6. Jahrgang

FREITAG, 20. OKTOBER 1950

Nummer 163

und Frankreich, dem schriftlichen Hilfever­sprechen Trumans, der Entsendung einer Bri­gade nach Korea und der anerkannten und finanziell imponierenden militärischen Kraft­anstrengung beruhen, die beispielhaft sein müßte.

In die gleiche Lage fühlt sich Griechenland versetzt. Es hat einen Bürgerkrieg liquidieren können und kann auf etwa 150 000 guerilla­erfahrene Soldaten verweisen, insgesamt auf sicher 300 000 bis 400 000 Mann, die nach und nach in den letzten Jahren unter modernen Kampfbedingungen ins Feuer gekommen sind. Das ist für das schlecht bewaffnete Europa schon etwas. So sieht sich auch Athen zur assoziierten Macht berufen, ohne in den Schutzverband aufgerufen zu sein. Es zahlt Kapital in die G.m.b.H. ohne Mitspracherecht und Zinsen, aber weiß, daß wie in der Ver­gangenheit seine strategische Lage zur Hilfe aufruft.

Man hat eine Form gewählt, die den Tat­sachen nicht mehr gänz ausweicht und nur politisch-theoretisch ein Umweg ist\ Das ist nicht rühmlich für Europa (genau so wenig wie die zögernde Behandlung der deutschen Frage), aber immerhin hat es trotzdem die ersten intakten Divisionen für seine Vertei­digung gewonnen. -thk-

FJüchtlingsfrage behandelt

Gemeinsamer USA- und UdSSR-Antrag bei Rot-Kreuz-Konferenz

MONTE CARLO. Auf der 21. internationa­len Rot-Kreuz-Konferenz brachten die So­wjetunion und die USA am Mittwoch eine Entschließung ein, die alle Rot-Kreuz-Ge- sellschaften der Welt auffordert, den Gebrauch blinder Waffen, der Atomenergie und al­ler ähnlichen Vernichtungsmethoden zu ver­hindern. Auf der Konferenz wird voraus­sichtlich auch das Pi$>blem der 11 Millionen Vertriebenen in Deutschland und Oesterreich zur Sprache kommen. Die Lösung dieses Ver- triebenenproblems soll außerdem bei einer Tagung des Roten Kreuzes in Westdeutsch­land besonders behandelt werden.

Die Vollversammlung des Weltärztebundes hat am Dienstag in New York beschlossen, den Exekutivausschuß zu ermächtigen, West­deutschland und Japan noch vor Ablauf des Jahres als Mitglieder wieder zuzulassen. Nach erregter Debatte wurde eine Resolution gegen die Anwendung der Euthanasie angenommen.

100 Millionen mehr

Italien will Verteidigungsbudget erhöhen

ROM. Die italienische Regierung hat das Parlament am Mittwoch ersucht, das Vertei­digungsbudget, das sich bisher auf 316 Mil­liarden Lire belief, um 100 Milliarden Lire zu erhöhen. Durch die Modernisierung der Armee sind die vermehrten Ausgaben not­wendig geworden.

Wie Verteidigungsminister Randolfo Pac- c i a r d i in seiner Begründung bekanntgab, wird Italien in acht Monaten über 11 Divi­sionen davon 7 vollausgerüstet verfü­gen und damit in der Lage sein, den Schutz der Mittelmeerflanke der atlantischen Ver­teidigungsorganisation zu übernehmen. Italien verhandle gegenwärtig mit anderen Pakt­staaten über eine Verstärkung der italieni­schen Flotte. Auch die italienische Luft­waffe werde vergrößert.

Tiirkenstreit in Bulgarien

Griechenland hat Transitverkehr unterbrochen

ATHEN. Griechenland hat den gesamten Eisenbahntransitverkehr durch griechisches Gebiet zwischen Bulgarien und der Türkei unterbrochen, um die wahllose Ausweisung von Angehörigen der türkischen Minderheit aus Bulgarien zu unterbinden. In dem Streit um diese Minderheit möchte Bulgarien die Auslandstürken los werden, da es der Loya­lität der Mohammedaner gegenüber dem So­wjetsystem mißtraut. Die Türkei nimmt die Ausgewiesenen aber nur auf, wenn sie für ihr verlorenes Eigentum entschädigt werden.

