6. Jahrgang
WIRTSCHAFT
NunawrUl
Dritte Zollkonferenz in Torquay
Bundesrepublik erhofft Ausfuhr erleichterungen auf dem Agrarsektor
TORQUAV. Am Donnerstag begann in'der englischen Stadt Torquay die dritte internationale Zollkonferenz seit 1947. Diese Besprechungen werden für die deutsche Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung sein, da die Vorteile, die die Bundesrepublik auf der Ausfuhrseite erwartet, durch entsprechende Zugeständnisse auf der Einfuhrseite bezahlt werden müssen. Hierbei sind jedoch in erster Linie die Landwirtschaft und die Ernährungsindustrie betroffen.
Bisher liegen die Wunschlisten von insgesamt 17 ausländischen Staaten vor. Außerdem sind Forderungslisten von weiteren Staaten eingegangen. Die Wünsche der ausländischen Staaten richten sich auf die Herabsetzung der Zölle aller bedeutenden Positionen auf dem landwirtschaftlichen Sektor. Dänemark verlangt von Deutschland fast durchweg Zollfreiheit. Es folgen die Beneluxstaaten, die das eigene liberale Zollsystem auf alle anderen Teilnehmer übertragen sehen möchten. Die Wünsche der USA richten sich nur gegen eine beschränkte Anzahl von Positionen und betreffen eine Reduzierung der deutschen Zollsätze im Durchschnitt etwa um die Hälfte. Die anderen Länder haben sich im wesentlichen auf ihre besonders wichtigen
Ausfuhrprodukte beschränkt. Diese Wünsche beziehen sich im Durchschnitt ebenfalls auf eine Herabsetzung der deutschen Zollsätze um die Hälfte.
Bezüglich der deutschen Wünsche nach Herabsetzung der landwirtschaftlichen Zölle bei den anderen teilnehmenden Staaten hat die Bundesrepublik bisher 19 Staaten Wunschlisten überreicht. Sie erstrecken sich im wesentlichen auf Malz, Bier, Wein, Schaumwein, Weinbrand, Essenzen, Stärke und Klebemittel, Baumschulenerzeugnisse, Forstpflanzen und Sämereien, Zuk- kerrüben-, Gras- und Kleesamen und andere landwirtschaftliche Sämereien, Blumensamen, Nutz- und Zuchtvieh, Fleisch und Fleischprodukte, Fische und Fischerzeugnisse, Zucker und Süßwaren sowie Hopfen.
Im Bundesernährungsministerium hofft man, daß wenigstens eine gewisse Anzahl von Ausfuhrerleichterungen für die Produkte des Agrarsektors geschaffen wird.
Auf den beiden letzten Zollkonferenzen in Tof- quay sind in 270 Sitzungen 45 000 Zollpositionen revidiert worden. Den Rahmen der diesjährigen Verhandlungen bildet das Mehrseitigkeitsatokom- men vom Vorjahr, „Gatt“ benannt.
Kaufzurückhaltung und Käuferstreiks
Jahreshauptversammlung des Lebensmitteleinzelhandels
URACH. Der Hauptverband des deutschen Le- bensmitteleinzelhandels (mit Sitz in Wiesbaden) legte in einer am Dienstag zur Frage der Preisgestaltung gefaßten Entschließung dem organisierten Zusammengehen von Verbrauchern und Einzelhandel große Bedeutung bei. Vereinte Kaufzurückhaltung, gegebenenfalls sogar Käuferstreiks, würden nach Ansicht des Verbandes die Preisbildung bei einzelnen Lebensmitteln nachhaltend beeinflussen.
Die Jahreshauptversammlung beauftragte die leitenden Organe, entsprechende Maßnahmen zu treffen (dem Verband gehören mehr als 100 000 Lebensmitteleinzelhändler, im Bundesgebiet an).
Außerdem sprach sich der Verband für ein hohes Realeinkommen der Verbraucher aus und verwahrte sich gegen die Behauptung, die letzten Preiserhöhungen für Lebensmittel seien auf eine. Erhöhung der Handelsspannen zurückzuführen.
Der Verband wandte sich auch gegen Steuererhöhungen im allgemeinen und eine Erhöhung der Umsatzsteuer im besonderen. Ziel der Steu
erpolitik müsse nicht die Minderung der Kaufkraft, sondern die Erhöhung der Umsatzmöglichkeiten sein, um durch hohe Umsätze bei niedrigen Steuern das gleiche Steueraufkommen zu erhalten.
In einer Entschließung wurde gegen die starke Preissteigerung bei Frischfischen Stellung genommen und die zollfreie Einfuhr von Frischfischen aus Ländern gefordert, die bisher nicht für die Einfuhr vorgesehen waren.
