fördert u«d vo« dort i« eine« Motorboot an das savoyische Ufer übergesrtzt worden. Also organisierter Ueberfall, orga­nisierte Flucht. Es sei auch ausfällig, daß dir welsche patri­otische Presse das verschwinden Hunzikers fast als selbst­verständlich hinnehme und überhaupt nicht mehr davon spreche. Jedenfalls könne es nicht schaden, wenn die Behör­den den Zusammenhängen etwas nachgingen.

Die Schweizer in Württemberg gegen die Lansanner Krawalle.

Stuttgart, 31. Jan. Das hiesige schweizerische Konsulat ersucht uns, folgendes mitzuteilen: Veranlaßt durch die be­kannten Vorgänge in Lausanne versammelten sich die Ver­treter der Schweizer-Vereine Göppingen, Reutlingen, Stutt­gart, Tuttlingen und Ulm am 30. Januar auf dem schweize­rischen Konsulate in Stuttgart. Sie gaben einstimmig dem tiefsten Bedauern Ausdruck über die peinlichen Vorkomm­nisse in Lausanne und zugleich ihrer Befriedigung darüber, daß der schweizerische Bundesrat sofort energische Schritte in der Sache unternommen und der deutschen Regierung unver­züglich Genugtuung gegeben hat. In einem Schreiben an den Bundesrat in Bern hob die Versammlung hervor, daß ihre Landsleute von jeher in Deutschland die entgegenkom­mendste Aufnahme gefunden hätten, es daher sehr bedauern würden, wenn das gute Verhältnis von ganz Deutschland zu der Schweiz und besonders zu den in Deutschland lebenden Schweizern durch Vorkommnisse, wie die in Lausanne, getrübt werden sollte.

Die holländische Schiffsbauindustrie und England.

Berlin, 31. Jan. Holländische Vermittler haben in der vergangener? Woche annähernd 100 holländische Dampfer und Schleppfahrzeuge für die englische Regierung und die eng­lischen Reeder aufgekauft. Es wurden in einzelnen Fällen ganz fabelhafte Preise gezahlt. Eine Schiffsmotorenfabrik bei Rotterdam ist mit englischen Aufträgen auf vier Jahre beschäftigt und beabsichtigt, noch eine zweite Fabrik zu er- »ichten. Von anderen an der Schiffahrt beteiligten Indu­strien in Holland wird gleichfalls berichtet, daß die eng­lischen Aufträge auf Jahre lang die Betriebe verpflichteten. Die holländische Regierung beabsichtigt, demgegenüber ein Ausfuhrverbot für Fahrzeuge und Schisfsmaschinen zu er­lassen.

Reuter über die Stimmung in Amerika.

(WTB.) Newqork, 31. Jan. Reuter meldet: Die Presse sagt den Standpunkt der Amerikaner dahin zusammen, daß sie fürchte, das einzige Ergeb­nis eines Embargo auf Munition würde sein, dag die Aufträge, die in Amerika ausgeführt merden, in Japan untergebracht würden. Japan würde dann auch ein beträchtliches Material zur Verfügung ha­ben, das ihm gestatte, einen Kampf gegen jedes andere Lund ins Auge zu fassen. (Uebel ist die Art nicht, wie Reuter den Schlag der Munitionsaus­fuhr parieren will.) Reuter meldet weiter, es sei sicher, dah Wilson sein Veto einlegen würde, wenn ein Gesetz, das die Munitionsausfuhr verbiete, durch­ginge.

Die Drohreden Wilsons.

(WTB.) Rewyork, 31. Jan. Alle Blätter be­sprechen eingehend die Aufsehen erregenden Worte Wilsons, mit denen er Maßregeln für die Landes­verteidigung fordert. In seinen Reden in Pittsburg und Cleveland legte der Präsident besonderen Nach­druck auf die nationale Ehre. In einer Rede sagte er: Sie können auf meine feste Entschlossenheit dem Lande den Krieg zu ersparen, rechnen, aber Sie müs­sen bereit sein, unsere Ehre zu verteidigen, wenn das nötig ist. Die Ehre eines Volkes ist kostbarer als sein Leben.. Es gibt niemund in den Vereinig­ten Staaten, der sagen kann, was der nächste Tag, ja selbst die nächste Stunde uns bringen wird. Ich weiß, daß es ernste Dinge sind, über die ich zu Ihnen spreche, aber ich würde meine Pflicht vernachlässigen, wenn ich Ihnen die Lage nicht schildern würde, wie sie ist.