De. Y/UMm £d$ted Sftiei

Roman «inos Dämons von Norborl Jacquas

31 ] Copyright by Hoffmann und Campa Varlag, Hamburg

Sehr unzuverlässig! Vage Aussichten! Haben Sie nichts mehr von Dorner gehört? Er hat mir geschrieben. Dasselbe, was er hier aussagte. Ich habe mir das Tor in der Mauer und die Leute, die es benutzen, ange­schaut. Es sind die Gärtner der Anstalt, aus denen sein Wahn den Mabuse erfindet... Sind Ihnen, Herr Kriminalrat, Plakate aufge­fallen, die das Auftreten einer Tänzerin namens Lara ankündigen?

Ja, ich habe sie gesehen. Aber Ihre intui­tiven Kräfte werden doch hoffentlich nicht auch diese Tänzerin in der Affäre spüren? Ich habe festgestellt, daß sie täglich mit Fräulein Born, der Tochter de s Professors Born, zusammentrifft .. diese Tänzerin Lara. Lirumlarum! sagte der Kriminalrat nur. Als das Telephon ging und Lohmann eine Zeitlang mit wechselndem Gesichtsausdruck gehorcht hatte, rief er auf einmal:

Himmelkreuzdonnerwetter! Kommen Sie mit dem Mann her!

Er warf den Hörer in die Gabel des Tele­phons.

In einer Bank wollte jemand für neun ge­fälschte Hundertmarkscheine Englische Pfund kaufen. Er hat die Scheine gestern nacht in einem Lokal auf einen Tausender herausbe­kommen und weiß nicht mehr, wo das Lokal liegt.

Hat man festgestellt, wer der Mann ist? Vielleich ein Fang, der Aussichten eröffnet? fragte der Kriminalrat.

Es scheint so, antwortete Lohmann trok- ken.Es ist der Kronprinz eines Landes, das er Ihnen gleich selber nennen wird. Die Ge­

Die Vorschläge Stuttgarts

Regierungsrichtlinien für Südweststaatberatungen der Sachverständigen

STUTTGART. Die Regierung von Württem­berg-Baden hat am Dienstagabend vorge­schlagen, spätestens im April 1951 eine Volks­abstimmung mit staatsrechtlicher Wirkung darüber abzuhalten, ob der Südweststaat ge­bildet oder die früheren Länder wiederher­gestellt werden sollen.

Dieser Vorschlag ist in den Richtlinien enthalten, die die Regierung für ihre Ver­treter in dem von der Wildbader Konferenz beschlossenen Sachverständigenausschuß aus­gearbeitet hat; Danach soll der Südweststaat dann gebildet werden, wenn er die Mehrheit der Abstimmenden in mindestens zwei der drei Länder enthält und die Abstimmung in allen drei Ländern zusammen eine Mehr­heit für den Südweststaat ergibt. Wenn der Südweststaat nicht zustande kommt, sollen die früheren Länder Baden und Württemberg, letzteres unter Einschluß von Hohenzollern, wiederhergestellt werden.

Frühestens nach vier und spätestens nach sechs Jahren soll in einer neuen Volksab­stimmung endgültig darüber entschieden wer­den, ob der Südweststaat oder die wiederher­gestellten beiden früheren Länder beibehal­ten werden sollen. Für den Fall, daß eine der beiden Regierungen Südbaden und

Württemberg-Hohenzollern einer baldigen Volksabstimmung nicht zustimmt, wird vor­geschlagen, daß sofort ein Ausschuß gebildet wird, der den Verfassungsentwurf für einen Südweststaat ausarbeitet. Ueber diesen Ver­fassungsentwurf soll zunächst von den drei Landtagen in einfacher Mehrheit und an­schließend in einer Volksabstimmung mit konstitutiver Wirkung entschieden werden. Komme bis spätestens 1. Oktober 1951 eine Südweststaatverfassung nicht zustande, soll jedes Land berechtigt sein, die Entscheidung über die Neugliederung im Südwestraum durch ein Bundesgesetz anzustreben.

Die württemberg-badische Regierung er­klärte sich bereit, eine Arbeitsgemeinschaft zwischen den drei Ländern zu bilden, die ge­meinsame Fragen und Aufgaben auf dem Ge­biet der Gesetzgebung der Verwaltung in ge- gegenseitigem Einvernehmen lösen soll.

