& Jahrgang
MITTWOCH, 11. OKTOBER 1950
Nummer 158
Südweststaat von Bonn aus gesehen
Von unserem Bonner Dr. A.R.-Vertreter
Der „Südweststaat" beginnt zum Gesprächsthema im Bundeshaus zu werden, nachdem nach allgemeiner Auffassung diese Frage an den Bund kommen wird. Denn die Hoffnungen in Bonn auf eine Verständigung der Regierungen der drei Länder sind gering. Auch Abgeordnete, die nicht unmittelbar aus dem südwestdeutschen Raum kommen, haben nach der langen Leidensgeschichte dieser gouver- nementalen Gespräche keine große Zuversicht, daß eine Uebereinstimmung erreicht werden kann, zumal ja die Gegensätze schon offen zu Tage getreten sind.
Unter diesen Umständen tritt man in sozialdemokratischen Kreisen vor allem dafür ein, daß keine langwierigen und nur verzögernden Besprechungen mehr durchgeführt werden sollen, sondern eine klare Feststellung, daß man sich nicht habe einigen können, alsbald getroffen werden solle, wenn sich die grundsätzliche Unmöglichkeit gezeigt habe, sich zu verständigen. Auf Grund einer solchen Erklärung wird die Zuständigkeit des Bundes zur Regelung der Länderreform im Südwesten gegeben sein und ein seit langem schon vorliegender Antrag der Freien Demokraten in dieser Hinsicht wird dann aktuell werden.
Bei dieser Lage werden in Bonn schon in den Fraktionszimmem Berechnungen angestellt, welche Mehrheiten sich im Bundestag in dieser Frage bilden werden. Dabei aber sehen sich die Dinge in Bonn anders an als im Südwesten selbst. Denn auf der Bundesebene tritt die Südweststaatfrage in den Bannkreis der allgemeinen Länderreform und gewinnt dabei Perspektiven, die für die Haltung der Abgeordneten sehr bestimmend werden können, welche mit dem Südwestraum nicht verbunden sind. Es ist kein Geheimnis, daß seit langem schon eine „norddeutsche Länderreform“ unter der Decke besprochen wird, die Zusammenfassung nämlich Schleswig-Holsteins, Niedersachsens, Hamburgs und Bremens. Dieser Gedanke entspringt der Unmöglichkeit, Schleswig-Holstein, das „Armenhaus“ des Bundes auch durch größte Hilfe in einem Finanzausgleich lebensfähig zu machen, und es ist der Bundesfinanzminister, der aus diesem Gesichtspunkt der Finanzen für diese Länderreform eintritt.
Darüber hinaus aber scheinen die Kreise um Minister Schäffer aus der Kenntnis der Finanzen der Länder zu der Ueberzeugung gekommen zu sein, daß der Föderalismus in Deutschland sich auf die Dauer nur behaupten kann, wenn leistungsfähige Länder entstehen, und es wird schon ganz offen davon gesprochen, daß statt der elf Länder sechs das Gegebene seien, um einen echten Föderalismus zu schaffen. Da die norddeutsche Länderreform aus vier Ländern eines machen soll, die südwestdeutsche aus dreien eines, wäre mit diesen beiden Reformen schon die Zahl von 6 erreicht. Aber so einfach liegen die Dinge nicht. Denn vom Standpunkt der finanziellen Existenzfähigkeit aus wird vor allem die Stellung von Rheinland-Pfalz für bedroht gehalten und gerade in den Erwägungen dieser bayerischen Föderalismus-Reformer spielt der Gedanke, die Pfalz wieder für Bayern zu gewinnen, eine an sich zwar in diesen Gedankengängen unlogische, aber dennoch sehr einflußreiche Rolle. So sind diese bayerischen Kreise auch in Bonn augenscheinlich zwar sehr für eine Länderreform, die Rheinland- Pfalz verschwinden lassen würde, aber wegen
der Perspektive einer bayerischen Pfalz keineswegs für einen Südweststaat. Es wird denn auch mit Betonung gesagt, daß diese Finanzreform des Föderalismus an der südwestdeutschen Reform nicht interessiert sei.
