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Montag, den 18. Dezember 1950
Stadtgefchehen^
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Wir gratulieren
Am Dienstag verzeichnet unser Kalender zwei Altersjubilare: Frau Marie Strähle geh Simon, Vogelsangweg 26, wird 72 Jahre alt und Frau Anna Walser geb, Braun, Calwer Straße 59, wird 71 Jahre alt. — Vom Sonntag haben wir noch Herrn Lademeister Jakob
Der Bürger hat Öae Wort
Aufschlußgebende Biirgerversammlung im Stadtteil Iselshausen
Die Bürgerversammlung im Stadtteil Iselshausen am Samstagabend im „Eck“ war sehr gut besucht. Wir freuen uns, daß auch w i r anscheinend unser Teil dazu beigetragen haben durch unseren in der Samstagausgabe veröffentlichten „Iselshauser Streifzug“, wie in der Aussprache festgestellt wurde. Und wir wollen hier eine Unterlassungssünde
Bei der Besprechung des Steueraufkommens, das in Nagold noch als normal bezeichnet werden kann, bat Bürgermeister Breitling um möglichst pünktliche Steuerzahlung, damit die Verwaltungskosten nicht unnötig erhöht werden. Von Interesse ist auch, daß in Nagold etwa 800—1000 auswärtige Arbeitskräfte (Pendler) in Arbeit stehen.
Faßnacht. Maiergasse 14, nachzutragen, der an w | eder gutmachen: wir wollten den „Hirsfch“ fü r <ji e pro Kopf und Jahr 25 DM an die
Tag seinen 76. Geburtstag feiern
diesem konnte
Betriebe feiern Weihnachten
Am Samstag begannen hier die ersten Betriebsweihnachtsfeiern. Die Firma G. Digel feierte mit ihren Betriebsangehörigen dos Hauptbetriebes in Nagold und der Filialbe- triebe in Effringen, Unter.iettingen und Nufringen im Traubensaal. Das Elektrizitätswerk und die Elektroschau Wohlbold hielten ihre Weihnachtsfeier im „Waldhorn“-Saal, die Schwarzwälder Dampfseifenfabrik Gebr. Harr feierte ebenfalls am Samstag wie alljährlich mit ihren Betriebsangehörigen in der „Linde“
Vorsicht beim Schlittenfahren
Ein Kraftfahrer berichtete uns, daß er am Samstag in der Haiterbacher Straße nur mit knapper Not einem Unfall entging. Er fuhr vom Stadtteil Iselshausen nach Nagold einwärts, als plötzlich und unvermutet mehrere Kinder vom Steinberg herunter auf die Straße rodelten. Bei der Glätte der Straße war ein rasches Halten unmöglich; aber es gelang ihm. wie durch ein Wunder zwischen den 2 Schlitten durchzukommen Jedermann kann sich vorstellen, was für ein böses Unglück hier hätte passieren können. Erst kürzlich haben wir die ortspolizeilichen Vorschriften über das Verbot des Schlittenfahrens auf Hauptverkehrsstraßen veröffentlicht. Wir legen es nochmals allen Eltern ernstlich ans Herz, darauf zu achten, daß ihre Kinder nur an ungefährdeten Plätzen rodeln.
Neue Verkaufsräume
Die bekannte Firma Schiler-Benz hat seit dem Weihnachtsmarkt in ihrem Haus am Vorstadtplatz eine neue Verkaufsetage eröffnet. In zwei großen Räumen, die nach den neuesten Gesichtspunkten für Verkaufsraumgestaltung eingerichtet sind, kann die Kundschaft alles finden, was das Haus zur Heimgestaltung zu bieten hat. Ein dritter Raum ist als Fertigungswerkstätte eingerichtet. Hier können alle persönlichen Fertigungswünsche sofort ausgeführt werden. Für die Morgen- und. Abendstunden kann eine moderne Be- ^feuchtüngsaniage eingeschaltet /wenden, die Tageslicht verbreitet. Ein Besuch dieser neuzeitlichen Verkaufsräume ist in mehrfacher Hinsicht lohnend.
