6. Jahrgang
FREITAG, 20. OKTOBER 1950
Nummer 163
und Frankreich, dem schriftlichen Hilfeversprechen Trumans, der Entsendung einer Brigade nach Korea und der anerkannten und finanziell imponierenden militärischen Kraftanstrengung beruhen, die beispielhaft sein müßte.
In die gleiche Lage fühlt sich Griechenland versetzt. Es hat einen Bürgerkrieg liquidieren können und kann auf etwa 150 000 guerillaerfahrene Soldaten verweisen, insgesamt auf sicher 300 000 bis 400 000 Mann, die nach und nach in den letzten Jahren unter modernen Kampfbedingungen ins Feuer gekommen sind. Das ist für das schlecht bewaffnete Europa schon etwas. So sieht sich auch Athen zur assoziierten Macht berufen, ohne in den Schutzverband aufgerufen zu sein. Es zahlt Kapital in die G.m.b.H. ohne Mitspracherecht und Zinsen, aber weiß, daß wie in der Vergangenheit seine strategische Lage zur Hilfe aufruft.
Man hat eine Form gewählt, die den Tatsachen nicht mehr gänz ausweicht und nur politisch-theoretisch ein Umweg ist\ Das ist nicht rühmlich für Europa (genau so wenig wie die zögernde Behandlung der deutschen Frage), aber immerhin hat es trotzdem die ersten intakten Divisionen für seine Verteidigung gewonnen. -thk-
FJüchtlingsfrage behandelt
Gemeinsamer USA- und UdSSR-Antrag bei Rot-Kreuz-Konferenz
MONTE CARLO. Auf der 21. internationalen Rot-Kreuz-Konferenz brachten die Sowjetunion und die USA am Mittwoch eine Entschließung ein, die alle Rot-Kreuz-Ge- sellschaften der Welt auffordert, den Gebrauch „blinder“ Waffen, der Atomenergie und aller ähnlichen Vernichtungsmethoden zu verhindern. Auf der Konferenz wird voraussichtlich auch das Pi$>blem der 11 Millionen Vertriebenen in Deutschland und Oesterreich zur Sprache kommen. Die Lösung dieses Ver- triebenenproblems soll außerdem bei einer Tagung des Roten Kreuzes in Westdeutschland besonders behandelt werden.
Die Vollversammlung des Weltärztebundes hat am Dienstag in New York beschlossen, den Exekutivausschuß zu ermächtigen, Westdeutschland und Japan noch vor Ablauf des Jahres als Mitglieder wieder zuzulassen. Nach erregter Debatte wurde eine Resolution gegen die Anwendung der Euthanasie angenommen.
100 Millionen mehr
Italien will Verteidigungsbudget erhöhen
ROM. Die italienische Regierung hat das Parlament am Mittwoch ersucht, das Verteidigungsbudget, das sich bisher auf 316 Milliarden Lire belief, um 100 Milliarden Lire zu erhöhen. Durch die Modernisierung der Armee sind die vermehrten Ausgaben notwendig geworden.
Wie Verteidigungsminister Randolfo Pac- c i a r d i in seiner Begründung bekanntgab, wird Italien in acht Monaten über 11 Divisionen — davon 7 vollausgerüstet — verfügen und damit in der Lage sein, den Schutz der Mittelmeerflanke der atlantischen Verteidigungsorganisation zu übernehmen. Italien verhandle gegenwärtig mit anderen Paktstaaten über eine Verstärkung der italienischen Flotte. Auch die italienische Luftwaffe werde vergrößert.
Tiirkenstreit in Bulgarien
Griechenland hat Transitverkehr unterbrochen
ATHEN. Griechenland hat den gesamten Eisenbahntransitverkehr durch griechisches Gebiet zwischen Bulgarien und der Türkei unterbrochen, um die wahllose Ausweisung von Angehörigen der türkischen Minderheit aus Bulgarien zu unterbinden. In dem Streit um diese Minderheit möchte Bulgarien die Auslandstürken los werden, da es der Loyalität der Mohammedaner gegenüber dem Sowjetsystem mißtraut. Die Türkei nimmt die Ausgewiesenen aber nur auf, wenn sie für ihr verlorenes Eigentum entschädigt werden.
