6. Jahrgang
UMSCHAU IM LANDE
Nummer 160
Der Landesjägertag in Ravensburg
700 000 ha Jagdgebiet von der Besatzungsmacht freigegeben / Bis jetzt 1350 Doppelflinten
Die 3000 Jäger und Forstleute in unserem Lande dürften dafür sorgen, daß der Wildschaden bis in zwei Jahren behoben ist. 25 000 DM sind bereits als Härtebeihilfe ausgeworfen, im neuen Haushaltsplan ist eine höhere Summe eingesetzt. Die Schadensregelung für die Zeit bis zum 31. 3. 1950 wird in nächster Zeit erfolgen. Ein Wildschadensgesetz wurde vom Kabinett verabschiedet und geht nun dem Landtag zu.
Wenn die Waffenverordnung herauskommt,
Südwestdeutsche Chronik
Neues Lohnabkommen Stuttgart. In Stuttgart ist am Freitag ein neues Lohnabkommen für die Arbeiter in der papier- und pappeverarbeitenden Industrie Württemberg-Badens und Württemberg-Hohenzollerns von den Unternehmern und der Industriegewerkschaft Druck und Papier unterzeichnet worden, Das neue Abkommen, das bis zum 31. März 1951 gültig ist, sieht in der Spitze eine Erhöhung des Stundenlohns am 8 Pfennig und in den übrigen Klassen um 6 Pfennig vor. Außerdem wurde eine Ausgleichszulage für September vereinbart.
Willy Bfirkie wieder auf freiem Fuß Stuttgart. Der Haftbefehl gegen den Stuttgarter Industriellen Willy B ü r k 1 e wurde am Freitagnachmittag aufgehoben. Wie von der Jutsizpressestelle in Stuttgart weiter mitgeteilt wird, ist der Untersuchungsrichter der Ansicht, daß nach eingehender Vernehmung des Angeschuldigten und einiger Zeugen keine Verdunkelungsgefahr mehr bestehe.
Brotgetreideernte über Bundesdurchschnitt
Tübingen. Der Landesdurchschnitt der Ernteerträge in Württemberg-Hohenzollern betrug bei Weizen 26,7 Doppelzentner und bei Roggen 26,2 Doppelzentner. Die gesamte Brotgetreideernte (einschließlich Dinkel und Wintermenggetreide) betrug bei einer Anbaufläche von 69 000 Hektar 172 650 Tonnen. Sie liegt damit über dem Bundesdurchschnitt. Nach Abzug des Saatguts und des Selbstversorgeranteils werden etwa 41000 Tonnen Brotgetreide für die Versorgung des Landes zur Verfügung stehen. Das ist etwa die Hälfte des Bedarfs.
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dürfen 50 000 Flinten und 25 000 Büchsen eingeführt werden. Auf Württemberg-Hohenzollern entfallen dann 1780 Flinten und 991 Büchsen. Erstrebt werden 80 000 Flinten und 44 300 Büchsen. Auf Württemberg-Hohenzollern kämen dann 3000 Flinten und 1500 Büchsen.
Eine Resolution an die Staatsregierung befaßte sich u. a. mit der Besteuerung der Jagdhunde, mit den Jagdscheingebühren, der Wildschadenregelung bzw. Einrichtung der Wildschadenausgleichskasse, dem Verbot der Treibjagd an Sonn- und Feiertagen und der Bitte, sich für die Freigabe der beschlagnahmten Jagdwaffen einzusetzen.
Diözesansynode abgeschlossen Rottenburg. Am Freitag wurde in Rottenburg die nach 20jähriger Unterbrechung zum erstenmal wieder veranstaltete Diözesansynode des württembergischen Bistums abgeschlossen. In einem Schlußwort dankte Bischof Dr. Leiprecht allen teilnehmenden Geistlichen für das gute Einvernehmen, in dem diese Synode habe abgehalten werden können.