Auf der anderen Seite werden durch diese allgemeinen Reformpläne Hamburg und Bre- men, die sich sehr gegen eine Vereinigung mit Niedersachsen und Schleswig-Holstein sträuben, die zu ihren finanziellen Lasten gehen würde, veranlaßt, jeder Aenderung der Ländergrenzen mißtrauisch gegenüberzustehen, da eine südwestdeutsche Länderreform die Pläne der norddeutschen intensivieren kann. Hinzu kommt, daß die Regierung von Nordrhein-Westfalen bis jetzt die Bildung eines Südweststaates anscheinend unter dem Gesichtspunkt betrachtet, daß dieses finanziell starke größere Staatsgebilde nicht unbedingt erwünscht sei und die zweifellos bestehende Vorrangstellung dieses reichsten Landes im Bund beeinträchtigen könne.
Alle diese Erwägungen werden weniger im Bundestag eine Rolle spielen, in dem eine Mehrheit für den Südweststaat ziemlich sicher erscheint; aber sie werden im Bundesrat
sehr gewichtig werden und eine Front von Bayern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Bremen, Hamburg, Südbaden gegen den Südweststaat würde eine Mehrheit im Bundesrat bedeuten. Die Entscheidung auf der Bundesebene über die südwestdeutsche Reform liegt deutlich im Bundesrat, wie andererseits auch der Bundesrat selbst von dieser Entscheidung sehr berührt werden wird. Es genügt, darauf hinzuweisen, daß nach den bisherigen Bestimmungen die drei Länder des Südwestens 10 Stimmen im Bundesrat haben, während der Südweststaat 5 haben würde. Die zehn Stimmen der drei Südwestländer sind bisher in wichtigen Entscheidungen z. B. bei der Abstimmung über den Beitritt zum Europarat, in die Waagschale der Bundesregierung gefallen, ein Verlust von der Hälfte dieser Stimmen wird deswegen dem Bundeskanzler nicht willkommen sein. So scheint, von Bonn aus gesehen, eine Reform der Stimmenzahl der einzelnen Länder im Bundesrat nicht ohne Gewicht für das Schicksal der Bundesentscheidung über den Südwesten zu werden, und auf alle Fälle wird man im Südwesten daran denken müssen, daß eine Bonner Entscheidung von einer Fülle von Motiven bestimmt werden kann, die unmittelbar mit der Frage des Südweststaates nichts zu tun haben, sondern diese in Zusammenhang mit allen Fragen der Länderreform im Bundesgebiet bringen.
Stuttgarts Visitenkarte
Der Ausbau des Hauptbahnhofes eine Geduldsprobe
Von einem Stuttgarter Mitarbeiter
Die Finanzlage der Bundesbahn ist bekanntlich unbefriedigend. Daraus erklären sich alle Mängel, die wir am beweglichen und unbeweglichen Eigentum dieser Institution zu beanstanden haben. Daraus erklärt sich auch die zögernde Anpassung der Eisenbahn an den technischen Fortschritt. Noch immer liegen Brücken und Bahnhöfe, Stellwerke und Verladeanlagen in Trümmern. Ein großer Teil des rollenden Materials ist veraltet und sollte durch Neubauten ersetzt werden. Die Elektrifizierung des Streckennetzes macht nur langsame — allzu langsame Fortschritte. Die wichtigsten Maßnahmen auf dem Gebiete der Reparatur von Kriegsschäden und der Modernisierung der Eisenbahn können nur mit Hilfe von Landeskrediten — in kleinem Umfange auch mit Hilfe von privaten „Pächterkrediten“ —, also auf dem Subventionswege ausgeführt werden.
