MONTAG, 2. OKTOBER 1950 ÜBERPARTEILICHE HEIMATZEITUNG 6. JAHRGANG / NR. 153
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„Deutsche Industrieausstellung 1950“
Bundespräsident Heuß bei der Eröffnung / Botschaften Trumans und Bevins / Neue Verfassung Berlins in Kraft
BERLIN. Bundespräsident Prof. Heuß eröffnete am Sonntag in Anwesenheit der Alliierten Hohen Kommissare, von Vertretern der Bundesregierung und des Bundestages sowie zahlreicher Ehrengäste aus Berlin und Westdeutschland die „Deutsche Industrieausstellung 1950“ in der Festhalle am Berliner Funkturm. Der Bundespräsident sprach den Wunsch aus, die Ausstellung möge dazu beitragen, zwischen der westdeutschen und der Berliner Industrie eine enge Verbindung herzustellen. Die Ausstellung werde außerdem ihre Wirkung auf die Bevölkerung der Ostzone nicht verfehlen. Sie werde diesen Menschen die Hoffnung geben, daß es eines Tages bei ihnen auch wieder einmal so sein werde.
Bundeswirtschaftsminister Erhard stellte fest, die Berliner Wirtschaft müsse ein Bestandteil der Wirtschaft des Bundesgebietes werden. Diese Ausstellung sei ein entscheidender Beitrag zur Verwirklichung dieses Zieles. Die Produktion des Bundesgebietes habe bereits 115 Prozent der des Jahres 1936 erreicht. Der Export belaufe sich gegenwärtig, auf ein Jahr umgerechnet, auf zwei Milliarden Dollar.
Der anwesende ehemalige ERP-Verwalter Paul Hoffman verlas eine Botschaft Trumans, in der der Präsident der USA die Fortsetzung der Hilfe der Vereinigten Staaten zusagte im „Vertrauen auf das Verlangen der deutschen Bevölkerung und ihrer Republik, sich bei der Verteidigung alles dessen, was das Leben erst lebenswert macht, mit den freien Völkern der Welt zu vereinigen“.
Der britische Handelsminister Harold Wilson,, der den britischen Pavillon eröffnete, gab die Unterzeichnung des neuen Handelsabkommens zwischen Großbritannien und der Bundesrepublik bekannt. Der Parlamentssekretär für auswärtige Angelegenheiten, Lord Hende.rson, überbrachte die Botschaft von Außenminister B e v i n , in der dieser versicherte, daß die britische Regierung Berlin in seinem Kampf zur Erhaltung seiner Freiheit und zur Ueberwindung seiner gegenwärtigen Schwierigkeiten weiterhin unterstützen werde.
Am Samstag wurde in Anwesenheit von Bundespräsident Heuß, des amerikanischen Hohen Kommissars McCloy und des ERP- Administrators Hoffman das Marshall-Haus auf dem Berliner Messegelände eröffnet. McCloy erklärte bei dieser Gelegenheit, die Berliner Industrieausstellung solle ein Ausdruck der für die Westsektoren gesicherten Freiheit sein.
In zehn großen Hallen, mit einer Gesamtausstellungsfläche von 45 000 Quadratmetern haben über 2000 Firmen, davon 800 aus dem
Bundesgebiet, ihre Erzeugnisse ausgestellt. In den ausländischen Pavillons geben die USA, England, Frankreich, Belgien, Italien und die Schweiz einen Ueberblick über ihre industriellen Leistungen.
Das Berliner Stadtparlament beging das Inkrafttreten der neuen Berliner Verfassung im Schöneberger Rathaus mit einem Festakt. Im Sitzungssaal waren erstmals neben den Fahnen der Bundesrepublik, der Bundesländer und Berlins auch die Fahnen der sowjetisch besetzten deutschen Länder gehißt, versehen mit einem Trauerflor.
An dem Festakt nahmen Bundespräsident Heuß, die Bundesminister Kaiser und
Erhard sowie eine Anzahl von- Bundestagsabgeordneten teil. Der Bundespräsident erklärte, Berlin sei zwar nach dem Paragraphen noch nicht 12. Land der Bundesrepublik, es bleibe aber immer eine zentrale Kraft der Mitte und des Friedens, auch wenn es heute noch Vorposten genannt werde.