Der Gesetzentwurf über die Schulgeld- und Lehrmittelfreiheit wurde am Mittwoch vom württemberg-badischen Landtag mit Stimmen der CDU und der FDP nach vierjähriger er­gebnisloser Beratung erneut zurückgewiesen.

Nach dem am Mittwoch verabschiedeten Gesetz über die Gemeindewahlen werden die nächsten am 28. Januar 1951 durchgeführt.

Wachorgan für Bonn

7 Jahre Dienstzeit in der Bereitschaftspolizei

BONN. Zum Schütze von führenden Per­sönlichkeiten des Bundes soll ein- 400 Mann starkes Wachorgan aufgestellt werden, das aber keine polizeilichen Befugnisse haben und auch keine Uniformen tragen soll. Die Ange­hörigen sollen nach einer Probezeit im Siche­rungsdienst dieses Wachorgans den Bereit­schaftspolizeieinheiten der Länder zur Ver­fügung gestellt werden. In einer Mitteilung des Bundespresseamtes heißt es, von einem persönlichen Schutz- und Begleitkommando

des Bundeskanzlers könne keine Rede sein. Die Dienstzeit in der. künftigen Bereit­schaftspolizei wird voraussichtlich sieben Jahre betragen. Wie ein Sprecher des nord­rhein-westfälischen Innenministeriums in die­sem Zusammenhang erklärte, sind die Länder übereingekommen, die allgemeine Polizei künftig aus der Bereitschaftspolizei zu re­krutieren, deren Anwärter mindestens 19 und höchstens 22 Jahre alt sein sollen.

In Anwesenheit des Bundespräsidenten wurde am Mittwochnachmittag in der Villa Hammerschmidt in Bonn das Richtfest des neuen Bundespräsidialamtes begangen.

Nachrichten aus aller Welt

BONN. Nach einer Mitteilung der alliierten Hohen Kommission können die deutschen Be­hörden in Zukunft die Auslandspässe für offi­zielle deutsche Vertreter selbst ausstellen.

BONN. In Mexiko ist bereits das Silber für die neuen Fünfmarkstücke angekauft worden, die voraussichtlich im kommenden Frühjahr im Bundesgebiet geprägt werden sollen, um die Fünfmarkscheine mit der unbekleideten Europa zu ersetzen, die zuweilen zum Stein des Ansto­ßes wurde.

BONN. Wilhelm Furtwängler setzte sich in mehreren Gesprächen mit Bundespräsident Heuß, Bundeskanzler Adenauer und Bundesinnenmini­ster Lehr für eine finanzielle Unterstützung für die Berliner Philharmoniker ein. Wie verlautet, will Dr. Lehr versuchen, aus dem ihm zur Ver. fügung stehenden Kulturfonds den Philharmoni­kern 200 000 DM zur Verfügung zu stellen.

BIELEFELD. In Lübecke (Westfalen) raste ein Lastwagen mit zwei mit Steinen beladenen An­hängern in ein Apothekengebäude, wodurch die gesamte Vorderfront des Hauses einstürzte. Das Apothekerehepaar und eine Frau wurden von den einstürzenden Mauersteinen erschlagen.

HAMM. 103 Bewohner von 10 Häusern, die im März von der Besatzungsmacht bedingt freige­geben worden waren und jetzt erneut beschlag­nahmt wurden, erklärten, sie würden sich nur gewaltsam aus ihren Wohnungen entfernen. Auf den Häusern wurden schwarze Fahnen gehißt.

MÜNCHEN. Henriette Hoffmann, die Gattin und Mutter von vier Kindern des in Spandau inhaftierten ehemaligen Reichsjugendführers Bal­dur von Schirach, ist durch das Landgericht München geschieden worden. Grund: Dreijährige Trennung der Ehegatten.

WETZLAR. Ein amerikanisches Militärgericht hat den 31jährigen Negersoldaten Henry Wil­liams aus Texas wegen Ermordung eines deut­schen Mädchens und versuchter Ermordung eines

anderen Mädchens zu lebenslänglichem Zucht­haus und unehrenhafter Entlassung aus der Ar­mee verurteilt.

HAMBURG. Der Streik von etwa 1200 Ham­burger Schulkindern droht sich auf sämtliche -Hamburger Schulen auszudehnen. Die Kinder streiken seit Ende voriger Woche, weil eine Fort­dauer des Unterrichtes in bis zu vier Schichten gesundheitsschädigend sei.