Unter dieser Notlage leidet u. a. auch die Wiederherstellung zerstörter Empfangsgebäude im allgemeinen und des Stuttgarter Hauptbahnhofes im besonderen. Der Krieg hat dieses Gebäude in einem Zustand hinterlassen, der eine Wiederherstellung in der ursprünglichen Form nahe legte. Wohl waren sämtliche Dächer abgebrannt, der Boden der Kopfbahnsteighalle zu drei Vierteln durchgebrochen und die seitlichen Flügel an mehreren Stellen durch Bombentreffer bis auf den Grund zerstört. Aber die wichtigsten technischen Anlagen, also die Stopp-Gleise im Bahnhof, die Weichenfelder vor dem Bahnhof und die Zufahrtstrecken von den Vororten einschließlich der Tunnels waren so gut erhalten, daß der Bahnhof nach dem Einsatz der Notbrücke über den Neckar und der notdürftigen Wiederherstellung der Stellwerke in Betrieb genommen werden konnte.
Der Aufbau des eigenlichen Empfangsgebäudes vollzog sich während des Betriebes von
„Schiefe und falsche Behauptungen“
Eine abschließende Erklärung Dr. Eckeners zu der Stellungnahme der Zahnradfabrik
TÜBINGEN. Die Zahnradfabrik Friedrichshafen hat kürzlich in einer Erklärung Stellung genommen zu den Vorwürfen, die Dr. Ecke- ner gegen die Stadt und die Verwendung der Zeppelin-Stiftung erhoben hatte (vergl. Nr. 153 vom 2. Oktober 1950 unserer Zeitung). Dieser Stellungnahme der Geschäftsleitung und des Betriebsrates und der Zahnradfabrik hatte der Friedrichshafener Stadtrat Karl Flößer eine Entgegnung in eigener Sache angefügt, in der Dr. Eckener zum Vorwurf gemacht wurde, er habe im August 1934 anläßlich der Volksabstimmung zur Reichspräsidentenwahl sich im deutschen Rundfunk empfehlend für Adolf Hitler ausgesprochen.
Von Dr. Eckener erhalten wir nun folgende Zuschrift, der wir selbstverständlich in loyaler Weise auch Raum geben. Die Erklärung lautet:
„Ich hatte ja erwartet, daß die „Usurpatoren“ der Zahnradfabrik, wie ich sie zu nennen mir erlaubt hatte, meine ungeschminkte Kennzeichnung des Sachverhalts mir übelnehmen würden. Auf einen so langen und heftigen Zomausbruch hatte ich aber selbst in meinen kühnsten Erwartungen nicht zu hoffen gewagt. Meine allmählich etwas knapp werdende Zeit gestattet es mir leider nicht, auf die Ausführungen im einzelnen einzugehen. Ich habe sie, obgleich sie mich z. T. recht amüsierten, nicht einmal ganz zu Ende gelesen, sondern sie beiseite gelegt, als ich sah, daß sie eine ganze Anzahl von schiefen und auf falschen Informationen und völliger Unkenntnis beruhenden Behauptungen enthielten (so z. B. die geradezu groteske Erzählung von den Plänen, die ich mit Franzosen vorgehabt hätte).
Es lohnt sich wirklich nicht, darauf einzu
gehen, zumal die ganze wortreiche Erklärung sich um den einfachen Kern der Sache herum bewegt und im wesentlichen auf eine Glorifizierung der „Usurpatoren“ hinausläuft, die sich damit selbst glauben ein Denkmal zu setzen für eine Schöpfung aus einem offenbaren Nichts.