Oberbürgermeister Prof. Reuter äußerte die Hoffnung, daß die gegen den Willen der Bevölkerung bestehende Spaltung Berlins mit der tatkräftigen Hilfe der Bundesrepublik und der Welt nicht mehr lange andauern werde. Das Ziel aller Arbeit sei es, Berlin wieder zu einen, den Vorhang zwischen der Ostzone und Berlin niederzureißen, die Gebiete östlich der Oder-Neiße wieder zu erlangen und schließlich den Weg zu einem neuen und geeinten Europa vorbereiten zu helfen.
Bundeskanzler Dr. Adenauer brachte in einem Telegramm seine tiefe Verbundenheit mit Berlin, dieser „Insel im bolschewistischen Meer“, zum Ausdruck und bedauerte, daß er wegen dringender Staatsgeschäfte nicht habe nach Berlin kommen können.
McArthur fordert Uebergabe
Südkoreanische Einheiten haben d en 38. Breitengrad überschritten
TOKIO. Der Oberbefehlshaber der UN- Streitkräfte, General McArthur, richtete am Sonntag über den Rundfunk an die Nordkoreaner die Aufforderung, die Feindseligkeiten einzustellen, die Waffen niederzulegen und sich zu ergeben.
Der Text der Uebergabeaufforderung lautete:
„An den Oberkommandierenden der nordkoreanischen Streitkräfte: Die baldige und vollkommene Niederlage und restlose Vernichtung Ihrer Streitkräfte und Ihrer Kriegsindustrie ist nunmehr unvermeidlich.
In Anbetracht dessen, daß die Entscheidung der Vereinten Nationen mit den geringstmöglichen Verlusten an Menschenleben und der ebenso geringstmöglichen Zerstörung jeglichen Eigentums durchgeführt werden soll, fordere ich, als Oberkommandierender der Streitkräfte der Vereinten Nationen, Sie und die Ihnen unterstellten Truppen in allen Teilen Koreas auf,
Stürmische UN'Ausschußsitzung
Ostblock verzögert Koreadebatte / Sicherheitsrat will zu Formosa Peking hören
LAKE SUCCESS. Die erste Sitzung des politischen Ausschusses der UN-Vollversammlung nahm am Samstag schon kurz nach der Eröffnung einen stürmischen Charakter an, da die 'Ostblockstaaten versuchten, die Debatte über die Koreafrage zu verzögern. Der sowjetische Außenminister Wyschinski brachte die Griechenlandfrage zur Sprache und forderte die Freilassung von 19 Gefangenen durch die griechische Regierung, während die Delegierten der Westmächte die sofortige Beratung der Koreafrage verlangten. Daraufhin mußte die Sitzung für kurze Zeit unterbrochen werden.
Bei den Beratungen über das Koreaproblem stellte Wyschinski den Antrag, Vertreter Nord- und Südkoreas zu hören. Der russische Antrag wurde mit 46:6 Stimmen bei 7 Stimmenthaltungen abgelehnt. Dagegen nahm der Ausschuß den von Nationalchina eingebrachten Antrag, die Südkoreaner zur Teilnahme an der Debatte einzuladen, mit 50:5 Stimmen bei 5 Stimmenthaltungen an.
Der Delegierte der USA, Warren Austin, erklärte zu Beginn der Debatte, die künstliche Grenze, der 38. Breitengrad, habe „weder rechtliche noch vernunftgemäße Daseinsgrundlagen“. Außerdem setzte sich Austin für einen Antrag auf Bildung einer neuen UN-Kommis- sion ein, die den Wiederaufbau und die Wiedervereinigung Koreas überwachen soll.
Großbritannien brachte am Freitag gemeinsam mit sieben anderen Ländern in der Vollversammlung der UN eine Resolution ein, wonach es General McArthur überlassen werden solle zu entscheiden, ob die Bodentruppen der UN den 38. Breitengrad überschreiten sollen.
