Nr. 26. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw._ 91. Jahrgang.
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Mittwoch, den 2. Februar 1916.
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Gewaltige Leistungen unserer Zeppeline.
Ueberlegenheit Deutschlands
im Flugwesen.
Wer erinnert sich nicht der ängstticken Stimmen in Deutschland vor dem Kriege, welche angesichts der Theatererfotge der Franzosen auf dem Gebiet des Flugzeugwesens und der Flugkunst sich immer lauter bemerkbar machten im Hinblick auf einen etwaigen Krieg mit Frankreich. Auch von England kamen „gruselige" Nachrichten über den hohen Stand der dortigen Bereitschaft im Flugwesen, das; man vielerorts bei uns starke Befürchtungen hegte. Gleich bei Anfang des Krieges versuchten die Franzosen auch, ihre vorgebliche Ueberlegenheit zu deknonstrieren, indem sie die feindlichen Handlungen mit Bombenabwürfen bei Nürnberg einleiteten und es schien auch eine Zeit lang, als widmeten sich unsere Feinde diesem neuen Zweig der Kriegführung mit größerer Intensität als wir. Nach und nach kamen aber auch unsere Flieger gegen die zahlreicheren und wohl länger geübten feindlichen Flieger auf. und eines Tages konnte unser Generalstab melden, das; wir jetzt auch auf dem Gebiet der Flugzeugkämpfe die Oberhand gewonnen hatten. Es verging denn tatsächlich auch kein Tag, an dem nicht einer oder einige unserer Feinde dem überlegenen Luftkampfe eines unserer Flieger zum Opfer fielen und diese Ueberlegenheit hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten.
Ganz anders lagen die Verhältnisse jedoch zu Beginn des Krieges auf dem Gebiet der Luftschifffahrt. Hier hatte sich Deutschland durch den Ausbau der Zeppeline den ersten Platz erobert, und bis auf den heutigen Tag hat es keine Nation fertig gebracht, diesen Ehrenplatz unserm Zeppelin streitig zu machen. Wenn wir seinerzeit nicht gar zu friedensselig gewesen wären, als einer unserer Zeppeline das Unglück hatte, in Lunoville landen zu müssen, so hätten wir schon damals bemerken müssen, mit welcher Taktlosigkeit und sehr verdächtigen Interessiertheit die französischen Behörden dieses deutsche Mißgeschick ausgenützt haben. Man wird sich noch erinnern, wie alle französischen Sachverständigen auf dem schnellsten Wege nach dem Landungsort befördert wurden, wie man gegen allen internationalen Takt sämtliche Einrichtungen des Zeppelin nach Entfernung seiner Mannschaft photographierte (die Aufnahmen konnte man in allen technischen Zeitschriften betrachten), ja selbst von London wurden die dortigen sachverständigen Militärs beordert, um soviel wie möglich von dem geistigen Eigentum Deutschlands wegstehlen zu können. Das können wir gerade heute im Kriege wiederholt feststellen, in Deutschland wäre im umgekehrten Fall eine solche schamlose Handlungsweise vollständig unmöglich gewesen. Aber dieser Raub geistigen Eigentums hat den Herrschaften nichts geholfen. Bis auf den heutigen Tag haben es weder die Franzosen noch die Engländer fertig gebracht, unfern Zeppelinen auch nur annähernd Gleichwertiges entgegenzustellen, und was diese in diesem Kriege schon geleistet haben, und noch leisten werden, das wird vielleicht noch einmal als ein besonderes Kapitel in der modernen Kriegführung behandelt werden müssen.
Mit zu den gewaltigsten Taten aber gehören die Leistungen unserer Marineluftfchiffe vom Typ des Zeppelin, die besonders dem grimmigsten und gehässigsten Feind Deutschlands, England, die Ueberlegenheit deutschen Geistes, deutscher Energie und deutscher Arbeit praktisch vor Augen führen mußten. Unsere Marineluftschiffe haben schon zu verschiedener M'len Föhn Bull aus seiner vermeintlich so
Rücktritt des
russischen Ministerpräsidenten.