Aber ich möchte doch ein kurzes Wort zu den Ausführungen des Herrn Stadtrat Flös- ser sagen, der einen alten Kohl wieder äuf- wärmt über eine Rundfunkrede, die ich auf Verlangen des Reichspropagandaministers Dr. Goebbels im August 1934 zugunsten der Reichspräsidenten-Kandidatur des Kanzlers Hitler halten sollte. Ich habe schon vor vier Jahren, als man den besagten Kohl ebenfalls von seiten der Zahnradfabrik (es scheint ihr Paradegaul zu sein) zuerst vorbrächte, dazu bemerkt, daß
1. In der Rede, wie sie auch jetzt wieder von Herrn Flösser gebracht wird, ein paar Fälschungen enthalten seien, indem vor allen Dingen der entscheidende Satz: „Kann und will Hitler dieses Programm durchführen?“ ausgelassen sei.
2. Die von mir auf eine Schallplatte gesprochene Rede nie durch Rundfunk verbreitet worden ist. Goebbels wußte, weshalb er das nicht wollte, während Herr Flösser das offenbar heute noch nicht verstanden hat.
3. Ich nicht lange darauf von Goebbels geächtet wurde, weil ich „mich außerhalb der Volksgemeinschaft gestellt hätte“.
Im übrigen empfehle ich Herrn Flösser, einmal in meinem Erinnerungsbuch nachzulesen, aus welchen politischen Erwägungen ich mich damals entschloß, für die Wahl des Kanzlers Adolf Hitler auch zum Reichspräsidenten zu sprechen. Vielleicht geht ihm dann ein Licht auf.“
unten nach oben. Zuerst mußte der durchgebrochene Boden der Kopfbahnsteighalle wiederhergestellt und der mittlere Ausgang (der ebenfalls durch einen Volltreffer zerstört war) durch einen schweren Betonsturz gestützt werden. Der nördliche Flügel, in dem der Verteilerapparat der Bahnpost untergebracht war, wurde von der Post zu gleicher Zeit wieder aufgebaut. Diese Arbeiten haben fast das ganze vorige Jahr und Millionen an Geldmitteln in Anspruch genommen. Im Herbst des vorigen Jahres konnte endlich mit der Ueberdachung der 25 m breiten Kopfbahnsteighalle und eines 30 m langen, anschließenden Teiles der Bahnsteigdächer begonnen werden. Im Mai des laufenden Jahres waren diese Arbeiten abgeschlossen und die Mittel erschöpft — so vollständig erschöpft, daß nicht einmal die großen Fenster dieser Halle verglast werden konnten. Die häufigeren Schlagregen dieses Sommers belästigten deshalb die Reisenden, die den Kopfbahnsteig durcheilten (täglich etwa 40 000 Personen) durch die Fenster hindurch unter dem neuen Dach, von den Regengüssen über den offenen Bahnsteigen und Eingangshallen gar nicht zu reden.
Der Antrag zur Bewilligung neuer Mittel in Höhe von 2,5 Millionen Mark zur Fortsetzung der Bauarbeiten wurde zwar rechtzeitig bei der Landesregierung eingereicht. Aber die Bewilligung dieser Mittel ließ lange auf sich warten. So lange, daß inzwischen der Herbst ins Land gezogen ist und die Bauarbeiten in den Winter fallen werden. Mit dem neuen Kredit soll das Dach der großen Eingangshalle und weitere 50 m der Bahnsteigdächer gebaut werden. Die Sperren unter den großen Bogen, die sich nach den Bahnsteigen öffnen, sollen erneuert und der Bodenbelag vollends bis zu den Bahnsteigen ausgelegt werden. Bekanntlich sind zurzeit nur 3 von 8 Sperren benutzbar, weil die Grundfläche der übrigen von Baumaschinen und -material aller Art in Anspruch genommen wird. Die Räume zwischen den Sperren sollen mit Ladeneinbauten in der Art des Kioskes zwischen dem ersten und zweiten Bahnsteig geschlossen werden — derart, daß die Kanten der großen Bogen bis zum Boden der Halle herabgezogen und die schwere Tragkonstruktion der Wand zugemauert wird. Drei der noch fehlenden fünf Einbauten werden mit Hilfe von Pächterkrediten zu Läden und Gasträumen, die beiden anderen für bahneigene Zwecke und auf eigene Rechnung ausgebaut. Mit diesen Wiederherstellungsarbeiten wird die Kopfbahnsteighalle annähernd wieder das ursprüngliche Aussehen erhalten. Der vom Architekten, Prof. B o n a t z, ursprünglich beabsichtigte Raumeindruck wird allerdings durch den Einblick in die Betonkonstruktion des neuen Daches gestört; man vermißt die flache Holzdecke unter dem Dachgestühl, die diesen hohen, fast zu feierlichen Raum vor der Zerstörung nach oben abgeschlossen hat.
