könnte Man muh mit Eifer arbeiten, aber ohne sich verheimlichen zu wollen, das, die Deutschen zu gleicher Zeit ebenfalls arbeiten." In der „Action Fran<^aise" führt M. C. Mauratz aus: „Diese Nacht die bittere Ueberraschung der Zeppeline und gestern Nacht das Zirkular M. Appels, der im Namen der nationalen Hilfe für die Franzosen aus den besetzten Gebieten zur werktätigen Unterstützung aufrief, diese beiden Tatsachen sind sehr instruktiv, sie erklären dem Publikum hinter der Front, datz der Moment noch nicht gekommen ist. wo man alles gut sieht, wo alles zum besten wird. Der Feind, der belagernde Deutsche, ruft in die Erinnerung der Bevöl kerung ihre Pflicht und ihre Aufgaben zurück.
Köln, 2. Febr. Der „Kölnischen Volkszeitg." zufolge meldet der „Corriere della Sera" aus Paris, datz die Zeppelinangriffe einen sehr niederdrückenden Eindruck hervorgerufen haben, was auch in der Kammer zum Ausdruck kam. Man behauptet, cs soll sich um ganz neue Lustschisftqps gehandelt haben, die grötzere Höhen erreichen und besser der Luftströmung widerstehen können. Es sei unmöglich, trotz aller Vorsichtsmahregeln die Luftschiffe zu verhindern, ihr Wert zu vollbringen, sobald die Luftströmungen für die Verteidigung ungünstig seien.
Der Zeppelinangriff nach Reuter.
London, 2. Febr. (Reuter.) Wie amtlich gemeldet wird, war der Luftangriff in letzter Nacht in großem Mahstab unternommen. Die Angreifer scheinen jedoch durch dichten Nebel behindert worden zu sein. Nachdem die Zeppeline die Küste überflogen hatten, nahmen sie ihren Kurs in verschiedenen Richtungen und liehen auf einige Städte und ländliche Bezirke von Derbyshire, Leicestershire. Lin- colnshire und Staffordshire Bomben fallen. Es wurde einiger Sachschaden angerichtet. Bisher wur den 54 getötete und 67 verwundete Personen fest- gestellt.
Erbitterung gegen das Kabinett Salandra.
Lugano, 2. Febr. Ein römischer Bericht des „Avanti" stellt, nach einer Drahtmeldung an das „B. T.", eine zunehmende Erbitterung gegen das Kabinett, insbesondere gegen Sonnino fest, dem noch mehr als' Salandra die Schuld an allen Misserfolgen aufgeburdet wird. Während die gesamte Presse das Ministerium in rücksichtslosester Weise zu bekritteln beginnt, wird nicht einmal mehr der Urheber der glorreichen nutzeren Politik, Sonnino, mit giftigen Angriffen verschont, ja er wird offen als unfähiger Hohlkopf bezeichnet. In parlamentarischen Kreisen herrscht heute ebenfalls heftigste Feindschaft gegen Sonnino, da man ihn als aller Welt Sündenbock ansieht. Freilich wird die Protestlust' der Kaminer- mehrheit durch die Besorgnisse gedämpft, datz nach dem etwa igen Sturz des Kabinetts Salandra die Radikalen und Reformisten ans Ruder kommen, die um kein Haar besser seien als Salandra und Sonnino. So ist eben das von England verachtete Italien gezwungen, willenlos im alten Geleise fortzufahren.
Englands Aushungerungspolitik „gefährdet".
London, 2. Febr. (Drahtb. W.-B.) ..Daily Mail" schreibt m einem Leitartikel: Wenn wir nicht jetzt und für die nächsten sechs Monate die Blockade Deutschlands straffer anziehen können, so werden sich alle unsere Schwierigkeiten wesentlich vermehren, denn dann wird Deutschland durch die Ernte in Polen und durch die Verbindung mit dem Orient alle Borräte besitzen, die ihm jetzt fehlen.
Russisches.
(WTB.) Petersburg. 2. Febr. „Rjetsch" schreibt: Der Bericht des Senators Kraschemikoff über die Maiunruhen in Moskau macht einen peinlichen Eindruck. weil daraus hervorgeht, daß der Stadlhauptmann von Moskau Adrianoff, mit entblößtem Haupte dem plündernden Pöbel voranging. Adrianoff soll deshalb gerichtlich zur Verantwortung gezogen »erden.