Große Einbrecherbande verhaftet Sigmaringen. Alle 13 Angehörigen einer Einbrecherbande, meist Einwohner von Saulgau, sind von der Sigmaringer Kriminalpolizei verhaftet worden. Die Bande hat nach den bisherigen Ermittlungen in den letzten drei Jahren im Raume Rottweil—Singen—Ravensburg—He- chingen über 30 Einbruchdiebstähle begangen. Dabei wurde Diebesgut im Werte von über 80 000 DM erbeutet und in den meisten Fällen mit Personen- oder Lastkraftwagen abtransportiert. Die Täter hatten es vor allem auf Textilien abgesehen, die sie zunächst in Ulm und München im Schwarzhandel und später vorwiegend in Südbaden im Hausierhandel absetzen ließen. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei dauern an.
Nahezu 200 Wohnungen Sigmaringen. Am 11. Oktober fand hier eine ordentliche Gesellschafterversammlung der GSW („Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft mbH.“ — Bauträgerunternehmen des VdK, Landesverband Württemberg-Hohenzollern) statt. Aus dem Bericht des Geschäftsführers der GSW, Dipl.-Ing. Schmidt-Schweda, ging hervor, daß es bis 22. September 1950 der GSW gelungen ist, an 19 Baustellen, welche sich auf 15 Kreise des Landes Württemberg-Hohenzollern
EF. Ravensburg. Die Bedeutung des 1. Landesjagdtreffens seit der Freigabe der Jagd, das am Samstag in Ravensburg stattfand, wurde unterstrichen durch die Anwesenheit von 700 Jägern und die Teilnahme zahlreicher namhafter Gäste. Der Präsident der südwürttembergischen Landesjagdvereinigung, Freiherr von Stauf- fenberg, beleuchtete in seinem Ueberblick über die letzten 5' -’ Jahre die jagdlichen Fortschritte in Württemberg-Hohenzollern, das im Bundesgebiet weit an der Spitze steht. Er dankte der Besatzungsmacht für das wohlwollende Verständnis.
Landwirtschaftsminister Dr. Weiß wies auf die doppelte Bedeutung dieser Tagung vom politischen und vom land- und ernährungswirtschaftlichen Blickpunkt hin. Von einer Million Hektar Jagdfläche wurden 700 000 ha an die deutschen Jäger zurückgegeben, während sich die Besatzungsmacht die übrigen 300 000 ha Vorbehalten hat. Bis heute wurden 1350 Doppelflinten ausgegeben, weitere 650 werden in absehbarer Zeit folgen. Zur Wildschweinplage sagte Dr. Weiß, daß man im Bundesgebiet zurzeit mit 80 000 bis 100 000 Wildschweinen und mit einem Wildschaden von 25 bis 30 Millionen DM zu rechnen habe.
In Württemberg-Hohenzollern dürften sich 5000 bis 6000 Wildschweine aufhalten. Seit der Währungsreform bis 31. März 1950 beläuft sich der amtlich festgestellte Schaden auf 3 600 000 DM.
Wöchentlich Sonderzug London—Heidelberg Heidelberg. Eine britische Reiseagentur beabsichtigt, während der Fremdensaison im kommenden Jahr wöchentlich einen Sonderzug von London nach Heidelberg verkehren zu lassen. Der Zug soll jeweils mittwochs in Heidelberg ankommen und freitags nach London zurückfahren.
Zugunglück auf der Schwarzwaldbahn Villingen. Bei Nieder wasser zwischen Hausach und Villingen wurde am Freitagabend der Schnelltriebwagen Konstanz—Offenburg durch ein herausragendes Wagenteil eines entgegenkommenden Güterzugs gerammt. Dabei wurden die Fensterscheiben des Triebwagens zertrümmert und 25 Reisende verletzt. Einer der Verletzten is inzwischen gestorben.