Der Sicherheitsrat der UN beschloß am Freitag, zu der Beratung der Beschwerde der chinesischen Kommunisten über eine amerikanische Aggression gegen Formosa Vertreter
Französisdie Offensive
SAIGON. Französische Truppen sind aus dem Raum von Hanoi, der Provinzhauptstadt von Nordvietnam, zu einer großangelegten Offensive gegen den Hauptstützpunkt Thai- Nguyen im Zentrum des Aufständischengebiets Vietminh in Nordindochina angetreten. Die französischen Truppen sind bereits 65 km weit vorgerückt, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Beim Durchkämmen der Urwaldgebiete vernichteten sie verschiedene kleinere aufständische Gruppen.
des kommunistischen China hinzuzuziehen. Nach einem weiteren Beschluß des Rates wird diese Frage nach dem 15. November behandelt werden. Für den von Ecuador eingebrachten Antrag stimmten die Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich, Norwegen, Indien, Jugoslawien und Ecuador, dagegen die USA, Nationalchina und Kuba, Aegypten enthielt sich der Stimme.
In der Samstagsitzung des Sicherheitsrats wurde ein sowjetischer Antrag, die „amerikanischen Bombenangriffe auf nichtmilitärische Ziele in Nordkorea“ zu verurteilen, mit neun Stimmen gegen eine (UdSSR) bei einer Enthaltung (Jugoslawien) abgelehnt.
die Waffen niederzulegen und die Feindseligkeiten unter den Bedingungen einzustellen, die ich anordne. Ich fordere Sie außerdem auf, sofort sämtliche gefangenen Angehörigen der Streitkräfte der Vereinten Nationen und alle Zivilinternierten, die sich unter Ihrer' Kontrolle befinden, freizulassen und für ihren Schutz und ihren sofortigen Transport an die Plätze, die ich Ihnen angebe, Sorge zu tragen.
Die nordkoreanischen Streitkräfte einschließlich Ihrer in den Händen der Vereinten Nationen befindlichen Kriegsgefangenen werden nach Recht und Brauch zivilisierter Völker behandelt werden und die Erlaubnis erhalten, sobald wie möglich nach Hause zurückzukehren.
Ich erwarte Ihre umgehende Entscheidung über diese Angelegenheit, um weiteres Blutvergießen und weitere Zerstörungen zu vermeiden.“
Am Sonntagmorgen haben starke südkoreanische Truppenverbände den 38. Breitengrad, die Grenze zwischen Nord- und Südkorea überschritten. Der Befehl hierzu war ihnen bereits am Samstag von General Walker, dem Oberbefehlshaber der 8. Armee erteilt worden. Erstes Angriffsziel ist die nordkoreanische Stadt Jangjang, etwa 8 Kilometer von der Grenze entfernt.
Das südkoreanische Parlament hatte am Samstag einstimmig beschlossen, die UN zur Ueberschreitung des 38. Breitengrads durch die UN-Streitkräfte aufzufordem. Der südkoreanische PräsäHent Syngman Rhee gab öffentlich bekannt, die südkoreanischen Truppen würden bis zur mandschurischen Grenze vorrücken, unabhängig davon, ob sich die UN- Truppen dem Vormarsch anschlössen oder nicht.
Die UN-Streitkräfte haben ihren Vormarsch nach Norden verlangsamt und bilden jetzt mehrere Sperriegel quer durch Südkorea, um ihren geschlagenen Gegnern die Flucht nach Norden zu verwehren.
Tsdiu En-lai droht
Jahrestag der chinesischen Volksrepublik
PEKING. Der Ministerpräsident des kommunistischen Chinas Tschu En-lai erklärte am Sonntag in einer über Radio Peking verbreiteten Rundfunkansprache anläßlich des Jahrestags der Gründung der chinsischen Volksrepublik, China werde „nicht untätig einer Invasion seines Nachbarlandes durch die Imperialisten Zusehen“. Das chinesische Volk sei an den Vorgängen in Korea sehr interessiert. Die USA hätten den Koreakonflikt als Vorwand für die Entsendung der 7. Flotte in die Gewässer von Formosa und für die Bombardierung der Mandschurei benutzt.