Bestellung von Flächenlosen
Das städtische Forstamt gibt bekannt, daß bis auf weiteres wieder Bestellungen auf Flächenlose (Astreisig und Stängle) angenommen werden.
Ein neues Wirlshausschild
Ein schönes, altes Wirtshausschild freut den Wanderer und den Fremden immer wieder beim Gang durch einen Ort und zieht ihh auch an. einmal die gastlichen Räume des Lokals aufzusuchen. Wir haben in unserem Bezirk in Stadt und Land noch gar manches altehrwürdige derartige Schild, das den modernen Lichtreklamen gegenüber zwar etwas Rückständiges an sich hat, dafür aber andere Werte besitzt, die eine gewisse persönliche Beziehung zu dem Wirt als Gastgeber schaffen. Wir haben es daher begrüßt, daß der Gasthof zur „Traube“, der gleichzeitig die größte Saalwirtschaft in Nagold ist, sich nach dem neuen Verputz im Sommer nun auch ein neues Schild zugelegt hat. Es handelt sich um einen wuchtigen Ausleger, der in der Kunstschmiedewerkstätte Mauch in Rottenburg angefertigt wurde und als Hauptstück eine stilisierte Traube enthält. Es ist erfreulich, daß so auch die Schmiedekunst wieder zu Ehren kommt. Gerade bei derartigen Wahrzeichen hat sic die beste Gelegenheit, zu zeigen, daß die handwerkliche Arbeit (ähnlich wie z, B bei der Holzbildhauerei) der Massenanfertigung in der Fabrik doch weit überlegen ist. Man bevorzugt heute einfache und klare Formen ohne großes Beiwerk, die an einem so stattlichen Gebäude wie der „Traube“ gut zur Geltung kommen. Möge das neue Zeichen noch bei mancher frohen Stunde für Gäste und Wirt unter dem Gibel des Hauses hängen.
wirklich nicht unterschlagen! Ferner hat uns Bürgermeister a. D. Maier mitgeteilt, daß der Bürgernutzen schon 1927 aufgehoben wurde, als die Stadt Nagold große Mittel zur Nagoldkorrektion benötigte und den Bürgernutzen in Nagold aufheben mußte, was seine Einstellung auch in Iselshausen zur Folge hatte. Aber das alles gehört nun tatsächlich der Vergangenheit an und Iselshausen hat mit Nagold zum mindesten eine „Vernunftehe“ geschlossen, bei der sich beide Partner gut stehen.
Immer neue Aufgaben
Bürgermeister Breitling gab einen ausführlichen überblick über die Arbeit des vergangenen Jahres und über die vor uns liegenden neuen Aufgaben. Er konnte mit Stolz darauf hinweisen, welch große Arbeiten ohne Erhöhung der Steuersätze bereits durchgeführt und in Angriff genommen .wurden. Während 1949/50 die Wohn- raumbeschaffung und die Erschließung von Baugelände im Vordergrund standen, harren jetzt folgende Aufgaben ihrer Lösung: Steinach- und Waldachverbesserung, Ausbau der Wasserversorgung, Schulhausneubau, weitere Erschließung von Wohngelände. Bau einer Straße zwischen Ufer- und Freudenstädter Straße, Durchführung der Nagcldkorrektion zwischen Elektrizitätswerk und Sägewerk Graf.