(WTB.) Petersburg, 2. Febr. (Telephon.) Petersburger Tclegraphenagentur meldet: Ministerpräsident Goremykin ist auf sein Ansuchen hin, in Anbetracht seines geschwächten Gesundheitszustandes von seinen Obliegenheiten als Ministerpräsident enthoben und zum wirklichen Geheimen Rat 1. Klasse ernannt worden. Das Mitglied des Nei'chsrats Stürmer ist zum Ministerpräsidenten ernannt worden.
sicheren Insel heimgesucht, an der Ostküste bis zum höchsten Norden und auch an den wichtigsten Punkten der Südküste weit bis ins Innere des Landes hinein. Diesmal aber haben sie ein Meisterstück geleistet. das dem Krämer an der Themse wohl ganz besonders an seine ohnehin schon angegriffenen Nörchen gegangen sein dürfte. Mit Heller Begeisterung für eine solche Großtat liest man den Bericht unseres Admiralftabs, daß ein Zeppelingeschwader über ganz Mittelengland gezogen ist, von Great Parmouth bis Liverpool, und dabei die wichtigsten Zndustrie- und Handelspunkte Englands, man kann wohl sagen, das Herz der englischen Krämernation gehörig getroffen haben. Wer kennt nicht die gerade in Deutschland gewaltg klingenden Namen Manchester, Sheffield, Liverpool, um ermessen zu können, wie schwer England gerade heute diesen Schlag, der zweifellos keine geringen Werte getroffen hat, empfinden wird. Ein Beweis, wie lähmend die Ereignisse auf Regierung und öffentliche Meinung gewirkt haben müssen, ist das völlige Schweigen der englischen Presse und der geradezu lächerliche Bericht der Regierung. Gewiß keine geringe Besorgnis muß der Regierung die Feststellung der Tatsache bereitet haben, daß unsere Zeppeline einen Aktionsradius besitzen. der alle „Befürchtungen" weit hinter sich läßt. Wir wissen nicht, ob der Angriff von Deutschland oder von. der belgischen Küste aus erfolgte; in elfterem Falle mußten die Luftschiffe hin und zurück einen Weg von im Ganzen etwa 1000—1200 Kilometer zurücklegen, im günstigsten Falle aber doch einen solchen von etwa 800 Kilometer (Luftlinie). Welche Perspektiven sich daraus aus die weitere Kriegführung mit England ergeben, das wird sich John Bull sehr eingehend überlegen müssen, sowohl in Bezug auf die Gefährdung seiner industriellen und Hafenanlagen als auch auf den Einfluß der Seekriegführung. Wir sehen aber auch, daß man den Herbst und Winter, die sich für die Luftschiffahrt infolge der unberechenbaren Luftströmungen nicht so gut eigneten, tüchtig ausgenützt hat. um gerade den Stand unseres Luftschiffwesens auf einen Höhegrad zu bringen, der bei der Entscheidung des Weltkrieges auch in Rechnung zu ziehen sein wird. Welche gewaltigen Wirkungen dis neuesten Zeppelinbomben erzielen, das sehen wir an dem ungeheuren Schaden, den sie, wie jetzt zugegeben wird, in Paris angerichtet haben. Die Pariser Presse tobt und wütet zwar, weil mir mit Erfolg die Festung Paris bombardiert haben, aber Briand wird sich wohl ein wenig der' Bombenabwürfe auf die unbefestigten Städte Freiburg. Karlsruhe und Stuttgart erinnert haben, als er das Rachegeschrei für die „ermordeten" Opfer mit den mehr sachlichen Worten von einem „Mißgeschick im Kriege" dämpfte. Wir möchten aber dabei betonen, daß ein „Mißgeschick" nicht nur als
unangenehmer Zwischenfall wirken kann, sondern auch als Tragödie. Es kommt nur auf den Umfang des „Mißgeschicks" an. und daß dieser gehörig erweitert werden kann, wenn uns unsere Feinde dazu zwingen, das mögen sie sich auch überlegen. 0: 8.