ASitiver „Beitrag“ der Sowjets
Oesterreichs Kommunisten drohen mit neuen Streiks
WIEN. Auf der Sitzung des Alliierten Kon- trollrats für Wien beschuldigten am vergangenen Wochenende die drei westlichen Hohen Kommissare die Sowjetunion, aktiv zu den kommunistischen Demonstrationen der letzten Tage beigetragen zu haben. Die sowjetischen Behörden hätten vorsätzlich eine Minderheit zu Demonstrationen und Gewaltmaßnahmen ermutigt, in der Absicht, die Arbeit der österreichischen Regierung in Mißkredit zu bringen.
Am Samstag kamen in Wien die kommunistischen Betriebsräte aus allen vier Besatzungszonen Oesterreichs zusammen, offenbar um neue Instruktionen zu empfangen, ob sie die Streiks und Unruhen der letzten Tage fortsetzen oder abbrechen sollen. Sie kündigten schließlich einen neuen Streik für Mittwoch
an, wenn die Regierung bis Dienstagabend ihre Forderungen auf Erhöhung der Löhne um 20 Prozent — mindestens jedoch um 200 Schillinge — nicht billige. Die Regierung hatte eine Erhöhung um 10 Prozent, mindestens aber um 100 Schilling, vorgeschlagen.
ZSviFsaUon ein KoHektivwerk
Fran?ois-Poncet sprach in Offenburg
OFFENBURG. Die deutsche Jugend müsse sich von ererbten Vorurteilen freimachen, eine neue Mentalität gewinnen und sich entschlossen zu der Erkenntnis durchringen, daß „die Epoche des blinden Nationalismus überwunden“ sei, erklärte der französische Hohe Kommissar Frangois-Poncet am Samstag bei der Wiedereröffnung des neugebauten Grimmelshausen-Gymnasiums in Offenburg. Der Hohe Kommissar, der als Unterprimaner zeitweise selbst die Schule besucht hatte, forderte die Schüler auf, ihren kritischen Geist zu üben und sich über alles Vorgetragene ein persönliches Urteil zu bilden.
Kein Volk sei aus sich allein etwas geworden. Die Zivilisation sei ein Kollektivwerk, zu dem jede Nation das Ihre beigetragen habe. „Hüben und drüben“ müsse kühn und entschlossen am Bau eines europäischen Kontinents gearbeitet werden. Die Jugend der beiden Nachbarländer müsse von dem Gefühl der notwendigen Solidarität unter den westeuropäischen Völkern durchdrungen sein. Nationalismus sei eine entartete Form des Patriotismus. Beide Länder sollten sich davon fernhalten, von der eigenen Ueberlegenheit überzeugt zu sein.
Rundtunkkrieg Südwest
Unter den vielen Begleiterscheinungen des Abstimmungskampfes für den Südweststaat, die möglichst schnell vergessen werden sollten, weil sie wenig schön waren, muß doch ein Tatbestand herausgegriffen und etwas beleuchtet werden, da er ein Unikum darstellt: Die Auseinandersetzungen zwischen dem Studio Freiburg und dem Studio Tübingen, die ihre Programme hintereinander auf gleicher Welle senden und beide dem Südwestiunk in Baden- Baden angehören.
Als das Siidwestfunk-Studio Tübingen am 20. Juli 1950 seiner Bestimmung übergeben wurde, wies der Vertreter der Staatsregierung, Kultminister Dr. Albert Sauer, in einer Ansprache darauf hin, daß die neue Einrichtung gerade bei der Volksbefragung über den Südweststaat eine große Bedeutung haben werde. Ihr falle nämlich die Aufgabe zu, so sagte er etwa, das Für und Wider dieses Planes zu erörtern und die Hörer zuverlässig und loyal über die Auffassung der Bevölkerung und der führenden Kreise zu unterrichten. So dachte sich die Regierung die Aufgabe des Studios, und die Leitung des Studios fühlte sich ohne Zweifel solchen Grundsätzen erst recht verpflichtet.