1,4 Millionen t Zucker für 1950/51
BONN. Der Versorgungsplan des Bundesemäh- rungsministeriums sieht für das am 1. Oktober beginnende Wirtschaftsjahr 1950/51 die Bereitstellung von 1,4 Mill. t Zucker vor. Diese Menge entspricht einem Monatsdurchschnitt von 116 000 Tonnen. Im 1. Halbjahr 1950 lag der Durch- schndttsverbrauch bei 93 000 t monatlich. In der Gesamtmenge sollen 750 000 t aus der deutschen Ernte gewonnen und 650 000 t durch Einfuhren beschafft werden.
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Lnridwir tsrhnft Landwirtschaft sucht noch Dauerkräfte
TÜBINGEN. Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Arbeitskräften ging in Württemberg- Hohenzollern nach Beendigung der Getreide- und Oehmdernte, die in diesem Jahr reibungslos eingebracht werden konnten, fühlbar zurück. Nach Mitteilung des Landesarbeitsamtes werden jetzt noch gut eingearbeitete Dauerkräfte, möglichst mit Melkkenntnissen, gesucht.
Der Bedarf an Emtekräften war gering, die angeforderten Erntehelfer konnten im allgemeinen zur Verfügung gestellt werden. Vielfach halfen Verwandte und Bekannte den landwirtschaftlichen Familien. Auch durch Werksbeurlaubungen einer Reihe von industriellen Betrieben während der Erntezeit wurde die Einbringung erleichtert.
Allgemein ist festzustellen, daß durch die Beschaffung von Traktoren und sonstigen landwirtschaftlichen Maschinen weit weniger Arbeitskräfte als früher benötigt werden. Kleinbetriebe, die über keine eigenen Maschinen verfügen, nahmen bei den Erntearbeiten vielfach die Hilfe benachbarter größerer Betriebe in Anspruch. Für die Hopfenernte im Kreis Tettnang standen Hopfenpflücker in genügender Zahl zur Verfügung. Sehr viele von ihnen wurden durch Lastkraftwagen täglich an die Arbeitsstellen gebracht. Für die im Bodenseegebiet sehr reichliche Obsternte wurden nur vereinzelt Hilfskräfte angefordert.
Schleppender Absatz der Tabakernte
KARLSRUHE. Der Absatz der qualitativ guten Tabakernte in der Bundesrepublik, deren Wert auf 80 Mill. DM geschätzt wird, geht entgegen allen Erwartungen nur sehr schleppend und zu gedrückten Preisen vor sich. Die Pflanzer, die darüber sehr bestürzt sind, machen das Bundesfinanzministerium wegen der Nichtvorlage des Tabaksteuergesetzentwurfs für den drohenden Zusammenbruch des Tabakmarktes im Bundesgebiet verantwortlich. Außerdem wird beanstandet, daß das Bundeswirtschaftsministerium in dem Augenblick, da eine gute Inlandsernte zum Verkauf steht, weitere 5 Mill. Dollar für Einkauf von amerikanischen Tabaken freigegeben hat. Eine Besserung wird nur erwartet, wenn
Landesproduktenbörse Stuttgart
26. September 1950
Nachdem die Anordnung Pr. 38/50 inzwischen im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde und somit Gesetzeskraft erlangte, richtet sich das Geschäft in Brotgetreide auf die in dieser Anordnung enthaltenen Preise aus. Die Umsätze bleiben jedoch klein, weil die Erzeuger mit der Wein- und Hackfruchternte beschäftigt sind.
In Braugerste haben die Umsätze nachgelassen, da die Brauereien und Malzfabriken für den Beginn der Mälzereikampagne gedeckt sind. Sie halten sich daher trotz rückläufiger Preise im Einkauf zurück.’ Für gute einwandfreie Braugerste bleiben die Forderungen unverändert auf Basis 34—35 DM je 100 kg (Ausstichgerste entsprechend höher). Großhandelspreise ab Verladestation. In der Qualität abfallende Partien finden auch zu ermäßigten Preisen keine Käufer.
In Futtergetreide finden keine Umsätze statt.
Bei reichlichem Angebot von Weizen- und Roggenmehl sind die Käufer zurückhaltend.
Auch für Mühlennachprodukte besteht nur schleppender Absatz. Lediglich Nachmehle begegnen einigem Interesse.
Das Einkellerungsgeschäft in Speisekartoffeln ist immer noch nicht in Fluß gekommen. Durch das anhaltende Regenwetter ist das Angebot nicht bedeutend. Die Großhandelspreise liegen unverändert bei 7.80—8 DM je 100 kg lose, waggonfrei Empfangsstation.
Infolge der Feldarbeiten ist das Angebot in Heu und Stroh klein bei nach wie vor geringer Nachfrage. An den nominellen Notierungen hat sich nichts geändert.
das Bundesfinanzministerium die 50prozentige Beimischung inländischer Rohtabake mit Steuerbegünstigung zur Herstellung von Feinschnitttabaken genehmigt und die übermäßigen Einfuhren einschränkt, bis die Inlandsernte 1950 zu kostengerechten Preisen abgesetzt ist.