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Roman «inos Dämons von Norborl Jacquas
31 ] Copyright by Hoffmann und Campa Varlag, Hamburg
„Sehr unzuverlässig! Vage Aussichten! Haben Sie nichts mehr von Dorner gehört?“ „Er hat mir geschrieben. Dasselbe, was er hier aussagte. Ich habe mir das Tor in der Mauer und die Leute, die es benutzen, angeschaut. Es sind die Gärtner der Anstalt, aus denen sein Wahn den Mabuse erfindet... — Sind Ihnen, Herr Kriminalrat, Plakate aufgefallen, die das Auftreten einer Tänzerin namens Lara ankündigen?“
„Ja, ich habe sie gesehen. Aber Ihre intuitiven Kräfte werden doch hoffentlich nicht auch diese Tänzerin in der Affäre spüren?“ „Ich habe festgestellt, daß sie täglich mit Fräulein Born, der Tochter de s Professors Born, zusammentrifft .. diese Tänzerin Lara.“ „Lirumlarum!“ sagte der Kriminalrat nur. Als das Telephon ging und Lohmann eine Zeitlang mit wechselndem Gesichtsausdruck gehorcht hatte, rief er auf einmal:
„Himmelkreuzdonnerwetter! Kommen Sie mit dem Mann her!“
Er warf den Hörer in die Gabel des Telephons.
„In einer Bank wollte jemand für neun gefälschte Hundertmarkscheine Englische Pfund kaufen. Er hat die Scheine gestern nacht in einem Lokal auf einen Tausender herausbekommen und weiß nicht mehr, wo das Lokal liegt.“
„Hat man festgestellt, wer der Mann ist? Vielleich ein Fang, der Aussichten eröffnet?“ fragte der Kriminalrat.
„Es scheint so“, antwortete Lohmann trok- ken. „Es ist der Kronprinz eines Landes, das er Ihnen gleich selber nennen wird. Die Ge
Die Vorschläge Stuttgarts
Regierungsrichtlinien für Südweststaatberatungen der Sachverständigen
STUTTGART. Die Regierung von Württemberg-Baden hat am Dienstagabend vorgeschlagen, spätestens im April 1951 eine Volksabstimmung mit staatsrechtlicher Wirkung darüber abzuhalten, ob der Südweststaat gebildet oder die früheren Länder wiederhergestellt werden sollen.
Dieser Vorschlag ist in den Richtlinien enthalten, die die Regierung für ihre Vertreter in dem von der Wildbader Konferenz beschlossenen Sachverständigenausschuß ausgearbeitet hat; Danach soll der Südweststaat dann gebildet werden, wenn er die Mehrheit der Abstimmenden in mindestens zwei der drei Länder enthält und die Abstimmung in allen drei Ländern zusammen eine Mehrheit für den Südweststaat ergibt. Wenn der Südweststaat nicht zustande kommt, sollen die früheren Länder Baden und Württemberg, letzteres unter Einschluß von Hohenzollern, wiederhergestellt werden.
Frühestens nach vier und spätestens nach sechs Jahren soll in einer neuen Volksabstimmung endgültig darüber entschieden werden, ob der Südweststaat oder die wiederhergestellten beiden früheren Länder beibehalten werden sollen. Für den Fall, daß eine der beiden Regierungen — Südbaden und
Württemberg-Hohenzollern — einer baldigen Volksabstimmung nicht zustimmt, wird vorgeschlagen, daß sofort ein Ausschuß gebildet wird, der den Verfassungsentwurf für einen Südweststaat ausarbeitet. Ueber diesen Verfassungsentwurf soll zunächst von den drei Landtagen in einfacher Mehrheit und anschließend in einer Volksabstimmung mit konstitutiver Wirkung entschieden werden. Komme bis spätestens 1. Oktober 1951 eine Südweststaatverfassung nicht zustande, soll jedes Land berechtigt sein, die Entscheidung über die Neugliederung im Südwestraum durch ein Bundesgesetz anzustreben.
Die württemberg-badische Regierung erklärte sich bereit, eine Arbeitsgemeinschaft zwischen den drei Ländern zu bilden, die gemeinsame Fragen und Aufgaben auf dem Gebiet der Gesetzgebung der Verwaltung in ge- gegenseitigem Einvernehmen lösen soll.
