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M 9 Dionysius D 10 Frz. v. Borgia M 11 Burkhard D 12 Maximilian F 13 Eduard S 14 Kalixtus

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ILLUSTRIERTES WOCHENBLATT

Nr. 41 / 2. JAHR/8. OKIOBER1950

VERLASSENES VOGELNEST

Von Anton Schnack

Hoch im Wipfel, der entblättert steht Und von Winden hin- und hergebogen, Hängt ein Nest, verlassen und schon halb verweht.

Vögel, ach, wo seid ihr hingeflogen?

Meine Tage unter eurem Baum Sind bedrückt von schwarzen Regen­wettern.

Manchmal hör ich nachts in einem Traum Eure Sommerstimmen fernher schmettern.

Auch ich ließe gern mein graues Haus, Meine Dinge, meinen alten Tand,

Um gleich euch zu ziehen südwärts, über Meere,

In den Rausch des heißen Himmelblaus, Wo im Duft gewürzig liegt das Sehn­suchtsland ...

Aber meine Flügel drückt die Schwere ...

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Herbst im Schloßpark

Von Cosmus Flam

Der Sommer ist wirklich fortgegangen, das ungläubgste Herz muß es glauben, und über die alte Parkmauer ist unversehens der Herbst gesprungen, der wilde, scharlachbrennende Herbst.

Die Steinbank unter der Platane, wo ich So gern sitze, ist über und über mit großen goldenen Blättern bedeckt. Wenn ein leiser Windhauch an der geschwungenen Sandstein­lehne entlangfährt, fängt die goldene Decke zu rascheln an, als sei sie aus vielen hauch­dünnen tönenden Metallblättchen.

Man kann nicht einmal sagen, daß dieser Herbstmittag in dem menschenleeren Parke melancholisch ist oder wehmütig macht, es ist so viel Leben in der Stille!

Ueberall wirbeln Blätter von den Bäumen. Wer genau hinsieht, bemerkt, daß sich auch in diesem Blätterfall die Bäume voneinander sehr unterscheiden. Hier das goldene Plata­nenblatt dreht beim Niederschweben große feierliche Schleifen, und es währt ziemlich lange, bis es sich auf die braune Erde hin­breitet.

Dort drüben die kleinen Blätter der Birke huschen schnell und verstohlen herab, als wollten sie, daß keiner ihren Tod sähe.

Die langen Blätter der Esche schießen schnell wie ein Pfeil durch die Luft, andre wieder tänzeln und schwirren, und so ist überall ein sonderbares Leben, was doch in Wirklichkeit ein Sterben ist.

Die Umrisse der Baumgestalten, der Stäm­me und Aeste werden deutlich sichtbar. Was so lange der Sommer hinter üppigem Laube verbarg, jetzt wird es offenbar. Eine neue besondere Schönheit kommt in den Park, ge­wissermaßen eine Architektur der Bäume, an Stelle der vergehenden malerischen Schön­heit, die aus Laub, Licht und Schatten be­stand.

Ganz neue Durchsichten tun sich auf, der Park wird größer, scheints, und wo man nie über die Mauer ins Land sehen konnte, jetzt ist der Blick frei und eröffnet eine zauber­hafte Rundschau auf das ferne Gebirge, das so lieblich blau ist.

Ich weiß nicht, soll ich dem vergangenen Sommer nachtrauern oder mich auf den kom­menden Frühling freuen?

Tch stecke mir ein prachtvolles kupferrotes Ahornblatt an den Hut, gehe durch die lodern-

Die Blätter fallen .

Aufnahme: Plösser

MALER HERBST

Den blauen Mantel voll Altweiberhaar geht wieder Maler Herbst heut über Land dem Sommer nach, der gestern eilig war, mit späten Rosen in der müden Hand.

Doch eine Blüte, die er wohl verlor am Gartenwege hinter meinem Haus, steckt sich der Meister pfiffig hinters Ohr und packt dann langsam seine Farben aus.

Die Staffelei rückt mitten er ins Feld, wo Wald und Wiese ruhen Hand in Hand, dann malt er lustig jenes Stückchen Welt ganz kinderbunt bis an den goldnen Rand..

Die Sonne wundert sich, oktobermild, und auch der Bauer mit schlohweißem Haar, sie schauen lange auf das bunte Bild und denken, daß noch gestern Sommer war.

