Berli», 2. Febr.' Der „Lokalanzeiger" meldet: An Bord des Dampfers „Appam" befand sich die Mannschaft von folgenden, von dem deutschen Schiff versenkten Dampfern: 1. Dampfer „Cobridgc", 3387 Tonnen, der am 1. Januar von Berry nach Rosario abgefahren war, 2. der Dampfer „Arthur". Vermutlich ist der Dampfer „Arthur Balfour" gemeint. Das 25V0 Tonnen große Schiff war am 6. Januar von Newyork nach Marseille abgefahren, oder aber der Dampfer „Author", 2240 Tonnen, nach Capstadt unterwegs, 3. der Dampfer „Ariadne", 1935 Tonnen groß, von Bosario nach Nantes in Frankrei chunterwegs, 4. Dampfer „Trader", 2327 Tonnen groß, von South Vincenz nach Duncan-Towns unterwegs, 5. Dampfer „Dromonby", 2352 Tonnen groß, 6. Dampfer „Farringdon", 1993 Tonnen groß, 7. Dampfer „Glen Mac Tavish", 4693 Tonnen groß, von Neuseeland nach England unterwegs. Aus Newport News wird noch weiter gemeldet: Man glaubt, daß der deutsche Hilfskreuzer, welcher den Dampfer „Appam" erbeutete, entweder ein kleiner Fracht- dampser war, der seine schwere Bewaffnung unter Holzverkleidung an der Schiffswand trug oder das deutsche Vermessungsschiff „Möwe". „Appam" trug eine Ladung von sehr hohem Wert, für welche eine bedeutende Rückversicherungs- Prämie bezahlt wurde. Man vermutet, daß die Deutschen den Namen des Dampfers „Appam" durch „Büffel" ersetzten.
Zur Wegnahme der „Appam".
(WTB.) London, 3. Febr. Wie die „Times" aus New Bork erfährt, wurde die „Appam" durch einen bewaffneten deutschen Dampfer, nicht durch ein Unterseeboot, wie zuerst gemeldet worden war, erbeutet. Die Passagiere berichten darüber, daß am frühen Morgen des 15. Januar sich ein unbekanntes Schiff ganz nahe an die „Appam" heranmachte und zwei Schüsse längs des Bugs abfeuertc. Die „Appam" glaubte cs mit einem Seeräuber zu tun zu haben und gab ihrerseits zwei Schüße ab, die keine Wirkung hatten. Von beiden Schiffen wurden die Rettungsboote ausgesetzt und eines der Rettungsboote der „Appam" wurde zwischen den beiden Dampfern zertrümmert. Hierauf kletterte eine Abteilung von dem deutschen Schiff an Bord der „Appam" uns Kapitän Harrison ergab sich, da er einjah, daß weiterer Widerstand vergeblich sei. Sodann kam Leutnant Berg mit einer Prisenbesatzung von 22 Köpfen an Bord und das deutsche Kaperschiff verschwand, nachdem es auf der „Appam" eine große Zahl von Gefangenen zurückgelasscn hatte, die von 7 britischen Schiffen herrührten. Die „Appam" wurde ebenfalls als Hilfskreuzer benutzt und bemächtigte sich noch zweier englischer Schiffe. Die „Appam" kam in Amerika unter dem Namen „S. M. S. Appam" an. Das Schiff befindet sich in ausgezeichnetem Zustand und führt eine große Ladung, darunter eine Menge Kakao