Die Bahnsteigdächer müssen natürlich in der begonnenen Weise, einer geschweißten Stahlkonstruktion, fortgesetzt werden. Von berufener Seite wurde dem Bedauern darüber Ausdruck gegeben, daß man sich nicht für großräumige Gewölbehallen entschieden habe, die den Fahrgästen bei der Ankunft in Stuttgart einen freieren, großzügigeren Eindruck vermittelt hätten als die etwas gedrückten Bahnsteigdächer der zur Ausführung gelangten Konstruktion. Man hat sich vorwiegend aus Gründen der Zweckmäßigkeit für die begonnene Konstruktion entschieden. Solange noch Dampfmaschinen in diesen Bahnhof einfahren, sollten die Bahnsteigdächer Rauchschlitze aufweisen. Verglaste Gewölbe, wie sie etwa den Karlsruher Hauptbahnhof überspannen, verrußen außen und innen schnell. Ihre Reinigung und Unterhaltung erfordert höhere Kosten als die der senkrechten Glasflächen zu Seiten der Rauchschlitze in den neuen Bahnsteigdächern des Stuttgarter Hauptbahnhofes.
Schließlich ist die Aussicht, etwa von den
Unser Kommentar
£s riecht in Bonn
o. h. Der Bonner Untersuchungsausschuß, der die Frage klären soll, ob Abgeordnete des Bundestages sich vor der Abstimmung über die Bundeshauptstadt größere oder kleinere Beträge bezahlen ließen, hat bereits einige Ergebnisse erzielt, die für das Ansehen des Parlaments nicht förderlich sind. Zwar steht in der Hauptfrage des Stimmenkaufs für Bonn oder Frankfurt vorläufig noch Behauptung gegen Behauptung und die Beteiligten gehören vorerst noch alle nur der Bayernpartei an oder haben ihr einmal angehCrt. Das Ansehen dieser Partei ist damit, gleichgültig, wer als schuldig oder nichtschuldig befunden wird, bereits sehr schwer beeintächtigt worden. Der Kampf, der vor dem Ausschuß zwischen ehemaligen, m Opposition zu dem Parteiführer Prof. Baumgartner stehenden Mitgliedern und ihrer früheren Fraktion geführt wird, hat bereits Dinge enthüllt, die für alle Beteiligten wenig schmeichelhaft sind.
Aber zwei Aussagen, deren Richtigkeit schon jetzt feststeht, sind, auch wenn sie mit der Kernfrage nur unmittelbar zu tun haben, bereits geeignet, den Wähler allem Parteiwesen gegenüber noch skeptischer werden zu lassen, als er es bisher schon gewesen ist. Einer der angeschuldigten Abgeordneten hat zugegeben, von gewissen Erdölfirmen einen Betrag von 1000 DM erhalten zu haben, wobei er hinzugefügt hat, daß so etwas doch bei allen bürgerlichen Parteien üblich sei. Weder hat sich im Ausschuß ein Proteststurm erhoben, noch ist man dieser Behauptung weiter nachgegangen, denn sie gehört ja ,glicht zur Sache.“ Auch die weitere Behauptung des Abgeordneten, er habe einen persönlichen Bankkredit von 10 000 DM erhalten, um seine Interessen in der Bayernpartei besser durchsetzen zu können, muß im höchsten Grade bedenklich stimmen.
