April. Das Foreign Office hat dem Reuterschen Bureau mitgeteilt, daß weder amtlich noch halbamtlich etwas von den in Athen um­laufenden Gerüchten bekannt sei, daß zwischen türkische« Emissären und Vertretern der Ententemächte Be­sprechungen Uber einen Sonderfrieden mit der Türkei stattgefunden haben sollen.

Portugal.

(WTB.) Berlin, 31. März. Eine Madrider Mel­dung derBerliner Morgenpost" besagt, die portngie- fische Regierung werde demnächst ein Dekret veröffent­lichen, Las die Deutschen, die nicht dienstfähig find, «m» dem Lande verweise und die Internierung der dienst­tauglichen Deutschen anordnc.

Vermischte Nachrichten.

Immer noch nicht befriedigt.

Berlin, 31. März. Di«Tägliche Rundschau"

schreibt:Wir misten heute über das Wie und Warum