8. Jahrgang
WIRTSCHAFT
Nummer 162
Gegen Auswüchse des h.miunrhandeis
Neuregelungen zur Verbesserung der Zahlungsbilanz
FRANKFURT. Die Bank deutscher Länder berichtete über die Sitzung des Zentralbankrates Ende vergangener Woche, daß die aus dem Export anfallenden Devisen gegenwärtig nicht unerheblich hinter den Devisenaufwendungen für die Einfuhr zurückblieben, obwohl die deutsche Ausfuhr in den letzten Monaten eine steigende Tendenz aufweise und die aus dem Ausland vorliegenden Bestimmungen eine weitere erhebliche Zunahme der Ausfuhren erwarten ließen. Dies habe zu einer ungünstigen Entwicklung der deutschen Zahlungsbilanz hauptsächlich gegenüber den europäischen Ländern geführt.
„Die Bundesregierung hält unverändert die Liberalisierung des Warenverkehrs im Interesse der deutschen und der europäischen Wirtschaft für nötig und ist fest entschlossen, sie aufrecht zu erhalten. Dies erfordert aber, daß gewisse Auswüchse im Einfuhrhandel, die auf Spekulationen und Hortungsbestrebungen beruhen und deren weitere Duldung die Erfüllung der von der Bundesrepublik übernommenen Verpflichtungen in Frage stellen könnte, sofort und mit Nachdruck durch geeignete Maßnahmen bekämpft werden.
Ein liberalisierter Warenverkehr verlangt zwar eine unbeschränkte Devisenzuteilung, nicht aber eine unbeschränkte Kreditgewährung. Nachdem zunächst für die Zeit vom 9. bis 14. Oktober dieses Jahres die Ausgabe liberalisierter Lizenzen unterbrochen worden war, ist nunmehr auf Grund eines Beschlusses, den die zuständigen Bundesminister und der Zentralbankrat der Bank deutscher Länder in einer gemeinsamen Sitzung vom 13. Oktober gefaßt haben, eine Neuregelung getroffen worden, von der eine nachhaltige Besserung der Zahlungsbilanz erwartet werden kann.
Die Neuregelung sieht im wesentlichen folgendes vor:
1. Vor dem 8. Oktober d. J. im liberalisierten Verfahren erteilte Einfuhrbewilligungen bleiben in Geltung, sofern der dazugehörige Einfuhrvertrag nachweislich vor dem 15. Oktober 1950 abgeschlossen worden ist und im übrigen die Einfuhrbewilligung und der Einfuhrantrag bis zum 21. Oktober d. J. vorgelegt werden.
2. Vom 16. Oktober 1950 ab werden Einfuhrbewilligungen im liberalisierten Verfahren nur erteilt werden, wenn der Antragsteller gleichzeitig bei seiner Außenhandelsbank 50 Prozent des beantragten Devisenbetrages in DM einzahlt. Der eingezahlte Betrag ist zugunsten des Impor-
Gewerbesteueraussleidi
TÜBINGEN. Das Finanzministerium von Würt- temberg-Hohenzollern teilt mit:
Durch Verordnung des Staatsministeriums, deren Verkündung in den nächsten Tagen erfolgt, wird als Stichtag für die Verhältnisse, die der Durchführung des Gewerbesteuerausgleichs zwischen Wohngemeinden und Betriebsgemeinden für das Rechnungsjahr 1951 zugrunde zu legen sind, an Stelle des 10. Oktober 1950 der 24. Oktober 1950 bestimmt werden. Ferner wird bestimmt werden, daß die Arbeitnehmer-Verzeichnisse, die die Unternehmer den Betriebsgemeinden einzureichen haben, statt bis zum 5. November 1950 bis zum 20. November 1950 einzureichen sind.
teurs von der Außenhandelsbank auf ein Asser- vatenkonto bei der Landeszentralbank zu überweisen. Der Betrag wird dem Importeur zurückerstattet, wenn das Einfuhrgut eingetroffen ist oder die Einfuhrbewilligung unausgenutzt zurückgegeben wird. Entsprechende Bedingungen werden auch im Zuteilungs- und sogenannten Reihenfolge verfahren bei den jeweiligen Ausschreibungen des Interministeriellen Einfuhrausschusses bekanntgegeben werden. Künftig werden für Einfuhranträge, die vom 16. Oktober 1950 an abgeschlossen werden, überhaupt nur Devisen zugeteilt werden, wenn dem Abschluß des Vertrages die Erwirkung der Einfuhrbewilligung vorangegangen ist.
ESSEN. Das Bundeswirtschaftsministerium hat nach Verhandlungen mit dem Kohlenbergbau, dem Kohlenverkauf und dem Kohleneinzelhandel einen Hausbrandjahresplan 1950/51 auf gestellt, der die Versorgung der Haushalte und der übrigen Kleinverbraucher sichern soll. Für diese beiden Gruppen sollen in diesem Zeitraum insgesamt 20 Millionen t bereitgestellt werden, so daß an jeden Haushalt 14—15 Zentner abgegeben werden könnten.