Der Gesetzentwurf über die Schulgeld- und Lehrmittelfreiheit wurde am Mittwoch vom württemberg-badischen Landtag mit Stimmen der CDU und der FDP nach vierjähriger ergebnisloser Beratung erneut zurückgewiesen.
Nach dem am Mittwoch verabschiedeten Gesetz über die Gemeindewahlen werden die nächsten am 28. Januar 1951 durchgeführt.
Wachorgan für Bonn
7 Jahre Dienstzeit in der Bereitschaftspolizei
BONN. Zum Schütze von führenden Persönlichkeiten des Bundes soll ein- 400 Mann starkes Wachorgan aufgestellt werden, das aber keine polizeilichen Befugnisse haben und auch keine Uniformen tragen soll. Die Angehörigen sollen nach einer Probezeit im Sicherungsdienst dieses Wachorgans den Bereitschaftspolizeieinheiten der Länder zur Verfügung gestellt werden. In einer Mitteilung des Bundespresseamtes heißt es, von einem persönlichen Schutz- und Begleitkommando
des Bundeskanzlers könne keine Rede sein. Die Dienstzeit in der. künftigen Bereitschaftspolizei wird voraussichtlich sieben Jahre betragen. Wie ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums in diesem Zusammenhang erklärte, sind die Länder übereingekommen, die allgemeine Polizei künftig aus der Bereitschaftspolizei zu rekrutieren, deren Anwärter mindestens 19 und höchstens 22 Jahre alt sein sollen.
In Anwesenheit des Bundespräsidenten wurde am Mittwochnachmittag in der Villa Hammerschmidt in Bonn das Richtfest des neuen Bundespräsidialamtes begangen.
Nachrichten aus aller Welt
BONN. Nach einer Mitteilung der alliierten Hohen Kommission können die deutschen Behörden in Zukunft die Auslandspässe für offizielle deutsche Vertreter selbst ausstellen.
BONN. In Mexiko ist bereits das Silber für die neuen Fünfmarkstücke angekauft worden, die voraussichtlich im kommenden Frühjahr im Bundesgebiet geprägt werden sollen, um die Fünfmarkscheine mit der unbekleideten Europa zu ersetzen, die zuweilen zum Stein des Anstoßes wurde.
BONN. Wilhelm Furtwängler setzte sich in mehreren Gesprächen mit Bundespräsident Heuß, Bundeskanzler Adenauer und Bundesinnenminister Lehr für eine finanzielle Unterstützung für die Berliner Philharmoniker ein. Wie verlautet, will Dr. Lehr versuchen, aus dem ihm zur Ver. fügung stehenden Kulturfonds den Philharmonikern 200 000 DM zur Verfügung zu stellen.
BIELEFELD. In Lübecke (Westfalen) raste ein Lastwagen mit zwei mit Steinen beladenen Anhängern in ein Apothekengebäude, wodurch die gesamte Vorderfront des Hauses einstürzte. Das Apothekerehepaar und eine Frau wurden von den einstürzenden Mauersteinen erschlagen.
HAMM. 103 Bewohner von 10 Häusern, die im März von der Besatzungsmacht bedingt freigegeben worden waren und jetzt erneut beschlagnahmt wurden, erklärten, sie würden sich nur gewaltsam aus ihren Wohnungen entfernen. Auf den Häusern wurden schwarze Fahnen gehißt.
MÜNCHEN. Henriette Hoffmann, die Gattin und Mutter von vier Kindern des in Spandau inhaftierten ehemaligen Reichsjugendführers Baldur von Schirach, ist durch das Landgericht München geschieden worden. Grund: Dreijährige Trennung der Ehegatten.
WETZLAR. Ein amerikanisches Militärgericht hat den 31jährigen Negersoldaten Henry Williams aus Texas wegen Ermordung eines deutschen Mädchens und versuchter Ermordung eines
anderen Mädchens zu lebenslänglichem Zuchthaus und unehrenhafter Entlassung aus der Armee verurteilt.
HAMBURG. Der Streik von etwa 1200 Hamburger Schulkindern droht sich auf sämtliche •-Hamburger Schulen auszudehnen. Die Kinder streiken seit Ende voriger Woche, weil eine Fortdauer des Unterrichtes in bis zu vier Schichten gesundheitsschädigend sei.