Amerika.
Die Stimmung in Amerika.
(WTB.) London, 2. Febr. Der „Daily Telegraph" meldet aus Newyork vom 3l. Ja».: In gutuntcrrichteten Kreisen Washingtons sagt man, datz der Appell des Präsidenten an den amerikanischen Patriotismus halb eine nationale, halb eine Wahlpolitik fei. Nach der „Newyork Tribüne", die gewöhnlich gut unterrichtet ist, besteht jetzt viel weniger Gefahr einer Schwierigkeit mit Deutschland, als zu irgend einem Zeitpunkte seit der Versenkung der „Lusitania". Indem Wilson die Verbündeten auffordert, ihre Handelsschiffe zu entwaffnen, widrigenfalls er ihre Zerstörung legalisieren würde, hat er Deutschland die langersehnte Gelegenheit gegeben, einen befriedigenden Abschluss der „Lusitania"-Frage zu erreichen. In Washington ist außerhalb der amtlichen Kreise die Ansicht weit verbreitet, datz die Verbündeten den Vorschlag des Präsidenten ablehnen werden. — Die New- Pork World", die häufig als Sprachrohr Wilsons benützt wird, sagte, Wilsons Rede bedeute weder eine Warnung an Deutschland, noch an England, sondern an die Amerikaner.
Bemerkenswert ist, datz Wilson die Billigung der schärfsten deutsch-amerikanischen Presse gefunden hat. Der Gegensatz zwischen Wilson und Rooscvelt spitzt sich mehr und mehr auf die Frage der allgemeinen Wehrpflicht zu.
(MTB.) London, 2. Febr. „Morning Post" meldet aus Washington vom !!v. Jan.: Wilson wird keine militärische Notwendigkeit als Rechtfertigung einer englischen Blockade zugeben, die sich nicht streng an die Regeln des Völkerrechts hält, und er ist entschlossen, aus seiner Ansicht zu bestehen, datz die Blockade die Rechte und den Handel der Neutralen schädigt. Es ist daher keineswegs ausgeschlossen, datz eine ernste Differenz mit England entsteht. Eine Diplomatie, die darauf baute und die Wirklichkeit ignorierte, wäre dieselbe Diplomatie, die uns am Balkan so teuer zu stehen kam. Die Vereinigten Staaten werden nicht Deutschland und England zugleich herausfordern. Der .Korrespondent der „Morning Post" fährt fort: Im Kongretz ist die Ansicht verbreitet, datz die Herstellung von Munition besteuert werden wird, was die Kosten aller Vorräte vcn Munition für die Verbündeten erheblich vermehren wird.
Wilson und der Bierverband.
Gens. 2. Febr. Wie „Fouriml" erfahrt, haben England und Frankreich den Borschlag Wilsons zur Regelung des Unterfeebootskriegs endgültig abgelehnt.
Gegen Wilson.
(WTB.) London, 2. Febr. „Daily Telegraph" meldet aus Baltimore: Deutsch-amerikanische Vereine hielten eine Versammlung ab, die von 10 000 Personen besucht war und die unter großer Begeisterung eine Resolution gegen die Wiederwahl des Präsidenten Wilson annahm.
Vermischte Nachrichten.
Höchstpreise für Baumwolle.
(WTB.) Berlin. 2. Febr. Wie wir erfahren, sind die zuständigen Stellen in Erwägungen über die Festsetzung von Höchstpreisen für Baumwolle und Baumwollgarne eingetreten.
Die wirtschaftliche Kriegführung Deutschlands und Oesterreich-Ungarns.