Die Rückreise von Oberst House.

(WTB.) Genf, I. Febr. (Schweiz. Dep. Ag.) Der amerikanische Oberst House. der im Auftrag des Präsidenten Wilson in Berlin war und gestern mor­gen in Genf angekommen ist. reiste abends nach Pa­ris, London und Amerika weiter. Im Laufe des Tages hatte er eine Unterredung mit Stovali, dem amerikanischen Gesandten in Bern, und mit Pen- field, dem amerikanischen Botschafter in Wien. Er ist begleitet von seiner Gattin und .zwei Privat­sekretären.

Staatssekretär Helfferich in Wien.

(WTB.) Wien, 31. Jan. Heute vormittag be­gann im Finanzministerium eine Beratung, der Staatssekretär Helfferich, die beiden Finanzminister Leth und Teleszky und Bankgouverneur Popovoios teilnlahmen. Mittags fand beim Minister des Aeuhern, Baron Burian, zu Ehren Helfferichs ein

nck statt. Graf Tisza und der Minister Har- kanyi reisten nachmittags nach Budapest ab. Heute

abend findet bei dem Ministerpräsidenten Grafen Stiirckh ein Abendessen zu Ehren Helfferichs statt, an dem der deutsche Botschafter, die beiden Finanz- minister und Baron Papovios teilnahmen. Morgen mittag gibt der österreichische Finanzminister Leih im Finanzministerum zu Ehren Helfferichs ein

Aus Stadt und Land.

Ealw, den 1. Februar 1916.

Kriegsauszeichnung.

Die silberne Verdienstmedaille hat erhalten: Friedrich Teufel (nicht Fenchel) von Renbulach, Reservist im Res.-Jns.-Regt. 119.

Freie Lehrstellen.

Die Bewerber nm die erledigte ständige Lehr­stelle an der ev. Volksschule in Dachtel (mit 200 -K für den Organistendienst) und in Wildberg, O.-A. Nagold, (mit Mietzinsentschüdigung) haben sich durch das Bezirksschulamt oder <Äininarrektorat ihres gegenwärtigen oder früheren Dienstorts bin­nen 5 Wochen bei dem evangelischen Oberschulrat zu melden.

Neue wirtschaftliche Kriegsmaßnahmen.

Der Bundesrat hat in seiner gestrigen Sitzung eine Ver­ordnung über die Beschränkung der Herstellung von Fleisch- tonserven aus Fleisch oder unter Zusatz von Fleisch, die durch Erhitzung haltbar gemacht worden sind, verboten. Zur ge­werbsmäßigen Herstellung von Wurstwaren darf nicht mehr als ein Drittel des Gewichtes der ausgcschlachteten Rinder, Schweine und Schafe verarbeitet werden. Ausgenommen davon ist die Herstellung von Fleischkonserven und Wurst­maren zur Erfüllung von Verträgen, die unmittelbar mit der Heeresverwaltung und der Marineverwaltung abge­schlossen sind. Für fabrikmäßige Herstellung von Wurstwaren ist eine andere Berechnung des zulässigen Drittels der Ver­arbeitung vorgesehen. Für die Herstellung von Frischwurst rönnen die Landeszcntral-behördcn Ausnahmen zulassen. Die Verordnung tritt am 1. Februar in Kraft.

Zucker- und Kartoffelpreiserhöhnng.