HAMBURG. Indien ist an deutschen Fachkräften, besonders an Spezialisten der Kraftfahrzeug- und Motorjndustrie sowie an Stahl- und Mühlen­fachleuten interessiert, da Indien mit den 150 nach dem Kriege eingewanderten deutschen Spe­zialisten gute Erfahrungen gemacht hat.

BERLIN. Die von der Westberliner Presse am Potsdamer Platz erbaute Leuchtschriftanlage, durch die Nachrichten bis tief in den Sowjet­sektor der Stadt geleuchtet werden, soll durch eineSpezialkatapultanlage, an der zurzeit die Ostberliner Volkspolizei arbeitet, zerstört wer­den.

BAD REICHENHALL. 225 ehemalige deutsche Offiziere, die in jugoslawischer Kriegsgefangen­schaft wegen Kriegsverbrechen zu Freiheitsstra­fen verurteilt worden waren und nun amnestiert worden sind, trafen im Grenzlager Piding '(Ober­bayern) ein.

MADRID. General Franco verließ am Don­nerstag in Begleitung seiner Gattin Madrid, um den spanischen Besitzungen in Afrika einen Be-, such abzustatten.

ROM. Papst Pius XII. empfing am Mittwoch­vormittag in Castelgandolfö den bayerischen Mi­nisterpräsidenten Dr. Hans Ehard in Privatau­dienz.

MIAMI. Mit 200 km Stundengeschwindigkeit raste am Mittwoch ein Orkan über die Ostküste von Florida und verursachte Sachschäden in Höhe von fünf Millionen Dollar.

sandtschaft hat ihn legitimiert. Weshalb die Fälscher nicht gleich mit den Hundertern an­gefangen haben, ist mir ein Rätsel. Es ist die­selbe Arbeit, einen Hunderter zu drucken wie einen Fünfziger.

Der Kriminalrat zuckte nur die Achseln und ging hinaus.

Born wartete auf Lara. Aber sie kam nicht. In der Berührung mit dem Arzt und den Din­gen, die ihm umgaben, war eine Wandlung mit ihr vorgegangen. Daß Born sie zu Mabuse ge­führt hatte, war etwas ganz Außerordentliches und Bedeutungsvolles gewesen. Das empfand sie natürlich und hatte auch eine Ahnung von seinen Beweggründen. Er war in Liebe zu ihr gefallen und hielt sich für verpflichtet, dieser Liebe alles von sich zu geben.

Große Persönlichkeiten, wie dieser Arzt, ließen nie einen Teil ihrer selbst allein lau­fen, sondern faßten alles, was sie anging, schöpferisch in einen Griff zusammen. Er hatte sie, die fremde, aber geliebte Frau, zu diesem von Geheimnis und Schauer umnebelten We­sen Mabuse geführt, gleichsam wie zu einer anderen Verkörperung seiner selbst. In dieser Verkörperung schienen die Dinge zu gipfeln, in denen das Innerste Borns, jenseits von Gut und Böse, einen geheimnisvollen Zusammen­hang mit seiner Gedankenwelt hielt.

Die Lara stand in einem Leben voll Aben­teuer, nicht des Herzens, sondern der Phan­tasie, und immer setzte sie sich selbst aufs Spiel. In dem Wunsch eines Spiels mit _der Untiefe in ihr hatte sie sich, wenn auch unter äußerem Zwang, zu einer Verbrecherbande geschlagen, die ihr Netz über ganz Europa ausspannte. Die Begegnung mit Born hatte jedoch etwas in ihr geändert. Es war ihr nicht etwa Reue über ihr wildes und an­rüchiges Leben aufgestiegen. Reue war ein Begriff, der ihr bei der Unmittelbarkeit ihres Temperaments fremd war.

Sie liebte Born auch nicht so, wie sie fühlte, daß er ihr gehörte. Es war etwas anderes

durch ihn in ihrem Inneren angesprochen als das Blut, etwas, was sie erregender, fremder und verstrickender empfand. Aus dem Er­ahnen verborgener Aehnlichkeiten heraus war so etwas wie eine Geschwisterschaft zwischen diesem Mann und ihr, der doppelt zwischen dem Sichtbaren und Versteckten treibenden Abenteuerin, entstanden.