Handstand auf der Münsterturmspitze Konstanz. Zahlreiche Passanten blieben am Freitagnachmittag überrascht in den Straßen der Stadt Konstanz stehen, um ihre Blicke auf den Münsterturm zu richten, wo sich ein atemraubender Vorgang abspielte. Auf der Kreuzblume des Münsters, in 76 Meter Höhe, machte ein Mann in Straßenkleidung zweimal hintereinander einen Handstad. Ein 24 Jahre alter,' in Konstanz lebender Artist, der seit 1948 nicht mehr in seinem Beruf arbeitet, gewann damit seine Wette mit einem Stuttgarter Geschäftsmann, die über 500 DM abgeschlossen worden war.
Zu Tode erschrocken
Ueberlingen. Den Tod infolge Herzlähmung fand eine 77jährige Frau im Bodenseedorf Seefelden, nachdem zwei unbekannte junge Burschen um Mitternacht an ihrer Haustür angeklopft und keine Antwort auf die Frage nach ihrem Begehren gegeben hatten. Die Besitzerin des Hauses hatte in der Zwischenzeit die Gendarmerie angerufen. Bevor diese vor dem Haus erschien, waren die beiden Unbekannten bereits abgezogen, hatten an einem andern Haus angeklopft, um ein Glas Most gebeten und den Weiterweg nach Ueberlingen erfragt, den sie auch alsbald mit ihren Fahrrädern antraten. Kurze Zeit danach starb die alte Frau an den Folgen des Schreckens, den ihr die mitternächtlichen Besucher verursacht hatten.
In Ebersbach/Fils sprang ein 43jähriger verheirateter Werkmeister über die geschlossene Schranke am Bahnübergang beim Bahnhof, um den bereits eingefahrenen Personenzug nach Göppingen noch zu erreichen. Beim Ueber- queren der Gleise übersah er einen aus entgegengesetzter Richtung zur gleichen Zeit ein laufenden Güterzug, wurde von der Maschine erfaßt und auf der Stelle getötet.
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Der Kirchengemeinderat von Ne ckarwest- h eim bei Heilbronn hat sich auf eine originelle Weise die Geldmittel für eine neue Orgel beschafft. Während der Traubenlese wurde eine besondere Bütte auf dem Kelterplatz auf gestellt. Die Weingärtner gaben freiwillig einige Eimer des neuen Weines ab und gossen sie hinein. Als Name für diesen Heurigen wurde die Bezeichnung „Neckarwestheimer Orgelwein, Jahrgang 1950“ gewählt.
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Bei einem Einbruch in eine Tübinger Gaststätte fiel dem Täter eine Geldkassette mit etwa 700 DM in die Hand.
Ein 51 Jahre alter Instrumentenmacher iij Wurmlingen, Kr. Tübingen, erhängte sich in seiner Wohnung mit einem Schnürsenkel.
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Aüf der Bundesstraße 27 bei Bebenhausen lief eine 67 Jahre alte Frau aus Bebenhausen, als sie mit einem Handwagen die Straße überqueren wollte, in einen Pkw, wobei sie überfahren und getötet wurde.
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Ein seit Juni vermißter 34jähriger Mann aus einer Gemeinde des Kreises Biberach wurde dieser Tage in einem Waldstück in der Nähe seines Wohnorts erhängt aufgefunden.
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Eine zu Boden fallende Eisengabel verursachte in einem Metallwerk in Lahr (Südbaden) ein Schadenfeuer. Als Arbeiter des Werkes ölgetränkte Stahlwolle füllten, ließ einer der Arbeiter eine Gabel auf den Zementboden fallen. Der dabei aufspringende Funke zündete in der Stahlwolle, die sofort brannte. Der Schaden wird auf 7000 DM geschätzt.