Berlin, 3. Febr. Die „Norddeutsch Allgemeine Zeitung" schreibt: Der Aufenthalt des Reichsschatzsekretärs Dr. Helfserich in Wien gab Gelegenheit zu einem eingehenden Meinungsaustausch mit den österreichischen und ungarischen Staatsmännern über alle mit der finanziellen Kriegführung zusammenhängenden Angelegenheiten, sowie zu einer allgemeinen Aussprache über die gemeinsamen Wirt- schastsfragen. Der Austausch der Gesichtspunkte über die beiderseitig ergriffenen und weiterhin zu ergreifenden Maßnahmen wird.' wie mit Sicherheit erwartet werden darf, hier wie dort gute Früchte zeitigen. Einen besonderen Raum nahm in den Besprechungen die Valutasraae ein, in der Deutschland durch die neugeschaffene Organisation des Devisenverkehrs eknen Schritt auf neuer Bahn getan hat. Ein wohlbedachtes und gut arbeitendes Jnein- andergreifen der beiderseitigen Maßnahmen ist gerade auf diesem Gebiet von unmittelbar praktischer Wichtigkeit. Auch über das Zusammenwirken zur Festigung des Kronenkurses ergaben die Konferenzen volle Uebereinstimmung. Es bedarf keiner weiteren Hervorhebung, daß die Unterhaltungen die erfreuliche Uebereinstimmung der Ansichten über die Fähigkeit und den Willen der Verbündeten zum Durchhalten in dem Finanz- und Wirtschaftskrieg bestätigt haben.
Zum Selbstmord des türkischen Thronfolgers.
(WTB.) Wien, 2. Febr. Die „Südslawische Korrespondenz" meldet aus Konstantinopel zu dem Selbstmord des türkischen Thronfolgers Yussuf Zzzeddin: Der Thronfolger hat in einem Zustand vollständiger Nervenzerriittung und wahrscheinlich auch augenblicklicher Geistesverwirrung Hand an sich gelegt und sich durch Oeffnung der Adern getötet. Der Thronfolger hatte schon seit längerer Zeit an einer schweren Ncrvenzcrrüttung gelitten, von der er im Sanatorium Edlach am Semmering Heilung gesucht hatte, ohne sie jedoch zu finden. Der Zustand Pussur Jzzeddins hatte sich bei seiner Rückkehr nach Konstantinopel wieder stark verschlechtert und in der letzten Zeit zeigten sich Anzeichen eines schweren Verfalls. Trotz sorgfältiger Pflege gelang cs ihm in einem unbewachten Augenblick, Hand an sich zu legen. Pussuf Izzeddin hintcrlätzt eine Tochter und einen Sohn, der aber für die Thronfolge nicht in Betracht kommt. Der Thronerbe ist der jüngere Bruder des regierenden Sultans Wahid-Heddin-Ef- fcndi, der 6 Jahre jünger ist als Pussuf Izzeddin. Wahid- Hcddin-Effendi hat zwei Töchter.
D?r Schnellzug von Calais entgleist.
Saint Denis, 2. Febr. Der Schnellzug von
Calais ist auf dem hiesigen Bahnhof entgleist. Meh
rere Wagen sind verbrannt. 4 Personen wurden getötet und 15 verletzt.
Saint Denis. 2. Febr. Die Zahl der bei der Entgleisung des Schnellzuges Verunglückten beträgt 1V Tote und 15 Verletzte. Der Schnellzug von Calais, der den Bahnhof um 7 Uhr abends passieren sollte, hatte eine Viertelstunde Verspätung und fuhr mit 80 bis 90 Kilometer Stundengeschwindigkeit. als er jenseits des Bahnhofes an der Brücke entgleiste. Die Lokomotive stürzte nach links um. Tender und Packwagen teleskopierten. Der ihnen folgende Wagen 1. Klasse wurde zerdrückt. Ein Wagen 2. und drei Wagen 3. Klasse stürzten gleichfalls nach links um, die drei Wagen am Schluß des Zuges nach rechts. Sie bilden einen unentwirrbaren Haufen von Eisenteilen. Fast augenblicklich fingen die Gasbehälter Feuer und binnen Kurzem brannten alle Wagen. Die Feuerwehr von Saint Denis kam zuerst zu Hilfe, sodann kamen Truppen und Fabrikarbeiter. Die Schwerverletzten wurden nach Saint Denis, die übrigen mit der Eisenbahn nach Paris gebracht, die Toten auf den Bahnhof geborgen.
Aus Stadt und Land.
Ealw, den 3. Februar 1916.
Kriegsauszeichnung.
Dem Kanonier Jakob Ritter von Slammhei«, Inhaber des Eisernen Kreuzes, wurde die silberne Verdienstmedaille verliehen; auch wurde er zum Gefreittn befördert.