Waldachkorrektion — Wasserversorgung
Die Schwierigkeiten bei der Vorplanung der Steinach- und Waldachkorrektion sind bekannt. Ursprünglich wäre dabei für die Stadt ein Mindestaufwand von 5—600 000 DM erforderlich gewesen. Aber nun konnte der städtische Beitrag etwa um die Hälfte herab- gedrückt werden. Bürgermeister a.D. Maier, der sich dieser Frage neben anderen mit großem Eifer annahm, bezeichnete dies in der Unterhaltung als eine Einlösung des bei der damaligen Eingemeindung gegebenen Versprechens, über die er sich besonders freue. Die Korrektionsarbeiten wurden freilich etwas verzögert, aber bis in 2 Wochen wird die Ausschreibung erfolgen und bis Ende 1952 hofft man mit allem fertig zu sein. Der Schulhausneubau in Nagold verursacht etwa 6—800 000 DM Aufwendungen, deren Bereitstellung noch manche Sorge bereiten wird. Auch die Wasserversorgung beansprucht noch einige Mittel, ln Iselshausen war die Lage unhaltbar geworden, nachdem die Quellschüttung auf 0,5 Sekundenliter (bei einem Mindestbedarf von 1 Sekundenliter) zurückgegangen war. Der Anschluß an das Nagolder Netz wird ausgeführt, sobald die bestellten Rohre und Armaturen eingehen; außerdem wird noch eine Pumpe eingebaut, um auch die höher gelegenen Gebiete in Iselshausen ausreichend mit Wasser zu versorgen,
Wohngemeinde Gewerbesteuerausgleich zu zahlen sind. Die Wohnungslage ist immer noch kritisch trotz der zahlreichen Neubauten; es kann deshalb nur begrüßt werden, daß nun auch in Iselshausen mit Unterstützung der Deckenfabrik ein Anfang (5 Neubauten in der Sommerhalde) gemacht wurde. Für die Flüchtlinge — es sind in Nagold heute fast 1000 — legte der Bürgermesiter ein gutes Wort ein und bat, ihnen Verständnis entge- genzubringen. Die Wiederaufforstung, der Substanzverlust des Waldes, die Entschädigung für die F-Hiebe, die Jagdverpachtung und der weitere Ausbau der Feuerwehr (am gleichen Abend erhielt Iselshausen wieder eine Tragkraftspritze) bildeten den Schluß seiner Ausführungen.
Eine wertvolle Aussprache
Die Aussprache brachte zahlreiche wertvolle Anregungen und Wünsche, und dadurch erwies der Abend seine Berechtigung. So konnte früher jeder Bürger 1—2 m Langhoiz ersteigern; heute ist eine Versteigerung des Holzes nicht mehr erlaubt, aber jeder Bürger, der zum Bau Holz benötigt, soll berücksichtigt werden. Die Anforderung geht am besten über den Waldschütz. Allerdings muß sich jeder verpflichten, eines der beiden Nagolder Sägewerke zum Einschneiden zu benützen. Die. Frage der Instandsetzung des Gemeindebackofens (ca. 1000 DM Kosten) wurde ebenfalls angeschnitten. Im Januar wird eine Liste auf dem Rathaus aufgelegt; wer sich einzeichnet muß aber mindestens 1 Jahr lang den Gemeindebackofen benützen. Die Schafweide, der Wildschaden in den Kulturen, eine bessere Aufklärung in Rentenversicherungsangelegenheiten, Grundbucheintragungen, ja sogar die Frage der Zeitungsgröße (der Diskussionsredner wünschte eine kleine, übersichtliche Zeitung) kamen zur Sprache. Der Spielplatz bei der Schule wird im kommenden Jahr durch Auffüllung hergerichtet; dies soll gleichzeitig auch eine Anerkennung für die vorbildliche erzieherische Arbeit von Lehrer Holzwarth sein.
In seinem Schlußwort dankte Bürgermeister Breitling den Teilnehmern, den anwesenden Beigeordneten, Stadträten und städtischen Beamten für ihr Interesse und ihre Mitarbeit und wünschte allen ein frohes Fest und ein .gutes Neues Jahr. Er gedachte ferner noch des Musikvereins und des Kirchenchors, die durch ihre uneigennützige Tätigkeit viel Gutes im Stadtteil Iselshausen leisten. Nach Schluß des offiziellen Teils blieb man noch bei gemütlicher Unterhaltung zusammen. So war es wirklich ein harmonischer Abend, der für die Allgemeinheit seinen Nutzen erwies, und s o wünscht man sich jede gute Bürgerversammlung.
fÄltetv fteigerj a( Stadtchronigj
Wir gratulieren
Gestern feierten Imanuel Katz seinen 79. und Magdalene Schwarz ihren 73. Geburtstag, Nachträglich herzlichen Glückwunsch.