GERHARD REYHER

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den Alleen und denke unschlüssig: Dieser Herbst, ist er nun ein Witwer oder ein Bräu­tigam?

Vor dem Glashaus hüstelt der alte Gärt­ner. Seine Frau ist schon lange tot, aber da hat mir doch neulich jemand erzählt, der alte Kerl gehe auf Freiersfüßen und wolle noch einmal heiraten. Ich höre ganz deutlich, wie er bei der Arbeit ein wenig vor sich hin­pfeift. Ist der nun ein Witwer oder ein Bräu­tigam? Schade, ich vergaß, ihn vorhin danach zu fragen. Ich wills morgen tun.

Teich mit Schwänen / Von Alexander Sacher-Masoch

Die große Allee führte zum Teich. Der Herbststurm rüttelte bereits an den Aesten der Kastanien. Die Blätter sind gelb und se­hen wie große Hände aus. Braune, glänzende Früchte wirft der Wind von den Bäumen. Sie schlagen auf den hartgetretenen Weg der Al­lee auf und hüpfen durcheinander, komische Bocksprünge ausführend. Die Allee führt zum Teich mit den Schwänen.

Menschen kommen vorbei, die den Park durchqueren. Alte Frauen und Männer, Kin­der, Spaziergänger und solche, die eilig sind, weil sie, von einem Ende zum anderen der großen Stadt unterwegs den Park durchque­ren. Für diese letzten ist der Park nur eine Station, kein Aufenthaltsort. Aber alle blei­ben sie stehen, ein paar Minuten lang, vor dem Teich mit den Schwänen.

Es sind das die letzten Tage der Schwäne hier im Teich, denn bald werden sie fortge­schafft, damit sie den Winter gut überstehen. Große und kleine Schwäne sind im Teich. Sie kommen dem Ufer nah, majestätisch segelnd, wie längst verschollene, vorzeitliche Fregat­ten, heben den schlanken Kais und neigen den Schnabel anmutig, die Nahrung aufzuneh­men, die man ihnen zuwirft. Das Wasser ist dunkel, die Schwäne sind schneeweiß. Ihr Ge­fieder glänzt. Wenn man das Auge so über den Teich mit den Schwänen gleiten läßt, dann lächelt man innerlich. Schönheit, denkt man. Das ist Schönheit.

Da stehen sie hinter dem Gitter, das den Teich vom Ufer trennt. Männer und Frauen, Arbeiter in blauen Kitteln, Soldaten, Kinder und junge Mädchen.

Alle vertragen sich, vor dem Teich mit den Schwänen. Da gibt es keinen Unterschied. Man spürt die Schönheit, die ein Geschenk ist, das allen gilt. Armen und Reichen, Alten und Jun­gen, Großen und Kleinen.

Laterne, Laterne .

Ans Fenster gelehnt, sah ich hinunter auf den großen Platz, wo die Kastanien dunkel standen. Da tönte es aus der eben beginnen­den Nacht heraus:Laterne, Laterne ... So hatte es schon gestern geklungen, so schon früher einmal vor langen Jahren, als ich sel­ber noch klein war. Ich lauschte und konnte den Text nicht ganz zusammenbringen. Wie ging es nur weiter?Sonne, Mond und Ster­ne ... Aber was kam dann? Ich horchte ins Dunkel hinein, und wie ein Echo tönte ein neuer Anfang von fernher und aus der Tiefe einer andern Straße heraus:Laterne, La­terne ...

Brenne auf, mein Licht! hörte ich sie sin­gen, und welche Lichtseligkeit lag in diesem beschwörenden Anruf. Mir schien, als sei in diesem Gesang alle Freude am Leben, alle Daseinslust enthalten, und im Zuhören wurde mir wieder gewiß, daß es Glück gibt in der Welt, Zuversicht und große Erwartung. Oh schönes Laternenlied, von Kindern inbrünstig ins Dunkel hineingesungen.