Wegen des Ungewöhnlichen in ihrer neuen Lage fand sie nach der ersten, mit so bedeut­samen Erlebnissen gesegneten Begegnung mit Born nicht mehr so leicht den Weg zu einer Begegnung im Alltag. Sie suchte einen Ersatz in der Nähe von Borns Tochter. Fast jeden Tag traf sie das junge Mädchen. Sie holte es im 4mt ab oder saß plaudernd mit ihr in deren Dienstzimmer. Es gab auch stets An­lässe zu Besprechungen und Vorbereitungen für die Wohltätigkeitsvorstellung.

Lächelnd nahm die Lara zur Kenntnis, daß Helli schon mit einer Freundin im Theater gewesen und sie hatte tanzen sehen. Es schien für das junge Mädchen wirklich eine Art Er­lebnis gewesen zu sein, denn Helli konnte nur erregt, ja verstört, von diesem Abend sprechen und schien sich auf die geplante Nachtvorstellung wie auf ein ganz besonders großes Erlebnis zu freuen.

Das Datum war längst festgelegt. Eine große Propaganda wurde jetzt eingeleitet. Man hatte Wege zu Zeitungen, zu Verbänden. Auf die Anregung der Lara hin war das Un­ternehmen in ganz großem Maß aufgebaut worden, und sie zeigte sich unerschöpflich in Einfällen für Reklame, für Ausstattung, für ungewöhnliche Inszenierung des Nachtfestes.

Aber auch Helli entwickelte bei diesen Vor­bereitungen unerwartete Fähigkeiten. Ihr We­sen nahm eine leidenschaftliche Schlagkraft an.

Das Kind wird noch einmal eine große Frauenbewegung gründen und führen, um die Menschheit zu erretten, scherzte die staunende Regierungsrätin.

Bei einem ihrer Besuche im Amt fragte die Lara auch nach jenem jungen Mann, dessen

Harry Lime schlägt zu

cz. Erinnern Sie sich noch an Orson Welles alias Harry Lime imDritten Mann. Groß­artig war er da als Penicillinfälscher in der Wiener Nachkriegsunterwelt. Dann kam er nach Deutschland mit seinemFaust und fand wiederum Beachtung, Nun ist er wieder weg und ... berichtet imFrance Dimanche von seinen Erlebnissen in Deutschland. Un­ter der Ueberschrift:Ich habe einem Deut­schen einen Zahn ausgeschlagen, der mit Heil Hitler grüßte. Die amerikanischeFaust hat sich bewährt. Bravo Harry Lime!

Welles versteht sich offenbar auf Publicity: Bei seinen Besuchen in Nachtlokalen erfuhr er, daß es in .-allen deutschen Nachtlokalen der Brauch ist, wenn die Gäste heimgehen wollen, das Horst-Wessel-Lied zu spielen, um sie zum Weitertrinken anzuhalten. Ich meine, nicht einmal im Dritten Reich hat das Horst- Wessel-Lied das fertiggebracht.

Tolle Sachen hat er erlebt und dabei auch eingegriffen:Ich darf hinzufügen, daß der fragliche Nazi nun wenigstens einen Zahn weniger besitzt. Und ich bin glücklich festzu­stellen, daß er sich mehrmals vom Boden wieder erhob, damit ich ihm noch eins ver­setzen konnte. Der Glückliche!Diese zu­friedenstellende Tatsache ist eine meiner schönsten Erinnerungen an meinen Aufent­halt in Deutschland. Noch ein Glücklicher!

Noch mehr: Der Deutsche liebe es ebenso­sehr, sein Blut zu vergießen, wie unter dem Weihnachtsbaum zu sitzen. Aha! Deshalb sind die Amis so scharf auf deutsche Divisionen. Wegen dem Weihnachtsbaum natürlich!

So geht das, wenn Filmschauspieler politi­sieren. Da fallen Phantasie und Wirklichkeit übereinander her. Bei Orson Welles Ausflug in die Politik könnte man aber wahrhaftig Lust bekommen, das ... Horst-Wessel-Lied zu singen. Ihm zuliebe, da er es ja sicher doch nur aus irgendeinem Film kennt. Falls er wiederkommt, soll er sich rechtzeitig anmel­den, damit wir es bis dahin lernen können. Ihm zuliebe, auf daß sein bis dato haarsträu­bender Unsinn nachträglich wahr werde.