HAMBURG. Indien ist an deutschen Fachkräften, besonders an Spezialisten der Kraftfahrzeug- und Motorjndustrie sowie an Stahl- und Mühlenfachleuten interessiert, da Indien mit den 150 nach dem Kriege eingewanderten deutschen Spezialisten gute Erfahrungen gemacht hat.
BERLIN. Die von der Westberliner Presse am Potsdamer Platz erbaute Leuchtschriftanlage, durch die Nachrichten bis tief in den Sowjetsektor der Stadt geleuchtet werden, soll durch eine „Spezialkatapultanlage“, an der zurzeit die Ostberliner Volkspolizei arbeitet, zerstört werden.
BAD REICHENHALL. 225 ehemalige deutsche Offiziere, die in jugoslawischer Kriegsgefangenschaft wegen Kriegsverbrechen zu Freiheitsstrafen verurteilt worden waren und nun amnestiert worden sind, trafen im Grenzlager Piding '(Oberbayern) ein.
MADRID. General Franco verließ am Donnerstag in Begleitung seiner Gattin Madrid, um den spanischen Besitzungen in Afrika einen Be-, such abzustatten.
ROM. Papst Pius XII. empfing am Mittwochvormittag in Castelgandolfö den bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Hans Ehard in Privataudienz.
MIAMI. Mit 200 km Stundengeschwindigkeit raste am Mittwoch ein Orkan über die Ostküste von Florida und verursachte Sachschäden in Höhe von fünf Millionen Dollar.
sandtschaft hat ihn legitimiert. Weshalb die Fälscher nicht gleich mit den Hundertern angefangen haben, ist mir ein Rätsel. Es ist dieselbe Arbeit, einen Hunderter zu drucken wie einen Fünfziger.“
Der Kriminalrat zuckte nur die Achseln und ging hinaus.
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Born wartete auf Lara. Aber sie kam nicht. In der Berührung mit dem Arzt und den Dingen, die ihm umgaben, war eine Wandlung mit ihr vorgegangen. Daß Born sie zu Mabuse geführt hatte, war etwas ganz Außerordentliches und Bedeutungsvolles gewesen. Das empfand sie natürlich und hatte auch eine Ahnung von seinen Beweggründen. Er war in Liebe zu ihr gefallen und hielt sich für verpflichtet, dieser Liebe alles von sich zu geben.
Große Persönlichkeiten, wie dieser Arzt, ließen nie einen Teil ihrer selbst allein laufen, sondern faßten alles, was sie anging, schöpferisch in einen Griff zusammen. Er hatte sie, die fremde, aber geliebte Frau, zu diesem von Geheimnis und Schauer umnebelten Wesen Mabuse geführt, gleichsam wie zu einer anderen Verkörperung seiner selbst. In dieser Verkörperung schienen die Dinge zu gipfeln, in denen das Innerste Borns, jenseits von Gut und Böse, einen geheimnisvollen Zusammenhang mit seiner Gedankenwelt hielt.
Die Lara stand in einem Leben voll Abenteuer, nicht des Herzens, sondern der Phantasie, und immer setzte sie sich selbst aufs Spiel. In dem Wunsch eines Spiels mit _der Untiefe in ihr hatte sie sich, wenn auch unter äußerem Zwang, zu einer Verbrecherbande geschlagen, die ihr Netz über ganz Europa ausspannte. Die Begegnung mit Born hatte jedoch etwas in ihr geändert. Es war ihr nicht etwa Reue über ihr wildes und anrüchiges Leben aufgestiegen. Reue war ein Begriff, der ihr bei der Unmittelbarkeit ihres Temperaments fremd war.
Sie liebte Born auch nicht so, wie sie fühlte, daß er ihr gehörte. Es war etwas anderes
durch ihn in ihrem Inneren angesprochen als das Blut, etwas, was sie erregender, fremder und verstrickender empfand. Aus dem Erahnen verborgener Aehnlichkeiten heraus war so etwas wie eine Geschwisterschaft zwischen diesem Mann und ihr, der doppelt zwischen dem Sichtbaren und Versteckten treibenden Abenteuerin, entstanden.