Im einzelnen sollen für die Hausbrandversorgung und den Kleinverbrauch 9,775 Millionen t Steinkohle und Steinkohlenkoks und 7 Millionen t Braunkohlenbriketts und 3,2 Millionen t Gaskoks zur Verfügung gestellt werden. Von unterrichteter Seite wird dazu erklärt, die Verhandlungspartner hätten die Notwendigkeit anerkannt, Haushalte und Kleinverbraucher für den Winter zu versorgen. Inwieweit der Plan jedoch
Neue Lohnabkommen registriert
MK. TÜBINGEN. Das Arbeitsministerium von Württemberg-Hohenzollern registrierte in den letzten Tagen ein Gehalts- und Lohnabkommen für die Konsumgenossenschaften. Das Abkommen war in Stuttgart für ganz Südwestdeutschland abgeschlossen worden. Ferner wurden ein Mantel- und Lohntarif abgeschlossen, der zwischen dem Verband der deutschen Schuhindustrie und dem Hauptvorstand der Gewerkschaft Leder abgeschlossen wurde.
Durch diese Vereinbarung wird der Tarifvertrag für die Schuhindustrie des Vereinigten Wirtschaftsgebiets auf Württemberg-Hohenzol- lem bzw. die ganze französische Zone ausgedehnt (mit Ausnahme der Bestimmungen für Heimarbeiter). Die Gruppen- und Klasseneinteilung sowie die Lohntabelle treten am 1. Oktober 1950 in Kraft, der Manteltarifvertrag jedoch wird erst am 1. Januar 1951 wirksam. Für Württemberg-Hohenzollern betragen die Löhne innerhalb der sechs Lohngruppen 112,5 bis 140,5 Pfennig.
Bisher 165 Millionen DM Steuern und Zölle
MK. TÜBINGEN. Das Aufkommen an Steuern und Zöllen in Württemberg-Hohenzollern be-
3. Die Landeszentralbanken werden vom 16. Oktober 1950 ab die Akzepte von Kreditinstituten nur refinanzieren, soweit deren Akzeptkreditvolumen nicht über den Stand vom 12. Oktober 1950, abends, hinausgeht. Ausnahmen sind für Akzeptkredite vorgesehen, die nachweislich der Finanzierung eines unmittelbaren Ausfuhrgeschäfts oder der Erntefinanzierung dienen In letzterem Falle jedoch nur insoweit die Finanzierung nicht durch Handelswechsel möglich ist. Die Einzelheiten der Neuregelung werden in Rundschreiben den beteiligten Kreditinstituten mitgeteilt werden.
Nach Angaben des statistischen Bundesamtes ist der Gesamtwert der Einfuhr der Bundesrepublik von 864 Millionen DM auf 1005 Millionen DM im September gestiegen, während die Ausfuhr einen Rückgang um 8 Prozent von 753 Millionen DM auf 695 Millionen DM aufweist.
verwirklicht werden könne, hänge vor allem an einer schnellen Steigerung der Tagesförderung von gegenwärtig 356 000 auf 375 000 t und einer vernünftigen Regelung des Kohlenexports ab.
Die vom Ausland gewünschte Exportquote von 8,4 Millionen t für das letzte Quartal 1950 sei im Verhältnis zur Förderung zu hoch und werde sich sehr ungünstig auf die innerdeutsche Versorgung auswirken.
Nach einem Bericht der deutschen Kohlenbergbauleitung zeigt die westdeutsche Steinkohlenförderung seit Anfang Oktober eine steigende Tendenz. So wurden am Donnerstag voriger Woche 362 000 t Steinkohle gefördert. Die unvermindert anhaltende starke Nachfrage auf den Kohlenmärkten hat einzelne Kohlensorten, insbesondere Gasköhle so knapp werden lassen, daß sie nur mit Verzögerung lieferbar sind. Besonders angespannt sind Kokskohle und Koks.
trug in der ersten Hälfte des Rechnungsjahres 1950 insgesamt 164 828 234 DM. Bei den Landeseinnahmen, die 66 555 848 DM ausmachen, stehen an der Spitze die veranlagte Einkommensteuer mit 34 365 590 DM, die Lohnsteuer mit 13 687 238 DM und die Körperschaftssteuer mit 11343 587 DM. Von den 6 528 714 DM sonstiger Steuern entfallen allein 4 614 251 DM auf die Biersteuer.