Kriegs-Verluste des Oberamts Calw.
Aus den würllembergischen Verlustlisten Nr. 341 und 342.
Srenadier-Regiment Nr. 119, Stuttgart.
Mohr, Georg, Spetzhardt, l. verw, b. d. Tr.
Infanterie-Regiment Nr. 128, Stuttgart.
Kusterer, Georg, Monakam, ocrm. (Nachtr. gern.)
Die Benützung der Balkanzuge.
Die Bekanntgabe ziemlich umfangreicher Bestimmungen über die Benützung der Balkanzüge hat in der Oeffentlich- keit anscheinend die Meinung erweckt, als ob deren Benützung mit vielen Umständen verknüpft sei. Dies trifft, da alle diese Bestimmungen nur für Reisende ins Ausland gelten, für Reisen innerhalb Deutschlands jedenfalls nicht zu. Hierzu tonnen die Balkanzüge, wie jeder andere die erste und zweite Klasse führende D-Zug ohne weiteres benutzt werden und ihre Lage dürfte, z. B. für den Verkehr von und nach München nicht zu unterschätzende Vorteile bieten. Der Zug nach dem Balkan, Mittwochs und Samstags mit Abfahrt in Stuttgart 4,47 Uhr, Ctzlingen 3,04, Göppingen 3,30 Uhr, Geislingen 3,31 Uhr, Ulm 6,38 und^Ankunft in Augsburg 7,31 Uhr, München 8,30 Uhr Vorm, bietet gegenüber den erst l,I7 Uhr nachmittags in München ankommenden D-Zug 37 die Möglichkeit, den Vormittag zu Geschäften auszunützen: in der'Gegenrichtung ist Montags und Donnerstags Gelegen heit gegeben, bis zum späten Abend in München zu verwei len und die Nacht zur Heimfahrt zu benützen, ähnlich wie dies im Frieden die gut benützte Verbindung des Zuges D 31 ermöglichte, in dessen Fahrplan der Balkanzug annähernd läuft: Abfahrt in München um 9,43 Uhr abends und Ankunft in Ulm 11,36 Uhr, Göppingen 12,31 Uhr, Etzlingen 1,19 Uhr, Stuttgart 1,38 Uhr früh.
Warnung vor billiger Schmierseife.
Iu den letzten Monaten Haufen sich die Angebote von billiger Schmierseife.in den Tageszeitungen. Diese Angebote müssen, da gute Schmierseife sehr wenig vorhanden ist. Misstrauen errege.n In der Tat haben Untersuchungen, die die Untersuchungsstellc des Hygienischen Instituts und andere Untersuchungsanstalten angestellt haben, ergeben, datz unreelle Erzeugnisse Vorlagen. Gute Schmierseife enthält min bestens 40^, gute Kernseife mindestens 60A Fettsäure. Die untersuchten Seifen, für die im Dezember 40—50 das Pfund bezahlt wurde, enthielten jedoch nur 7.6A bis I0A; Fettsäure, dagegen bis 89,4Wasser und wertlose oder sogar für Gcspinnstfasern schädliche Stoffe. Berücksichtigt man, datz im Dezember reelle Schmierseife mit mindestens 40 Fett gehalt etwa 80 F das Pfund kostete, so ist der für die untersuchten Seifen gezahlte Preis viel zu hoch. Selbst wenn der Preis dem Fettsäuregehalt entspricht, so mutz es als unwirt schriftlich bezeichnet werden, den hohen Frachtpreis für das Wasser zu bezahlen. Es empfiehlt sich, die Verbrancher aufzuklären, datz bei dem Bezug solcher billiger Schmierseife die Gefahr grober Uebervorteilung besteht. Es sollte stets zwecks Ausschaltung unreeller Angebote eine Garantie für den Fett- säurcgehalt verlangt werden.
(SCB.) Freudenstadt, 1. Febr. Die bürgerlichen Kollegien haben beschlossen, zur Erbauung eines weiteren Kaus- mannserholungsheims für Süddeutschland der Deutschen Gesellschaft für Kausmannserholungshcime, die in Wiesbaden' ihren Sitz hat, einen Bauplatz unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.