Der Kriegsausschuß für Konsumenteninteressen (Berlin) schreibt uns: Die Frage der Erweiterung des Zuckerrüben­baues ist von den Zuckerinteressenten in geschickter Weise mit der Forderung einer Zuckerpreiserhöhung verknüpft worden. Das hat mit Recht bei den Verbrauchern eine große Beun­ruhigung hervorgerufen. Wenn im Interesse des erweiterten Rübenanbaues eine Erhöhung der Nübenpreise unvermeid­lich ist, dann muß sie innerhalb der jetzigen Zuckerpreis­grenze ermöglicht werden. Es ist ein übles Beginnen, daß jetzt vielfach versucht wird, die beabsichtigte Zuckerverteue- ruug für den einzelnen Verbraucher als belanglos hinzu­stellen. Eine gesunde Politik kann sich nicht von der Erwä­gung leiten lasten, daß, weil alles teuer ist, eine verhältnis­mäßig geringe Erhöhung der Zuckerpreise auch noch zu er­tragen wäre. Die Teuerung zwingt uns im Gegenteil dazu, alles aufzubieten, ein so wichtiges Nahrungsmittel, das wir glücklicherweise trotz reichlicher Gewinne der Erzeuger noch verhältnismäßig billig haben können, gegen weitere Preis­steigerungen zu sichern. Erst jetzt erleben wir es wieder bei der Kartoffelversorgung, daß der Produzentenpreis entgegen feierlichen Versprechungen ganz bedeutend erhöht wird. Wenn auch zunächst die Konsumenten durch die vorläufige Beibehaltung der bisherigen Kleinhandelshöchstpreise nicht unmittelbar belastet werden, so kann es doch beim besten Willen nicht als eine glückliche Regelung bezeichnet werden, wenn die dadurch entstehenden Mehrkosten von der Allge­meinheit zu tragen sind. Ueberdies weiß man noch nicht, was nach dem 15. März geschehen soll. Nach den bisherigen Erfahrungen ist nicht viel Gutes zu erwarten. Daher muß rechtzeitig mit aller Bestimmtheit und Deutlichkeit darauf hingcwiesen werden, daß jede Verteuerung der Kartoffeln die Ernährung der minderbemittelten Bevölkerung ge­fährdet.

Neue Verordnungen für Bierbrauereien.

Eine gestern von dem Bundesrat beschlossene und mit dem Tage der Verkündigung in Kraft tre­tende Verordnung fetzt die für gewerbliche Bier­brauereien festgesetzten Gerstenkontingente um ein Fünftel herab. Die Bierbrauereien haben die Gerste, die sie über das herabgesetzte Gerstenkontingent hin­aus bereits bezogen haben, der Zentralstelle zur Be­schaffung der Heeresverpflegung zur Verfügung zu stellen. Soweit diese Gerste bereits vermälzt ist, ist das Malz zur Verfügung zu stellen. Die auf Grund der Bekanntmachung betreffend Einschränkung von Malzverwendung in den Bierbrauereien vom 15. Februar 1915 auf das vierte Vierteljahr des Jahres 1915, die drei ersten Vierteljahre des Jahres 1916 und den Monat Oktober 1916 entfallenden Malz­mengen (Malzkontingent) weiden um ein Fünftel herabgesetzt.

r. Liebenzell, 31. Jan. In unserer Filialgemcinde Ernst- mühl fand am 23. ds. Mts. ein wohlgelungener Grmeinde- abend statt, veranstaltet von Hauptlehrer Haug. Der schöne, neue Schulsaal war vollbesetzt. Ein ansprechendes Programm war zusammengestellt worden. Fein klangen die stimmungs­