5 Monate lang hart an der Arbeit.
Später meldete der Korrespondent der „Times": Leutnant Berg ist ein kleiner, schmächtiger Mann mit einem Schnurrbärtchen. Er erzählte lächelnd von seiner Reise. Sein Schiff, dessen Namen er nicht nennen wollte, war 5 Monate lang hart an der Arbeit gewesen. Wir waren, sagte er, nur einige Meilen vom Hasen entfernt, durften aber uicht cin- laufen, sondern blieben in der Nachbarschaft und warteten auf die „Appam". Wir hatten die Hoffnung, sic zu finden, schon aufgegeben und dachten, daß sie vielleicht von uns geirrt habe und nach einem anderen Hafen gegangen sei. Die Passagiere haben wir so gut wie möglich behandelt und ihnen alle erdenklichen Annehmlichkeiten verschafft. Wir beauftragten Aerzte, die von einem andern Schiff heruntergehvli: worden waren, für die Verwundeten zu sorgen. Ursprünglich planten wir, nach Newyork zu fahren, hörten aber, daß feindliche Schiffe in der Nähe von Newyork kreuzten und änderten deshalb unseren Kurs nach Norfolk. Wir hatten erwartet, am Sonntag hier einzutreffen, mußten aber vorsichtig sein und einen Umweg machen, um das Kap Virginia zu erreichen. Wir sahen keine englischen Kreuzer, begegneten aber verschiedenen Handelsschiffen, die wir hätten nehmen können. Dadurch wäre jedoch unsere Ankunft hier vielleicht in Frage gestellt worden. Deshalb ließen wir sie laufen. Unter den Passagieren der „Appam" befinden sich 5 Kinder und 29 Frauen. Allen geht es gut. "Nachdem wir die „Appam" erbeutet hatten, sahen wir noch' ein anderes Schiff, das aber nicht gut genug war. um mitgenommen zu werden. Wir bohrten es deshalb in den Grund. Nur 4 Mann von unserer Mannschaft wurden verwundet, keiner von ihnen ernstlich. In einem anderen Telegramm an die „Times" aus Norfolk wird berichtet, daß das deutsche Schiff, das die „Appam" nahm, der Kreuzer „Möwe" war, der sich als Frachtdampfer vermummt hatte und mit Kanonen ausgerüstet war. Dir „Möwe" soll aus Kiel gekommen und durch die Linien der britischen Flotte in der Nordsee in den Atlantischen Ozean geschlüpft sein.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche amtliche Meldung.
WTB. «rohes Hanplqnartier, amtlich, 2. Febr. Westlicher Kriegsschauplatz: Tie feindliche Artillerie c twlckelte au cmjelne» Abschnitten der Champagne n«k> östlich von St. Die (in den Bogrsen) große Lebhaftigkeit. Die Stadt Lens wurde ebenfalls vom «eguer btschosseu. Mn französisches «raßflngzeng
stürzte von nuferem Abwehrfeuer gefaßt südwestlich von Channy ab. Die Insassen find verwundet gefangen genommen
vestlicher Kriegsschauplatz: Eine stärkere russische Abteilung wurde von deutschen Strerfkom- mandoS an der Wtcsielncha, südlich von KuchScka Wola (zwischen Stochot und Styr) angegriffen und anfgeriebea.
BalkankriegSschanplatz: Unsere Flieger beobachtete« in de» Hafenanlagen von Saloniki große Brände, die offenbar von unserem Lnftschiffangrtff herrühren.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
Rumänien.
(WTB.s Berlin, 2. Febr. Aus Sofia wird dem „Berl. Tagcüi." gemeldet: Wie es heißt, hat die rumänische Regierung nicht nur ihr Interesse tundgegeben, nach Ablieferung der angekausten 59MO Waggons noch weitere große Menge« a» Getreide und Futtermitteln nach Deutschland und Oesterreich-Ungarn auszufuhren, sondern auch erklärt, dafür Sorge tragen zu wollen, daß die englischen Ankäufe die Durchführung de» Ausfuhrvcrtrags und des Wagenverkehrs nicht hindern. Die englischen Agenten haben einen um 2—3 Francs höheren Preis pro 1V9 Kilogramm bezahlt als f. Zt. die deutsche» Ankäufer. Das Verständnis, das die rumänische Regierung der deutschen entgegenbringt, hat die Auffassung von der allgemeinen Haltung Rumäniens günstig beeinflußt.
(WTB.) Wien, 2. Febr. Amtlich wirb verlautbart vom 2. Februar 1918, mittags: !
Russischer Kriegsschauplatz. Bor der Brückenschanze nordwestlich von Uscieszko wurde der Feind durch Minenangrisfe zum Verlassen seiner vordersten Gräben gezwungen. An anderen Stellen der Nordostsront fanden Patrouillenkämpfe statt.
Italienischer Kriegsschauplatz. Am Suganatale wurden westlich von Roncegno mehrere Angriffe eines italienischen Bataillons adgewiese«. Am Hange des Col di Lana wurde eine feindliche Sapxenstellung im Handgemenge genommen und gesprengt. An der Asonzosrout Geschützkämpse.