Wegen des Ungewöhnlichen in ihrer neuen Lage fand sie nach der ersten, mit so bedeutsamen Erlebnissen gesegneten Begegnung mit Born nicht mehr so leicht den Weg zu einer Begegnung im Alltag. Sie suchte einen Ersatz in der Nähe von Borns Tochter. Fast jeden Tag traf sie das junge Mädchen. Sie holte es im 4mt ab oder saß plaudernd mit ihr in deren Dienstzimmer. Es gab auch stets Anlässe zu Besprechungen und Vorbereitungen für die Wohltätigkeitsvorstellung.
Lächelnd nahm die Lara zur Kenntnis, daß Helli schon mit einer Freundin im Theater gewesen und sie hatte tanzen sehen. Es schien für das junge Mädchen wirklich eine Art Erlebnis gewesen zu sein, denn Helli konnte nur erregt, ja verstört, von diesem Abend sprechen und schien sich auf die geplante Nachtvorstellung wie auf ein ganz besonders großes Erlebnis zu freuen.
Das Datum war längst festgelegt. Eine große Propaganda wurde jetzt eingeleitet. Man hatte Wege zu Zeitungen, zu Verbänden. Auf die Anregung der Lara hin war das Unternehmen in ganz großem Maß aufgebaut worden, und sie zeigte sich unerschöpflich in Einfällen für Reklame, für Ausstattung, für ungewöhnliche Inszenierung des Nachtfestes.
Aber auch Helli entwickelte bei diesen Vorbereitungen unerwartete Fähigkeiten. Ihr Wesen nahm eine leidenschaftliche Schlagkraft an.
„Das Kind wird noch einmal eine große Frauenbewegung gründen und führen, um die Menschheit zu erretten“, scherzte die staunende Regierungsrätin.
Bei einem ihrer Besuche im Amt fragte die Lara auch nach jenem jungen Mann, dessen
Harry Lime schlägt zu
cz. Erinnern Sie sich noch an Orson Welles alias Harry Lime im „Dritten Mann“. Großartig war er da als Penicillinfälscher in der Wiener Nachkriegsunterwelt. Dann kam er nach Deutschland mit seinem „Faust“ und fand wiederum Beachtung, Nun ist er wieder weg und ... berichtet im „France Dimanche“ von seinen Erlebnissen in Deutschland. Unter der Ueberschrift: „Ich habe einem Deutschen einen Zahn ausgeschlagen, der mit Heil Hitler grüßte.“ Die amerikanische „Faust“ hat sich bewährt. Bravo Harry Lime!
Welles versteht sich offenbar auf Publicity: Bei seinen Besuchen in Nachtlokalen erfuhr er, daß es in .-allen deutschen Nachtlokalen der Brauch ist, wenn die Gäste heimgehen wollen, das Horst-Wessel-Lied zu spielen, um sie zum Weitertrinken anzuhalten. Ich meine, nicht einmal im Dritten Reich hat das Horst- Wessel-Lied das fertiggebracht.
Tolle Sachen hat er erlebt und dabei auch eingegriffen: „Ich darf hinzufügen, daß der fragliche Nazi nun wenigstens einen Zahn weniger besitzt. Und ich bin glücklich festzustellen, daß er sich mehrmals vom Boden wieder erhob, damit ich ihm noch eins versetzen konnte.“ Der Glückliche! „Diese zufriedenstellende Tatsache ist eine meiner schönsten Erinnerungen an meinen Aufenthalt in Deutschland.“ Noch ein Glücklicher!
Noch mehr: Der Deutsche liebe es ebensosehr, sein Blut zu vergießen, wie unter dem Weihnachtsbaum zu sitzen. Aha! Deshalb sind die Amis so scharf auf deutsche Divisionen. Wegen dem Weihnachtsbaum natürlich!
So geht das, wenn Filmschauspieler politisieren. Da fallen Phantasie und Wirklichkeit übereinander her. Bei Orson Welles’ Ausflug in die Politik könnte man aber wahrhaftig Lust bekommen, das ... Horst-Wessel-Lied zu singen. Ihm zuliebe, da er es ja sicher doch nur aus irgendeinem Film kennt. Falls er wiederkommt, soll er sich rechtzeitig anmelden, damit wir es bis dahin lernen können. Ihm zuliebe, auf daß sein bis dato haarsträubender Unsinn nachträglich wahr werde.