Und dann kamen sie. Um die Ecke herum schwebte die erste Laterne, rot und groß, eine

Oktober

Von Eduard Moser

Wie vor der Enthüllung eines großen und köstlichen Kunstwerks ist jetzt die Landschaft vom grauen Mantel des Frühnebels verdeckt. Dein Auge hat nur, was im Bereich der näch­sten Schritte liegt: den ausgefahrenen Weg mit erhöhten und begrünten Streifen der Mitte entlang, die Ränder der aufgebrochenen Fel­der mit schweren, feuchtdunklen Schollen, den Rain auf der anderen Seite, wo hin und wie­der sacht und allmählich sich ein Schlehen­strauch aus dem Grau löst und auf dich zu­kommt, spinnwebenverhangen und nesselum­wachsen.

Weit ab liegen die Berge und in einem so zarten und duftigen Blau, als möchten sie in wenigen Augenblicken eines werden mit dem Himmel. Und je näher sich die Linien der Hügel schwingen, desto mehr wandelt sich das seidige Blau in Grün. Aber es ist nicht mehr das satte, kühle Grün des Sommers. Dort die Birken gilben schon und zwischen den Fichten im Wald drüben färben sich die grünen Flek- ken der Buchen oliv. Nach wenigen Nebel­nächten werden sie in rostigem Rot und in leuchtendem Gelb prangen.

Vor dir liegt leer und sommermüde der Ak- ker zwischen Wiesenstreifen, deren Gras noch einmal aufzustreben scheint. Aber zu Flut und Fülle kommt es nicht mehr. Am Rain, der nie

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An der Oder

An der Oder

prunken nicht stolze Gesänge, still ziehen die Kähne die Spur in den Abend hin.

An der Oder

schlummern noch alle die Klänge, die Sterne verkünden sie nur und der Mondrubin.

Hans Niekrawietx (Aus dem GedichtbändchenOderlieder" des oberschlesisdien Lyrikers)

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den wehen Schnitt der Sense erlebte, beugen sich die Halme noch lang und schwer, schwer von den blitzenden Diamanten des Taus. Und unter diesem feierlichen Dom aus Grün und Edelstein, geweckt vom warmen Strahl der Sonne, beginnt eine einsame, letzte Grille noch einmal ihre Sommerreise.

Du selber glaubst dich noch im Sommer! Bis in die letzten Wochen hinein überfiel er dich laut und drängend mit gleißendem Licht, heißem Reifen und zitternder Luft. Du dachtest noch kaum an etwas anderes. Und doch ver­nehmen deine Sinne heute etwas Neues. Der ganze Klang, das ganze Wesen der Welt um dich ist anders geworden. Der Oktober schrei­tet mit dir in die dunkle Zeit des Jahres hin­ein!

Die Musterung

Von Georg Büsing

Bauer Thoden brauchte einen Mann zur Kartoffelernte. Ein großer Breiter und ein kleiner Krummbeiniger stellten sich vor. Der Bauer sah die zwei nur einen Moment an und verpflichtete den Kleinen durch Handschlag.

Das verstehe ich den ganzen Tag nicht! sagte ich.Warum nimmst du denn nicht den Kräftigen!

Thoden griente:Weil er die Flicken in sei­ner Büx vorm Hintern hat, der sitzt also gern. Aber der Kleine hat sie vor den Knien, der ist zum Kartoffelausbuddeln grade richtig!

. . / Von Karl Bahnmüller

leuchtende Kugel. Sie wurde an der Stange getragen und schien doch frei dahinzutanzen. Hinterher folgte ein ganzer Kometenschweif aus Laternen. Es gab grüne und blaue, viele rote, und sie schwankten über den kleinen, lichttrunken tappenden Gestalten, die mir un­gewiß blieben. Zuweilen nur trat ein Gesicht hervor, hell angeschienen von dem wunder­baren Gebilde aus gefaltetem Papier, das eine zitternde Kerzenflamme umschloß. Jedoch ich glaubte die Augen zu sehen, die gebannt in den Lichtschein starrten, die Wangen, die glühten vor Eifer. Da gingen sie hin, diese Lichtträger Sie suchten das tiefste Dunkel, dort unter den Kastanien und es kamen aus andern Straßen noch andere Gruppen. Sie näherten sich einander, sie vereinigten sich und zogen ihre Kreise auf dem Platz.

Sie strebten hierhin und dorthin. Droben am nachtblauen Himmel glitzerten die Wan­delsterne, und drunten im Dunkel vollzog sich das irdische Widerspiel des himmlischen Rei­gens der Zug der Kinder, der Tanz ihrer Laternen. Ihr Gesang tönte fort und fort und lobten den Mond und die Sterne.