S ü d ö st l i ch er K r i e g s s ch a u p l a tz. An Albanien gewannen unsere Bortruppen ohne Kamps Las Südufer des Matiflusscs. A» Montenegro volle Ruhe. Keine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Höf er, Feldmarschallevtnant.
Ein deutscher Dampfer wieder aufgebracht.
Berlin. Z, Foür.. Aus dem Kriegspressequartier wird- dem „Berliner Tageblatt" geschrieben: Der Dampfer „König Albert", der dem Norddeutschen Lloyd gehörte, seinerzeit von den Engländern gekapert und dann den Italienern überlassen wurde, ist jetzt von einem österreich-ungarischen Unterseeboot ausgebracht werden. Das Schiff, das von Len Italienern zur Aufnahme von M) serbischen Flüchtlingen nach San Giovanni di Medua geschickt worden war, wurde dort im Hafen von einem Wasserflugzeug entdeckt, nach der Abfahrt von einem Unterseeboot gestellt und von einem Torpedoboots,zerstörer in die Bocche di Eattaro oingebracht.
Ein Zeppelin über Saloniki.
(WTB.) Saloniki. 2. Febr. (Agencp Havas.) Gestern morgen um 3 Uhr bombardierte ein Zeppelinlustschiff heftig Saloniki. Es warf 28 Brandbomben ab. Es wurden zwei griechische Soldaten, fünf Flüchtlinge, stoben Arbeiter und 50 andere Zivilpersonen verwundet. An militärischen Werken ist lein (?) Schaden verursacht worden. .
(WTB.) Bern. 3. Febr. Aus Meldungen des „Secolo" und- des „Corriere della Sera" geht hervor, daß bei dem Zeppelinslng nach Saloniki das französische Hauptquartier beschädigt wurde. Viele Häuser sind enigrstürzt. Große Depots, sowie die Bank von Saloniki sind zerstört. Der Schaden ist außerordentlich groß. Die Explosionen waren schrecklich. !Jm Hasen wurde auch «in eng.Äfches Schiff beschädigt.
Die Balkanlage.
Zur Besetzung des Forts Karaburun.
Pera, 2. Febr. Zur Besetzung des Forts Karaburmy in Salonik durch Entenketruppeu rmrd jetzt aus Salonik gemeldet: Das Fort batte inr ganzen eine Besatzung von drei Offizieren und 91! Mann: beim Herannahen der französisch-:» Truppen ging ihnen einer dieser Offiziere entgegen, um gegen die Besetzung zu protestiere»: man verhaftete diesen Offizier, ebenso einen nachher abgesandteu Unteroffizier, dagegen schickte der Kommandant des zur Besetzung auserschenen franMschen Infanterieregiments eine Patrouille ins Fort, um die griechische Besatzung vor Widerstand zu warnen, da der Einzug der Franzosen mit voller Zustimmung der griechischen Heeresleitung stattsinde. Letzteres stellte sich aber als dreiste Lüge heraus.
^ Ein rumänisches Urteil über die Balkanlage.
(WTB.) Bukarest, 2. Febr. In einer Ucberficht über die Ergebnisse der M Kriegsmonate schreibt die „Jaücspeirdaace Rc-umaine": Oesterreich-Ungarn hat sich Cetinjes bemächtigt, hat Srutari genommen, trotz des Taraboschberges, wo Essad .ür,stich noch zähen Widerstand zu leisten wußte. Die Truppen des Kaisers Franz Joseph sind im Besitz: der ganzen mon tcrcegrinischen Küste einschließlich des von Italienern erbauten ausgezeichneten Hafens Antioari, sowie der einzigen, elensaüs von Italienern erbauten Eisenbahn Antümri-Vlr- pazar, und sind Herren von San Giovanni di Medua und Alessto. Das alles ist das Gegenteil jener Politik, die Italic» scit mehr als 3V Jahre«: verfolgt.
Serbisches Friedensbedürfnis.
Bern, 2. Febr. Die Schweizer Telegyafen-Jnfvrmation meldet, laut „Voff. Zeitg." aus Athen: Tiefen Eindruck machen hier die Aeußerungen der in Griechenland weilenden Mitglieder Ser serbischen Skupschtina, dre darauf hinauslaufen, daß Serbien um jeden Preis Friede» schließen und zu diesem Zweck vor allem die. Dynastie und Pasitfch. opfern sollte.