In Wirklichkeit aber kam es anders. In der Woche vor der Volksbefragung nämlich stellte das Studio Freiburg die Zeit von 12.00—12.10 Uhr den Altbadenern zur Verfügung, Studio Tübingen aber trat hgrnach ebenso ausschließlich für den Südweststaatgedanken ein. So entwickelte sich ein frisch-fröhliches, mitunter der Schärfe nicht entbehrendes Hin und Her der Auseinandersetzung mit Polemisieren, Dementieren und unter dem Einsatz aller funkischen Mittel, wie man es sonst nur von Sendern zweier feindlicher Mächte im 'wirklichen oder im kalten Krieg gewohnt ist. Tübingen fand dabei eine sehr wirksame Form für die Propagierung des Südweststaatgedankens, nachdem es nun einmal durch die Freiburger Altbaden-Sendungen dazu gezwungen war.
Man muß dem Tübinger Studio auch einräumen, daß es nur in diesen 10 Minuten, von 12.10—12.20 Uhr, für den Südweststaat eintrat, während Studio Freiburg auch andere Sendungen in den Dienst der Propaganda für die Wiederherstellung des alten Badens stellte. So wurde zum Beispiel die ständige Sendung „Alemannische Chronik“ zu einer „Badischen Chronik“ umgestempelt, und noch am Mittag des Abstimmungstages folgte statt der angekündigten Sendung „Ein Herbsttag im Breisgau“ eine Hörfolge mit dem Titel „Dieses schöne Land“, in der erfreulicherweise wenigstens der direkte Hinweis aüf die Abstimmung vermieden wurde. Die Tübinger Herren sind ihren Freiburger Kollegen auf diesem Wege nicht gefolgt. Offenbar bewahrte sie davor der gute Geschmack und die Rücksichtnahme auf die Hörer, die ja schließlich auch etwas anderes hören wollen als politisch-propagandistische Tendenzen in Sendungen, wo man sie nicht erwartet.
Mit welchen Mitteln aber der Rundfunkkrieg im Haus des Südwestfunks geführt wurde, mag an einem einzigen Beispiel geschildert werden. Am Samstag um 12 Uhr brachte Studio Freiburg Auszüge aus Südweststaatsendungen des Tübinger Studios. Es verwendete dabei eine im Studio Tübingen gesendete Antwort des württembergisch-badischen Finanzministers Dr. Edmund Kaufmann auf eine Behauptung des nordbadischen Altbadenführers Dr. Birk aus Heidelberg. Dieser hatte behauptet — und seine Worte gingen mit seiner eigenen Stimme durch den Aether —, der nordbadische Landesteil sei benachteiligt, weil er die Kosten für das US-Hauptquartier in Heidelberg allein habe aufbringen müssen. Der Stuttgarter Finanzminister antwortete darauf: „Ja, das stimmt, Baden hat diese Kosten im wesentlichen allein aufgebracht.“ Er führte dann weiterhin aus, daß der nordwürttember- gische Landesteil andere Speziallasten habe. So zum Beispiel die Reparatur sämtlicher Armeefahrzeuge der ganzen US-Zone. Allein schon dieser Posten überwiege bei weitem die Kosten für das US-Hauptquartier. Im übrigen zeigten die Abrechnungen, daß die Besatzungskosten gerecht im Verhältnis 60:40, entsprechend der Einwohnerzahl, verteilt aufgebracht worden seien. Studio Freiburg wiederholte nun diese Worte, ließ den Finanzminister Kaufmann jedoch nach dem ersten Satz „Ja, das stimmt, Baden hat im wesentlichen diese Kosten allein aufgebracht“ verstummen, um anschließend Studio Tübingen unehrlicher Kampfesweise zu bezichtigen. Wenige Minuten später wies der Tübinger Sprecher diesen Vorwurf zurück, kritisierte sehr scharf das Verhalten Freiburgs und brachte nochmals die ganze Antwort des Finanzministers Kaufmann.
Man mag aus diesem E \spiel sehen, wie weit der Krieg im Aether gediehen war. Die Frage, was die Hörer zu dieser Auseinandersetzung zwischen Freiburg und Tübingen gesagt haben, wird von diesen wohl selbst schon beantwortet sein. Aber auch die Leitung des Südwestfunks in Baden-Baden sollte sich über den merkwürdigen Rundfunkkrieg im eigenen Hause ihre Gedanken machen.