DEZEMBER 1950

NUMMER l9fc

Entgleisungen am laufenden Band?

Die Hintergründe der Friedrichshafener Ehrenbürgerverzichte

Im Verlauf weniger Monate haben drei Ehrenbürger der Stadt Friedrichshafen ihre Ehrenbürgerbriefe zurückgegeben und durch Erklärungen in der Oeffentlichkeit festgestellt, daß sie sich durch das Verhalten der Stadt­verwaltung in ihrer Ehre angegriffen fühlten. Es handelt sich, wie bekannt, um Dr. Hugo E c k e n e r , Dr. Claudius D o r n i e r und Dr. Karl Maybach. In Friedrichshafen befürch­tet man, daß sich auch der letzte Ehrenbürger Friedrichshafens, der Luftschiffkonstrukteur Dr. Dürr, mit den übrigen Ehrenbürgern so­lidarisch erklärt und auf seine Rechte verzich­tet. Durch diese Vorgänge erscheint die Stadt­verwaltung in der Oeffentlichkeit nicht gerade im besten Licht.

LH. Die Verdienste der drei Männer, die bis jetzt ihre Ehrenbürgerrechte zurückgegeben haben, werden auch in Friedricjishafen von niemand bestritten. Es kann sich also nicht darum handeln, daß der Gemeinderat oder die Stadtverwaltung ihre Ehrenbürger vorsätzlich kränken wollten bzw. daß der Bürgermeister von Friedrichshafen, Dr. Grünbeck, der früher im Auswärtigen Amt tätig war, sich nun Entgleisungen am laufenden Band zu­schulden kommen ließe.

Gegensätze

So einfach liegen die Dinge nicht. Wenn man hinter die Erklärungen und Gegenerklärun­gen schaut, die seit dem Verzicht Dr. Eckeners im September der Presse übergeben worden sind, dann erkennt man, daß es in allen drei Fällen um wirtschaftliche Dinge und um die Verteidigung von Positionen geht. Die von der Stadtverwaltung Friedrichshafen vertretenen allgemeinwirtschaftlichen Interessen decken sich nun einmal nicht mit den privatwirt­schaftlichen Interessen ihrer Ehrenbürger, de­ren Verdienste mit dieser Feststellung keines­wegs geschmälert werden sollen.

Als Graf Zeppelin im Jahre 1908 bei Ech­terdingen vor den Trümmern seines Luftschif­fes stand, hatte er den größten Teil seines Vermögens verloren. Durch die Zeppelin­spende des deutschen Volkes, die in wenigen Wochen 6 Millionen Mark einbrachte, war der Grundstein zum Neuanfang und zur Zeppe­linstiftung gelegt worden. Der Stiftungszweck war der Bau von Luftschiffen und die Förde­rung der Luftschiffahrt. Nach Paragraph 15 der Stiftungsstatuten sollte, wenn der Stif­tungszweck nicht mehr erfüllt werden kann, was ja gegenwärtig durch das Kontrollrats- gesetz der Fall ist, das Stiftungsvermögen auf die Stadt Friedrichshafen übergehen. Dr. Ecke ; ner hat zwar eingewendet, daß man auf eine vor mehr als 40 Jahren erlassene Stiftungs­bestimmung nicht mehr zurückgreifen könne.

Veränderte Verhältnisse

Durch eine Rechtsanordnung der südwürt- tembergischen Regierung vom Januar 1947 wurde das Vermögen der Zeppelinstiftung auf die Stadt Friedrichshafen übertragen. So ist es also gekommen, ndaß die Stadt Fried­richshafen Mitbesitzerin der Luftschiffbau Zeppelin GmbH, und deren Beteiligungen geworden ist. Als eindeutiger Rüstungsbetrieb wurde der Luftschiffbau Zeppelin 1945 sofort unter französische Verwaltung gestellt, und es wurde mit der Liquidation des Unternehmens sowie mit der Demontage begonnen. Das Ver­mögen des Luftschiffbaus Zeppelin besteht aus eigenen Werkanlagen. Bis auf eine Halle, die als Eisenbahnreparaturwerkstätte erhalten werden konnte und zwei weiteren beschädig­ten Hallen, sind die Anlagen demontiert wor­den. Den anderen Teil des Vermögens ma­chen die verschiedenen Beteiligungen aus. Der französische Liquidator liquidierte nun in der Weise, daß die Beteiligungen zum Verkauf angeboten werden und 92 Prozent des Erlöses der Stadt Friedrichshafen zufließen und 8 Prozent der Familie Brandenstein-Zep- pelin, entsprechend den Besitzverhältnissen beim Luftschiffbau Zeppelin.