Der Mörder von Inzigkofen gefaßt
Tübingen. Als Täter für den Mord in Inzigkofen, Kreis Sigmaringen, am 4. Oktober konnte nach umfangreicher Kleinarbeit durch die Kriminalpolizei der 47 Jahre alte Melker Wilhelm Sauer aus Inzigkofen durch Blutflecken an seiner Kleidung ermittelt und durch sein Geständnis in der Nacht zum 14. Oktober einwandfrei überführt werden. Der Täter hatte unter Mithilfe seiner Ehefrau vor seiner Ergreifung versucht, die Blutflecken an seinen Kleidern und Schuhen durch Abwaschen zu beseitigen. Als Tatwerkzeug wurde ein großes Beil, welches ebenfalls abgewaschen worden war, an dem die Kriminalpolizei indessen noch Blutspuren feststellen konnte, sichergestellt. Nach bisherigen Feststellungen hat Sauer der ermordeten Schloßhardt Geld geraubt.
erstrecken, nahezu 200 Wohnungen unter Dach zu bringen, von denen bereits 50 Wohnungen bezogen sind, und noch weitere 100 im Laufe dieses Jahres bezugsfertig werden.
Sämtliche Mitglieder der Gesellschaft sind sich mit Geschäftsführung und Aufsichtsrat darüber einig, daß auch künftig bei den geplanten umfangreichen Bauvorhaben der GSW kein Bau begonnen werden darf, dessen Finanzierung nicht gesichert ist. Die Gesellschafterversammlung legt großen Wert darauf, festzustellen, daß die GSW mit der im Vergleichsverfahren befindlichen Baugenossenschaft in Stuttgart in keinem Zusammenhang steht.
Bei der Akkordeon-Weltmeisterschaft
. Tailfingen. Der 21 Jahre alte Hans Rauch aus Tailfingen, der Ende Juli in Bad Cannstatt deutscher Akkordeonmeister 1950 wurde, nimmt am 18. Oktober an der Akkordeonweltmeisterschaft in Mailand teil. Ende Oktober wird er mit seiner „Morino-Orgel“ in der Londoner Albert-Hall auftreten.
Arzt unter schwerem Verdacht verhaftet
Winterlingen, Kreis Balingen. Ein seit 20 Jahren in Winterlingen praktizierender Arzt ist dieser Tage festgenommen und in Untersuchungshaft nach Balingen verbracht worden. Dem verhafteten werden 56 Notzuchtverbrechen an sechs- bis zwölfjährigen Kindern zur Last gelegt.
Pkw mit Betriebswagen zusammengestoßen
Meckenbeuren. Auf dem unbewachten Bahnübergang der Kleinbahnstrecke Meckenbeuren— Tettnang fuhr am Samstagvormittag ein aus Friedrichshafen kommender Personenkraftwagen gegen einen Triebwagenzug. Das Auto wurde völlig zertrümmert. Drei Insassen des aus Heilbronn stammenden Kraftwagens wurden verletzt. An dem Aufkommen einer verletzten Frau wird gezweifelt.
Von einem Triebwagen überfahren
Friedrichshafen. Am Freitagmorgen wurde auf dem Stadtbahnhof Friedrichshafen ein Elektrokarren mit Anhänger von einem Triebwagen erfaßt, wobei der 33 Jahre alte Postfacharbeiter Walkowski vor die Räder des Triebwagens geworfen und sofort getötet wurde. Die Räder schnitten den Körper in zwei Teile. WalkowÄki hatte den fahrplanmäßig einlaufenden Triebwagen übersehen und versucht, den Karren im letzten Augenblick zurücklaufen zu lassen. Ein auf dem Karren sitzender Beifahrer erhielt bei dem Zusammenprall einen so schweren Schlag gegen den Kopf, daß er mit einer lebensgefährlichen Gehirnerschütterung ins Kankenhaus eingeliefert werden mußte.
Wie wird das Wetter?
Vorhersage bis Dienstagabend: Zunächst Fortdauer des morgens, nebligen, tagsüber meist heiteren Wetters. Tagestemperaturen um 15 Grad, Tiefstlemperaturen nachts 2—6 Grad. Am Dienstag wahrscheinlich auch tagsüber Bewölkungszunahme.
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