Man hat im Bundestag seinerzeit die Diäten der Abgeordneten wesentlich höher festgesetzt, als das früher üblich gewesen ist. Das ist geschehen auch mit der ausdrücklichen Begründung, der Abgeordnete müsse finanziell unabhängig sein. Wenn mm trotzdem solche Dinge geschehen und Abgeordnete nicht einmal etwas dabei finden, von irgendwelchen Interessenten Gelder entgegenzunehmen, so ist das im höchsten Grade unerfreulich. Selbst wenn wir davon überzeugt sind, daß es sich hier um Ausnahmeerscheinungen handelt, so ist es doch wohl nicht in Ordnung, daß überhaupt keine Bestimmung besteht gegen solche Zuwendungen, die zweifellos immer zweckgebunden sind und die freie Entscheidungsmöglichkeit des Abgeordneten beeinträchtigen. Es genügt nicht, daß nur der nachweisbare Stimmenkauf strafbar ist, denn der wird in der Regel schwer nachzuweisen sein. Der Bundestag muß auch dagegen eine Sicherung einbauen, daß Parteien oder Abgeordnete überhaupt unkontrollierbare Zuschüsse erhalten. Es wäre sicher schon viel geholfen, wenn die Parteien regelmäßig über ihre Mittel und Ausgaben öffentlich Rechenschaft ab- legen müßten.
Was bisher bei den Bonner Untersuchungen herausgekommen ist, riecht vorerst noch nur bedenklich nach einem Skandal. Hoffentlich kommt es nicht so weit, daß das, was wir in den nächsten Tagen erfahren, nicht mehr nur ein Gerüchlein hat, sondern sogar zum Himmel stinkt.
benachbarten Hügeln, auf die niederen, mit den seitlichen Flügeln in gleicher Höhe abschließenden Dächer günstiger als auf hohe, die Kopfbahnsteighalle überragende Gewölbe. Dieser ästhetische Gesichtspunkt mag auch für die Zustimmung Prof. Bonatz’ zu der ausgeführten Konstruktion ausschlaggebend gewesen sein. Uebrigens wird der Eindruck dieser, die Horizontale betonenden Dächer mit dem Fortschritt des Ausbaues sich ständig verbessern. Bedauerlich bleibt nur, daß diese unentbehrlichen Dächer nicht in einem Zuge bis zur Spitze der Bahnsteige ausgebaut werden können. Auch die zweite Etappe schützt die Fahrgäste bei Ankunft und Abfahrt noch nicht vor den Unbilden schlechten Wetters Dasselbe gilt natürlich auch für die kleine Eingangshalle, in der sich vor allem der Berufsverkehr abwickelt. Bedauerlich und eigentlich unverständlich bleibt dieser langsame, durch den Mangel an Mitteln ständig gehemmte Ausbau des wichtigsten Bahnhofes im Lande Württemberg besonders im Hinblick auf die hohen Abgaben, die das Land jährlich an die Ausgleichskasse des Bundes zu leisten hat. Denn mit deren Hilfe können unsere Nachbarländer die Reparatur ihrer öffentlichen Kriegsschäden in einer großzügigeren Weise kreditieren als das gebende Land selbst.
_ Karl Hailer
Reimann gratuliert
DÜSSELDORF. Die Kommunistische Partei Westdeutschlands „gelobt“ in einem Glückwunschtelegramm an die Genossen Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl anläßlich des einjährigen Bestehens der Ostzonenrepublik, „nicht zu ruhen und zu rasten, bis die ausländischen Interventen Westdeutschland verlassen haben, bis die schwarz-rot-goldenen Farben der Deutschen Demokratischen Republik (der Ostzone) über ganz Deutschland wehen. Wir geloben, unsere Partei so stark zu machen, daß sie ihren Aufgaben, wie sie der dritte Parteitag der SED entwickelt hat, gerecht wird“.
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