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Unsere Zeppeline über ganz Mittel-England.
Erfolgreiche Bombenabwürfe ans bedeutende Industrieanlagen.
(WTB.) Berlin, 1. Februar. (Amtlich.) Eines unserer Marineluftschiffgeschwader hat in der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar Dock. Hafen und Fabrikanlagen in und bei Liverpool und Bir- kenhead, Eisenbahn und Hochofen von Manchester, Fabriken und Hochöfen von Nottingham und Sheffield sowie große Industrieanlagen am Humber und bei Great Parmouth ausgiebig mit Spreng- und Brandbomben belegt. UeberaU wurden starke Wirkungen durch mächtige Explosionen und mächtige Brände beobachtet. Am Humber wurde außerdem eine Batterie zum Schweigen gebracht. Die Luftschiffe wurden von allen Plätzen aus stark beschossen aber nicht getroffen. Sämtliche Luftschiffe sind trotz der starken Gegenwirkung wohl behalten zurückgekehrt.
Der Chef des Admiralstabs der Marine: gez. Behncke.
Der englische Zeppelin bericht.
London, 1. Febr. Das Pressebureau meldet. 6 oder 7 Zeppeline unternahmen gestern abend einen Angriff auf die östlichen und nordöstlichen Grafschaften von Midland. Eine Anzahl von Bomben wurde geworfen. Bisher wurde kein besonderer Schaden gemeldet. (Bon englischer Seite wird auch keiner gemeldet werden.)
Englische Vorsichtsmaßnahmen.
MTB.) Berlin, 2. Febr. Aus dem Haag wird dem „Berl. Lokalanz." berichtet, das englische Kriegsamt wünsche, Las Läuten von Glocken in den Kirchen Londons während der Kriegszeit zwischen Sonnenausgang und Untergang verboten zu sehen, weil es den Zeppelinen als Signal dienen tönne.
DieUeberlegenheitDeutschlandsimFlugwesen.
(WTB.) Bern, 2. Febr. Das Eingeständnis des „Temps" von der Unterlegenheit des französischen Flugwesens gegenüber dem deutschen wird in bemerkenswerter Weise durch die Veröffentlichung der Unterredung eines Vertreters des „Petit Journal" mit dem Abgeordneten und Sportflieger Flan- din ergänzt. Dieser Fachmann, der z. Z. eine Stellung in der Leitung des Flugwesens begleitet, hat zugegeben, dag die Verteidigung von Paris gegen Zeppelinangrifse sehr schwierig sei. Es sei schwer, den Zeppelin zu entdecken und nach der Entdeckung anzugreifen, weil ein Kampfflugzeug wegen seiner Schwere nicht so hoch steigen könne. Maschinengewehre könnten dem Zeppelin nichts anhaben. Brandbomben mühten von oben her geworfen werden, wobei der Zeppelin wegen seiner gröberen Steigfähigkeit die Oberhand behalte. Hierbei sei das Zielen schwer, wodurch auch die Beschießung von der Erde aus fast unwirksam gemacht werde. Auf die Frage, wie denn den Zeppelinangrisfen begegnet werden könne, erklärte Flandin, das einzige Mittel sei, die Luftschiffhallen aufzusuchen und dort die Zeppeline vor Antritt der Fahrt zu zerstören, wie dies in Friedrichshafen geschehen, aber nicht wiederholt worden sei. Hieraus gehe die Unterlegenheit hervor. Gegenwärtig bestehe wirklich eine Krise, denn obgleich die Flieger Maschinen hätten, würden die Arbeiten im Flugwesen weder mit Sorgfalt noch mit Methode betrieben. — Auf die Frage, ob an der Spitze des