Zunächst mußte befürchtet werden, daß auch die Zahnradfabrik und der Maybach- Motorenbau der Demontage verfallen würden. Es stand indessen durch eine Aeußerung des französischen Kreisgouverneurs fest, daß man

bei der Zahnradfabrik eine Demontage ver­hindern könnte, wenn sich die Belegschaft von ihren alten Betriebsführern trennte und den Weg der Sozialisierung beschreite. Zur Ver­wirklichung des Mitbestimmungsrechtes der Arbeitnehmer im Betrieb wurden in den Auf­sichtsrat der Zahnradfabrik als Vertreter der Gewerkschaften die Gewerkschaftler Brüm­mer und T a r n o w vom Zentralvorstand des DGB gewählt, wohingegen die Interessenten­gruppe um Dr. Eckener niemand in den Auf­sichtsrat bringen konnte. Hier liegt letztlich der Grund für die Verbitterung Dr. Eckeners. Allerdings wurde insofern einem Wunsch Dr. Eckeners entsprochen, als der Sohn des alten Grafen Soden zum stellvertretenden Direktor bestellt worden ist.

Neue Hoffnung

Während die Stadtverwaltung Friedrichs­hafen die Beteiligungen der Luftschiffbau- Zeppelin-GmbH. ..Hotel Seegarten,Holzin­dustrie undZahnradfabrik Friedrichshafen aus der Luquidationsmasse erwerben konnte, ist die Besitzfrage bei der Maybach-Motoren- bau-Gmbh. noch nicht geklärt. Dr. Karl May­bach, der bis jetzt nur 20 Prozent der Ge- sellschafteranteile besaß, darüber hinaus aber mit Direktor R e b e 1 in der Geschäftsführung des Werkes tätig ist. beabsichtigt jetzt, noch weitere 31 Prozent der Anteile an der May­bach-Motorenbau-GmbH. zu erwerben und auf diese Weise für sich und seine Interessen­tengruppe. zu der auch Dr. Eckener und Di­rektor Rebel gehören, die Anteilsmehrheit am Mayboch-Motorenbau zu erlangen.

Die Stadt Friedrichshafen besitzt als Rechts­nachfolgerin der Zeppelinstiftung bis jetzt 17 Prozent der Anteile an der Maybach-Mo­

torenbau-GmbH.. Ueber 63 Prozent der An­teile verfügt die sich in Liquidation befind­liche Luftschiffbau-Zeppelin-GmbH., deren Hauptanteile, wie festgestellt, der Zepp.-Stif- tung, d. i. die Stadt, gehören. Also hat die Stadt­verwaltung, der ja der Liquidationserlös zu­fließt, allen Grund, sich dagegen zu wenden, daß Dr. Maybach diese neuen 31 Prozent An­teile nur zu einem ganz niedrigen Kaufpreis erwerben will.