Aus der Stadtbücherei
Am kommenden Donnerstag abend findet die letzte Bücherausgabe vor Weihnachten statt. Seit Beginn der Bücherei sind 5600 Bände ausgeliehen worden. Im Büchereisaal ist eine Schimütze hängen geblieben, außerdem wurden zurückgelassen ein Paar Handschuhe und ein einzelner Handschuh.
Weihnachtsfeier der Oberschule
Zu der am Dienstag, den 19 Dezember, abends 19 Uhr in der Turnhalle stattfindenden Weihnachtsfeier sind die Schülereltern und mit ihnen alle Einwohner Altensteigs herzlich eingeladen. Die Einladung eTgeht aber besonders auch an alle in unserer Stadt neu eingebürgerten Heimatvertriebenen und an alle Einsamen, die vielleicht gerne im Kreise der Jugend eine frohe Weihnachtsfeier miterleben möchten. Der Eintritt ist frei. Ende um 20.30 Uhr.
Bernsteiner Puppentheater spielt „Die sieben Raben“
Das Volksbildungswerk Altensteig hat für die Vorweihnachtszeit das Bernsteiner Puppentheater mit dem Märchenspiel „Die sieben Raben“ von Pocci, nach Altensteig verpflichtet. Das Theater 'ist in Altensteig schon gut bekannt, hat es doch im Vorjahr hier bei jung und alt begeisterte Aufnahme gefunden. Wir sind sicher, daß den Altensteigern mit diesem Spiel ein entzückendes Erlebnis geschenkt wird. Ein Märchenspiel, und nun gar ein Puppenspiel. Da liegt doch alles drin, was die Phantasie bewegt, was mit einem ' eigenartigen Zauber von Kindheit her, aus der Zeit der Großmütter und Prinzen und Prinzessinnen noch in unser Bewußtsein reicht. Wer wollte da nicht wieder einmal ganz in diesem Zauber der Märchenwelt versinken und die kalte, nüchterne Gegenwart vergessen? Laßt uns einmal wieder märchen- und wundergläubige Kinder sein. Jetzt in der seligen, an Wundern vollen Zeit vor Weihnachten. — Vorstellungen am Mittwoch. 20. Dezember 1950, nachmittags 14.30 Uhr und abends 20 Uhr in Altensteig, Saalbau „Grüner Baum“. — Eintrittspreise: Jugendliche: DM —.30, Erwachsene DM- —.50.
V erkehrserlcichterung
Um vielen Interessenten entgegen zu kommen, hat die Deutsche Bundesbahn im Reisebüro, Buchhandlung Lauk, ab sofort eine Verkaufsstelle für gewöhnliche Omnibusfahv- scheine eingerichtet.
Ich glaube an Gott - aber Öle Kirche?
Eine Stellungnahme des Evang. Männerwerks Altensteig zum Verhältnis Christ und Kirche
Kreisdelegierter verabschiedet sich In der vergangenen Woche verabschiedeten sich in einer Feierstunde in Calw der bisherige französische Delegierte für den Kreis Calw. Colonel Blanc, und sein Stellvertreter Mr. Morange von den maßgeblichen Männern der staatlichen und kommunalen Behörden und weiteren Vertretern wirtschaftlicher und kirchlicher Stellen unseres Kreises.