Wie wärs, wenn wir uns auch ein Staats­sicherheitsgesetz zulegten nach amerikani­schem Muster, nur dieses Mal für ... lästige Amerikaner mit zuviel Phantasie und sie auch internierten wie drüben auf Ellis Island? Wie wärs mit Helgoland? Royal Air Force und so?

Jeder drei Jahre Volkspolizist

Ostzone plant ein Dienstpflichtgesetz

BONN. Nach einem Bericht des Bundes­ministeriums für Gesamtdeutsche Fragen plant die Sowjetzonenrepublik für alle Ju­gendlichen über 18 Jahren eine dreijährige Dienstpflicht in der Volkspolizei. Nach dem vorgesehenen Dienstpflichtgesetz sollen jähr­lich 120 000 neue Volkspolizisten ausgebildet und gleichzeitig ein neuer deutscher General­stab aufgebaut werden.

Die Gesamtstärke der bisher bestehenden Volkspolizei wird in dem Bericht einschl. der der Volkspolizei angeschlossenen Organi­sationen mit über 200 000 Mann ange­geben, von denen die sogenannten Volkspoli­zeibereitschaften mit leichten und schweren Waffen, darunter auch Goliath-, Tiger- und T-34-Panzer, ausgerüstet seien.

Die Aufstellung von Marine- und Luftwaf- feneinheiteri sei in vollem Gange.

Die Ausbildung der Volkspolizei erfolgt nach dem' Bericht nach den ehemaligen deutschen Heeresvor'schriften, die jedoch nach den Er­fahrungen des letzten Krieges verbessert und nach russischem Vorbild abgewandelt wor­den seien. Die eigentliche Befehlsgewalt übt ein sowjetischer General aus.

ELLIS ISLAND. Auf Grund der Bestimmun­gen des neuen amerikanischen Staatssicherheits­gesetzes sind am Mittwoch 17 Ausländer zur Ueberprüfung auf der Einwandererinsel inter­niert worden. Zurzeit befinden sich auf Ellis Is­land noch 142 Ausländer.

stolzes und ungebärdiges Auftreten sie neulich im Spiegel beobachtet hatten.

Ja, antwortete die Regierungsrätin,es ist gut, daß Sie davon sprechen. Ich hatte da­mals mit meiner Vermutung, ein Erlebnis stehe hindernd in ihm,' nur wenig daneben geraten. Ich hatte mich nach der Auskunft der Polizei, offen gestanden, nicht mehr recht an die Sache herangetraut. Ich weiß, es ist unrecht von mir. Aber er gehört zu den Fäl­len, die unklar und schwer zu behandeln sind. Er ist früher wegen Veruntreuung in der Bank, wo er angestellt war, zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden und hat seine Tat abgebüßt. Aber Sie wissen, so etwas bleibt für die anderen wie ein Feuermal auf einem Menschen, und der Betroffene selbst kann sich nur sehr schwer davon freimachen.

Ist ihm bekannt, daß Sie das von ihm wissen? fragte die Lara.

Ich habe nichts mehr von ihm gehört.

Sie wollen den Fall übernehmen? fragte die Regierungsrätin.Ich? dachte Helli er­schrocken. Aber sogleich sagte sie:Ja,

Das wäre schön von Ihnen, Helli. Sie ha­ben gesehen, daß er wie ein Verwundeter be­handelt werden muß.

Ich weiß, antwortete Helli.Ich werde ihn in seiner Wohnung aufsuchen.

Für sich sagte sie:Ich habe ja selber auch noch etwas mit ihm auszumachen.

*

Auf dem Wege zu Kent, gleich am nächsten Tag, fragte Helli sich, warum sie eigentlich so bereitwillig, nein, so, gern, die Aufgabe über­nommen hatte, sich um ihn zu kümmern. Da­bei gestand sie sich ganz offen ein, daß ihr an der beruflichen Seite der Sache weniglag, daß dieser Kent sie menschlich interessierte, wenn auch bei weitem nicht etwa im Sinne . von Verliebtheit. Das konnte schon deshalb nicht sein, weil Kent so offensichtlich unglück­lich war, in Verzweiflung geradezu. Und das ist kein Zustand, der verliebte Regungen be­günstigt. (Fortsetzung folgt)