Ein gutes Geschäft Aus der Bilanz geht hervor, daß der Sub­stanzwert des Unternehmens heute 110 Pro­zent des Nominalwertes beträgt und der L i - quidationswert, also der Wert, den das Vermögen bei Auflösung und Verkauf hat, bei rund 58 Prozent des Nominalwertes liegt. In Mark ausgedrückt, würde der Liquidations­wert allein der 31 Prozent Anteile, die Dr. Maybach für sich erwerben will, sich auf etwa 1,1 Millionen DM belaufen. Dr. Maybach will aber nur 600 000 DM in langfristigen Raten bezahlen. Der Stadt Friedrichshafen, der Hauptbesitzerin der Liquidationsmasse, wür­den, wenn dem Wunsche Dr. Maybachs ent­sprochen wird, ein Verlust von rund 800 000 DM entstehen, weil die übrigen Anteile des Luftschiffbaues Zeppelin nach einer bestehen­den Vereinbarung zu den gleichen ungünsti­gen Bedingungen, wie sie von Dr. Maybach vorgeschlagen werden, abgegeben werden müßten. Es dürfte keinen Bürgermeister einer deutschen Gemeinde geben, der. zumal wenn diese Gemeinde noch so an den Kriegsschäden zu tragen hat wie Friedrichshafen, einen der­artigen Verlust vor seiner Bürgerschaft ver­antworten könnte, nur weil dieser Verlust einem Ehrenbürger zugute käme.

Der Vorschlag der Stadt

Die Stadtverwaltung Friedrichshafen hat deshalb den Gegenvorschlag gemacht, eine Jugendstiftung zu gründen, in die sie die 63 Prozent Anteile der Luftschiffbau-Zep- pelin-GmbH. am Maybach-Motorenbau und die 17 Prozent Anteile der Zeppelinstiftung am Maybach-Motorenbau einbringen will. Der Stiftungsrat, der die Interessen dieser 80 Pro­zent vertritt, soll aus vier Arbeitgeber- Vertretern bestehen, die die Geschäftsleitung der Maybach-Motorenbau-GmbH., zu der Dr. Karl Maybach ja ohnehin gehört, bestimmen soll, und aus zwei Arbeitnehmern. Nach dem Plan der Stadtverwaltung Friedrichshafen sol­len die Ueberschüsse der Jugendstiftung der Friedrichshafener Jugend in Form von Säug­lingsheimen. Kindergärten, Jugendheimen, Lehrlingsheimen, Ausbildungsbeihilfen usw. zugutekommen. Als dieser Vorschlag der Stadt­verwaltung Friedrichshafen bei der französi­schen Behörde in Baden-Baden gemacht wur­de, hat Dr. Karl Maybach sein Ehrenbürger­recht zurückgegeben.

In der Begründung ihres Vorschlages hatte die Stadt auch erwähnt, daß Dr. Maybach vor einigen Jahren sich die Patente, die er früher der Firma übergeben hatte, zurücküber­tragen ließ, und die Stadt deutete an. daß die­ses Geschäft unter Umständen anfechtbar sei und gegen die guten Sitten verstoße. Offen­bar hat dieser Passus der Begründung Dr. Maybach besonders verstimmt und ihn in sei­nem Entschluß, das Bürgerrecht niederzule­gen, bestärkt.

Der Konkurrent bot mehr

Der Fall Dr. Dornier, den wir im No­vember, als er akut war, dargestellt haben, ist zwar nicht so kompliziert, aber auch in diesem Falle ging es um die Sicherung wirt­schaftlicher Interessen, wogegen grundsätz­lich nichts einzuwenden ist. Im Jahre 1949 hatte die Stadt Friedrichshafen das Dornier- heim vom französischen Liquidator erworben,

und sie bemühte sich in Gegenwart von Ver­tretern der Firma Dornier um eine indu­strielle Ausnutzung des Gebäudes. Dr. Dor­nier konnte der Stadtverwaltung, die infolge der anhaltenden Rückwanderung ihrer im Kriege nach auswärts evakuierten Bevölke­rung jede Möglichkeit der Arbeitsplatzbeschaf­fung ausnutzen muß. keinen Zeitpunkt nen­nen, an dem er eine eigene Produktion in dem Gebäude hätte aufnehmen können. Kurz vor Abschluß der Verhandlungen der Stadt mit der Firma Traktorenfabrik A 11 g a i e r bot Dr. Dornier die Produktionsaufnahme mit 150 Arbeitern an, wohingegen die Firma Allgaier mit 450 Arbeitern die Arbeit in Friedrichsha­fen aufnehmen wollte. Angesichts dieses An­gebots konnte die Stadt kurz vor Vertragsab­schluß mit Allgaier nicht mehr zurücktreten. Obwohl die Stadtverwaltung im Hinblick dar­auf, daß man einen Mann wie Dr. Dornier auf jeden Fall wieder in Friedrichshafen seßhaft werden lassen müsse, ihm für ein Konstruk­tionsbüro und eine Versuchswerkstatt andere Räume angeboten hatte, wurde dieses Angebot mit der Rückgabe des Ehrenbürgerrechts be­antwortet.