Für die staatlichen und kommunalen Stellen sprach Landrat Geißler, der sich in, Worten des Dankes an die scheidenden Männer der Kreisdelegation wandte und gleichzeitig anerkannte, welche Schwierigkeiten es
Die Gründe ernsthaft zu untersuchen, die viele Menschen heute davon abhalten, trotz ihres christlichen „Glaubens am Leben der christlichen Gemeinde teilzunehmen, war Aufgabe des Vortragsnachmittags am gestrigen Sonntag im Gemeindehaus. In seiner Begrüßung schloß Pfarrer Kollmann aus dem etwas schwachen Besuch der Veranstaltung auf die sichtbare Gleichgültigkeit eines großen Teils der heutigen Menschheit gegenüber der Kirche. Gerade die Fragen an die Kirche sollten von der Gemeinde beantwortet werden, ist es doch Aufgabe der Kirche, den Weg zu zeigen zum Ewigen Leben. Das gestellte Thema ist, wie der Redner des Nachmittags, Pfarrer Rieß vom Evang. Männerwerk ausführte, kein Thema als solches. Die Frage „Glauben Sie an Gott“ wird immer bejaht werden, aber überall ist damit die Äußerung verbunden, an der Kirche habe ich allerhand auszus3tzen.
Zur Unglaubwürdigkeit der Kirche werden drei maßgebliche Faktoren angeführt. Einmal, wie steht es mit dem Pfarrer, der selbst die Bibel verkörpern soll, dann die sogenannte Verbürgerlichung der Kirche, die veraltete Anschauungen bewahrt und das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Glaube. Im gegenseitigen Meinungsaustausch wurden noch weitere Gründe angeführt, welche als Ansichten eine Entfremdung gegenüber der Kirche darstellen: Kirchensteuer, unklare Predigttexte, das Verhältnis zu den Flüchtlingen. das Zunehmen der Sekten, die teilweise überschnelle Aufnahme früher aus der, Kirche ausgetretener Parteimitglieder in dieselbe und nicht zuletzt die Remilitarisierung.
Aus der Beantwortung durch Pfarrer Rieß nehmen wir als Wesentlichstes heraus: Die Frage der Kirchensteuer ist wohl am umstrittensten und würde einen Vortrag für sich beanspruchen. Es ist verständlich, daß die
für sie bedeutet habe, zwischen Siegern und Besiegten gewissermaßen eine Mittlerrolle zu Kirche am liebsten ohne sie auskemmen wür spielen. Gerade an dieser reibungslosen und de oder daß ein Verhältnis geschaffen wer
vorbildlichen Zusammenarbeit aber habe sich erwiesen, daß der Begriff vom „Vereinten Europa“ sehr wohl vom Schlagwort zur Realität heranwachsen könne.
den könnte, daß dem in Amerika gleichkäme. Die Aufgaben der Kirche sind so, daß sie gegenüber früher ungleich gestiegen sind. Das Fehlen ausreichender Pfarrer führt zum
Einsatz von Kräften für vielseitige Arbeiten. Der Sport wird von der Kirche anerkannt, hat aber mit Toto und dessen Auswirkungen nichts zu tun. Zur Frage anderer Predigttexte muß der Mut aufgebracht werden, entscheidende Schritte zu tun. Wir müssen Ernst machen mit der Wiedergeburt und der Bekehrung und dem Wert der Schrift. Es ist weiter richtig, daß jede neue Sekte eine Frage und Anklage gegen die Kirche bedeutet. Der Pfarrer ist in erster Linie Diener an seiner Gemeinde, aber für alle Gemeinde- eiieder gilt die Verpflichtung; Christ sein heißt im Dienst stehen. Es sind heute Wenige, die dem Pfarrer zur Seite stehen.
Einer trage des anderen Last. Der Pfarrer muß zu seiner Gemeinde, die Gemeinde zum Pfarrer finden. Bereit sein mit der Überzeugung, daß der Wunsch, etwas zu tun nicht erzwungen ist, sondern aus dem Innersten heraus entsteht Die Kirche ist nicht verbürgerlicht, sie ist für alle da und wird es auch bleiben. Sie darf sich aber gegen alle Fragen des Lebens nicht; verschließen, vor allem nicht gegenüber sozialen Fragen. Wir müssen in allen Dingen die Augen offen halten.