Bon unseren Feinden.
Die Pariser Preffe zu den Zeppelinangriffen.
Genf. 2. Febr. Dos Leitmotiv der Purster Preffe sind augenblicklich die Zeppelinangriffe gegen. Frankreich und England. Deutschland wolle scheinbar seine Ueberlegenheit im Luftkrieg beweisen. „Paris. Midi" schreibt: Die Zeppeline geben Paris die Ueberzeugung, dag etwas faul fei in dem Luftschiff- wesen des Vierverbands. Das schärfste Urteil hat Clemenceau, der wörtlich schreibt: „Beim ersten Boncheiifall raste Besnard nach dem Vorort Bourget und befahl, den Zeppelin zu vernichten. Leider wurde es eine Niederlage, denn die Flieger verjagten total. Deshalb schiebt Besnard die Schuld auf seinen Vorgänger. Die Negierung selbst tut auch nichts, denn Pomcar, vertreibt seine Zeit mit Beileidsbesuchen."
(WTB.) Bern, 2. Febr. Die erfolgreiche Zep- pelinstreise über England steigert die Ausbrüche ohnmächtiger Wut in den Pariser Blättern. Neben deni Geständnis völliger Hilflosigkeit tauchten Versuche auf, das Gelingen der Angriffe besonderen Umständen Mzuschreiben. So fragt „Temvs": Waren die Zeppeline über London und Paris vielleicht ein Geschwader von Luftschiffen neuen Typs, die eine Versuchsfahrt machten? Alan hat noch keine Gewißheit darüber, aber sicher ist, das; der Feind die Luftoperationen als Spezialkrieq betrachtet und viel von diesen Angriffen erwartet, die nichts verhindern kann. — Im .,Matin" schlägt außerdem ein Flieger ein einziges Mittel, den Zeppeline« beizukommen, die Alarmierung der Flugzeuggeschwader an der Front, vor, die die Zeppeline bei ihrer Rückkehr a>b- faagen sollten.
Zürichs 2. Febr. Daß die Zeppelinangiifse nicht nur Entrüstung i« Paris heroorgerufcn haben, sondern auch andere, sthwerere Bedenken, beweisen viele Pressestimmen: Im „Paris Midi" schreibt Henri Böranger: „Wenn die Tatsache des neuen Zeppelinangriffs einem gewissen Optimismus bei uns ein Ende bereiten wird, so wird er gute Folgen haben. Er wird der ganzen Welt klarlegen, daß wir wirklich im Kriege sind, und daß wir den Zustand unseres offiziellen Flugwesens nicht überschätzen dürfen, wenn es sich ergibt, daß Zeppeline Paris mörderisch heimsuchen können, während unsere Flieger nicht dazu kommen, Essen zu bombardieren. Nur durch die Rache der Repressalien und durch die letzten Anstrengungen in unserer Kriegsindustrie vermag die Regierung und das Kommando Europa zu zeigen, daß Frankreich
Die bulgarische Opposition für die Regierungspolitik.
(WTB ) Sofia 3 Febr Die Beratung der '"istande ist, zu parieren, nicht aber durch schöne Advokaten- Antwort der Thronrede in der Sobranje beginnt --orte und Bureauwische.« Der „Temps" kommentiert: „Es
Ende der Woche. Die Parteien werden sich mit der ! beruhigt, konstatieren zu können, daß die Deutschen trotz ihrer
Verlesung kurzer Erklärungen begnügen, worauf j M,e, trotz der Schnelligkeit und der unaufhörlichen Vervoll-
Mmisterpräsident Radoslawow eine kurze Darstel- , kommnung ihrer Todesindustrie in zehn Monaten nur ein
lnng der Lage geben wird. — In einer Versamm- einziges Mal unter günstigen atmosphärischen Umständen ihr lung der Mehrheitsparteien erklärte Pawel Ghena- ^ Ziel. Paris Heimzustichen, erreicht haben. Einmal in zehn diew, ein Bruder des früheren Ministers, Einigkeit ! Monaten. Wohl ist es noch zu viel, aber es wäre weder klug sei das größte Erfordernis der Stunde. Die Anhän- »och männlich, wenn man sich einbilden wollte, daß man in ' ger Ghenadiews würden die Regierung untefftiitzen. ' Zukunft alle Angriffsmöglichkeiten vollkommen unterbinden