Man muß sich bei der Beurteilung der Zu­sammenhänge sowohl in die Lage der für die Weltgeltung der deutschen Motoren-Industrie und der Luftfahrt verdienstvollen Männer versetzen, als auch in die Lage des Gemeinde­rats und des Bürgermeisters.

Wenn die Männer, die der Stadt Friedrichs­hafen einst zu Ansehen und Wohlstand ver­holten haben, durch ihre Leistungen erneut zu einem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt am See beitragen wollen, so ist diese Initiative nur zu begrüßen. Sie dürfen dabei allerdings von der Stadt nicht Zugeständnisse erwarten, die in der gegenwärtigen Situation über deren Kraft gehen. Darüber müssen sich diese Männer im klaren sein, daß sie der Stadt Friedrichshafen und ihren Bürgern mit der Niederlegung ihrer Ehrenbürgerrechte einen schlechten Dienst erwiesen haben.

Unser Kommentar

Generale sehen Dich an . . .

h. r. An den Buchläden, an den Kiosken kann man allenfalls vorübergehen, aber nicht an der Tatsache, daß in eben diesen Läden und" Kiosken die Rehabilitierung des hohen deutschen Militärs von vielleicht einen Grad zu geschäftstüchtigen Verlegern vollzogen wird: Generale sehen dich an.

Held Rommel eröffnete, gleich in mehreren, nach Perspektive und Gewicht ganz verschie­denen Büchern, den Reigen, für die Panzer­generalität steht Guderian, für die Luftwaffe das der Asse Baumbach, für die Finn­landarmee der General Erfurth, die Arbeit im Führerhauptquartier schildert Haider, das Heer in Fesseln (nämlich nationalsozialisti­schen) der General Westphal, die Arbeit des militärischen Geheimdienstes ein schlichter Herr Hagen. Der Katalog erhebt keinen An­spruch auf Vollständigkeit.

Wichtig erscheint nur, daß im Jahre 1950, ganz anders als nach dem ersten Weltkrieg, nicht die Literaten, die linksgerichteten gro­ßen Schreiber, und auch nicht die in der Wolle schon kaiserlich-national gefärbten reaktionä­ren Frontdichter den publizistischen Grundton angeben. Die Plivier und Seghers von heute sind bedeutungslos gegenüber den Remarque, Renn und Tucholsky der Zwanzigerjahre. Die Beumelburg und Jünger fehlen vollkommen. Es ist nicht der Romancier, der sich dem The­ma Krieg zuwendet, sondern der Militär­schriftsteller.

Wir haben uns nun zu fragen, ob in dieser plötzlichen literarischen Aktivität der Mili­tärs eine politische Gefahr enthalten ist oder nicht. Erst wenige Monate sind es her, da über­boten sich die Zeitungen alles in ihren Augen Militaristische grundsätzlich zu verwerfen. Militarist war dem Demokraten nach 45 etwas so schlechthin Böses, wie der Volksschädling dem Nationalsozialisten von 42.

Die Zeiten haben sich gewandelt: Die Ge­fahr der Remilitarisierung droht freilich, aber nicht von der deutschen militärischen Litera­tur. Im Gegenteil! Gerade die deutschen Mili­tärschriftsteller sind nach ihrem Thema bei jedem Ansatz gezwungen, sich mit der Kehr­seite des Krieges, mit der Niederlage, zu be­fassen. Wer über einen Sieg schreibt, ist wie wir es bei den Franzosen und Engländern, geradezu grotesk aber bei den amerikanischen Militärschriftstellern sehen immer geneigt, den Krieg überbelichtet wiederzugeben.