Was sagen wir zum Verhältnis Wissenschaft und Glaube? Die Bibel ist kein naturwissenschaftliches Werk. Luther sagte: Das Alte Testament ist wie das Heu und Stroh der Krippe, der darinnen liegt ist unser Schatz, Jesus Christus. Wir dürfen nicht allein bei der Bibel stehen bleiben, sondern in ihr Christus sudien. In ihr begegnen wir Christus als den lebendigen Herrn In allen Fragen und Antworten ist entscheidend: Gott ist gut, auch zu mir. Das ist der Glaube, der uns hält. Bei aller Kritik, die von außen unid innen an der Kirche geübt wird, ist nur das Eine entscheidend, die Kirche hat den Auftrag, daß der Mensch glaube. In diesem Sinne wird auch die Aufgabe des Evang. Männerwerks weitergeführt. Der Sonntag nachmittag war ein weiterer Beitrag in diesen Bestrebungen, die das große Ziel haben, Kirche und Gemeinde zusammenzuführen, sie zu festigen im Glauben an Jesus Christus in seiner Heilsgeschichte.
Weihnachten im Gedenken an die Heimat Egenhausen. Die Weihnachtsfeier der Heimatvertriebenen am Samstag abend im Gasthaus „Adler“ fand eine schlichte, aber um so würdigere Gestaltung. Das Dorf, mit seinen annähernd 1000 Einwohnern hat heute 75 Heimatvertriebene, wozu noch eine größere Anzahl Evakuierter kommt, die alle, dank einer verständnisvollen Gemeindeverwaltung und einem bestmöglichen Entgegenkommen der Altbürger gut untergebracht sind und dadurch eine wirkliche zweite Heimat gefunden haben. Dieses gegenseitige harmonische Zusammenwirken von Alteingesessenen und Neubürgern war auch sichtbares Zeichen der Weihnachtsfeier. Eine Vielzahl von Gaben, gespendet vom Bürgermeisteramt, vom örtlichen Gewerbe und Handel und nicht zuletzt von all den Familien, in denen die leidgeprüften Flüchtlinge Aufnahme gefunden hatten, ermöglichten einen selten gesehenen Geschenktisch, der in erster Linie den etwa 25 Kindern zugute kommen sollte. Im Lichterkranz des Christbaumes und der mit Kerzen und Tannengrün geschmückten Tische sah man erwartungsfrohe Gesichter und der Verlauf des Abends ließ das weihnachtliche Geschehen zu einem frohen Erlebnis werden. Obmann Schieiter konnte in seiner Begrüßung der Freude darüber Ausdruck geben, daß auch Bürgermeister Wolff. Pfarrer Keßler, Lehrer Schmitt und Vertreter der Geschäftswelt neben weiteren Altbürgem an der Feier teilnahmen. Es ist eine besondere Genugtuung, daß durch das Mitwirken der einheimischen Industrie, des Handwerks und Gewerbes sowie der Landwirtschaft alle Heimatvertriebenen in Arbeit stehen. Daß bei allem Entgegenkommen der Wunsch nach der alten Heimat immer wieder gehört wird, ist verständlich. Pfarrer Keßler verwies in seiner kurzen Ansprache auf die Verbundenheit innerhalb der Dorfgemeinschaft in der Hoffnung, daß diese Verbundenheit ein weiteres Zusammenleben im christlichen Sinne ermögliche. „Friede auf Erden“ darf nicht problematisch sein und nicht zum Egoismus führen. Die Altbürger freuen sich, mit den Heimatvertriebenen Weihnachten feiern zu dürfen. Bürgermeister Wolff betonte, daß je größer die Not, umso stärker das Zusammengehörigkeitsgefühl zum Durchbruch komme. Wir wollen Seite an Seite Zusammenleben, nichts Trennendes soll dazwischen stehen und der Herrgott möge uns vor gleichem Leid bewahren. Auch Lehrer Schmitt unterstrich die Verbundenheit, die sich besonders bei den Kindern segensreich auswirken werde. Im Mittelpunkt des Abends, bei welchem Darbietungen des Posaunenchors, gemeinsam gesungene Laieder. Gedichtvorträge und Einzelgesänge wechselten, stand der Weihnachtsmann mit seinen vielen Gaben an groß und klein.