Zur Qualität der diesjährigen Tabakernte teilte der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Landesverbände der Tabakbauvereine Dr. Meißner mit, der Jahrgang 1950 sei „spezifisch leichthändig“ und besitze gute Qualitäten sowohl für die Zigarren- und Stumpenindustrie wie auch für die Rauchtabakherstellung.
Landwirtschaftliche Universalgeräte nicht zulassüngspflichtig
w. HAMBURG. Der Bundesminister für Verkehr teilt mit: Die neuerdings in größerem Umfang auf den Markt kommenden land- und forstwirtschaftlichen Einachsfahrgeräte, die so beschaffen sind, daß Anbau, Antrieb und Bedienung der üblichen land- und forstwirtschaftlichen Arbeitsgeräte möglich sind (z. B. Hako- Fräse, ILO - Fräse, AGRIA - Einachsschlepper, Bungartz-Einachsschlepper) sind landwirtschaftliche Universalgeräte, die zu den in § 18 der Straßenverkehrsordnung (StVZO) aufgeführten Arbeitsmaschinen gehören. Sie sind als solche nicht zulassungspflichtig, auch nicht bei Verwendung mit Anhängern. Für den Holder-Einachs- schlepper wurde das früher bereits klargestellt.
In diesem Zusammenhang wird daran erinnert, daß Kraftfahrzeuge mit nicht mehr als 6 km/std Höchstgeschwindigkeit (ausgenommen ihren Verkehr auf den Autobahnen) für das Anwendungsgebiet der StVZO nicht als Kraftfahrzeuge gelten (DA zum § 4 StVZO).
Wichti' ps ln Kfirtv
Steigender Osteuropahandel
FRANKFURT. Der westdeutsche Export nach Osteuropa ist in der letzten Zeit erheblich angestiegen und erreichte im 2. Vierteljahr 1950 mit rund 155 Mill. DM einen neuen Nachkriegshöchststand, wie aus einem alliierten Bericht hervorgeht.
An erster Stelle der osteuropäischen Käufer steht Jugoslawien mit rund 47 Mill. DM, gefolgt von Ungarn mit 38, Finnland mit 24,8, Polen mit 20,3 und der Tschechoslowakei mit 16,4 Mill. DM.
Die Sowjetunion hat keine westdeutschen Waren eingeführt. Ihr Export in die Bundesrepublik belief sich auf 68 000 DM.
Die Importe Westdeutschlands sind in der Berichtszeit im Gegensatz zu den Exporten abgesunken, so daß die Bundesrepublik über ein Aktivsaldo von 69,7 Mill. DM verfügt.
Die hauptsächlichen westdeutschen Exporte nach Osteuropa bestehen aus: Maschinen, Eisen- und Stahlprodukten, Chemikalien und Schrott.
Industrieproduktion weiter gestiegen
FRANKFURT. Nach dem Wirtschaftsbericht der amerikanischen Hohen Kommission ist die Gesamtproduktion der deutschen Industrie -im Monat August weiter gestiegen und hat nun 114 Prozent der Erzeugung des Jahres 1936. Vierzehn verschiedene Industriezweige haben Mengen produziert, die seit Ende des Krieges noch nie erreicht worden waren.
61 Schiffsneubauten fertiggestellt
HAMBURG. Vom 1. Januar bis Ende August wurden im Bundesgebiet 20 Frachtschiffneubau- ten mit 31 500 BRT und 41 Küstenmotorschiffe mit 117 000 BRT fertiggestellt. Im Bau oder in Ausrüstung befanden sich Anfang September 64 Frachtschiffe mit 124 100 BRT und 39 Küstenmotorschiffe mit 11 200 BRT.
Deutsche Reeder kauften 9 Frachtschiffe, zwei Motortanker und 2 Seeschlepper mit 47 169 BRT. Damit erhöhte sich die Zahl der Schiffseinfuhren auf 70 Einheiten mit 239 941 BRT.
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Bekanntmachung
Der Redakteur der in Schwenningen erschienenen Zeitung „Unsere Stimme“, Wolfgang Gutmann, ist wegen öffentlicher Beleidigung des Herrn Bundeskanzler; vom Landgericht Rottweil durch Urteil vom 22. 6. 50, rechtskräftig am 30. 8. 50, zu einer
Geldstrafe von 1000 DM
im Falle der Uneinbringlichkeit zu einer Gefängnisstrafe von 3 Monaten verurteilt worden.
Dem Herrn Bundeskanzler ist das Recht zuerkannt worden, die Verurteilung öffentlich bekanntzugeben. Von diesem Recht wird hiemit Gebrauch gemacht.
Bonn, den 26 September 1950
Bundeskanzleramt