Krieg ist eine Tatsache, die nicht dadurch aus der Welt geschafft wird, daß man über sie nicht spricht. Wir haben auch heute Krieg, nur sind wir Westdeutschen im Augenblick an ei­ner sogenanntenruhigen Front. Wir gewin­nen durchaus nichts, wenn die amerikanische Strategie, z. B. in Korea, von Dilettanten ge­macht wird. Höchstens steigen Brotkorb und Textilpreise und gehen unsere Oefen wegen Kohlenmangel aus.

Aber das ist nicht der letzte Grund, der uns bestimmt, der militärischen Literatur mit Ge­lassenheit, ja wir sagen es offen nicht ohne eine gewisse Genugtuung entgegen zu treten. Wenn der deutsche militaristische Geist mit irgendeiner Aussicht auf Erfolg von der Wurzel her angegangen werden soll, dann nur auf der Ebene der nüchternsten unvoreinge­nommensten Diskussion. Die deutschen Fehler waren zu groß, die geopolitische unglückliche Mittellage ist zu offensichtlich, als daß sie hin­wegdiskutiert werden könnten. Sie werden höchstens einer breiten Allgemeinheit voll be­wußt. Warum liest denn jeder, der diesen Krieg am eigenen Leibe gespürt hat, jene Bü­cher? Doch nur, weil er wissen will, woran es nun gelegen hat, daß trotz all seiner persön­lichen Anstrengungen und Opfer und der Opfer seiner Kameraden neben ihm und der Opfer der Menschen in der Heimat am Schluß nichts zustande kam als eine gigantische Nie­derlage. Was kann es schaden, wenn er darauf Antworten erhält. Antworten, die stichhaltiger sind als alle Nachkriegserklärungen der Al­liierten, die letzten Endes recht billig darauf hinausliefen: ihr habt den Krieg verloren, weil ihr moralisch minderwertig gwesen seid.

Generale sehen dich an... Laßt uns ihren Blick ertragen.

Brustkrebs ist vermeidbar

Aus einem Artikel von Dr, med. Caleta H. Smith. Redaktionsmitglied desDigest of Tre­atment. in der von der American Medical As­sociation herausgegebenen Monatsschrift ,,Hy- geia, Chikago, Januar 1950.

Brustkrebs beginnt gewöhnlich an einer ein­zelnen kleinen Stelle der Brust, wo er sich örtlich während verschieden langer Zeit als Klumpen bildet, bevor er sich nach der Achsel­höhle und von dort nach anderen Teilen des Körpers ausbreitet. Die glücklichen Frauen, die eine Veränderung an ihren Brüsten be­merkten und behandelt wurden, bevor sich der Krebs nach der Achselhöhle ausgebreitet hatte, waren in 70 Prozent der Fälle zehn oder mehr Jahre nach der Behandlung wohlauf. Aber wo die Behandlung begonnen hatte, nachdem sich der Krebs ausgebreitet hatte, waren nur 20 Prozent am Leben und wohlauf.

Eine Untersuchung der Brüste ist einfach. Man tastet sie sorgfältig und gründlich nach dem Vorhandensein von Klumpen ab. Eine Fraü kann in ihren eigenen Brüsten einen kleinen Klumpen feststellen, den ein Arzt wahrscheinlich nicht finden würde. Jedem Ausfluß aus der Brustwarze ist Aufmerksam­keit zu schenken. Im Spiegel lassen sich Ver­änderungen im Umriß der Brüste entdecken.

Diese Untersuchung ist jeden Monat zwischen den Perioden vorzunehmen, da die Brüste während der Menstruation normalerweise ge­schwollen sind. Das ist doch einfach genug, und bei diesem völlig normalen Verfahren be­steht keine Ursache für Furcht, Bestürzung oder neurotische fixe Ideen. Selbst wenn ein Klumpen festgestellt wird, ist die Chance, daß es sich um Krebs handelt, geringer als 1:3.