Wie wärs, wenn wir uns auch ein Staatssicherheitsgesetz zulegten nach amerikanischem Muster, nur dieses Mal für ... lästige Amerikaner mit zuviel Phantasie und sie auch internierten — wie drüben auf Ellis Island? Wie wärs mit Helgoland? Royal Air Force und so?
Jeder drei Jahre Volkspolizist
Ostzone plant ein Dienstpflichtgesetz
BONN. Nach einem Bericht des Bundesministeriums für Gesamtdeutsche Fragen plant die Sowjetzonenrepublik für alle Jugendlichen über 18 Jahren eine dreijährige Dienstpflicht in der Volkspolizei. Nach dem vorgesehenen Dienstpflichtgesetz sollen jährlich 120 000 neue Volkspolizisten ausgebildet und gleichzeitig ein neuer deutscher Generalstab aufgebaut werden.
Die Gesamtstärke der bisher bestehenden Volkspolizei wird in dem Bericht — einschl. der der Volkspolizei angeschlossenen Organisationen — mit über 200 000 Mann angegeben, von denen die sogenannten Volkspolizeibereitschaften mit leichten ■ und schweren Waffen, darunter auch Goliath-, Tiger- und T-34-Panzer, ausgerüstet seien.
Die Aufstellung von Marine- und Luftwaf- feneinheiteri sei in vollem Gange.
Die Ausbildung der Volkspolizei erfolgt nach dem' Bericht nach den ehemaligen deutschen Heeresvor'schriften, die jedoch nach den Erfahrungen des letzten Krieges verbessert und nach russischem Vorbild abgewandelt worden seien. Die eigentliche Befehlsgewalt übt ein sowjetischer General aus.
ELLIS ISLAND. Auf Grund der Bestimmungen des neuen amerikanischen Staatssicherheitsgesetzes sind am Mittwoch 17 Ausländer zur Ueberprüfung auf der Einwandererinsel interniert worden. Zurzeit befinden sich auf Ellis Island noch 142 Ausländer.
stolzes und ungebärdiges Auftreten sie neulich im Spiegel beobachtet hatten.
„Ja“, antwortete die Regierungsrätin, „es ist gut, daß Sie davon sprechen. Ich hatte damals mit meiner Vermutung, ein Erlebnis stehe hindernd in ihm,' nur wenig daneben geraten. Ich hatte mich nach der Auskunft der Polizei, offen gestanden, nicht mehr recht an die Sache herangetraut. Ich weiß, es ist unrecht von mir. Aber er gehört zu den Fällen, die unklar und schwer zu behandeln sind. Er ist früher wegen Veruntreuung in der Bank, wo er angestellt war, zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden und hat seine Tat abgebüßt. Aber Sie wissen, so etwas bleibt für die anderen wie ein Feuermal auf einem Menschen, und der Betroffene selbst kann sich nur sehr schwer davon freimachen.“
„Ist ihm bekannt, daß Sie das von ihm wissen?“ fragte die Lara.
„Ich habe nichts mehr von ihm gehört.“
„Sie wollen den Fall übernehmen?“ fragte die Regierungsrätin. „Ich?“ dachte Helli erschrocken. Aber sogleich sagte sie: „Ja,“
„Das wäre schön von Ihnen, Helli. Sie haben gesehen, daß er wie ein Verwundeter behandelt werden muß.“
„Ich weiß“, antwortete Helli. „Ich werde ihn in seiner Wohnung aufsuchen.“
Für sich sagte sie: „Ich habe ja selber auch noch etwas mit ihm auszumachen.“
*
Auf dem Wege zu Kent, gleich am nächsten Tag, fragte Helli sich, warum sie eigentlich so bereitwillig, nein, so, gern, die Aufgabe übernommen hatte, sich um ihn zu kümmern. Dabei gestand sie sich ganz offen ein, daß ihr an der beruflichen Seite der Sache wenig‘lag, daß dieser Kent sie menschlich interessierte, wenn auch bei weitem nicht etwa im Sinne . von Verliebtheit. Das konnte schon deshalb nicht sein, weil Kent so offensichtlich unglücklich war, in Verzweiflung geradezu. Und das ist kein Zustand, der verliebte Regungen begünstigt. (Fortsetzung folgt)