Die Bundeseinnahmen bleiben mit 66174 229 DM etwas hinter den Landeseinnahmen zurück. Dieses Ueberwiegen ist auf das erste Quartal zurückzuführen, denn im zweiten Rechnungsvierteljahr standen den 35 654 799 DM Bundeseinnahmen nur 28 465 147 DM Landeseinnahmen gegenüber. Mehr als zwei Drittel der Bundeseinnahmen macht die Umsatzsteuer aus (48 477 503 DM). Erst in zweitem Abstand folgt die Tabaksteuer mit 9 737 608 DM. Den Rest des Aufkommens bilden die Soforthilfeabgabe mit 23 265 169 DM.
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LUDWIGSBURG. Die Bausparkasse GdF Wüstenrot hat allein aus der Sparkaft ihrer Bausparer in den ersten neun Monaten dieses Jahres 75 Millionen DM und seit der Währungsreform insgesamt 107 Millionen DM für 5400 Wohnhäuser mit 10 000 Wohnungen bereitgestellt.
900000 Handwerksbetriebe
BONN. Nach Mitteilung des Zentralverbandes des deutschen Handwerks bestehen im Bundesgebiet, einschließlich Berlin, zurzeit etwa 900 000 Handwerksbetriebe, die 3,1 Millionen Menschen beschäftigen. Der Jahresumsatz dieser Betriebe beträgt 20 Milliarden DM. Die meisten Handwerksbetriebe hat Bayern (200 000), den größten Jahresumsatz (annähernd 5,5 Milliarden DM) hatten die Betriebe in Nordrhein-Westfalen.
Die finanzielle Grundlage der handwerklichen Betriebe ist wesentlich schmäler geworden als vor dem Kriege. Während noch 1936 von einem Gesamtkapital von rund 5,5 Milliarden etwa die Hälfte auf Eigenkapital entfiel, wird heute bei stark reduzierten eigenen Mitteln der Kapitalbedarf zur Wiederbeschaffung und Ergänzung der betrieblichen Anlagen auf etwa 4 bis 5 Milliarden geschätzt werden. Erschwerend kommt hinzu, daß die Außenstände der Betriebe ständig ansteigen und zurzeit auf etwa 1 Milliarde DM geschätzt werden. Aus diesen Gründen hat sich der Kreditbedarf der kleingewerblichen Wirtschaft bei den gewerblichen Kreditgenossenschaften erhöht.
Frankfurter Uhrenmesse
FRANKFURT. Mit einer Jahresproduktion von rund 9,5 Millionen Uhren im Werte von 150 Millionen DM ist die westdeutsche Uhrenindustrie, die etwa 500 Industriebetriebe mit etwa 25 000 Beschäftigten umfaßt, wieder- ein gewichtiger Wirtschaftszweig geworden. Sie verfügt nach Wiederaufbau der im Luftkrieg zerstörten Werke im Pforzheimer Gebiet und der von der Demontage betroffenen Schwarzwaldbetriebe schätzungsweise über fast 50 Prozent ihrer Friedenkapazität. Die jährliche Uhrenproduktion der führenden Herstellungsländer, vpr allem der Schweiz, der USA, Englands, Frankreichs, Italiens und Westdeutschlands, verkörpert einen Herstellungswert von 300 bis 400 Millionen Dollar.
Auf der letzte Woche beendeten Frankfurter Uhrenfachmesse, die rund 8000 von 11 000 Uhrmacher des Bundesgebiets besuchten, wurde festgestellt, daß die gegenwärtige Lage der westdeutschen Uhrenindutsrie durch hohe Aufträge gekennzeichnet sei. Viele Werke hätten bereits über die diesjährige Jahresproduktion verfügt, und seien kaum in der Lage, die auf der Uhrenmesse getätigten Aufträge in voller Höhe zu erfüllen. Die Nachfrage nach deutschen Qualitätsuhren im Ausland sei sehr groß.
Weizenabkommen ein Erfolg
WASHINGTON. Das erste Jahr des internationalen Weizenabkommens hat trotz aller Schwierigkeiten große Erfolge gebracht, berichtete der USA-Landwirtschaftsminister Charles Brannan. Das Abkommen sei einer der konstruktivsten Schritte, die jemals unternommen wurden, um den Erfordernissen der USA-Außenpolitik und des amerikanischen Inlandmarktes durch sinnvolles Abstimmen gerecht zu werden. Einige Staaten, darunter die Bundesrepublik Deutschland, konnten die ihnen zugeteilte Quote nicht voll ausnützen, da sie erst gegen Ende des Jahres an dem Abkommen beteiligt worden waren. 40 Weizenimportländern stehen jetzt 4 Weizenexportländer gegenüber. Allein die Ausfuhren der USA betrugen in den Monaten August und September 1950 etwa 43,8 Millionen Bushel Weizen und Weizenmehl.
Hausbrandjahresplan 1950/51
14 bis 15 Zentner Kohle für Haushalte vorgesehen
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