vollen Einzelgesänge von Frau Haug unter Harmoniumbe­gleitung. Interessant war der Vortrag von Stadtpfarrer Sandberger-Liebenzell, der die Entwicklung der Balkan­staaten während der letzten Jahrzehnte schilderte und damit eine wertvolle Hilfe bot zum Verständnis der Gegenwart. Packend waren die Deklamationen einiger Schüler und ihres Lehrers selbst. Aber besonderes Interesse fand bei den Teil­nehmern eine Aufführung,Der Sohn des Verräters", ein Stück aus der Gegenwart, das eine Begebenheit aus dem Kriegsanfang in Ostpreußen schildert. Die Mitwirkenden haben z. T. überraschend gut ihre Aufgabe bewältigt. Ein gemeinsamer Gesang schloß den Abend, der ein Beweis dafür ist, wie in einer Gemeinde ein ganz anderes Leben einkehrt, wenn sie einen eigenen Lehrer und ein Schulhaus besitzt. Gestern, am Sonntag darauf, wurde dann in Liebenzell selbst ein Eemeindeabend abgehalten. Der Saal derLinde" war voll. Wenn es auch keine Kaiserfeier sein sollte, so mußte doch des Kaisers und seines Geburtstages gedacht werden. Das geschah zunächst in der Begrüßungsansprache, wie nach­her im Hauptvortrag und im Schlußwort. Auch eine der Deklamationen galt dem Kaiser. Und neben demDeutsch­land, Deutschland über alles" undO Deutschland, hoch in Ehren" durfte dasHeil Dir im Siegerkranz" nicht fehlen. Im Hauptvortrag aber, der durch Lichtbilder belebt war, führte Stadtpfarrer Sandberger auf den westlichen Kriegs­schauplatz und zeigte Städte und Dörfer, Berge und Täler, von Bclfort bis Reims, die seit dem August 1814 uns so wohl bekannt sind, er zeigte aber auch, wie furchtbar sie z. T. gelitten haben unter dem Krieg und gab einen Eindruck da­von, was für Schwierigkeiten unsere Truppen zu überwinden haben und was für entsetzliche Kämpfe sie mitmachen müssen. Deklamationen überMackensen" undden deutschen Ge neralfeldmarschall" folgten und der Kirchenchor, der zu Be­ginn das frischeGlück auf, du schönes Schwabenland" ge­sungen halt, ließ zuletzt das lieblicheSandmännchen" er­klingen. Im Schlußwort wurde noch der Männer gedacht, die in dieser Woche die Heimat verlassen und dem Ruf zur Fahne folgen müssen. War bei diesem Abend der Geburts­tag des Kaisers mitgefeiert worden, so galt diesem Geburts­tag allein die Feier, welche das hiesige K. Reservelazarett am Abend des 27. selbst veranstaltete. Da zur Zeit die beiden Bäder wieder nahezu voll sind von Verwundeten, so wies der Saal des oberen Bades eine stattliche Zahl von Teilneh­mern auf. Die Festrede des Chefarzts, Oberstabsarzt Dr. Mezger» welche ein Bild von der Persönlichkeit und den Ver­diensten unseres Kaisers entwarf, klang aus in ein Hoch, in das kräftig eingcstimmt wurde. Gewaltig klang die Kaiser- -mne, die folgte. In der Hauptsache war der Abend aus- äillt von musikalischen Vorträgen. Frau Hauptlehrer Haug-Ernstmühl sang einige hübsche Lieder von Schumann u. a. Auch ein Männerchor, aus Verwundeten zusammen­gestellt, ließ sich hören. Hervorragendes aber leistete ein kleines Orchester, bei dem in der Hauptsache Angehörige des Lazaretts mitwirkten. Da durfte man hören eine ungarische Rhapsodie von Liszt, eine Fantasie ausFreischütz", den ..Kaisermarsch" von Wagner, einige andere Märsche; und der Beifall zeigte, daß man nicht blos Gefallen an diesen Vor­trägen fand, sondern auch die Leistungen der Mitwirkenden bewunderte. Es war eine würdige, genußreiche Feier, die sicher den Verwundeten Freude gemacht hat.

(SCB.) Stuttgart, 31. Jan. Mit Rücksicht darauf, daß die Landesversammlung am Dreikönigstag ausgefallen ist, hielt der weitere Landesausschuß der Volkspartei am Sams­tag und Sonntag hier im Bürgrrmuseum eine Sitzung ab, die am ersten Tag von 150 Vertretern, am zweiten Tag von 225 Vertretern besucht war. Der Parteivorsitzende, Rechts­anwalt Dr. Elsaß leitete, wie wir demBeobachter" ent­nehmen, die Versammlung und warf in seiner Eröffnungs­rede einen Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr, in­dem er dabei auch die Preffezensur streifte. Prokurist Paul Jlg erstattete den Kassenbericht, worauf ein Vortrag des Reichs- und Landtagsabgeordneten Liesching (Tübingen) über die Kriegsuntcrstützung und die Kriegsbeschädigten­fürsorge folgte. Nach eingehender Debatte, wobei verschie­dene Fragen aufgcrollt wurden, sprach Reichstagsabgeord- ncter Schweickhardt eingehend über die Brot- und Mchloer- sorgung. Am zweiten Tag gab Reichstagsabgeordneter Payer ein Referat über die künftige Entwicklung des Deutschen Reiches. Der Beobachter schreibt hiezu, daß cs nicht möglich sei, die Rede Payers wiederzugcbcn, da sie sich auf die Kriegsziele erstrecke und teilweise auch demBurgfrieden" nicht volle Rechnung habe tragen können. Reichstagsabge- ordneter Haußmann hatte sein Referat, da er verhindert war, der Versammlung beizuwohncn, den Mitgliedern des weiteren Ausschusses im Druck zugestellt.

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Für die Echriftl. verantwort!. Otto Seltmann, Talw. Druck «. Verlag der R. Oelschläger'schen Buchdruckerei, Talw,