Unnötig zu erwähnen, daß man unverzüg­lich einen Arzt aufsuchen sollte, falls man ir­gendwelche Veränderung an den Brüsten wahrnimmt. Aerztliche Aufzeichnungen ent­hüllen die traurige Tatsache, daß die Hälfte der Frauen, die feststellten, daß mit. ihren Brüsten irgend etwas nicht in Ordnung war, sechs Monate oder noch länger warteten, be­vor sie ihren Arzt aufsuchten. Nur in eirtem Drittel der Fälle hatte sich der Krebs noch nicht über die Brust hinaus verbreitet, bevor der Arzt konsultiert wurde. Viele Frauen be­gaben sich der Möglichkeit einer Heilung, weil sie es aufschoben, zum Arzt zu gehen. Wenn bei diesem Problem irgendwelche Veranlas­sung zu Furcht bestünde, würde sie hier durch die Tatsache des Hinausschiebens gegeben sein.

Natürlich kann ein Arzt die Brüste sachge­mäßer untersuchen. Oft kann er auf Grund der Lebensgeschichte und einer allgemeinen

Untersuchung feststellen, daß es sich kaum um Krebs handeln kann; wenn aber Krebs­verdacht besteht, wird er vorschlagen, daß ein Stückchen Gewebe herausgeschnitten und un­ter dem Mikroskop untersucht wird. Das nennt man eine Biopsie, und es ist die einzige si­chere Methode, um die Diagnose auf Brust­krebs zu stellen.

Die Biopsie wird im Krankenhaus vorge­nommen. Der Chirurg macht einen Einschnitt, der oft nur gut 2 cm lang ist und so ausge­führt wird, daß keine auffällige Narbe ent­steht, z. B. zuweilen unter der Brust, wo sie nicht zu sehen ist. Er entfernt ein kleines Stück Gewebe und gibt es sofort einem erfahrenen Pathologen, der es einfrieren läßt. Mit einem Mikrotom schneidet der Pathologe eine viel­leicht ein Zehntelmillimeter dicke Scheibe des Gewebes ab, die er färbt und unter dem Mi­kroskop untersucht. In wenigen Minuten ist die Diagnose gestellt.

Wenn es nicht Krebs ist, wird der kleine Einschnitt geschlossen, und die Patientin ver­läßt das Krankenhaus, gewöhnlich innerhalb von 24 Stunden.

Sollte es sich aber um Krebs handeln, so läßt der Chirurg, der zuvor schon alles Erfor­derliche vorbereitet hat, die Narkose fortsetzen und beginnt unverzüglich mit der Entfernung

der Brust und der auxiliären Lymphknoten, auf die sich der Krebs höchstwahrscheinlich ausdehnt. Obwohl dies eine umfangreiche Ope­ration ist, durch die die krebskranke Brust und die sie umgebenden Gewebe, auf die der Krebs übergreifen könnte, so vollständig wie möglich entfernt werden, ist sie nicht ge­fährlich. Unter den Händen eines erfahrenen Chirurgen besteht nur 1 Prozent Lebensge­fahr, wohingegen unbehandelter Brustkrebs stets zum Tode führt. Die Operation bewirkt keine übermäßige Verstümmelung. Besonders angefertigte Wäschestücke unter der üblichen Kleidung verhindern ihre Entdeckung.

Solange wir aber nicht völlig über den Krebs und seine Ursachen aufgeklärt sind, können nicht alle Krebskranken geheilt wer­den, ganz gleich, wie frühzeitig sie den Arzt aufsuchen, denn einige Krebsarten sind sehr tückisch und breiten sich über entlegene und lebenswichtige Teile des Körpers aus, bevor sie sich durch die uns zur Verfügung stehen­den diagnostischen Mittel wahmehmen lassen. Aber die Tatsache bleibt bestehen, daß bei mehr als 6000 Frauen in den USA Brustkrebs zum Stillstand gebracht wurde. Sollte eine Frau vom Brustkrebs befallen werden, so kann sie allein durch ihre eigenen Bemühungen die Chancen ihrer Heilung von 20 Prozent auf 70 Prozent erhöhen.

~WeikruuehU

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